Das Handwerk in Corona-ZeitenWeniger dynamisch, aber widerstandsfähig

Das Handwerk in Corona-Zeiten / Weniger dynamisch, aber widerstandsfähig
Die Situation in den Handwerksbetrieben ist nicht so gut wie üblich, aber besser als erwartet: Mittelstandsminister Lex Delles, Tom Oberweis, Präsident der Luxemburger Handwerkskammer, und Tom Wirion, Direktor der Luxemburger Handwerkskammer (v.l.n.r.) Foto: Editpress/Julien Garroy

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Corona hat die Dynamik vergangenes Jahr etwas gebremst, die Handwerksbetriebe in Luxemburg sind insgesamt aber auf Kurs geblieben. Das zeigt eine Bilanz der Handwerkskammer. Diese Bilanz sowie eine Umfrage unter den Betrieben zeigen aber auch, dass es größere sektorielle Unterschiede und Zukunftsszenarien gibt. Staatliche Hilfen würden also weiter benötigt, auch für die Zeit nach der Pandemie, hieß es am Montag.

Die Bilanz ist durchwachsen. Im großen Ganzen haben sich die Handwerksbetriebe in Luxemburg im vergangenen Jahr trotz Pandemie recht tapfer gehalten.

Bei näherem Hinsehen erkenne man aber, dass das nicht in gleichem Maße für alle Branchen gilt, hieß es in der Zentrale der Handwerkskammer auf Kirchberg. Dort wurden am Montag eine Bilanz sowie eine Umfrage unter den Handwerksbetrieben vorgestellt. Deren 8.000 zählt Luxemburg mit insgesamt 100.000 Beschäftigten. 2020 gab es trotz Krise 253 Neugründungen und 1.539 neue Stellen wurden geschaffen.

Eher gut sei die Konstruktionsbranche durch die Krise gekommen. Weniger gut sei es in den Bereichen Gesundheit, Mode, Hygiene (Friseure zum Beispiel) oder Catering gelaufen, die besonders unter den Schließungen gelitten hätten und Versäumtes nicht hätten nachholen können. Jeder zehnte Betrieb hat seinen Umsatz um mehr als 14% steigern können. Jeder zehnte hatte aber auch Einbußen von mehr als 35%. Die anderen 80% bewegen sich dazwischen.

Differenzierte Darstellung

Mittelstandsminister Lex Delles, Tom Oberweis, Präsident der Handwerkskammer, und Tom Wirion, Direktor der Handwerkskammer, bemühten sich, die Situation im Handwerk differenziert rüberzubringen. Nicht himmelhochjauchzend, aber auch nicht zu Tode betrübt. Vielleicht eher von der Sorge getrieben, wie es nun weitergehen soll. Jetzt und dann, wenn die Pandemie vorbei ist.

Überbrückungs- und Neustarthilfen seien deshalb weiterhin und je nach Bereich mehr denn je nötig, so die Verantwortlichen der Berufskammer.

Man überlege, wie diese Hilfen „für einen der wichtigsten Bereiche unserer Wirtschaft“ weiterhin aussehen könnten, welche zum Beispiel verlängert werden müssten, so Minister Lex Delles. Die Regierung sei sich bewusst, dass die Pandemie unterschiedlich im Handwerk zugeschlagen und ihre Spuren teils nachhaltig hinterlassen habe. Deshalb habe die Regierung den Betrieben von Anfang an zur Seite gestanden und werde diesen auch in Zukunft helfen. Gemäß dem „Luxemburger Modell, nämlich regelmäßig analysieren und anpassen“. Lex Delles weist in dem Kontext auf die Entwicklung der Hilfen hin, die seit Beginn der Pandemie den Bedürfnissen angepasst wurden.

89% aller Handwerksbetriebe haben diese staatlichen Hilfen bisher genutzt. Dieses Angebot und die damit verbundene Linderung der Krise dürften mit der Grund dafür sein, dass die Zuversicht der Betriebe, die Krise meistern zu können, von April 2020 auf März 2021 deutlich gestiegen ist und die Bedenken zurückgegangen sind.

„Die Pandemie ist ein Stresstest“, so Tom Oberweis. Es habe sich gezeigt, dass der Unternehmergeist stärker sei als Corona. Aber die Pandemie sei nicht vorbei, deshalb müssten die richtigen Weichen gestellt werden.

Ein Problem seien zurzeit steigende Materialpreise und Lieferengpässe vor allem im Baugewerbe, so Tom Wirion. Leider fehle eine Glaskugel, um in die Zukunft zu schauen. Fest stehe aber, dass der Unternehmergeist, der sich in der Krise bewährt habe, weiter gefördert werden müsse. Zum Beispiel durch das „Prinzip der zweiten Chance“ nach einem Konkurs oder indem Ungleichheiten zwischen dem Status der Selbstständigen und dem der Arbeitnehmer beseitigt würden.

„Es gibt noch einige Fragezeichen, aber auch etliche Lichtblicke“, so der Direktor der Handwerkskammer.