Tageblatt-SerieSo funktioniert die medizinische Versorgung der FLF-Nachwuchskicker

Tageblatt-Serie / So funktioniert die medizinische Versorgung der FLF-Nachwuchskicker
Physiotherapeut Gianni Sagrafena (l.) und Dr. Louis Fettmann sind ein eingespieltes Team Foto: Editpress/Tania Feller

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Seit August 2023 ist Gianni Sagrafena vollzeit als Physiotherapeut beim nationalen Fußballverband engagiert – und kümmert sich 40 Stunden die Woche um das Wohlbefinden der Jugend-Nationalkader. Ein Gespräch über Alltag, Motivation und häufigste Verletzungen.

Man muss schon einen gewissen Bezug zum Fußball haben, wenn man die eigene Praxis aufgibt, um sich komplett der Jugendarbeit auf Verbandsniveau zu widmen. Der heute 29-jährige Gianni Sagrafena wagte diesen Schritt im vergangenen September. Gemeinsam mit Dr. Louis Fettmann betreut er die unterschiedlichen Jahrgänge, die Tag für Tag in Monnerich ein und aus gehen – und verfolgt sie auf Schritt und Tritt. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Am Montagnachmittag herrscht im Behandlungsraum in Monnerich traditionell Hochkonjunktur: „Man weiß eigentlich im Voraus nie, wie viele Spieler vorstellig werden.“ Heißt, welche Talente sich über das Wochenende bei den Spielen mit ihren Vereinen möglicherweise verletzt haben und die Medizinräume der Fußballschule aufsuchen. Hinzu kommen dann auch manchmal Spieler, die sich morgens beim Sportunterricht in der Schule eine Verstauchung eingeholt haben. Generell sei das Sprunggelenk bei jungen Fußballspielern die Region des Körpers, die er am häufigsten bandagiert und behandelt. „Es gibt unterschiedliche Whatsapp-Gruppen mit einigen Vereinen, um sich auszutauschen“, erklärt Sagrafena, als er auf die Absprache und den Informationsfluss mit den Klubs eingeht. 

Eine App für alle

Intern wird jeder Fußballer in Monnerich vor Saisonbeginn auf Herz und Nieren untersucht. Gibt es physische Defizite, so werden diese anhand eines individuellen Trainingsprogramms angegangen. Sämtliche Daten werden in die „Pro Soccer Data“-App eingetragen. Wichtig wird diese beispielsweise, wenn ein Kicker sich Analysen außerhalb des CFN („Centre de formation national“) unterziehen muss. Die externen Spezialisten und Ärzte, an die verletzte Spieler weitergeleitet werden, tragen die Diagnostik direkt in die virtuelle Datenbank ein, sodass Trainerstab und medizinisches Team der FLF über alle Entwicklungen im Bilde sind.

Sagrafena kümmert sich aber nicht nur um die einzelnen Spieler, sondern ebenfalls um die Organisation des ganzen Physiotherapeuten-Teams der FLF. Unter sein Aufgabenfeld fallen demnach auch die Abstellung des medizinischen Stabs zu internationalen Turnieren im Ausland, die Testspiele unter der Woche, sämtliche Materialbestellungen oder auch die Zusammenarbeit mit dem Fitnesstrainer Karim Bisbis, der sich um das „Return to sports“-Programm der Langzeitverletzten kümmert. 

„Schwere Verletzungen kommen in diesem Alter eher selten vor. Fällt aber jemand mal für sechs Monate aus, finden regelmäßige Visiten statt. Der betroffene Spieler arbeitet mit einem Physiotherapeuten, den wir ausgesucht haben. Es findet ein separater Aufbau statt, bevor er wieder ins Training einsteigt“, erklärt Sagrafena den Ablauf. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, mit dem Luxembourg Institute for High Performance in Sports (LIHPS) am Comeback zu arbeiten. 

Für den Physiotherapeuten macht die abwechslungsreiche Arbeit den Charme dieses Jobs aus. „Es ist ein Vorteil, dass es jemanden gibt, der das Ganze koordiniert. Es macht mir viel Spaß, da man nie weiß, was einen erwartet. Zudem sieht man jeden Tag Jugendliche, die unter Spitzenbedingungen trainieren können. Es ist etwas Einzigartiges in Luxemburg, das es in dieser Form so im Ausland bei Topvereinen gibt.“

Die Serie 

27. Januar: Entstehung und heute: das Konzept des CFN
31. Januar: Wie funktioniert das Scouting?
3. Februar: Der organisatorische Alltag in Monnerich (Teil 1, Teil 2)
7. Februar: Hinter den Kulissen: Physio, Studien und Fußball
10. Februar: Transport: Unterwegs mit den Talenten
14. Februar: Die Mädchenabteilung in Monnerich
17. Februar: Das sagen die Absolventen