Wie Luxemburg dem Senegal auf seinem Weg zum Schwellenland helfen will

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Die Luxemburger Delegation um Grand-Duc Henri und die Regierungsmitglieder Schneider, Dieschbourg und Closener wird in dem westafrikanischen Land herzlichst empfangen. Doch es geht um mehr als bloße Freundlichkeiten.

Nachdem der erste Tag der offiziellen Visite im Senegal dem Großherzog mit einem Rundgang auf der Gorée-Insel beeindruckende Einblicke in die vergangene Zeit der Kolonialherrschaft und des Sklavenhandels gewährte, stand der zweite Tag am Montag im Zeichen der Zukunft. Luxemburg hilft Senegal dabei, die Weichen zu stellen. Der heutige Tag führt den Grand-Duc in den Norden Senegals, nach Saint-Louis.

In Begleitung der Minister Carole Dieschbourg, Romain Schneider und Staatssekretärin Francine Closener sowie Khoudia Mbaye, Senegals Ministerin für Investitionsförderung und Entwicklung der Fernmeldedienste, führte es den Grand-Duc zu einem Wirtschaftsforum nach Diamniadio.

Dort entsteht ein neuer städtischer Pol, etwa 30 Kilometer von Dakar entfernt. Das, was hier entstehen soll, nennen einige das neue Silicon Valley Westafrikas. Das riesige sandige Gelände ist zurzeit eine einzige Baustelle. Überall stehen Baukräne, Bagger und andere Maschinen. Fertiggestellt wurde bislang nur das imposante Konferenzgebäude, wo das Wirtschaftsforum stattfand, und nebendran ein schickes Hotel.

Aber mittelfristig wird sich hier vieles tun. Denn auch der neue Flughafen befindet sich in der Nähe. Und der wird viele Büros aus der Hauptstadt hinauslocken. Denn Dakar platzt aus allen Nähten.

Erfolgsstorys schaffen

Die Organisatoren des Wirtschaftsforums sind die luxemburgische und die senegalesische Handelskammer sowie die senegalesische Agentur für die Förderung von Investitionen und großen Arbeiten (APIX). Das Thema: Eine innovative Partnerschaft. Beide „Chambres de commerce“ unterschrieben ein Memorandum of Understanding zur Stärkung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern. „Wir wollen uns zusammentun, um viele Erfolgsstorys zu schaffen“, so Daouda Thiam, Interimspräsident der Senegalesischen Handelskammer. Staatssekretärin Closener lobte ihrerseits die „exzellenten Beziehungen“ beider Staaten.

Euphorische Begrüßung am Marché Kermel in Dakar

Ziel des Forums sei es einerseits, Bilanz der Beziehungen zu ziehen, andererseits neue Möglichkeiten zu erörtern, die sich nicht mehr nur im Bereich der Entwicklungshilfe befänden, sondern rein wirtschaftlicher und kommerzieller Art seien.
Luxemburg sieht Senegal als ein Tor nach Afrika. Großherzog Henri betonte die Wichtigkeit des Landes für Luxemburg. Dies zeige sich auch daran, dass Luxemburgs bislang erste und einzige wohnhafte Botschafterin auf dem Kontinent in Dakar sitze. Nicole Bintner besetzt den Posten dort seit 2017.

Durch die privilegierte Partnerschaft mit dem Senegal fühle sich Luxemburg zur Unterstützung wichtiger Reformen in dem Land verpflichtet, so der Großherzog. Dies sei vor allem im Hinblick auf den „Plan Sénégal Emergent“ wichtig. Das ehrgeizige Projekt von Präsident Macky Sall sieht vor, dass Senegal bis 2035 den Status „Entwicklungsland“ abgeben und den eines „Schwellenlandes“ annehmen kann.

Nach dem Forum besuchten Großherzog Henri und die luxemburgischen Minister in Begleitung von Abdoulaye Diouf Sarr, Senegals Minister für Gesundheit und Soziale Aktion, das Regionalzentrum für Gesundheit und Entwicklung in Westafrika, Enda-Santé. Das Zentrum liegt in einem botanischen Garten. Großherzog Henri und Romain Schneider enthüllten dort eine Gedenktafel. Eine Partnerschaft zwischen Enda-Santé und der luxemburgischen NGO Stop Aids Now/Access hat nun die dritte Phase des Projektes „Grenzen und potenzielle Gefahren bei Aids in Westafrika“ eingeläutet. Luxemburg hat die Finanzierung ermöglicht.

Der Marché Kermel ist ein beliebter Treffpunkt 

Zurück in Dakar, stand zuerst die Besichtigung der Baustelle „Espace Ataya Properties“ an. Das Projekt sieht den Bau von sieben Wohngebäuden vor, die von der luxemburgischen Architektin Tatiana Fabeck entworfen wurden. Die Wohnungen wurden auf afrikanische Bedürfnisse zugeschnitten. Alle Zimmer haben Zugang zu den Außenfenstern, so Fabeck. Angesprochen werden soll damit die rasant wachsende Mittelschicht im Land.

Zu einem regelrecht euphorischen Empfang kam es wenig später in der Altstadt Dakars, als der Großherzog samt Ministern und Delegation den Marché Kermel betraten. Bei einem Großbrand im Jahre 1993 war der bei Einheimischen beliebte Lebensmittelmarkt zu großen Teilen zerstört worden. Luxemburg und die EU-Kommission beteiligten sich am Wiederaufbau.

Senegalesische Gastfreundschaft vor dem Marché Kermel

1997 wurde der bekannte Markt neu eingeweiht. Für viele Händler und Familienbetriebe war diese Neueröffnung existenzrettend. Dies gaben die Händler den Besuchern aus Luxemburg auch deutlich zu spüren. Dennoch sind manche verärgert, weil zwei nahe gelegene Supermarktketten ihnen inzwischen das Geschäft vermiesen.
Im Anschluss führten die Minister Dieschbourg und Schneider sowie Staatssekretärin Closener bilaterale Gespräche mit ihren jeweiligen Amtskollegen. Die Themenpalette reichte von der Entwicklungszusammenarbeit über Klima- und Umweltschutz, Wirtschaft bis zu den aktuellen Themen der internationalen Politik.

Präsident Macky Sall

Am Abend des zweiten Tages hatte Senegals Präsident Macky Sall den Grand-Duc samt Minister und Delegation in den Präsidentenpalast eingeladen. Nach den offiziellen Gesprächen unterschrieben Romain Schneider und Senegals Wirtschafts- und Finanzminister Amadou Bâ das 4. PIC („Programme indicatif de coopération“), das sämtliche Projekte der Luxemburger Entwicklungshilfe im Senegal der Jahre 2018 bis 2022 umfasst.

Ein Gala-Diner im Präsidentenpalast rundete den zweiten Tag der offiziellen Visite ab. Der dritte und letzte Tag führt die luxemburgischen Gäste in den Norden Senegals, nach Saint-Louis. Die Stadt grenzt an das nördliche Nachbarland Mauretanien. Dort steht der Fokus auf dem Problem der Bodenerosion an der Küste von Guet-Ndar. Daneben sollen ein Berufsausbildungszentrum und das dortige regionale Krankenhaus besichtigt werden. Ein Rundgang durch die Stadt, die auch noch „Venedig Afrikas“ genannt wurde und seit dem Jahr 2000 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, schließt die offizielle Visite im Senegal ab.