Lockdown lightSo normal wie möglich: Vier Düdelinger erzählen, wie sie diese Zeit empfinden

Lockdown light / So normal wie möglich: Vier Düdelinger erzählen, wie sie diese Zeit empfinden
Der Lockdown light scheint für viele keinen allzu großen Eingriff in den neuen Alltag darzustellen Foto: Editpress/Anne Ludwig

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Obwohl jeder von uns sich mit denselben Einschränkungen arrangieren muss, könnten die einzelnen Lebenssituationen nicht verschiedener sein. Vier Düdelinger haben dem Tageblatt erzählt, wie sie die letzten Monate und den Lockdown light erleben. 

Christian Thill ist 44 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Seit März versuchen er und seine Frau, die neue Situation, den Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Mit seiner Diabeteserkrankung gehört Christian zur Risikogruppe. Angestellt beim „Centre national de l’audiovisuel“ (CNA) arbeitete er zu Beginn der Krise von zu Hause aus. Im allgemeinen Einverständnis hat Christian die Abteilung gewechselt: Vor dem Lockdown war er in der Mediathek tätig mit viel Kundenkontakt. Jetzt, um das Risiko zu mindern, ist er für das Administrative des „Service technique“ zuständig. Im CNA hat er mittlerweile ein eigenes Büro. Distanz und sich selbst schützen werden großgeschrieben, erzählt er im Interview über Videochat. Er hat die Möglichkeit, an vier Tagen die Woche im Home-Office zu arbeiten: Doch er möchte dies vermeiden. Der soziale Kontakt sei für ihn einfach wichtig, auch wenn er seine Frau morgens und nach der Arbeit sehe und sich um die Zwillinge kümmere. 

„Wir vier leben, so gut es nur irgendwie möglich ist, normal weiter“, erzählt der 44-Jährige. „Außer, dass wir diesen ‚Läppchen‘ vor dem Mund tragen müssen, um uns und andere zu schützen, haben wir weiter keine Einschränkungen.“ Einkaufen gehen machen sie wie immer. Mit den Kindern spielen sie viel im eigenen Garten. Mal spontan einen Kaffee trinken zu gehen, müsse für den Moment ausfallen und ins Restaurant seien sie sowieso nur ab und an gegangen. Von dem Standpunkt her haben ihnen die neuen Maßnahmen nicht wehgetan.

Anstatt, dass sie zu den Großeltern fahren, kommen diese jetzt zu ihnen nach Hause oder sie gehen im Wald spazieren. Auch sonst hatten sie nicht unmäßig viel Besuch zu Hause. Sie seien selten die Familie, die die Bude voll haben müsste. Die Kinder hätten unter der Woche Schule, Musik- und Ballettunterricht. Das Wochenende sei dazu da, um es gemütlich unter der Familie zu verbringen und zu entspannen.

Restaurants unterstützen

Die Gespräche mit den Düdelingern verstärken den Eindruck, dass der Lockdown light und die zusätzlichen Einschränkungen für viele keinen allzu großen Eingriff in den neuen Alltag darstellen. Für die 38-jährige Joëlle beispielsweise hat die Schließung der Restaurants und Cafés bewirkt, dass sie abends nicht mehr mit Freunden essen gehen kann. Das sei für sie jedoch nicht dramatisch. Außer auf der Arbeit vermeidet sie momentan sowieso zusätzliche Kontakte, da sie seit zwei Jahren bei ihrem Großvater im Haus lebt. Meistens kocht sie abends mit frischen Lebensmitteln und es wird viel lokal eingekauft. Etwas Gemüse zieht sie im eigenen Garten. Das Fleisch stammt von Luxemburger Bauern. Das sei schon immer so gewesen und nicht der Umstände halber.

Nur in diesem Jahr wird öfters Chinesisch oder eine Pizza beim Italiener bestellt als sonst in „normalen“ Zeiten: „Wir wollen die Düdelinger Restaurants unterstützen. Das ist uns beiden wichtig.“ In ihrer Freizeit macht sie zurzeit das, „was im Moment gemacht werden kann“. Neben dem Haushalt und kochen geht sie spazieren, schaut fern oder liest Bücher.

Maske tragen und lokal einkaufen

Für Marie-Rose Clemens, Jahrgang 1950, und ihren Ehemann fällt momentan der Besuch in dem Restaurant aus, in dem für sie das sanitäre Konzept perfekt umgesetzt worden sei. Auch ansonsten haben sie in dieser Krisenzeit lokale Restaurantbetriebe unterstützt wie auch die Düdelinger Geschäftswelt. Marie-Rose setzt auf lokal anstatt global: Alle Weihnachtsgeschenke hat sie auf der Luxemburger Verkaufsplattform „Lëtzshop“ gefunden.

Der eigene Schutz wie auch andere zu schützen, ist ihr wichtig. Ihre Enkelkinder sehen sie und ihr Mann mit Maske, einzeln mit je einem Elternteil und sie verbringen viel Zeit auf dem nahegelegenen Spielplatz. Dass die Restaurants geschlossen sind, kann sie nachvollziehen, wie auch dass die Geschäfte geöffnet bleiben. Allein die Message sei falsch gewesen und die Kommunikation der Regierung verbesserungswürdig. In den Restaurants hätte die Maske nur zum Essen ausgezogen werden dürfen, findet sie. Sie versteht auch nicht, warum die Geschäfte so viel für den „Black Friday“ werben durften.

An den Weihnachtsfeiertagen wird in diesem Jahr kein großes Essen stattfinden. Ihre Vereinstätigkeiten haben sie und ihr Ehemann auf Eis gelegt. Deswegen möchte Marie-Rose sich auf jeden Fall impfen lassen, um „ihren Alltag wieder etwas mehr wie früher gestalten zu können“.

Eine Infektion könnte den Tod bedeuten

Rolande Gaasch-Rodesch ist eine Bekannte von Marie-Rose Clemens und befindet sich in einer ganz anderen Situation. Covid-19 habe ihr Leben nicht viel beeinflusst, erzählt sie. Dennoch passt sie extrem auf, dass das Risiko so klein wie möglich bleibt, da für ihren Ehemann eine Infektion „einem Todesurteil“ gleichkomme. Ihr Mann sitzt im Rollstuhl und ist gesundheitlich angeschlagen. Deswegen drehe sich der Alltag hauptsächlich um ihn und seine Pflege. 

Sie seien bereits vorher nicht viel ins Restaurant gegangen, da die meisten nicht behindertengerecht seien. Sie selbst koche auch ganz gerne. Weiterhin fährt sie oft mit ihrem Mann spazieren, auch in den Wald. Besuch bekommen die beiden zurzeit nicht viel. Vor zwei Wochen war ein befreundetes Paar vorbeigekommen. Dieses sei jedoch vorher auch nur zu Hause gewesen, erklärt Rolande. Tochter, Schwiegersohn und Enkelkinder wohnen im selben Haus, kommen jedoch nicht bis in die Räumlichkeiten der beiden, da sie viele Kontakte außerhalb haben. Trotzdem könnte sich die Familie sehen und die nötige Distanz einhalten.