LuxemburgNatur- und Tierschutz: Warum Hunde gerade jetzt an der Leine geführt werden sollten

Luxemburg / Natur- und Tierschutz: Warum Hunde gerade jetzt an der Leine geführt werden sollten
Am liebsten tollen Vierbeiner ohne Leine über offene Felder und Wiesen. Wenn Frauchen und Herrchen dabei allerdings keine Rücksicht nehmen, kann das Schäden für die Natur und andere Tiere bedeuten. Foto: Editpress/Tania Feller

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Viele Menschen gehen gewissenhaft mit der Natur und ihren Bewohnern um – auch dann, wenn sie mit ihren Vierbeinern unterwegs sind. Da das allerdings nicht immer der Fall ist und Hunde oft ohne Leine umherlaufen, hat das Gemeindesyndikat SIAS nun eine Sensibilisierungsaktion gestartet. Aktuell sei das umso wichtiger, wie die Naturschützerin vom SIAS, Jo-Anne Zimmer, und der stellvertretende Direktor der „Administration de la nature et des forêts“ (ANF), Laurent Schley, erklären. 

Sonnige Tage liegen hinter den Menschen im Großherzogtum und spätestens jetzt merkt man: Der Frühling ist in Luxemburg angekommen. Wählten so manche Frauchen und Herrchen von Hunden bei wolkenverhangenem Himmel zum Gassigehen vielleicht lieber kürzere Routen, stehen nun wieder vermehrt ausgedehnte Spaziergänge auf dem Programm. Dass die Vierbeiner gerade um den Frühlingsbeginn und auch während der Sommermonate besser an der Leine geführt werden – dafür will das Gemeindesyndikat SIAS durch die gemeinsam mit „COPIL Guttland Musel“ ausgearbeitete Kampagne „Moien!“ sensibilisieren. 

Die Naturschützerin Jo-Anne Zimmer weist darauf hin, dass die Öffentlichkeit durch die Kampagne vom SIAS sensibilisiert werden soll und es nicht darum gehe, etwas zu verbieten
Die Naturschützerin Jo-Anne Zimmer weist darauf hin, dass die Öffentlichkeit durch die Kampagne vom SIAS sensibilisiert werden soll und es nicht darum gehe, etwas zu verbieten Foto: SIAS

Und das im Sinne des Natur-, beziehungsweise Tierschutzes. „Viele Vögel, wie beispielsweise das Rebhuhn, brüten am Boden und legen dort bis zu 20 Eier in Mulden. Auch die Feldlerche ist gerade jetzt um Mitte April sehr aktiv“, erklärt die Naturschützerin und beim SIAS zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, Jo-Anne Zimmer. Sie fährt fort: „Zwischen März und August brüten einige Vogelarten bis zu dreimal, deshalb sollten Hundebesitzer gerade in diesem Zeitraum Acht geben.“ Denn wenn die Vierbeiner frei über eine Wiese laufen, können die am Boden brütenden Vögel dadurch gestört werden. 

„In Aspelt gibt es nachweislich noch drei Vorkommen vom Feldhuhn. Als Brutplatz wurden dort Brachflächen angelegt. Die Bauern erzählten uns dann, dass die Nester von frei laufenden Hunden zerstört wurden“, berichtet Jo-Anne Zimmer. Und auch kleine Häschen oder Rehkitze liegen oft im hohen Gras und können durch die Vierbeiner aufgeschreckt werden. Hauptsächlich im Osten des Landes – beispielsweise in Manternach oder Trintigen – hat der SIAS nun Landwirtinnen sowie Landwirten Schilder zur Verfügung gestellt, die am Rande von Feldern aufgestellt werden können. Diese sollen Frauchen sowie Herrchen zur Rücksicht aufrufen. Acht geben sollen Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer allerdings überall im Land.

Vom Hund gebissen

So hatte der Biologe Jan Herr kürzlich in einem Gespräch mit dem Tageblatt erklärt, dass auch im Süden des Großherzogtums, im Naturschutzgebiet auf dem „Lalléngerbierg“, viele Pfade geschlossen sind, um die vom Aussterben bedrohte Heidelerche zu schützen. Denn auch diese Vogelart baut ihre Nester am Boden. „Viele sind sich einfach nicht bewusst, dass die Tiere dort brüten und lassen die Hunde deshalb frei laufen. Wir hoffen mit der Kampagne, mehr Verständnis bei den Menschen zu wecken. Eine Verbotskampagne ist es nicht“, erklärt Jo-Anne Zimmer die Idee hinter der Aktion. Sie nennt Feldwege oder die zunehmend aufkommenden Hundewiesen als Alternative für Auslauf der Vierbeiner. 

Oft glauben die Menschen laut Laurent Schley von der Naturverwaltung, dass ein Wolf ein anderes, wildes Tier gerissen hat. Vielfach stellt sich allerdings heraus, dass es ein Hund war.
Oft glauben die Menschen laut Laurent Schley von der Naturverwaltung, dass ein Wolf ein anderes, wildes Tier gerissen hat. Vielfach stellt sich allerdings heraus, dass es ein Hund war. Foto: Editpress/Alain Rischard

Dass frei laufende Hunde zum Problem werden können, weiß man auch bei der „Administration de la nature et des forêts“ (ANF). So sagt der stellvertretende Direktor Laurent Schley: „Wenn die Leute ihre Hunde unkontrolliert umherlaufen lassen, kann das für geschützte Vogelarten problematisch werden. Viele Menschen sind gewissenhaft, aber manche sind auch einfach rücksichtslos.“ Dann würden die Vierbeiner auch mal mitten im Naturschutzgebiet ohne Leine laufen gelassen werden – sogar wenn dies ausdrücklich nicht erlaubt sei.

Seit dem Wiederaufkommen des Wolfes in Luxemburg werden der Naturverwaltung zudem immer wieder Fälle gemeldet, in denen Menschen glauben, dass Schafe von einem solchen Tier gerissen wurden. „Wir sehen dann aber sofort, dass das ein Hund war. Letztens haben unsere Leute ein Reh gefunden, dem ein Hund das Hinterbein herausgerissen hatte. Wir mussten es erlösen“, berichtet Laurent Schley. Auch er weist darauf hin, dass junge Hasen oft in Mulden zurückgelassen werden und von nicht angeleinten Vierbeinern totgebissen werden könnten.  

Krank durch Kot

Hundekot kann Kühe krank machen und sogar Fehlgeburten bei den Tieren auslösen
Hundekot kann Kühe krank machen und sogar Fehlgeburten bei den Tieren auslösen Foto: SIAS

Das Gemeindesyndikat SIAS will mit seiner Aktion noch auf eine weitere Thematik aufmerksam machen, die das frei laufen Lassen von Hunden mit sich bringen kann. So ist auf einem zur Kampagne gehörenden Bild einer Kuh unter der Aufschrift „Moien!“ zu lesen: „Auf dieser Wiese wird mein Futter produziert. Frei laufende Hunde haben nichts auf meinem Futter verloren. Der Dreck von Hunden macht mich krank.“ Tatsächlich hätten laut SIAS viele Bauern und Bäuerinnen das Problem, dass die Kühe durch Hundekot verdrecktes Gras essen würden und davon krank werden. 

„In dem Kot befinden sich die Eier von Parasiten und die Kühe nehmen diese durch ihr Futter auf. Das kann die Organe angreifen und bei trächtigen Kühen auch den Fötus oder die Plazenta. So kann es zu Fehlgeburten kommen“, erklärt Jo-Anne Zimmer vom SIAS und sagt dann: „Ein Bauer musste letztlich wegen grüner Flecken das Fleisch einer Kuh vernichten. Der Veterinär meinte, dass es gut möglich sei, dass Hundedreck die Ursache war.“ Aus dem Grund sei es laut der Naturschützerin gut, wenn viele gewissenhafte Hundehalterinnen und Hundehalter den Kot ihres Tieres aufheben. Wenn jeder etwas Rücksicht nehme, könnten so alle gut miteinander auskommen.