BogenschießenWeltklasse zu Besuch in Strassen: Die GT Open sind zurück und gehören weiterhin zu den internationalen Top-Turnieren

Bogenschießen / Weltklasse zu Besuch in Strassen: Die GT Open sind zurück und gehören weiterhin zu den internationalen Top-Turnieren
In den kommenden drei Tagen werden im „Centre national de tir à l'arc Marcel Balthasar“ in Strassen wieder etliche internationale Topschützen vor den Scheiben stehen Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Nach zwei Jahren Zwangspause sind die GT Open des Guillaume Tell Strassen wieder zurück und werden auch weiterhin zur World Series gehören. Für Organisator Jeff Henckels und sein Team eine Menge Arbeit, dennoch will der 38-Jährige auch selbst am liebsten zum Bogen greifen.

390 Schützen, viele internationale Topstars und gleich zwei Weltrekorde: Die siebte Auflage der GT Open im Jahr 2019 war aus rein sportlicher Sicht sicherlich die bisher bemerkenswerteste. Zum zweiten Mal gehörte das internationale Turnier des Guillaume Tell Strassen damals der World Series an, einem der wenigen Indoor-Wettkämpfe, die vom Weltverband World Archery zur höchsten Kategorie gezählt werden. Eine weitere Ausgabe war in Planung, dann kam jedoch die Corona-Pandemie.

Nach einer zweijährigen Zwangspause meldet man sich in Strassen nun ab Freitag zurück und darf sich weiterhin zum elitären Kreis der World Series zählen – mit den Turnieren in Taipeh im Dezember, Nîmes im Januar und dem Finale im Februar in Las Vegas gibt es dieses Mal insgesamt nur vier. „Zurückzukommen und gleich wieder diesen Status zu erhalten, war überhaupt nicht kompliziert“, erklärt Organisator Jeff Henckels. Dass man sich in Strassen dazu entschied, im letzten Jahr freiwillig auszusetzen, dafür hatte man auch beim internationalen Verband Verständnis. „Uns war es einfach zu riskant; im Endeffekt war es auch die richtige Entscheidung, denn ich glaube, wir hätten das ganze Ding sowieso zugemacht bekommen. Vor einem Jahr war die Situation einfach noch eine ganz andere.“ Mit dem Turnier in Nîmes, das jedoch wesentlich kleiner ausfiel, sowie dem Finale in Las Vegas waren die Spitzenturniere im letzten Jahr sowieso eher überschaubar.

Blick Richtung Paris

Und so ist die Freude beim luxemburgischen Klub, in diesem Jahr wieder zurück zu sein, umso größer, auch wenn in der Zwischenzeit einige Routinen verloren gegangen sind, wie Henckels mit einem Lachen zugibt. „Etwas tricky ist es schon. Nach dieser größeren Pause stellt man sich schon bei Kleinigkeiten immer wieder die Frage, wie das eigentlich noch einmal war.“ Die Sorge, dass in den vergangenen beiden Jahren viele freiwillige Helfer verloren gegangen sind, war allerdings unbegründet, wie der inzwischen dreifache Olympionike erleichtert zugibt. „Aktuell haben wir viele Leute, die eine Hand mit anpacken. Schwieriger war es da in der aktuellen Situation, verschiedenes an Material rechtzeitig herbei zu bekommen.“

Rund 250 Schützen erwartet der Strassener Klub in den nächsten drei Tagen, an das Vor-Corona-Kontingent kommt man dabei noch nicht heran. „Es sind vor allem die Schützen aus dem ferneren Ausland, die fehlen. Da hatte ich mir insgeheim mehr erhofft. Aber noch nicht überall sind die Corona-Regeln inzwischen so locker wie hier, das vergisst man, glaube ich, inzwischen schnell“, erklärt der 38-Jährige. So sind es besonders die asiatischen Länder, die dieses Mal in der Teilnehmerliste fehlen. Umso mehr freut sich Henckels aber darüber, dass sich für die kommenden Tage so viele Luxemburger angekündigt haben wie noch nie zuvor, und auch so mancher Topstar der Szene wird erneut in Strassen vor der Scheibe stehen, vor allem in der Compound-Kategorie, die wie bereits 2019 hochklassig besetzt ist.

2019 war Jeff Henckels (r.) beim Turnier in Strassen einzig in der Rolle des Organisators zu sehen, dies könnte in diesem Jahr anders sein
2019 war Jeff Henckels (r.) beim Turnier in Strassen einzig in der Rolle des Organisators zu sehen, dies könnte in diesem Jahr anders sein Foto: Jerry Gerard

Als Organisator der GT Open hat Jeff Henckels am Wochenende alle Hände voll zu tun, dennoch liebäugelt der Recurve-Spezialist damit, anders als etwa im Jahr 2019 auch selbst an den Start zu gehen. „Zum einen ist der Nationaltrainer da und würde gerne die Kader-Schützen alle am Start sehen, auch wenn er versteht, dass es bei mir eventuell nicht klappen wird. Zum anderen könnte man aber dieses Mal wertvolle Weltranglistenpunkte sammeln, was umso mehr motiviert, es zu versuchen.“ Geschuldet ist dies einer Regeländerung des Weltverbandes, denn anders als zuvor, als vor allem Wettkämpfe wie die EM, WM oder die Weltcups berücksichtigt wurden, gehen nun auch zwei dieser großen Indoor-Wettkämpfe in die Wertung mit ein. Dies könnte im Hinblick auf eine Qualifikation für Paris 2024 noch sehr wichtig werden, wie Jeff Henckels erklärt. Denn ein gewisser Prozentsatz an Punkten bleibt bis dorthin erhalten.

Der Blick des dreifachen Olympioniken, der zuletzt in Tokio bei Olympischen Spielen dabei war, ist also auf eine vierte Teilnahme gerichtet? „Ich mache mir derzeit nicht zu viele Gedanken darüber, es kann auch sein, dass ich mich in den nächsten zwei Jahren dazu entscheide, nicht mehr zu schießen, dann ist es halt so. Andererseits wäre es blöd, wenn man jetzt Punkte liegen lässt, die man noch gut gebrauchen könnte, wenn man es doch probieren möchte.“ Ganz ausschließen will Henckels einen weiteren Versuch, es zu den Olympischen Spielen zu schaffen, damit aktuell nicht. Und so ist er vielleicht am Wochenende dann wirklich in doppelter Rolle in Strassen zu sehen.


24 Luxemburger am Start

Auch Jeff Henckels zeigte sich über den großen Zuspruch der luxemburgischen Schützen überrascht: „Aktuell sind 24 gemeldet, so viele gab es bisher noch nicht, wenn ich mich recht erinnern kann.“ Mit dabei sind logischerweise die Schützen, die derzeit im Elite-Kader des COSL sind, und das sind nicht weniger als fünf: die Compound-Spezialisten Mariya Shkolna, Arnaud Hocevar und Gilles Seywert, sowie die Recurve-Schützen Pit Klein und (eventuell) Jeff Henckels. Am Start ist auch Ben Moes, der im Sommer das luxemburgische Herren-Compound-Team bei internationalen Wettkämpfen ergänzte. Gespannt sein darf man zudem auf den Auftritt einiger Nachwuchstalente wie etwa Kenza und Noah Pop oder Lea Tonus.


Die Favoriten

Auch wenn etwa die Koreaner, eine der Topnationen im Bogenschießen, in diesem Jahr bei den GT Open nicht an der Scheibe stehen werden, fehlt es dem Wettkampf sicherlich nicht an internationaler Klasse. Besonders im Compound können sich die Organisatoren über eine ganze Reihe an Weltklasse-Athleten freuen. Nicht zuletzt Mike Schloesser, die Nummer eins der Weltrangliste. Der Niederländer, seit jeher ein gern gesehener Gast in Strassen, war der erste Schütze, der das Kunststück fertigbrachte, in der Qualifikation das Maximum von 600 Ringen zu schießen. Dies wiederholte er noch zwei weitere Male. Mit Stephane Hansen (DK) und Nicolas Girard (F) schafften seither zwei weitere Schützen diese Bestmarke, auch sie sind in Strassen dabei.
Die Britin Ella Gibson sorgte derweil 2019 bei den GT Open in der Qualifikation mit 596 Ringen für einen Weltrekord – die derzeitige Nummer eins des World Rankings ist ebenfalls wieder in Luxemburg am Start. Im Recurve freuen sich die Organisatoren über die Teilnahme von Steve Wijler (NL), Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Tokio, sowie seiner Landsfrau Gaby Schloesser, die in Japan ebenfalls Silber gewann.
Ob es an diesem Wochenende erneut einen Weltrekord zu sehen gibt, ist nicht sicher, „es sind aber einige dabei, die dies durchaus schaffen können“, macht Jeff Henckels das Teilnehmerfeld dem Publikum noch einmal schmackhaft.