FinanzmärkteRückblick: 2022 war kein gutes Jahr an der Börse

Finanzmärkte / Rückblick: 2022 war kein gutes Jahr an der Börse
Insgesamt haben die 100 größten Börsenunternehmen letztes Jahr 7,2 Billionen Dollar bzw. 20 Prozent ihres Wertes verloren  Foto: AP/Henny Ray Abrams

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Im Jahr 2021 war es vor allem die Erwartung auf eine bald endende Pandemie, die weltweit die Aktienkurse nach oben getrieben hatte. Es war ein gutes Jahr für die Börsen. Letztes Jahr, 2022, ging es mit den Kursen dann jedoch rasant nach unten; die Geopolititik belastete die Stimmung.

Die Erwartungen für 2022 waren von Beginn an etwas gedämpft. Viele Sektoren hatten bereits zu Jahresanfang mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen. Gleichzeitig drückten die schnell steigenden Preise bereits die Konsumfreudigkeit der Verbraucher.

Doch es kam schlimmer als gedacht. Nicht eingepreist in die Erwartungen der Investoren war nämlich der russische Überfall auf die Ukraine. Mit all seinen Folgen: Die bereits seit den russischen Kriegsvorbereitungen gestiegenen Energiepreise sprangen nun weiter nach oben. Das Verbrauchervertrauen brach weiter ein. Es entstand eine neue Angst vor allen möglichen Versorgungsengpässen.

Um gegen die steigenden Preise vorzugehen, sahen sich im Laufe des Jahres 2022 dann selbst Europas und Japans Zentralbank verpflichtet, das Ende der Zeit des billigen Geldes einzuläuten. Mit der Verteuerung von Krediten soll die Verfügbarkeit von Geld gebremst, und so die Preissteigerungen verlangsamt werden.

Mit den einbrechenden Wachstumserwartungen sind dann schließlich auch die Aktienkurse an den Finanzmärkten eingebrochen: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx beendete das Jahr mit minus 11 Prozent. Im Jahr zuvor hatte er noch einen Gewinn von 21 Prozent verzeichnet. Der US-Standardwerte-Index Dow Jones schloss das Jahr mit einem Minus von rund neun Prozent ab, der S&P 500 mit fast 20 Prozent weniger. Beim technologieorientierten Nasdaq Composite Index waren es sogar minus 34 Prozent. Eine steigende Inflation und höhere Zinsen entwerten zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen, so die Befürchtung der Investoren.

Verluste auch in Luxemburg

In Japan verbuchte der Nikkei ein Minus von mehr als zehn Prozent, beim Hang-Seng-Index in Hong Kong waren es minus 15 Prozent. Der deutsche Leitindex DAX ging um zwölf Prozent zurück, der SMI in der Schweiz um rund 16 Prozent und der französische CAC 40 um fast neun Prozent. In Moskau – Russland wurde wegen seines Krieges mit zahlreichen Sanktionen belegt – betrug das Minus rund 40 Prozent.

Einer der wenigen Aktienindizes, die sich diesem globalen Trend widersetzen konnten, war der britische FTSE 100. Fachleute erklären dies mit der Entwicklung der zahlreichen Aktien von Öl- und Gasfirmen, die in dem Index vertreten sind. Auch in manch anderen Branchen wurden gegen den Trend Zuwächse verbucht. Während beispielsweise die Aktien des Online-Modehändlers Zalando und des Adidas-Konzerns rund die Hälfte ihres Wertes verloren haben, konnten der Rüstungskonzern Rheinmetall wie auch der Windparkentwickler PNE ihren Marktwert mehr als verdoppeln.

Der Luxemburger Börsenindex LuxX konnte sich dem negativen Trend nicht entziehen. Er beendete das Jahr 2022 bei 1.460,7 Punkten, fast 13 Prozent unter den 1.672,2 Punkten von Ende Dezember 2021.

Die Entwicklung des LuxX in den vergangenen zehn Jahren
Die Entwicklung des LuxX in den vergangenen zehn Jahren Screenshot: bourse.lu

Fast alle wichtigen Aktien im Luxemburger Index haben indes an Wert verloren. Beim Stahlhersteller ArcelorMittal waren es rund minus 13 Prozent. Auch der Wert der Papiere des Satellitenbetreibers SES hat im Jahresverlauf fast 13 Prozent verloren. Beim Medienkonzern RTL war es ein Minus von fast 15 Prozent, bei der Beteiligungsgesellschaft Brederode ein Minus von 16 Prozent und beim ArcelorMittal-Spin-off Aperam gar ein Wertverlust von rund 37 Prozent. Gegen den Trend zugelegt hat hingegen die Investitionsgesellschaft Reinet Investments, die im Laufe des Jahres fast 10 Prozent an Wert gewonnen hat.

Vorsichtiger Optimismus für 2023

Für das nun eben angelaufene Jahr 2023 geben sich viele Marktbeobachter vorsichtig optimistisch. Nachdem das Jahresende keine neuen schlechten Nachrichten gebracht hat (der Gaspreis in Europa geht zurück und in Deutschland wird nur mit einer kleinen Rezession gerechnet. Optimisten glauben zudem, dass die Risiken nun eingepreist sind und dass der Höhepunkt bei der Preissteigerungsrate überschritten sein könnte), hoffen sie nun auf ein besseres Börsenjahr 2023.

Jedoch sind die Risiken nicht aus der Welt verschwunden. Russland will weiter Krieg treiben, die allgemeine Preissteigerungsrate bleibt hoch und die Aussichten auf dem Energiemarkt bleiben mit Ungewissheit behaftet. Die Furcht vor einer möglichen Rezession nach den großen Zinsschritten der US-Notenbank Fed drückt weiter auf die Stimmung der Investoren. Auch die Ungewissheit über die Lage in China nach dem Ende der strengen Corona-Regeln beschäftigt die Anleger weiter.