VolleyballWie die beiden Luxemburger Europacup-Teilnehmer auf die kuriose Auslosung reagierten

Volleyball / Wie die beiden Luxemburger Europacup-Teilnehmer auf die kuriose Auslosung reagierten
Bartringen gegen Strassen – ein Duell, das es nach den Liga-Spielen, dem Meisterschafts- und Pokalfinale nun auch im Challenge Cup geben wird Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Man nahm es mit Fassung. Aber wirklich lachen konnte auch 24 Stunden nach der Auslosung noch keiner über das Los(pech): Die beiden Volley-Herrenteams aus Bartringen und Strassen treffen in der ersten Runde des Challenge Cupe ausgerechnet aufeinander. Die Chancen, dass es dazu kommen konnte, standen 1:16. Statt einer einmaligen Auswärtsreise erwartet die Spieler eine fünfminütige Autofahrt zum Konkurrenten – doch an den hohen Ausgaben der Organisation ändert dies nichts.

Der Rückkehr ins internationale Geschäft hätte man sich in Bartringen definitiv anders vorgestellt. Nach jahrelanger Abstinenz auf dem europäischen Parkett wurde dem Vizemeister ausgerechnet der nationale Liga-Überflieger aus dem benachbarten Strassen zugelost. Bob Breuer, der für die Organisation des Pokals zuständig ist, sprach wohl im Namen aller, als er das Challenge-Cup-Los seines Klubs als „Enttäuschung“ betitelte. Ein Jahr lang haben Spieler und Verein für die Teilnahme am europäischen Wettbewerb gekämpft, jetzt könnte die Reise im schlimmsten Fall gegen den größten nationalen Konkurrenten enden. „Der einzige Vorteil ist wahrscheinlich, dass uns Kosten für Flüge und Hotel erspart bleiben … Aber als wir uns dazu entschieden haben, uns in diesem Jahr anzumelden, war die Vorfreude groß. Wir wollten aber nicht auf eine Mannschaft treffen, die wir quasi zu Fuß erreichen könnten“, meinte er mit einem Lachen.

Doch ein weinendes Auge gibt es in dieser Geschichte auch. Es handelt sich dabei um die Fixkosten, die auf alle Mannschaften zukommen, die sich für das Turnier des europäischen Verbandes CEV einschreiben. Bei beiden Luxemburger Klubs liegt diese Summe im fünfstelligen Bereich: Pro Spieler, der seine erste Lizenz nicht bei der FLVB erhalten hat, werden 1.000 Schweizer Franken fällig. Diese gehen direkt an den CEV. Im Bartringer Fall kostet die Teilnahme am Challenge Cup also schon aufgrund der Anmeldung der Spieler mindestens 12.000 Euro. Hinzu kommen die Abfindungsgelder, die sogenannten „international rights“, die an die Verbände überwiesen werden müssen, bei denen die Erstlizenz unterschrieben wurde. 

Zudem muss der Heimverein für die Anreise, Unterkunft und Taschengeld der Schiedsrichter aufkommen, die vom CEV ausgewählt werden. Wird ein Unparteiischer aus dem nahen Ausland angefordert, bleibt es bei Spritgeld, ansonsten muss mit höheren Ausgaben gerechnet werden. Problematischer an der ganzen Geschichte wird es laut Breuer allerdings, nach diesem Los noch die nötige Anziehungskraft und Überzeugung bei den Sponsoren zu haben. „Das wäre mit einem ausländischen Namen sicher einfacher gewesen. Andererseits bedeutet das auch, dass wir unsere Chancen haben, um die zweite Runde zu erreichen. Das wäre bei einem großen Kaliber aus dem Ausland nicht der Fall gewesen.“

Budget: 25.000 Euro

In Strassen war die Gefühlslage am Mittwoch nicht anders. Claude Hoffmann, Sekretär und sportlicher Direktor der Mannschaft, war bei der Auslosung live dabei. „Es ist nicht lustig“, waren seine Worte. Der Double-Sieger hätte sich eine andere Aufgabe gewünscht, als aus dem Topf der 16 ungesetzten Teams ausgerechnet Bartringen zu erwischen. „Ich bin ein Mann der ersten Stunde“, sagte Hoffmann, „und kann mich nicht daran erinnern, dass es das schon einmal gegeben hat. Die Statuten des CEV schließen es allerdings nicht aus.“ 

Die Vorstädter sehen für ihre Teilnahme ein Budget von 25.000 Euro vor. „Uns geht es um die Außendarstellung des Klubs. Die Jungs haben in der ganzen Saison nur fünf Sätze abgeben müssen. Es soll eine Belohnung für sie sein. Für das Geld machen wir es nicht – denn eigentlich kostet es uns ja nur“, sagte Hoffmann. Auch er sprach die Anmeldegebühren an. „Ein Spieler, der in Trier oder Arlon aufgewachsen ist, aber seit Jahren mit Frau und Kindern in Luxemburg lebt, kostet trotzdem 1.000 Schweizer Franken. Mit einer Qualifikation für die zweite Runde würde sich das dann schon amortisieren. Im Fußball verdient man Geld beim internationalen Wettbewerb, das ist bei uns nicht der Fall …“

Der Verein, der sein 50-jähriges Bestehen feiert, sieht den Challenge Cup damit logischerweise auch als sportliches Highlight des Jahres. „Klar ist es für das Teambuilding und die Stimmung besser, ins Ausland zu fahren. Aber Fakt ist auch, dass ein Luxemburger Team weiterkommt und dann möglicherweise auf einen Topklub aus den Niederlanden trifft.“

Das Programm

Challenge Cup:
1. Runde (1/32-Finale): 
Herren:
Bartringen – Strassen am 11./13. Oktober und am 18./20. Oktober 2022
Damen: ASKÖ Steelvolleys Linz/Steg (AUT) – Walferdingen am 22./24. November und am 29.11./1. Dezember 2022