Esch/Alzette / Manipulierte Leitungen: Gemeinde dreht den Schrebergärten das Wasser ab

Wegen wiederholten Vandalismus am Wassernetz hat die Escher Gemeinde jetzt den Hahn zugedreht. Nicht definitiv. Ohne Verbesserungen in den Schrebergärtenanlagen „Bouwenacker“ und „Schneier“ läuft allerdings nichts mehr. (Foto: Editpress/Alain Rischard)
Dass die Escher Gemeinde, wie am Dienstag per Pressemitteilung angekündigt, den Schrebergärtenanlagen auf dem „Gaalgebierg“ den Wasserhahn zudreht, ist keine Bestrafung. Es ist vielmehr eine Reaktion auf kriminellen Vandalismus und langjährige Missachtung der Verhaltensregeln. Esch setzt auf den gesunden Menschenverstand der Pächter und auf die beiden Vereine, die eigentlich für die Schrebergärten zuständig sind.
Die Schrebergärten auf dem „Gaalgebierg“ sind eine Welt für sich. Sie wirken wie ein kleines Paradies. Als solches waren sie durchaus auch gedacht, damals um 1910 als sie den Schmelz-Arbeitern von der Arbed zur Verfügung gestellt wurden, ein Platz zur Erholung und zum Gemüseanbau, zur Eigenversorgung.
Die Pächter in den Anlagen „Bouwenacker“ und „Schneier“ auf dem „Gaalgebierg“ stecken seit jeher viel Energie in ihre Gärten. Das hat überwiegend gute Seiten, aber auch einige schlechte. Zu Letzteren führt es, wenn Eigeninitiative mit Regeln und Gesetzen in Konflikt gerät und gegen den gesunden Menschenverstand verstößt.
Wegen Vandalismus und zahlreicher Verstöße gegen die Schrebergärten-Regeln werde „bis auf Weiteres“ die Wasserzufuhr gesperrt, teilte die Gemeinde Esch am Mittwoch mit. Immer öfters hätten die Gemeindeverantwortlichen in den letzten Monaten feststellen müssen, dass illegale Anschlüsse an das Wassernetz getätigt wurden. Dies teilweise so amateurhaft, dass Lecks entstanden sind und wertvolles Trinkwasser im Boden versickerte.
Altes Problem
Nico Schötter sieht sich bestätigt. Er pachtet den Garten, den sein Vater in den 50er Jahren übernommen hat. Bereits 2018 hat Schötter vor Zeugen auf diese Lecks hingewiesen. Wütend sei er gewesen, sagt er. Wütend, weil nichts unternommen wurde, weil er den Eindruck gehabt habe, nicht ernst genommen zu werden. Wütend aber auch, weil er wegen dieser Wasserverschwendung tiefer in die Tasche greifen musste. „Sonst sind 30 Euro pro Jahr normal gewesen, 2019 aber habe ich 150 bezahlen müssen, fünfmal mehr!“
Nico Schötter hat, das weiß aber eigentlich jeder, der ihn kennt, ein Temperament, das ihm öfters im Wege steht. Aber er hat nicht unrecht. Und Unrecht klagt er an.
Dass vergangenes Jahr in seinen Schrebergarten eingebrochen wurde, Fenster eingeschlagen und Bäume gefällt wurden, führt er darauf zurück, dass andere sich ans Bein gepisst fühlten. „In den Augen einiger bin ich wohl der Verräter!“, sagt er.
Er könnte recht haben mit seiner Mutmaßung angesichts der kriminellen Energie, mit der Vandalismus am Wassernetz verübt wurde. Wasserleitungen seien bewusst sabotiert worden, abgetrennt, durchlöchert oder verlegt worden, heißt es im Rathaus.
Schöffe Martin Kox, Jeannot Behm vom kommunalen Umweltdienst sowie der Chef des Wasserwerkes, Fernand Reiter, erklären, dass sie jetzt ganz einfach nicht anders konnten.
Dass jetzt die Wasserversorgung gestoppt wurde, sei vor allem deshalb nötig, weil die verursachten Schäden behoben werden müssen. Es sei also keine definitive Sperrung, so Kox. Es geht natürlich aber auch darum, die Lecks zu finden und zu stoppen. Dass für 15.000 Euro sauberes Trinkwasser einfach so versickert, sei nicht hinnehmbar.
Es geht aber auch darum, dass Rückflussverhinderer zerstört oder gar entfernt wurden. Diese Teile sind aber nötig, um eine Verschmutzung der Quellen auf dem „Gaalgebierg“ zu verhindern. 50 Prozent des Wassers, das in Esch benutzt wird, stammt nämlich aus Quellen vom Galgenberg.
Gartenfreundevereine gefordert
Für einen Außenstehenden wirkt nicht alles nachvollziehbar. Um zu verstehen, ist zum einen wichtig zu wissen, dass die Schrebergärtenanlagen zu einem Teil immer noch dem Arbed-Nachfolger ArcelorMittal gehören und zu einem anderen der Escher Gemeinde. Verwaltet werden diese Gärten aber von zwei Vereinen, nämlich den „Gaardefrënn“ und dem CTF („Coin du terre et du foyer“).
Beide Vereine sind also sozusagen die Vermittler. Die Grundstücke, auf denen die Schrebergartenhäuschen stehen, dürfen also auch nicht verkauft werden. Es ist an den Vereinen, solche Informationen zu vermitteln und zu erklären, dass ein Schild „à vendre“ in einem Schrebergarten nichts zu suchen hat.
Beide Vereine sollten also ihre Mitglieder vollumfänglich informieren. Auch darüber, dass keinerlei Tierhaltung in den Gärten erlaubt ist und dass beispielsweise Hecken nur eine bestimmte Höhe haben dürfen und sie, wenn sie diese überschreiten, von Gemeindearbeitern gestutzt werden dürfen.
Die Escher Gemeinde hat in keinster Weise vor, die Schrebergärten abzuschaffen. Allerdings hält sie darauf, dass alles ordnungsgemäß funktioniert.
Einer der beiden Gartenfreunde-Vereine hat auch bereits zugestimmt, die Unterstützung des „Centre d’initiative et de gestion local“ (CIGL) in Anspruch zu nehmen, um die täglichen Verwaltungsarbeiten der Gartenanlagen besser im Griff zu haben. Der andere Verein noch nicht – was die Gemeindeverantwortlichen eigentlich sehr erstaunt. Es bleibt abzuwarten, was sich aus dieser Verweigerung ergibt.
Bei wiederholten Besuchen in den Schrebergärten „Bouwenacker“ und „Schneier“ kann man eines feststellen: nämlich, dass die Pächter wenig bis gar nicht von ihren jeweiligen Vereinen über ihre Pflichten informiert werden oder wurden. Dass Hecken den Einblick in den Garten nicht verdecken dürfen, dass man keine Tiere, ja auch keine Goldfische halten darf und dass ein Teil des Gartens wirklich dem Gemüseanbau dienen soll und nicht dem Volleyballspielen. Dass kein Beton verwendet werden darf, sondern nur Holz.
Die Gemeinde zählt darauf, dass die Vereine nun endlich ihren Mitgliedern sagen, was Sache ist. Vor allem, dass sämtliche ohne Genehmigung angebrachten Wasseranschlüsse entfernt werden. Sollte diese Initiative nicht fruchten, könnte auch ein anderes Modell der Verwaltung eingeführt werden. Das sollte nicht als Drohung aufgefasst werden, eher als Ansporn, die Schrebergärten als das zu erhalten, was sie sind, nämlich ein Paradies.
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Ech kennen den Nico, wann heen Eppes behaapt, dann stemmt daat och, ech ënnerstëtzen hin voll an ganz an deser Ugeléënhéet