Am 17. Juli wurde ein Radfahrer in Luxemburg-Stadt von einem Lastkraftwagen erfasst und schwer verletzt. Der Jugendliche fuhr auf der Avenue Marie-Thérèse Richtung „Gëlle Fra“. An der Kreuzung nahe der Adolphe-Brücke kreuzten sich seine Wege mit dem eines Lkw, der dort nach rechts abbiegen wollte, um über die Brücke in Richtung Avenue de la Liberté zu fahren.
Matthieu Hansen, 27, ist ein begeisterter Radfahrer und zeigt sich schockiert von dem Unfall. Als Reaktion möchte er eine Mahnfahrt unternehmen, um die politischen Verantwortlichen daran zu erinnern, dass es ihre Pflicht sei, für gesicherte Radwege zu sorgen. Am Donnerstag, dem 8. August, startet er um 18.00 Uhr bei der „Gëlle Fra“. Jeder, der möchte, könne ihn begleiten. Er wolle von der „Gëlle Fra“ bis zum Konvikt fahren, und den gleichen Weg zurück bis zum Heilig-Geist-Plateau.
Mit der Fahrt will Matthieu auf die innerstädtischen Gefahrenpunkte für Radfahrer aufmerksam machen. Ein Radweg, so wie er über die erwähnte Kreuzung führt, sollte eigentlich ein No-Go sein. Seiner Meinung nach ist der Unfall von Mitte Juli auf schlechte urbanistische Planung zurückzuführen. „Ich will dem Lkw-Fahrer absolut keine Schuld unterstellen; wahrscheinlich befand sich der Radfahrer im toten Winkel seines Lasters.“ Der Unfall sei wohl dem Umstand geschuldet, dass sich die Wege von Auto- und Radfahrern kreuzen, wenn ein Radfahrer, von der Avenue Marie-Thérèse kommend in Richtung Gëlle Fra fahren möchte, ein Auto bzw. Lkw aber rechts abbiegen möchte.
„Ich habe in Holland studiert und weiß, dass es auch anders organisiert werden kann.“ Solche Kreuzungen seien nicht nötig. Anstatt rechts abzubiegen und so den Weg der Radfahrer zu schneiden, könnte der motorisierte Verkehr vorher abbiegen, über den Boulevard Prince Henri fahren, dann rechts in die Avenue Monterey und dann wieder rechts auf den Boulevard Royal. Durch den Umweg würde eine Situation wie die, die kürzlich zum Unfall geführt hat, vermieden werden.
Andere Gefahrenpunkte
Er habe schon mehrmals über die Website der Stadt Luxemburg via das Tool „report it“ auf Probleme für Radfahrer hingewiesen. „Doch außer einer Standardantwort, die ich jedes Mal bekam, geschah nichts.“
Auf die Stelle, wo nun der junge Radfahrer schwer verletzt wurde, habe er zwar noch nicht aufmerksam gemacht, wohl aber über eine andere Stelle, wo er mit anderen Radfahrern am Donnerstag hinfahren möchte. „Auf dem Heilig-Geist-Plateau ist der Radweg zwar von der Straße getrennt, aber vor der Residenz der britischen Botschafterin durch Pfosten von der Fahrbahn getrennt. Auch das ist ein potenzieller Gefahrenpunkt.“
Gefahrenstellen gebe es auch, wenn z.B. eine Baustelle eine Radpiste unterbricht. „Für Fußgänger und Autofahrer sind in solchen Fällen Umleitungen angegeben, nicht aber für Radfahrer.“ Es gebe viele Gesundheitskampagnen z.B. gegen Tabak, Alkohol und Drogen, doch für die Gesundheit auf der Straße werde wenig getan, kritisiert Matthieu, dabei seien die Folgen von Unfällen kostspielig
Die Idee zu einer gemeinsamen Mahnfahrt mit Gleichgesinnten sei von der „Critical Mass“-Bewegung inspiriert. In diversen Städten weltweit treffen sich nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer – hauptsächlich Radfahrer – unorganisiert, um mit einer gemeinsamen Fahrt auf sich aufmerksam zu machen. „Es geht nicht darum, den Verkehr zu blockieren“, sagt Matthieu. Wenn aber genug Leute zusammen fahren, würde der Verkehr gebremst.
Das erste „Critical Mass“-Treffen fand 1992 in San Francisco statt, mittlerweile gibt es Ableger in mehreren europäischen Städten. Ihr Motto lautet: „Wir behindern nicht den Verkehr. Wir sind der Verkehr!“ Seit 2010 gibt es auch eine „Critical Mass Luxembourg“-Gruppe auf Facebook; sie zählt mittlerweile 1.335 Mitglieder.
Bei allem Respekt für das Engagement von Mathieu, ein gefährliches Rechtsabbiegen durch ein Linksabbiegen und zwei weitere noch gefährlichere Rechtsabbiegen zu ersetzen, finde ich wirklich absurd.