PräventionSchengen will besser gegen Starkregen und Hochwasser gewappnet sein

Prävention / Schengen will besser gegen Starkregen und Hochwasser gewappnet sein
Ortschaft Schengen: Die Gebäude müssen vor dem Wasser geschützt werden, das Wasser aber auch vor den Gebäuden. Im Rahmen des Quellschutzes darf in der Gemeinde Schengen nicht x-beliebig in die Tiefe gebaut werden. Das könnte auch Auswirkungen auf die Parkplätze haben, die unter dem Schlossareal (vorne im Bild) gebaut werden sollen, wenn das alte Anwesen zum Luxushotel umgestaltet wird.  Foto: Editpress/Claude Lenert

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Wasser spielt in der Moselgemeinde Schengen eine zentrale Rolle. Klar, neu ist das nicht, es ist aber auch 2022 immer noch von größter Aktualität – vielleicht mehr denn je sogar. Stichwörter dabei sind: extreme Wetterereignisse, Klimawandel, gesteigertes Umweltbewusstsein sowie wirtschaftliche Entwicklung, Bauprojekte und Versiegelung von Bodenflächen.

Im Umgang mit Wasser ist die Politik in der Gemeinde Schengen vielfach gefordert. Zum einen beim Schutz der Quellen und des Grundwassers. Zum anderen, wenn es um Hochwasser und Überschwemmungen geht. In beiden Fällen, so Michel Gloden, Bürgermeister von Schengen, geht es um die Bürger. Um „ihr“ sauberes Trinkwasser und „ihre“ sicheren Lebensbedingungen.

Jahrhundertealte Erfahrungen und gesunder Menschenverstand reichen offensichtlich nicht aus, um der Probleme Herr zu werden. Einfache Lösungen gibt es in der Tat nicht und jedes Mittel, das für Schengen gut sein könnte, darf nicht zum Problem in anderen, flussabwärts liegenden Moselgemeinden werden. 190.000 Euro lässt sich Schengen deshalb nun ein „Vorsorgekonzept Hochwasser und Starkregen“ kosten. Ausgearbeitet wird es von einem Planungsbüro aus Remerschen. Andreas Hein, verantwortlicher Techniker für die Wasserversorgung der Gemeinde, erklärt, warum und in welchem Umfang dieses Konzept ausgearbeitet wird.

Bürger mit einbinden

„Lokale Starkregenereignisse richten großen Schaden an, lassen sich aber nur schwer vorhersagen“, so Hein. Insbesondere die Starkregenereignisse in den Jahren 2016 und 2018 hätten in Luxemburg die zerstörerische Naturgewalt gezeigt. Damals hatte das Flüsschen Gander in den Gemeinden Schengen und Mondorf ganze Ortsbereiche unter Wasser gesetzt.

Um auf diese Herausforderung durch Starkregen und Hochwasser zu reagieren, arbeiten die Wasserwirtschaftsverwaltung und die betroffenen Gemeinden einen „Starkregenatlas“ aus. Diese Bestandsaufnahme dient als informatives Planungstool für Gemeinden zum Vorsehen von Maßnahmen, die das Risiko von Überschwemmungen und damit verbundenen Schäden minimieren sollen. Vor allem solle dieses Konzept dazu dienen, die Bevölkerung zu sensibilisieren, sie an die vom Wasser ausgehenden Risiken zu erinnern und aufzuzeigen, wo es im Falle von Starkregen zu Überschwemmungen kommen könne, so der Techniker der Gemeinde. Wichtig sei der „Starkregenatlas“ aber besonders auch für die Feuerwehren, die sich damit besser auf die identifizierten Gefahrenpunkte einstellen und ihre Einsatzpläne dementsprechend ausarbeiten können.

Das Vorsorgekonzept der Gemeinde Schengen und seiner neun Dörfer beschäftigt sich neben den Starkregenereignissen natürlich auch mit der Hochwassersituation entlang der Mosel.

Das Konzept gliedert sich insgesamt in drei Phasen. In Phase 1 geht es um das Sammeln und Auswerten von Informationen, wie zum Beispiel von bereits vorliegenden Untersuchungen. Daraus sollen sich erste Maßnahmenvorschläge ergeben. In Phase 2 geht es dann um eine detaillierte Betrachtung der Brennpunkte, um die Ausarbeitung eines Konzeptes mit der Planung erster Maßnahmen und der Überprüfung ihrer Machbarkeit und Wirksamkeit. Phase 3 bedeutet Öffentlichkeitsarbeit. In Bürgerversammlungen sollen die Einwohner konkret miteingebunden werden. Workshops sind geplant, Sprechstunden und individuelle Beratung für die Bürger, die selbst mit dazu beitragen sollen, ihr Zuhause vor Überschwemmungen zu schützen.

Quellschutz

Wasser beschäftigt die Gemeinde Schengen aber, wie anfangs gesagt, nicht nur, wenn es sich um den Schutz vor Regen oder den Fluten der Mosel handelt, sondern auch, wenn es um das Grundwasser und die Quellen geht. 

Eine Konsequenz davon ist, dass nicht x-beliebig in die Tiefe gebaut werden kann, um die unterirdischen Schichten und Wasseradern nicht zu zerstören. Tiefgaragen zum Beispiel bedürfen einer genauen Bodenanalyse. Davon könnte auch ein Projekt von Guy Rollinger betroffen sein. Der Luxemburger Unternehmer will ja bekanntlich, wie das Tageblatt Anfang Dezember 2020 berichtet hat, aus dem Schengener Schloss ein Luxus-Hotel machen. In dem Kontext ist auch ein größerer Parkplatz unter der Schloss- und Gartenanlage vorgesehen. Ob und wie das bewerkstelligt werden kann, ist nicht bekannt. Das Unternehmen war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Für das Schloss wie für alle anderen Firmen oder Privatleute in der Gemeinde Schengen gilt jedenfalls das Vorsorgeprinzip beim Bauen und Ausbauen.

Die Bemühungen der Gemeinde Schengen offenbaren, falls es dann eines Beweises bedurfte, dass es eine enge Verbindung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und dem Umgang mit Wasser gibt. Planungssicherheit ist in dem Kontext ein wichtiges Stichwort. Das zu stemmen, kann/darf aber nicht Aufgabe der kommunalen Verwaltung alleine sein. So motiviert verantwortliche Gemeindetechniker wie Andreas Hein oder wie verständnisvoll lokal verwurzelte Bürgermeister wie Michel Gloden auch immer sein mögen, es reicht nicht, um alle Probleme zu meistern. Wichtig ist das Zusammenspiel aller Entscheidungsträger auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene.