CapitaniNach Rassismus-Polemik: Treffen von Finkapé und Samsa führt zu produktiven Gesprächen

Capitani / Nach Rassismus-Polemik: Treffen von Finkapé und Samsa führt zu produktiven Gesprächen
Antonia Ganeto von der Organisation Finkapé setzt sich für die Belange von Menschen mit afrikanischen Wurzeln ein Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Casting-Aufruf zur zweiten Staffel von „Capitani“ hatte vor zwei Wochen einen Sturm der Entrüstung in den sozialen Medien losgetreten. Rassistisch und sexistisch sei der Aufruf, so lautete der Tenor. Nun haben sich Finkapé, die Organisation für Menschen mit afrikanischen Wurzeln, und die Produktionsfirma Samsa zu Gesprächen getroffen.

Nach der hitzigen Debatte um den Casting-Aufruf von „Capitani“, die von Finkapé ausgelöst, aber auch von anderen Verbänden und der luxemburgischen Presse weitergetragen wurde, haben sich die Produktionsfirma Samsa und Finkapé nun vergangene Woche zu Gesprächen getroffen. Diese waren erstaunlich produktiv, wie man der gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Organisationen entnehmen kann.

Finkapé betont, dass es ihnen nicht darum geht, mit dem Finger auf vermeintliche Fehler zu zeigen. Sattdessen wollen sie „eine Hand ausstrecken, um eine Debatte zu eröffnen, die Redefreiheit zu fördern und gemeinsam für eine bessere Inklusion zu arbeiten.“ Laut der Mitteilung wurde dieser Ansatz von Samsa „positiv aufgenommen“. Das Treffen fand vergangenen Samstag, 20. März statt.

Einigkeit herrschte hinsichtlich des Casting-Aufrufs: Die verwendete Terminologie sei „ungeschickt“ gewesen. Beide Organisationen bekundeten jedoch, dass es eine „unzulässige Verkürzung ist, die Ausschreibung als ‚rassistisch’ zu bezeichnen“. Aus dem Casting-Aufruf für Statisten ließe sich „kein Rückschluss auf die Geschichte ziehen, die viel komplexer und nuancierter ist“.

Ein Vier-Punkte-Plan

Im Laufe der Diskussion habe sich demnach ein breiteres Problem herauskristallisiert: der Mangel an professionellen Schauspielern und Technikern mit unterschiedlichen Hintergründen in der Luxemburger Filmindustrie. Das Ziel müsse sein, die Realität der luxemburgischen Gesellschaft verantwortungsvoll abzubilden,  ohne rassistische Stereotypen zu verstärken. Denn die Darstellung von Afro-Amerikanern in negativen Rollen führe dazu, dass sich diese Stereotypen in den Köpfen der Menschen festsetzen.

Im Rahmen des Gesprächs haben Finkapé und Samsa dann vier Punkte herausgearbeitet, die in Zukunft im luxemburgischen Filmgeschäft eine Rolle spielen sollen. Dazu gehört ein antirassistisches Engagement für eine realistische und vielfältige Darstellung der Luxemburger Gesellschaft, eine Stärkung der Präsenz von Menschen aus Minderheiten in positiven Rollenbildern, mehr jungen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen die Chance auf eine künstlerische Laufbahn im Filmbusiness zu bieten und die Erarbeitung einer angemessenen Terminologie für Casting-Aufrufe.

Finkapé unterstreicht, dass sie Organisation sich auch für einen Austausch über „Best Practices“ bereithalte, ohne die Kunst- und Redefreiheit damit beschneiden zu wollen. Die Frage der Repräsentativität in der Filmbranche soll in Zukunft auch mit dem Film Fund Luxembourg und anderen Akteuren des Luxemburger Kinos erörtert werden, so diese denn Interesse bekunden.