Tageblatt-SerieMädchen-Ausbildung in Monnerich: Vom Boom des Frauenfußballs profitieren 

Tageblatt-Serie / Mädchen-Ausbildung in Monnerich: Vom Boom des Frauenfußballs profitieren 
Dienstags trainieren in Monnerich vier verschiedene Jahrgänge der Frauenfußballschule simultan Foto: Editpress/Alain Rischard

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Es ist zur Normalität geworden, talentierten Fußballspielerinnen in Monnerich über den Weg zu laufen. Seit 2020 hat der Verband die Investitionen in die Frauen-Abteilung deutlich gesteigert und erste internationale Erfolge gefeiert. Wie der Technische Direktor der Damen, Dan Santos, und Co-Trainerin Cristina Correia die Entwicklung vorantreiben wollen, erklären sie im sechsten Teil der Tageblatt-Serie über die Fußballschule der FLF. 

Dreimal sagte Dan Santos dem FLF-Präsidenten Paul Philipp ab, bevor er dessen Angebot im Frühjahr 2020 dann doch annahm: Der Chef hatte dem früheren BGL-Ligue-Coach sozusagen freie Hand gegeben, als es darum ging, die Damen-Abteilung der FLF von Grund auf zu reformieren. „Damals sagte er mir, es würde zehn Jahre dauern, bevor wir die Früchte dieser Arbeit sammeln könnten“, erinnert sich Santos. „Ich hatte wirklich viele Forderungen gestellt, etwa eine gewisse Anzahl an Trainern, neue Trainingsanzüge und Trikots für die Spielerinnen. Er hat bei allen Punkten sein Einverständnis gegeben.“

Dan Santos und Cristina Correia
Dan Santos und Cristina Correia Foto: Editpress/Alain Rischard

Die erste Person, die der Trainer damals kontaktierte, war seine heutige Assistenztrainerin Cristina Correia, die er unbedingt im Team haben wollte. Auch Fitnesstrainer Kevin Rutare gehört bei der Umstrukturierung zur Mannschaft der ersten Stunde. Vom Team der Vorgänger sind mit Torwarttrainer Jean-Marie Noël und den beiden Betreuerinnen Liz Thill und Sylvie Vidal noch drei Personen geblieben, die den Neuanfang gewagt haben: Unter Ex-Coach Samy Smaïli hatte es lediglich eine A-Auswahl und ein U15-Team gegeben.

In den ersten drei Jahren der Santos-Amtszeit wurde der Trainerstab kontinuierlich ausgebaut: Sieben Coaches, zwei Torwarttrainer und Rutare sind für die Ausbildung sämtlicher Mädchen-Teams bis zur A-Auswahl zuständig. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir dreimal pro Woche 150 Spielerinnen betreuen, etwa 30 pro Jahrgang“, erklärt Santos. 

Ein Haken

Für Correia steht fest, dass die Zeit für nächste Schritte in der Entwicklung reif ist: „Wir wollen immer mehr.“ Fünf bis sechs Jahre können die jüngsten Spielerinnen mittlerweile die Mädchen-Abteilung der FLF durchlaufen, angefangen mit einer Sichtungsgruppe der U11. Einen Haken bei dem Ganzen gibt es aufgrund der nationalen Statuten: In Luxemburg dürften 14-Jährige bereits an der Meisterschaft der Seniorinnen teilnehmen. Nachteil ist in dem Fall, dass Vereine darauf bestehen können, ihre Kickerinnen beim Mannschaftstraining dabei zu haben – und sie deshalb auf das Kadertraining verzichten. „Das Mindestalter muss unbedingt auf 16 Jahre angehoben werden, wie überall in Europa“, fordern die Verbandstrainer.

26 Schülerinnen der Fußballschule sind in diesem Jahr im „Sportlycée“ eingeschrieben
26 Schülerinnen der Fußballschule sind in diesem Jahr im „Sportlycée“ eingeschrieben Foto: Editpress/Alain Rischard

Der Fokus liegt bei der Ausbildung der Auswahlteams auf mehreren Komponenten – „Fußballspielen, Ballbeherrschung, Technik, saubere Ausführung, Koordination“ – und soll „eine Begleitung zum höchsten Niveau sein“, fasst Santos zusammen. Genau wie bei den männlichen Talenten wird der Weg ins Ausland (ab 16 Jahren) unterstützt: „Anders als bei den Jungs, wo man leichter einen Beruf aus diesem Sport machen kann, brauchen die Mädchen nicht nur den doppelten Willen, sondern ebenfalls ein zweites Standbein.“ 

Übergangssituation

Ab Kindesalter wird nach potenziellen Kandidatinnen „gescoutet“. Drei Jahre hat es gedauert, ehe sämtliche Jahrgänge mit 30 Spielerinnen voll besetzt waren. Während die Vereine ihre besten Spielerinnen früher zum Probetraining schicken konnten, läuft die Sichtung inzwischen etwas anders. Bei den LaLux-Turnieren der Mädchen und Frauen sitzen sämtliche Trainer mit Notizblöcken in den Tribünen. Technik, Charakter, das Auge für das Spiel und die Schnelligkeit sind Aspekte, die besonders beobachtet wurden. „Es hat keinen Zweck, jemanden zum Training einzuladen, bei dem man sich von vornherein sagt, dass es kompliziert werden könnte. Die meisten Spielerinnen kennen wir sowieso. Und wenn den Kollegen von der ‚Détection’ der Jungs ein Mädchen auffällt, teilen sie uns das sofort mit. Diese Zusammenarbeit klappt sehr gut“, freut sich Santos.

Trainer Georges Elsen bereitet die U19 auf ihr Qualifikationsturnier in Gibraltar vor
Trainer Georges Elsen bereitet die U19 auf ihr Qualifikationsturnier in Gibraltar vor Foto: Editpress/Alain Rischard

Während die gleichaltrigen Jungs von montags bis donnerstags nach der Schule ins CNF gebracht werden, sieht der Tagesablauf der Mädchen (noch) anders aus. Ein Novum wurde dankend angenommen: Seit dieser Saison werden einige Spielerinnen erstmals von den „Navettes“ direkt vom Gymnasium nach Monnerich gebracht und können vor dem Training die Kantine aufsuchen. Aus Platzgründen können sie derzeit allerdings noch nicht von der Studienhilfe profitieren. „Die Schülerinnen des Sportlycée kommen gegen 17.00 Uhr hier an“, erklärt Correia. „Wenn sie dann noch lernen wollen, müssen sie sich irgendwo im Haus einen ruhigen Platz suchen.“ 

In zwei, drei Jahren sollten wir an einem Punkt angekommen sein, an dem wir ausschließlich an Fußball denken können. Aber es braucht noch ein wenig Geduld.

Dan Santos, Nationaltrainer

Dass es sich dabei um eine Übergangssituation handelt, ist allen bewusst. Hinter den Garagen der Minibusse werden bereits weitere Umkleideräume gebaut, zudem hat die FLF die nötigen Hektar erworben, um zwei neue Kunstrasenplätze zu bauen. Der Bedarf stieg von Jahr zu Jahr. In der laufenden Saison muss die Frauenabteilung weiter auf andere Fußballplätze, etwa in Beggen und Hamm, ausweichen. „Das Problem ist, dass wir zu schnell gewachsen sind“, meint der Trainer. „Die FLF hat viel unternommen, zudem haben die ersten Qualifikationskampagnen der A-Mannschaft sowie die letzte Weltmeisterschaft einen regelrechten Boom im Frauenfußball ausgelöst.“ Rund 4.500 Mädchen und Frauen sind bei der FLF lizenziert, wie viele davon aber regelmäßig spielen, ist schwer einzuschätzen. 

Carine Nardecchia, Präsidentin der Damenkommission, gab zu Verstehen: „Wir funktionieren wie die Fußballschule für die Jungs, nur eben an verschiedenen Standorten. Es wäre momentan zu stressig, die Mädchen hin und her zu fahren, damit sie ihre Hausaufgaben in Monnerich erledigen. Sobald die Infrastrukturen es zulassen, wird dieses Angebot ausgeweitet werden.“

Die A-Nationalmannschaft hat ihren Teil zum Boom beigetragen
Die A-Nationalmannschaft hat ihren Teil zum Boom beigetragen Foto: Editpress/Alain Rischard

Bevor es sich laut dem Trainergespann um ein wirkliches Spiegelbild der männlichen Talente handelt, brauchen Santos und Correia in den nächsten Jahren zusätzliches Personal. Weitere Trainer, aber auch ein Physiotherapeut, eine Person, die sich um administrative Angelegenheiten kümmert, sowie die Möglichkeit, in Zukunft alle Trainingseinheiten in Monnerich absolvieren zu können: Das ist die Wunschliste des Trainerstabs. 

„Momentan spiegeln wir die Fußballschule der Jungs, aber wir wollen parallel bestehen“, sagt Santos. „Dafür braucht es einerseits jemanden, der uns als Trainer die administrativen Angelegenheiten abnimmt und ebenso die richtigen Einrichtungen. Man sieht ja, dass es Fortschritte gibt und der Bau eines zusätzlichen Kabinentrakts bereits begonnen hat. Nächste Saison wollen wieder nächste Schritte machen und weitere Dinge verbessern. In zwei, drei Jahren sollten wir an einem Punkt angekommen sein, an dem wir ausschließlich an Fußball denken können. Aber es braucht noch ein wenig Geduld.“ Immerhin sei die Ausbildung ein „Marathon und kein Sprint“. 

Die Serie

27. Januar: Entstehung und heute: das Konzept des CFN
31. Januar: Wie funktioniert das Scouting?
3. Februar: Der organisatorische Alltag (Teil 1, Teil 2)
7. Februar: Hinter den Kulissen: Physio (1), Studien und Fußball (2)
10. Februar: Transport: Unterwegs mit den Talenten
14. Februar: Die Mädchenabteilung
17. Februar: Das sagen die Absolventen