Jahresresultat 2022Spuerkeess erwirtschaftet Nettogewinn von 234,7 Millionen Euro

Jahresresultat 2022 / Spuerkeess erwirtschaftet Nettogewinn von 234,7 Millionen Euro
Die Geschäftsführung der Spuerkeess: (v.l.n.r.) Romain Wehles, Doris Engel, Françoise Thoma, Camille Fohl, Aly Kohll und Olivier Wantz Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 war ein gutes für die Luxemburger Spuerkeess. Etwas getrübt wurde die positive Stimmung nur von höheren Rückstellungen, ohne die ein noch höherer Gewinn erzielt worden wäre. Dem Luxemburger Staat winkt eine Dividende von 60 Millionen Euro.

Bei der staatlichen Bank ist man mit dem Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres überaus zufrieden. Trotz eines schwierigen und unsicheren Umfelds habe man es geschafft, das Ergebnis stabil zu halten, so Geschäftsführerin Françoise Thoma am Freitagnachmittag vor Journalisten. Erwirtschaftet wurde ein Gewinn von 234,7 Millionen Euro.

Dies, nachdem der Nettogewinn der Spuerkeess im Jahr 2021 um satte 75 Prozent auf den absoluten Rekordstand von 236,8 Millionen gestiegen war. Zum Vergleich: 2020 hatte die BCEE „nur“ einen Nettogewinn von 135,4 Millionen Euro erwirtschaftet. 2019 waren es 180 Millionen Euro.

Dabei war das Jahr alles andere als ein gewöhnliches, erläuterte Verwaltungsratspräsident Camille Fohl. Von Lieferkettenproblemen, geopolitischen Spannungen, steigenden Preisen, steigenden Zinsen, bis hin zum brutalen Überfall der Ukraine sei man mit einer Vielzahl an untereinander verbundenen Krisen konfrontiert worden. Für eine kleine, offene Wirtschaft habe das deutliche Herausforderungen mit sich gebracht, so Fohl. Und „als 1856 gegründete und stark im Land verwurzelte Bank sind wir ein Spiegelbild dieser Wirtschaft“.

Auch habe das Umfeld für die Bank letztes Jahr wieder „zurück in die klassische Normalität gefunden“, so Françoise Thoma weiter. Kredite kosten wieder Geld und für Sparguthaben gibt es wieder Zinsen.

„Der feste Zinssatz bringt Sicherheit“

Mehr Kreditausfälle auf Immobilienkrediten hat die Bank wegen der höheren Zinsen, ähnlich wie BGL BNP Paribas und Raiffeisen, aber nicht zu beklagen. Lange Zeit habe man die Kunden auf den Wandel vorbereitet, so Thoma. „Das passiert ziemlich selten“, fügte auch Romain Wehles aus der BCEE-Geschäftsführung hinzu. Insgesamt hätten zwei Drittel der Kunden Kredite mit einem festen Zinssatz und nur noch ein Drittel einen variablen Zinssatz. „Wir haben keine Veränderung festgestellt. (…) Der feste Zinssatz bringt Sicherheit.“

Da die allgemeine Stimmung in der Wirtschaft zu Jahresbeginn noch besser war, konnte die Bank im Verlauf des Gesamtjahres 2022 jedoch noch einen deutlichen Zuwachs (plus 7,8 Prozent) beim Volumen der vergebenen Immobilienkredite verbuchen. Insgesamt 4.471 Finanzierungen zum Kauf oder Bau von Wohnungen konnten so angeboten werden – das ist jedoch bereits ein Minus von rund zehn Prozent verglichen mit dem Vorjahr.

Zu Beginn des Jahres 2023 ist die Nachfrage nach Wohnungskrediten dann noch weiter zurückgegangen. Françoise Thoma redet von einem Rückgang von rund 40 Prozent. „Dabei sind unsere Kriterien nicht verschärft worden“, fügte sie hinzu. „Auch der Anteil der Kredite, die wir ablehnen, ist praktisch gleich geblieben. (…) Wir glauben, die Leute warten einfach mal ab, wie sich die Kauf- und Baupreise weiter entwickeln.“

Françoise Thoma und Camille Fohl
Françoise Thoma und Camille Fohl Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Der Bank selber hat die Normalisierung der Zinspolitik nicht geschadet. Sie konnte ihr Ergebnis mit der Zinsmarge um satte 22,1 Prozent auf 488 Millionen Euro steigern. Auch was erwirtschaftete Gebühren auf Finanztransaktionen angeht, konnte sie, trotz schlechten Börsenjahrs, einen weiteren kleinen Zuwachs von 3,6 Prozent auf 163 Millionen Euro erwirtschaften. Die Einnahmen von Dividenden von Beteiligungen sind um 34 Prozent auf 65,6 Millionen Euro gestiegen.

Im Laufe des Jahres ist die Bilanzsumme, die für das Geschäftsvolumen der Bank steht, um 5,8 Prozent auf 56,9 Milliarden Euro gestiegen. Die Spareinlagen der Kunden sind um 11,4 Prozent auf 41,2 Milliarden Euro gestiegen und das Volumen der vergebenen Kredite insgesamt um 5,8 Prozent auf 26,7 Milliarden Euro.

Entwicklung des Kreditvolumens und der Spareinlagen
Entwicklung des Kreditvolumens und der Spareinlagen Screenshot: BCEE

Dass die Spuerkeess 2022 mit solchen Wachstumszahlen, die deutlich schneller als die Kosten gestiegen sind, nicht einen noch höheren Gewinn eingefahren hat, führt die Bankchefin auf gestiegene Rückstellungen zurück. Im Jahr 2020 hatte man, bedingt durch Angst vor potenziellen Corona-Folgen, hohe Provisionen angelegt. Nachdem die Risiken meist jedoch nicht eingetreten waren, konnten die Provisionen 2021 wieder aufgelöst werden, was zum besonders guten Ergebnis in dem Jahr beigetragen hatte. 2022 war es wiederum anders: Bedingt durch das neue unsichere Umfeld habe man erneut „hohe Provisionen (45,8 Millionen Euro) angelegt, um auf mögliche Risiken vorbereitet zu sein“, so Thoma.

Nach Abzug von Steuern in Höhe von fast 50 Millionen Euro stand am Jahresende dann der bereits erwähnte Gewinn von 234,7 Millionen Euro in den Büchern. 60 Millionen hiervon werden an den Luxemburger Staat, als alleinigen Aktionär der Bank, fließen. Der Rest wird das Eigenkapital der BCEE weiter stärken.

Finanzchefin Doris Engel hob das im europäischen Vergleich „sehr hohe“ Eigenkapitalratio hervor. Zudem erklärte sie, dass man auch in puncto Liquidität (Red.: schnelle Verfügbarkeit von Bargeld) gut aufgestellt sei, um den Kunden, auch im Stressfall, schnell Einlagen zurückgeben zu können. Auch die internationalen Rating-Agenturen Standard & Poor’s (AA+) und Moody’s (Aa2) bewerten Spuerkeess weiterhin als sehr gut, unterstreicht die Bank. So könne die BCEE ihren Auftrag, zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Luxemburgs beizutragen, voll und ganz erfüllen.

Ende 2022 zählte die Belegschaft von Spuerkeess 1.843 Kolleginnen und Kollegen. 78 Mitarbeiter waren im Jahresverlauf neu eingestellt worden. Die Zahl der Spuerkeess-Filialen ist derweil, mit landesweit 52, stabil geblieben. Gleichzeitig habe man jedoch auch viel ins digitale Angebot investiert.

Was die Debatte um die europäische Einstufung von Gas und Atomkraft als „grün“ angeht, so erklärt die Spuerkeess, dass sie dabei ist, ein eigenes Produkt mit strengeren Kriterien zu entwickeln.

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 Screenshot: BCEE
Romain
23. April 2023 - 17.16

Gewinn ergaunert auf Kosten der Kunden