NachgefragtRolgens 42 Euro sind gar nicht so falsch: Was Vertretungslehrer tun und was sie verdienen

Nachgefragt / Rolgens 42 Euro sind gar nicht so falsch: Was Vertretungslehrer tun und was sie verdienen
Vertretungslehrer in der Grundschule haben nicht die Aufgabe, nichts zu tun. Sie unterrichten in der Klasse und sollen die Kurse zu Hause vorbereiten.  Symbolfoto: dpa/Sebastian Gollnow

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Was bedeutet es eigentlich, Vertretungslehrer in einer Schule zu sein? Ist es wirklich so einfach, wie es Eric Rolgen, YouTuber, in einem Video behauptet? Es sei leicht verdientes Geld und man brauche nichts zu tun, sagt er. Wir haben recherchiert und beim Bildungsministerium nachgefragt, wie die Situation tatsächlich um die Vertretungslehrer gestellt ist.

Eric Rolgen ist YouTuber. Fast eineinhalb Jahre lang war er zudem als Vertretungslehrer für die Grundschulen in der Gemeinde Differdingen im Einsatz. „Das kann ich jedem anraten“, sagt er in einem Video, das seit wenigen Tagen im Netz die Runde dreht und für viel Polemik gesorgt hat. „Das ist geschenktes Geld. Ich glaube, es sind 42 Euro die Stunde, um nichts zu tun“, sagt er. Nun stellen sich folgende Fragen: Stimmt das? Müssen Vertretungslehrer wirklich nichts tun? Wie viel verdienen sie eigentlich? Was ist in der Corona-Krise anders? Das Tageblatt hat recherchiert und beim Bildungsministerium nachgefragt.

Tatsächlich wurden aufgrund der Covid-Krise und des dadurch noch weiter verschärften Lehrermangels die Kriterien zur Einstellung von Vertretungslehrern heruntergeschraubt. Der höhere Bedarf an Vertretungslehrern ist demnach auf die Covid-19-Krise zurückzuführen, so die Pressesprecherin des Bildungsministeriums auf Tageblatt-Nachfrage. Damit hängt auch zusammen, dass schwangere Lehrkräfte seit Anfang des Schuljahres als vulnerabel eingestuft werden und ebenfalls vertreten werden müssen.

Die Bedingungen in Grund- und Sekundarschulen sind allerdings unterschiedlich. Außerhalb der Corona-Krise muss man, um in den Grundschulen Vertretung machen zu können, über eine „Attestation habilitant à faire des remplacements“ verfügen. Diese erlangt man, indem man ein vierwöchiges Praktikum an einer Grundschule absolviert.

Der Kandidat kann allerdings nur zum Praktikum zugelassen werden, wenn er über ein Abiturzeugnis aus einer Luxemburger Schule oder aus einer ausländischen Schule, die vom Bildungsministerium als gleichwertig eingestuft wird, verfügt. Eine weitere Bedingung ist die adäquate Beherrschung der drei Landessprachen. Diese Bedingung ist allerdings durch ein luxemburgisches „Premièresexamen“ bereits erfüllt.

Ein neues Gesetz hat seit Ende Oktober die Bedingung, dass der Kandidat über ein vierwöchiges Praktikum verfügen muss, ausgesetzt. Die zwei anderen Bedingungen (Abiturzeugnis und Kenntnis der drei Amtssprachen) bleiben bestehen. Vorrangig werden allerdings Kandidaten ausgewählt, die über ein Bachelordiplom in Erziehungswissenschaften verfügen. Die Sprecherin des Bildungsministeriums betont, dass die Bedingung des Praktikums zwar ausgesetzt wurde, aber die Möglichkeit weiterhin besteht, einen solchen Stage auch während der Corona-Krise zu absolvieren.

Was ein Vertretungslehrer verdient

Was verdient denn nun ein Vertretungslehrer in der Grundschule? Eric Rolgen spricht in seinem Video von 42 Euro die Stunde. Diese Zahl ist nicht falsch. Das Bildungsministerium nennt für einen „Remplaçant journalier“, der nach dem Prinzip der Deklaration bezahlt wird, den Tarif B. Das sind 5,01 Euro, die mit dem Index 834,76 verrechnet werden. Das ergibt einen Stundenlohn von 41,82 Euro. Hat der Vertretungslehrer Anspruch auf eine „Allocation de famille“, dann steigt die Verrechnungsbasis von 5,01 auf 5,62 Euro. Als „Remplaçant journalier“ gelten Vertreter, die weniger als drei Monate in Folge dieser Arbeit nachgehen. Übersteigt die Dauer drei Monate, wird das Prinzip des „Remplaçant permanent“ angewandt, welches im Gehalt von dem ersteren abweichen kann.

Laut Bildungsministerium können die Vertretungslehrer in den Zyklen 2 bis 4 maximal 24 Unterrichtsstunden geben. Im Zyklus 1 sind es 26 Stunden. Neben den Unterrichtsstunden muss der Lehrer allerdings noch Zeit für die Vorbereitung der Kurse oder Verbesserungen usw. einplanen.

Wie viele Vertretungslehrer gibt es eigentlich? Genaue Zahlen kann uns das Bildungsministerium nicht geben. Demnach wird der Großteil des Bedarfs von den „Remplaçants permanents“ abgedeckt. Als Ergänzung dazu werden diplomierte Lehrer punktuell eingesetzt, die nach dem Prinzip der Überstunden bezahlt werden. Erst nachdem dies ausgeschöpft ist, werden die „Remplaçants journaliers“ gerufen. Der Einsatz Letzterer hängt also stark von der Verfügbarkeit Ersterer ab und variiert demnach von Tag zu Tag, so das Ministerium.

In den Sekundarschulen gibt es kein vergleichbares Prinzip, erklärt die Pressesprecherin. „Hier werden keine einzelnen Stunden durch Vertretungslehrer abgedeckt, sondern CDDs („Chargés d’éducation à durée déterminée et à tâche complète ou partielle“) für bestimmte Situationen eingesetzt.“ Dazu zählen ein längerer Krankenschein sowie Mutterschafts- oder Elternurlaub. Kurzzeitvertretungen werden durch andere Lehrer ausgeglichen, bei denen dadurch unregelmäßige Überstunden anfallen. Auch können pädagogische Assistenten eingesetzt werden, die eine Klasse beaufsichtigen sollen, wenn der eigentliche Lehrer ausfällt.
CDDs können demnach unter dem Status „Employé de l’Etat“ als Vertretungslehrer in einem Lyzeum eingesetzt werden, um länger andauernde Ausfälle abzudecken. CDDs brauchen kein Praktikum abzulegen, wenn sie als solche in den Sekundarschulen eingesetzt werden.

In der Corona-Krise wurden zusätzliche Vertretungslehrer für die Sekundarschulen gesucht. Im Unterschied zu jenen in der Grundschule dürfen diese allerdings keinen Unterricht geben, sondern reine Aufsichtsarbeit verrichten. Dies zum Beispiel in einer Klasse, wo ein vulnerabler Lehrer seinen Unterricht von zu Hause streamt.

Johanna
16. Dezember 2020 - 21.32

Ech maan elo grad meng Praktikum an ganz ehrlech mat näischt ze maan huet dat NULL ze dinn. Ech Schaffen vun Moies 7:30 bis Owes an doheem nach. An der Primaire muss eng Ersatz dat selwescht leeschten wéi eng Schoulmeschter just dat ma manner bezuelt krutt an d’fier Preparatiounen die km-isch sinn och näischt kritt. Dat hai ass e Full Time Job! Et ass eng ehrlesch Arbecht mais wieklech hart. Wat den Typ do seit ass absoluter Müll. Eis Kanner mam Confinement hunn sou vill no ze huelen. Mier sóllten eis engageiren Sie doheem ich ze förderen an Alle gutten upacken.

Genau Données fir d'Presse
15. Dezember 2020 - 16.47

Wie viele Vertretungslehrer gibt es eigentlich? Genaue Zahlen kann uns das Bildungsministerium nicht geben. Dei Ausso vum Minister Meisch sengem Pressespriecher stemmt nett. De Ministère wees genau wivill Vertretungslehrer Sie agestallt hunn. Dir musst der Presse offen Données virleeen, Här Meisch.

Dummer Bockblin
15. Dezember 2020 - 14.20

Ich bin aktuelle noch Schüler und war bisher schon an 2 verschiedenen Schulen. Vertretung war und ist fast immer wie Ausfall gewesen. meistens darf man etwas malen/zeichen/etc. Vor kurzem hatten wir einen Sport und Bio Lehrer in Ethik als Vertretung und wir hatten vorgegebene Aufgaben. das Problem war, dass die Aufgaben sehr seltsam vormuliert waren. Deshalb habe wir ihn gefragt, was wir dort tun sollen. Er konnte es uns aber wie schon oft davor nicht erklären. Dadurch sind die Vertretungsstunden verschwendete Zeit.

Kevin Welter
15. Dezember 2020 - 10.26

Der aufregende Job als “ Social Media und Eventmanager“ bei der Seeräuberpartei verhilft dem edlen Herrn Rolgen sicherlich zu einer weiteren steilen Karriere und der Partei zu vielen Mandaten im Parlament, mit tausenden von parlamentarischen Anfragen sowie ein gepflegtes Auftreten in den sozialen Medien.

CESHA
15. Dezember 2020 - 9.57

Die Einstellungsbedingungen scheinen also noch weitgehend die gleichen zu sein wie vor 40 Jahren, als ich mich gleich nach dem Premieresexamen als Vertretungslehrerin in der Grundschule angemeldet habe. Mag sein, dass die Bezahlung damals verhältnismässig ebenfalls nicht schlecht war, doch musste ich damals schnell feststellen, dass man mit ein paar Tagen hier und ein paar Tagen da (ich hatte nur einmal eine mehrmonatige Vertretung für eine Lehrerin im Mutterschaftsurlaub) weder reich werden noch genügend Beiträge in die Rentenkasse einzahlen kann, um eine vernünftige Altersvorsorge aufzubauen. Dazu kommt noch, dass man schon damals bei den Schülern und Schülerinnen weniger Respekt erhielt, als die regulären Klassenlehrer und -lehrerinnen. Dass die freien Nachmittage und die Wochenenden draufgehen, um Aufgaben zu kontrollieren und die Stunden für die kommende Woche vorzubereiten, wird ja schon im Artikel erwähnt: Also kein Traumjob für Faulpelze, welche mit wenig Aufwand viel Geld verdienen wollen!

Grober J-P.
15. Dezember 2020 - 9.56

42 € ist nicht schlecht, das verdient nicht mal so mancher Staatsbeamte.

B.G.
15. Dezember 2020 - 9.29

Et ass méi schwéier fir als einfache Blärer een Schoulmeeschter ze spillen , ewéi fir en einfachen Schoulturnmeeschter sengen Matbierger hier Rechter an Interessen an der Gemeng ze vertrieden. Allen zwéen brauchen natierlech absolut neischt fun hierem neien Beruf ze kennen, awer den Här Vertretungslehro muss trotzdeem eppes kleens an der Bölls hun fir seng 43 Euro ze verdingen. Wivill een deen sech fir de Meeschter fun de Bierger hãlt alles an allem an Tesch stëcht wéiss natierlech keen. Ass mir , engem fun den leschten Escher Mohikaner an sengem zougepollerter Reservat an der Pierre Claude Srooss och komplett egaaaaaaaaaaal......

Zsa Zsa
15. Dezember 2020 - 8.04

Wéisou geet keen drop an, dass de Mann am Podcast och nach zougëtt, dass en säin Dossier kopéiert huet an just e puer Eenzelheeten verännert huet fir déi Habilitatioun ze kréien?