iSpaceWie eine Firma aus Luxemburg der NASA Mondstaub verkauft

iSpace / Wie eine Firma aus Luxemburg der NASA Mondstaub verkauft
Mathias Link von der Luxemburger Weltraumagentur LSA, US-Botschafter Evans, der japanische Botschafter Okuyama und Julien Lamamy vom Unternehmen iSpace gestern bei einer Pressekonferenz Foto: Botschaft der Vereinigten Staaten

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Das Luxemburger Unternehmen iSpace wurde ausgewählt, um auf dem Mond Bodenproben für die NASA zu sammeln. Die Mission wird wahrscheinlich zur ersten Bewährungsprobe für das luxemburgische Space-Mining-Gesetz. Über die Bedeutung der Mission sprachen die Beteiligten gestern bei einer Pressekonferenz.

Randy Evans staunte nicht schlecht, als er zum ersten Mal eine Veranstaltung der Luxemburger Raumfahrtbehörde LSA besuchte. Unter all den Flaggen, die aufgehängt waren, fand der amerikanische Botschafter jene seines Landes nicht. Ein Versäumnis der Veranstalter? Immerhin sind die Amerikaner eine Weltraumnation und waren die Ersten, die mit einer bemannten Mission auf dem Mond gelandet sind! Wie sich herausstellen sollte, hatte das Fehlen der Flagge einen Grund. Zu diesem Zeitpunkt hatten Luxemburg und die USA noch keine Absichtserklärung über eine Zusammenarbeit im Weltall unterschrieben. Das würde sich dramatisch ändern, wie der Botschafter gestern bei einer Pressekonferenz berichtete.

Im Mai 2019 reiste der amerikanische Handelsminister nach Luxemburg, um mit seinem luxemburgischen Amtskollegen Etienne Schneider besagte Absichtserklärung zu unterschreiben. Kurz darauf besuchte Astronauten-Legende Buzz Aldrin das Großherzogtum. Es folgte eine Reise luxemburgischer Diplomaten nach Amerika, wo sie sich mit NASA-Chef Jim Bridenstine trafen. Im September 2020 begab sich eine Delegation der NASA nach Luxemburg, um sich mit Wirtschaftsminister Fayot und einer Reihe von Unternehmen aus der Branche zu treffen. Drei Wochen später unterschrieb Luxemburg zusammen mit einer Handvoll anderer Länder, der japanischen Weltraumbehörde JAXA und der NASA die Artemis-Vereinbarung über die friedliche Zusammenarbeit im Weltall.

„Fruchtbare Zusammenarbeit“

Von der „fruchtbaren Zusammenarbeit“ mit Luxemburg schwärmt auch der japanische Botschafter Jiro Okuyama. So ist zum Beispiel Professor Junichiro Kawaguchi, Initiator des Hayabusa-Projekts, Mitglied des Advisory Board der luxemburgischen Space-Resources-Initiative.

Nun wollen die USA erneut zum Mond. Zum ersten Mal soll eine Frau den Mond betreten und dieses Mal soll eine ständige Präsenz auf dem Erdtrabanten etabliert werden. Eine Weltraumstation – die „Gateway“ – soll in einem Orbit um den Mond geparkt werden: ein erster Schritt in Richtung Mars. Und dieses Mal nimmt die NASA andere Nationen und Privatunternehmen mit an Bord.

Die Eroberung des Sonnensystems ist längst zu einer kollektiven Anstrengung geworden. Und doch ist es ungewöhnlich, wenn ein kleines Land wie Luxemburg, ohne Weltraumhafen und ohne Astronauten, mittendrin ist, wenn ein neuer Meilenstein auf dem Weg zum Mars gesetzt wird. Möglich macht es eine Firma aus Japan, deren europäisches Hauptquartier in Luxemburg-Stadt auf dem alten Werksgelände von Paul Wurth liegt – iSpace.

Aushängeschild des New Space

Das Privatunternehmen hat sich in den letzten Jahren gewissermaßen zum Aushängeschild einer jungen wilden Generation von Weltraumunternehmen in Luxemburg gemausert, die kollektiv als „New Space“ bezeichnet werden. iSpace hat Niederlassungen in Tokio, Luxemburg und Denver. In Luxemburg betreibt die Firma ihre hauseigene Mondlandschaft, in der Rover getestet werden. Eine ähnliche Anlage besitzt in Luxemburg noch Hightech-Schmiede der Uni – das Institut SNT.

iSpace will zum Mond und ist diesem Ziel ein gutes Stück nähergekommen. Als erstes Luxemburger Unternehmen wurde iSpace von der NASA ausgewählt, um an der Artemis-Mission teilzunehmen. Die Männer und Frauen von iSpace sollen auf dem Erdtrabanten Proben von der Oberfläche einsammeln und der NASA verkaufen. Die Proben werden auf dem Mond gelagert, bis die NASA das Mondgestein physisch bergen kann.

Tatsächlich konnte iSpace gleich zwei Verträge mit der NASA abstauben. Einen erhielt die Konzernmutter in Japan und einen die Niederlassung in Luxemburg. Die Mission des Mutterhauses soll 2022 stattfinden. Dabei soll ein Lander auf der Mondoberfläche landen und Proben sammeln. Die Mission der Luxemburger Niederlassung soll 2023 stattfinden. Dabei soll ein Rover zum Südpol des Mondes gebracht werden, der u.a. Proben einsammelt. In beiden Fällen verkauft iSpace das Mondgestein für erschwingliche 5.000 Dollar an die NASA.

Ein Rover von iSpace, der in Luxemburg getestet wurde
Ein Rover von iSpace, der in Luxemburg getestet wurde Foto: Editpress/Tania Feller

Erster Deal mit Rohstoffen im Weltall

Obwohl es bei den Deals nur um eine kleine Menge Mondstein geht, kann die Bedeutung dieser Mission nicht genug betont werden. Darin sind sich alle Beteiligten einig. Bei den Missionen geht es auch darum, einen Präzedenzfall zu schaffen. Es handelt sich dabei um den ersten Handel mit Rohstoffen, der im Weltall stattfindet. Die Transaktion soll zur „Normalisierung“ solcher Geschäfte beitragen. iSpace glaubt, dass dieses Ereignis der Startschuss für das Erde-Mond-Wirtschaftssystem sein wird.

Zum großen Erstaunen internationaler Beobachter hatte Luxemburg 2017 als zweites Land weltweit (nach den Vereinigten Staaten) ein Gesetz erlassen, das den Abbau von Ressourcen im Weltall reguliert und Unternehmen Rechtssicherheit gibt. Ein ähnliches Gesetz befindet sich in Japan derzeit auf dem Instanzenweg. Der internationale Weltraumvertrag von 1963 regelt, dass kein Land sich einen Himmelskörper aneignen kann. Wie es um die daraus extrahierten Rohstoffe steht, sagt dieser Vertrag nicht. Heute besteht ein Konsens, dass sich diese Rohstoffe angeeignet werden dürfen. Die Artemis-Vereinbarung bestätigte diese Position noch einmal.

Die iSpace-Mission könnte sich auch zum ersten Testlauf für das luxemburgische Space-Mining-Gesetz entwickeln. Das Unternehmen befindet sich bereits mit dem Staat in Gesprächen für eine Lizenz. Offiziell wurde noch kein Antrag gestellt, bestätigte Mathias Link von der Luxemburger Weltraumagentur LSA gestern bei der Pressekonferenz.

Weiterer Schritt zum Mars

Vielleicht bleibt iSpace nicht das letzte Unternehmen aus Luxemburg, das an einer Mondmission der NASA teilnimmt. In einer Pressemitteilung der US-Botschaft heißt es: „Die NASA freut sich jetzt schon auf weitere Unternehmen aus Luxemburg, die sich der Mission zum Mond anschließen, und gratulierte iSpace.“

Der Abbau von Rohstoffen im Weltall ist für die Eroberung des Sonnensystems von enormer Bedeutung. Es geht dabei nicht darum, die Rohstoffe zur Erde zu schaffen. Vielmehr sollen sie vor Ort genutzt werden, um das Notwendige herzustellen. Darunter Atemluft für die Astronauten und Treibstoff für Raumschiffe. Ein begehrter Rohstoff, der im Weltall abgebaut werden soll, ist Wasser. Space-Mining gilt heute als Voraussetzung für eine Marsmission mit menschlicher Besatzung.

G.B.
10. Dezember 2020 - 13.38

Das Unternehmen INPACE entschuldigt sich bei seiner Kundschaft , dass der Vertrieb von Wind eingestellt werden musste .