UmfragePreisexplosion und Fachkräftemangel sorgen für Unmut im Handwerk in Luxemburg

Umfrage / Preisexplosion und Fachkräftemangel sorgen für Unmut im Handwerk in Luxemburg
Die Auswirkungen der Krise auf die Handwerksbetriebe sind noch nicht vorbei, ergibt eine Umfrage unter den Unternehmen Foto: Pixabay

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Für das Handwerk sind die Krise und ihre Folgen noch nicht vorbei. Laut einer Umfrage sehen sich 80 Prozent der Unternehmen als weiterhin von der Pandemie betroffen. Besonders bemerkbar mache sich das durch einen hohen Krankenstand und steigende Kosten. Die Beschäftigung im Handwerk hält sich derweil gut. Doch alte Herausforderungen drängen wieder in den Vordergrund.

In den letzten sechs Monaten waren vier von zehn Handwerksbetrieben mit einem Umsatzrückgang konfrontiert, bei vier von zehn blieb der Umsatz stabil, berichtet die „Fédération des artisans“ (FdA) aufgrund einer Umfrage unter ihren Mitgliedern. Betroffen von Rückgängen seien vor allem die sehr kleinen Firmen mit bis zu fünf Mitarbeitern (64 Prozent), während bei Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern die Erholung am stärksten war. Zwei von zehn Unternehmen hatten im letzten Halbjahr ihre Verkäufe gesteigert. Eine Stichprobe von 200 Unternehmen aus den verschiedenen Bereichen des Handwerks wurde im Rahmen der Umfrage befragt.

Die Auswirkungen der Krise auf die Unternehmen sind noch nicht vorbei, schreibt der Branchenverband in einer Pressemitteilung. „Auch wenn die Pandemie vorerst unter Kontrolle zu sein scheint.“ 80 Prozent der befragten Unternehmen haben angegeben, dass sie in ihrer täglichen Arbeit noch auf mehreren Ebenen betroffen sind.

Eines der sichtbarsten Phänomene sei demnach der durch Krankheit, Quarantäne und verschiedene Sanitärmaßnahmen, wie z.B. Familienurlaub, verursachte Arbeitsausfall. Allein in den letzten vier Wochen hatten acht von zehn Unternehmen Mitarbeiter, die aus Gründen, die mit der Pandemie zusammenhängen, abwesend waren.

Ein weiteres großes Problem, das sich zu Beginn des Jahres abzeichnete, ist die Verknappung von Materialien und Rohstoffen, so die FdA. 37 Prozent der Unternehmen gaben an, dass sie Schwierigkeiten haben, die für ihre Arbeit benötigten Materialien zu beschaffen. Das Baugewerbe und der Mechanikbranche seien im Moment am stärksten betroffen, jedes zweite Unternehmen habe Lieferprobleme. Jedes zehnte Unternehmen stehe vor einem echten Versorgungsengpass.

Faktoren, die einen negativen Impakt auf die Rentabilität der Firmen haben
Faktoren, die einen negativen Impakt auf die Rentabilität der Firmen haben Screenshot: FdA

Ein wichtiger Trend, der alle Branchen betrifft, sei derweil der Anstieg der Material- und Rohstoffpreise. 93 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass das Preisniveau seit Jahresbeginn deutlich gestiegen ist, so die Vereinigung. Im Falle von Holz sind die Preise um 400 Prozent gestiegen. In jedem zweiten Unternehmen führe die Verknappung und Verteuerung von Materialien bereits zu Umsatzeinbußen. Mit einer schnellen Besserung der Lage rechnen die wenigsten: 52 Prozent der befragten Unternehmen glauben, dass sich die Situation in den nächsten zwei Monaten nicht verbessern wird. 

Was die Erwartungen für die kommenden sechs Monate angeht, so bleiben die Unternehmen vorsichtig – aber nicht pessimistisch. 55 Prozent von ihnen glauben, dass ihr Umsatz im Vergleich zu den letzten sechs Monaten stabil bleiben wird. Während 21 Prozent der Unternehmen mit einem Anstieg des Aktivitätsniveaus rechnen, befürchten 24 Prozent, dass der Umsatzrückgang bis zum Ende des Jahres anhalten wird. Zurückhaltender seien die Branchen Gebäudetechnik, Bedachung und Mechanik, die die Materialknappheit und die Preisexplosion am stärksten zu spüren bekommen, so die FdA. Zudem seien die sehr kleinen Unternehmen deutlich weniger optimistisch als der Durchschnitt der Unternehmen, so der Verband. Insgesamt hat sich die Stimmung, verglichen mit Oktober 2020, leicht verbessert. 

Immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden

Größere Entlassungswellen werden derweil nicht befürchtet. Nur 7,7 Prozent der befragten Unternehmen ziehen aktuell Entlassungen in Betracht, so die FdA. Eine Mehrheit von 55,4 Prozent wird ihren Personalbestand beibehalten, während 36,7 Prozent der Unternehmen zusätzliches Personal einstellen wollen. Gleichzeitig werde es „immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Der Mangel an Arbeitskräften scheint das größte Hindernis für die Entwicklung eines jeden Handwerksbetriebs in allen Bereichen zu sein“, schreibt der Verband. 80 Prozent der Unternehmen seien nicht mehr in der Lage, das Personal zu rekrutieren, welches sie benötigen, um ihre Tätigkeit unter guten Bedingungen ausüben zu können. Es ist dies eine Entwicklung, vor der die Branche bereits seit langem warnt

Trotz der Gesundheitskrise und eines schwierigen Umfelds hatte das Handwerk es letztes Jahr geschafft, Wachstum zu verbuchen. Das zeigte die Bilanz 2020 der Handwerkskammer. 253 Neugründungen und 1.539 neue Stellen wurden gemessen. In dem Sektor wurden sogar mehr Niederlassungsbewilligungen angefragt als im Vorjahr. Große Unterschiede gab es jedoch je nach Sektor. Insgesamt zählt die Branche aktuell 8.000 Betriebe mit über 100.000 Beschäftigten.

Landesweit boomt die Luxemburger Wirtschaft derzeit. Auch die Zahl der Arbeitsplätze legt wieder deutlich zu. Zwischen Mai 2020 und Mai 2021 sind hierzulande, Statec zufolge, 14.400 neue Jobs geschaffen worden – auf aktuell 487.410.

Zahl der Arbeitsplätze und Zahl der Unternehmen im Handwerk
Zahl der Arbeitsplätze und Zahl der Unternehmen im Handwerk Screenshot: www.cdm.lu