UnternehmenStahlkonzern ArcelorMittal erwirtschaftet kräftiges Gewinnplus

Unternehmen / Stahlkonzern ArcelorMittal erwirtschaftet kräftiges Gewinnplus
Für seine Produkte erzielt der Stahlhersteller aktuell gute Preise. Bild aus dem ArcelorMittal-Werk in Rodange. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Nach einem schwierigen Jahr 2020 drehen bei dem Stahlhersteller ArcelorMittal die Geschäfte wieder rund. Letztes Jahr verbuchte der Konzern einen Rekordgewinn von fast 15 Milliarden Dollar.

Mit einer Weltkonjunktur, die kräftig brummt, ist auch die Nachfrage nach Produkten aus Stahl wieder auf ein hohes Niveau gestiegen. Der in Luxemburg beheimatete Stahlkonzern ArcelorMittal konnte seine Verkäufe auf 76,6 Milliarden Dollar deutlich steigern. Im Vorjahr lag der Umsatz nur bei 53,3 Milliarden Dollar.

In der Folge ist auch der Gewinn der Unternehmensgruppe deutlich in die Höhe geschnellt. Stand am Ende des Pandemiejahres 2020 noch ein Verlust von 733 Millionen Dollar in den Büchern, so war es Ende 2021 ein rekordträchtiger Nettogewinn von fast 15 Milliarden Dollar. Das, obwohl der Konzern 2021 insgesamt leicht weniger Stahl produziert und leicht weniger Eisenerz gefördert hat als 2020.

„2021 war ein starkes Jahr, in dem wir an vielen Fronten Fortschritte gemacht haben“, wird Aditya Mittal, der seit Anfang 2020 Geschäftsführer des Konzerns ist, in der Pressemeldung zum Jahresergebnis zitiert. „Die Erholung der Weltwirtschaft nach der Aufhebung der ersten Covid-19-Beschränkungen unterstützte die lebhafte Nachfrage in allen Märkten und sorgte für ein sehr hohes Rentabilitätsniveau. Dies hat unsere Bilanz weiter gestärkt und die Erzielung beständiger Renditen für unsere Aktionäre sowie gezielte Investitionen in unser Geschäft ermöglicht.“

Ein gutes Resultat war erwartet worden. Bereits im dritten Quartal des nun abgelaufenen Geschäftsjahres hatte der Konzern mitgeteilt, sein bestes Ergebnis seit mehr als zehn Jahren erwirtschaftet zu haben. Es sind vor allem die gestiegenen Stahlpreise, die der Unternehmensgruppe die Kassen füllen. Der in Luxemburg beheimatete Konzern gilt derweil nur noch als zweitgrößter Stahlhersteller der Welt. Gemessen an der Produktionsmenge wurde er bereits 2020 von dem China Baowu Group überholt.

Im Jahr 2020 hatte der Stahlkonzern Corona-bedingt einen heftigen Umsatzeinbruch verbucht. Besonders heftig getroffen wurden die Geschäfte in den Monaten April bis Juni, die Lakshmi Mittal als „eine der schwierigsten Zeiten in der Geschichte des Unternehmens“ bezeichnet hatte. Danach erholte sich die Lage langsam wieder.

Verschuldung geht weiter zurück

Auch die Verschuldung hat der Konzern letztes Jahr weiter senken können, auf nunmehr netto 4 Milliarden Dollar. Viele Jahre lang hatte der Stahlkocher mit einem hohen Schuldenstand zu kämpfen. Nach der Fusion von Arcelor mit Mittal Steel lag die Verschuldung Ende 2008 bei über 26 Milliarden Dollar. Seitdem arbeitet der Konzern an einer Entschuldung. 2012 waren es noch 21,8 Milliarden, 2015 15,7 Milliarden Euro. Letztes Jahr lag der Schuldenstand noch bei 6,4 Milliarden Dollar.

Die Entwicklung der Verschuldung
Die Entwicklung der Verschuldung  Screenshot: ArcelorMittal

An den Börsen war die gute Entwicklung der letzten Quartale nicht unbemerkt geblieben. Mitte Januar dieses Jahres war der Kurs der Aktie des Stahlherstellers auf über 32 Euro gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Mitte 2008. Im Mai 2020 lag der Wert eines Anteilscheins teilweise noch bei weniger als 9 Euro pro Titel.

Dank der guten Entwicklung der Finanzen hat der Konzern angekündigt, weiter eigene Aktien zurückzukaufen. Auch sollen die Aktionäre eine Dividendenerhöhung erhalten. Die Ausschüttung soll von 30 auf 38 US-Cent pro Aktie angehoben werden.

Gute Aussichten für die Zukunft

Die Aussichten für die Zukunft schätzt der Konzern als „günstig“ ein. Während das Jahr 2021 durch eine Erholung der realen Nachfrage gekennzeichnet war, setzte sich die Erholung der Nachfrage jedoch fort, und es wird erwartet, dass dies zu einem weiteren sichtbaren Nachfragewachstum im Jahr 2022 führe, schreibt der Konzern. „Die Fundamentaldaten der Branche bleiben positiv, unterstützt durch neu verhandelte Verträge mit der Automobilindustrie. Unsere starke Bilanz ermöglicht es uns, in die überzeugendsten organischen Wachstumschancen zu investieren und unseren Übergang zu einer emissionsarmen Stahlerzeugung fortzusetzen“, wird Aditya Mittal zitiert.

Auch hierzulande scheint der Stahlkonzern wieder in ruhigeren Gewässern unterwegs zu sein. Vor einem Jahr sah das noch ganz anders aus: Als Folge der Schwierigkeiten 2020 hatte ArcelorMittal damals hierzulande einen Abbau von 15 Prozent der Arbeitsplätze angekündigt. In Tripartite-Gesprächen mit Gewerkschaften und Regierung wurde letztendlich vereinbart, keinen Standort zu schließen. Zudem verpflichtete sich der Konzern, bis 2025 mehr als 165 Millionen Euro zu investieren, um so den Fortbestand des Sektors im Großherzogtum zu sichern. Jedoch mit künftig nur noch 3.000 Arbeitsplätzen.

Nach einer ersten Sitzung des Überwachungsausschusses Mitte Januar hatte die Gewerkschaft OGBL nun mitgeteilt, dass es weniger Stellenstreichungen geben werde als ursprünglich geplant. Einige hätten sich als nicht mehr notwendig erwiesen und andere hätten vermieden werden konnten. Derzeit beschäftige das Unternehmen hierzulande weniger als 3.200 Mitarbeiter. Auch berichtete die Gewerkschaft damals, dass ArcelorMittal insgesamt mehr als 41 Millionen Euro an Investitionen getätigt habe. Der Konzern sei seiner Verpflichtung gegenüber den Arbeitnehmern und der luxemburgischen Regierung also nachgekommen.

Die Entwicklung des Aktienkurses
Die Entwicklung des Aktienkurses Screenshot: Bourse de Luxembourg