Zentralbank-Chef„Ohne die Wirtschaftshilfen wären wir jetzt in der totalen Katastrophe“

Zentralbank-Chef / „Ohne die Wirtschaftshilfen wären wir jetzt in der totalen Katastrophe“
Gaston Reinesch Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

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Gaston Reinesch, Präsident der Luxemburger Zentralbank, lobt die Rettungspakete der Politik für die Wirtschaft. Sie hätten erst ermöglicht, dass es nach dem Lockdown überhaupt wieder einen Neustart geben konnte. 

Gaston Reinesch hat sich im Interview beim Radiosender 100,7 zur Corona-Krise geäußert. Der Chef der Luxemburger Zentralbank verteidigte die Rettungspakete und Hilfsmaßnahmen der Politik für die Wirtschaft: „Wenn diese Maßnahmen nicht getroffen worden wären, dann wären wir jetzt in der totalen Katastrophe“, sagte Reinesch am Donnerstagmorgen. Die Volkswirtschaften wären dann so schwach, dass sie die Wende, die jetzt durch die Lockerungen möglich ist, nicht mehr geschafft hätten. 

Reinesch wies darauf hin, dass man „auf das große Bild“ schauen müsse. „Luxemburg hängt enorm von der Eurozone ab, wenn es der Eurozone schlecht geht, geht es auch Luxemburg nicht unbedingt gut“, sagt er. Die Projektionen für die Eurozone sähen einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 8,7 Prozent vor. Wenn das Luxemburger BIP nur um sechs Prozent schrumpfen würde – das ist die Prognose der Statistikbehörde Statec – „dann wären wir in diesem Jahr relativ gut aus der Krise herausgekommen“, sagt der Ökonom.

Für die Eurozone gäbe es auch Szenarien, die von einem BIP-Rückgang von bis zu 12,6 Prozent für 2020 ausgehen. Allein im zweiten Quartal gehe man derzeit von einem Rückgang von 13 Prozent aus. „Das erklärt auch die vielen Maßnahmen, die eingeleitet wurden“, sagt Reinesch. „Das ist natürlich ein Durchschnitt aller 19 Euro-Länder – aber minus 13 Prozent ist ein enormer Schock.“ 

„Ein totaler Ausnahmemoment“

Mit der Corona-Krise sei man mit einer sanitären Krise konfrontiert worden, sagt Reinesch. „Darauf konnte man sich nicht großartig vorbereiten, das war ein totaler Ausnahmemoment.“ Es habe einen Schock bei der Nachfrage und beim Angebot gegeben, das habe wiederum einen heftigen Schock bei der Produktion verursacht. „Man darf nicht vergessen, dass das in einem Kontext geschehen ist, in dem andere Probleme noch in der Diskussion waren“, sagt Reinesch. „Wir sind noch nicht aus der Krise von 2008 raus und wir waren in einem geopolitisch relativ unsicheren Umfeld.“ Das sei durch die Diskussion zwischen den USA und China, den Brexit und Klimakrise bestimmt worden. „Und dann kam als richtiger Schock die sanitäre Krise“, sagt Reinesch. 

Für den Zentralbank-Chef ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, eine legale Diskussion über die Abschaffung des Bargelds zu führen. „Es ist nicht mehr oder weniger gefährlich mit Bargeld zu bezahlen, als einen Bankautomaten anzufassen“, sagt er. Dass die Menschen derzeit weniger auf Scheine und Münzen zurückgreifen würden, sei verständlich. Der Ökonom ruft aber in Erinnerung: „Bargeld ist Zentralbankgeld – die Beträge, die auf den Konten bei den Banken stehen, sind Bankengeld.“ Das sei juristisch wie ökonomisch etwas anderes. Er sei gegen die Abschaffung des Bargelds, denn dann habe der Bürger keinen Zugriff mehr auf die Zentralbank. Falls das Bargeld tatsächlich einmal wegfallen würde, sollte Bürgern und Unternehmen die Möglichkeit gelassen werden, bei der Zentralbank ein Konto zu eröffnen. 

Lucilinburhuc
25. Juni 2020 - 13.54

"sollte Bürgern und Unternehmen die Möglichkeit gelassen werden, bei der Zentralbank ein Konto zu eröffnen." Wieso nicht direkt? Die kommerzielle Banken wollen nur absahnen, ein Zentralbank hat andere Aufgaben.

HTK
20. Juni 2020 - 20.48

Mal eine Katastrophe die nicht von den Banken generiert wurde.Aber auch da haben die Steuerzahler geholfen.