ReportageLHCE: Erster Einsatz von CO2-Detektoren

Reportage / LHCE: Erster Einsatz von CO2-Detektoren
In einem frisch gelüfteten Klassenraum im „Lycée Hubert Clément“ zeigt das CO2-Messgerät nur geringe Mengen an Kohlenstoffdioxid in der Luft an. In einer vollbesetzten Unterrichtsstunde steigt der Wert rapide an.  Fotos: Editpress/Julien Garroy

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Als eines der ersten Lyzeen im Land wurde das „Lycée Hubert Clément“ in Esch/Alzette mit CO2-Detektoren beliefert. Seit Mittwoch sind die Geräte dort im Einsatz. Das Tageblatt hat sich vor Ort angeschaut, wie die Detektoren in der Praxis eingesetzt werden. Eine Reportage.

Knapp zwei Wochen nach dem Ende der Ferien und des Homeschoolings scheint die Infektionslage in Luxemburgs Schulen ziemlich ruhig zu sein. „Es ist momentan beängstigend ruhig“, sagt Jean Theis, Direktor des „Lycée Hubert Clément“ (LHCE) in Esch/Alzette, gegenüber dem Tageblatt. Vize-Direktor Denis Reitz sagt, dass die Schüler sich mittlerweile die wichtigsten Maßnahmen angeeignet haben: „Die Reflexe sind da.“ Um kurz nach 8 Uhr habe er noch einige Schüler beobachtet, die etwas zu spät ankamen. „Sie haben alle am Eingang die Hände desinfiziert und hatten eine Maske an.“

Natürlich sei eine Schule keine Insel, sagt Theis. „Wenn draußen die Zahlen steigen, dann tun sie das auch in den Schulen. Das haben wir gemerkt.“ Deshalb findet es der Direktor gut, wenn in zwei Wochen wieder Ferien anstehen. Aufgrund der Umstellung von Trimester auf Semester in den Sekundarschulen und der dadurch um eine Woche verlängerten Karnevalsferien könne dies sicherlich dazu beitragen, eine weitere Entspannung beim Infektionsgeschehen zu erreichen.

Wenn draußen die Zahlen steigen, dann tun sie das auch in den Schulen. Das haben wir gemerkt.

Jean Theis, Direktor „Lycée Hubert Clément“

Am Montag wurden als weitere Maßnahme im Kampf gegen Covid-19 insgesamt 65 CO2-Detektoren an das LHCE ausgeliefert. Am Dienstagnachmittag, als die Schüler freihatten, haben Techniker die Geräte in den jeweiligen Klassenräumen installiert. Am Mittwoch sind sie zum ersten Mal in Betrieb genommen worden, sagt Vize-Direktor Denis Reitz. „Jetzt müssen wir das Ganze erst mal testen“, so Theis. Denn viele Elemente haben einen Einfluss auf die Messung. Hierbei stelle sich die Frage des Standorts, sagt er. Man erreiche unterschiedliche Messungen, je nachdem ob man das Gerät vorne in den Klassensaal, in die Nähe des Lehrerpults, nahe am Fenster, auf Höhe des Fußbodens oder oben an der Wand installiere.

„Wir haben noch nicht viel Feedback von den Lehrern bekommen“, sagt Reitz. Die Geräte seien schließlich erst seit einem Tag im Einsatz. „Nun warten wir ab, was uns die Lehrer berichten werden.“ Am ersten Tag haben sich die beiden Direktoren die ersten Einsätze der CO2-Geräte in verschiedenen Klassenräumen angeschaut. Theis sagt, dass der voreingestellte Grenzwert von 1.000 ppm („parts per million“ – Anteile pro Million), bei dem der Detektor ein Alarmsignal abwirft, ihm auf den ersten Blick zu niedrig erscheint. „Dieser Wert ist schnell überschritten“, sagt er. In einem leeren Raum, der frisch gelüftet wurde und in dem sich keine Person befindet, liege der Wert etwa zwischen 450 und 600 ppm. Befinden sich aber 20 bis 25 Schüler in einem solchen Raum, dann sei man sehr schnell über dem Limit von 1.000 ppm, sagt Theis. „Deshalb haben wir die Geräte nun erst mal auf 1.500 ppm eingestellt. Wir werden schauen, ob wir den Wert beibehalten.“ Der Hersteller gebe an, dass Werte bis 2.000 ppm toleriert seien. „Das sind ja alles Werte, die nicht bedenklich sind“, so Theis. Auf jeden Fall sollte man stets daran denken, in jeder Schulstunde zu lüften.

Frage des Abstellplatzes

Als Reitz am Mittwoch in den ersten Klassenraum eintrat, habe er nicht das Gefühl gehabt, dass die Luft stickig war, sagt er. Der Wert, den das Gerät dort anzeigte, lag bei 1.100 ppm, also leicht über dem vorinstallierten Grenzwert von 1.000. „Wäre das Limit bei 1.000 eingestellt worden, dann hätte aus dem Gerät ständig ein Alarmton ertönt“, sagt er. In einem weiteren Klassenraum, den er an jenem Tag besuchte, saßen die Schüler schon länger zusammen. Es war eine Blockstunde. „Da habe ich beim Eintritt sofort gemerkt, dass es an der Zeit ist, zu lüften“, sagt er. Das Gerät zeigte 1.800 ppm an. „In diesem Fall wäre es gut gewesen, wenn der Alarm tatsächlich bei 1.500 ppm ertönt wäre.“

Da habe ich beim Eintritt sofort gemerkt, dass es an der Zeit ist, zu lüften

Denis Reitz, Vizedirektor des „Lycée Hubert Clément“

Am Donnerstag hat sich das Tageblatt zu einem Rundgang im LHCE angemeldet. Eigentlich sollte in diesem Klassenraum im Erdgeschoss eine 3e sitzen. Doch an diesem Tag befindet sich die Klasse im Homeschooling. Sämtliche Klassen der 4e, 3e und 2e haben bis auf Weiteres alternierenden Unterricht. Dadurch zirkulieren rund 250 Schüler weniger im Gebäude. Im „Lycée Hubert Clément“ hat man sich dazu entschieden, die Klassen nicht zu splitten, sondern sie stattdessen integral einen Tag über den anderen ins Homeschooling zu schicken. In Bezug auf das Virus sei es vielleicht vorteilhafter, halbe Klassen zu haben. Doch im Sinne eines guten Unterrichts und in Bezug auf die Prüfungen, die abgelegt werden müssen, sei die vom LHCE ausgewählte Option seiner Meinung nach die beste, so Theis. So könnten die Schüler je nach Bedarf zwei bis drei Prüfungen pro Woche ablegen. Hätte man sich für die wöchentliche Alternierung entschieden, dann müssten die Schüler in einer Woche gar keine Prüfung und in der darauffolgenden bis zu fünf abzulegen. Das findet Theis nicht gut.

Direktor Jean Theis und Vizedirektor Denis Reitz sind sich einig, dass man weiter experimentieren muss, um den richtigen Standort für die CO2-Detektoren festzulegen
Direktor Jean Theis und Vizedirektor Denis Reitz sind sich einig, dass man weiter experimentieren muss, um den richtigen Standort für die CO2-Detektoren festzulegen

In dem leer stehenden Raum der 3e zeigt das CO2-Gerät 460 ppm an. „Der Saal wurde gerade frisch gelüftet“, sagt Theis. Im Nachbarraum haben die Schüler gerade Mathematik-Unterricht. Es sind nur zwei Schüler anwesend. Der Lehrer sagt: „Wir sind eigentlich im Homeschooling.“ Das Gerät zeigt 650 ppm an. Es sei nicht gut, wenn das Gerät so nahe am Fenster steht, sagt der Lehrer. Das verfälsche den Messwert. „Wenn ich in einer vollbesetzten Klasse unterrichte, stelle ich das Gerät auf den Boden“, sagt er. CO2 sei schwer und sinke nach unten, erklärt er. Nur dort könne man eine richtige Messung machen, sagt er. „Ich hatte gestern bei meinen vollbesetzten Klassen stets Werte zwischen 600 und 900 ppm. Das ist in Ordnung“, so der Mathematiklehrer. Bei seiner „Première“ am Mittwoch habe das Gerät allerdings zweimal wegen Überschreitung des Limits von 1.500 ppm ausgeschlagen. Im Raum dort sei es stets sehr heiß. Entweder habe sich die CO2-Konzentration durch die Hitze erhöht oder der Apparat messe nicht richtig, so das Fazit des Lehrers. Obwohl die CO2-Konzentration eigentlich nichts mit der Temperatur zu tun habe, sagt er.

Wir müssen noch ein Gleichgewicht finden, wo wir das Gerät am besten hinstellen sollen, damit wir wirklich einen reellen und zuverlässigen Wert bekommen. Nicht den niedrigsten direkt am Fenster und auch nicht den höchsten unten am Boden.

Jean Theis, Direktor des „Lycée Hubert Clément“

Gegenüber der Mathematik-Klasse betreten wir einen weiteren Klassenraum. Der Saal ist vollbesetzt mit Schülern. Im ersten Moment erscheint die Luft doch etwas dick, doch je näher man sich dem offenen Fenster auf der gegenüberliegenden Seite vorne am Lehrerpult nähert, desto angenehmer wird es. Das Gerät zeigt lediglich 529 ppm an. Allerdings steht der Detektor auch direkt vor dem offenen Fenster. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes hätte das Gerät vielleicht schon längst Alarm ausgelöst, vermuten wir.

„Kein Allheilmittel“

Theis sagt: „Wir müssen noch ein Gleichgewicht finden, wo wir das Gerät am besten hinstellen sollen, damit wir wirklich einen reellen und zuverlässigen Wert bekommen. Nicht den niedrigsten direkt am Fenster und auch nicht den höchsten unten am Boden.“ Der Wert steige oder sinke je nach Standort des Apparates, gesteht der Direktor. „Da müssen wir noch weiter experimentieren und das Ganze dann evaluieren. Das ist jetzt ganz neu.“ Im LHCE gibt es allerdings ein Problem mit der Anordnung der Steckdosen. Die meisten befinden sich an der Fensterseite. Das CO2-Gerät des Herstellers Wöhler habe zudem ein sehr kurzes Stromkabel. Dadurch gibt es nicht so viele Möglichkeiten, das Gerät aufzustellen. Eine Lösung könnten Verlängerungskabel sein, sofern sie nicht zur Stolperfalle werden.

„Das Gerät schlägt öfter aus“, sagt eine Lehrerin, die sich auf dem Weg zu einer Unterrichtsstunde befindet. In jeder Stunde sei das Gerät bei ihr ausgeschlagen. Dann habe sie die Fenster vorne im Klassensaal aufgemacht, um den Wert wieder sinken zu lassen. Bei einer Klasse, in der nur wenige Schüler sind, habe es etwas länger gedauert, bis das Gerät Alarm auslöste. Bei ihrer 4e, wo 25 Schüler in einem kleineren Raum sitzen, habe das Gerät viel schneller ausgeschlagen, sagt sie.

Direktor Jean Theis sieht die neuen CO2-Geräte als technische Hilfe, um die Lehrer an etwas zu erinnern, das die Direktion ihnen bereits mitgeteilt hat – nämlich ans Lüften. Denn eigentlich sind die Lehrer dazu angehalten, zwischen den Stunden, aber auch mal während des Unterrichts die Fenster groß aufzumachen. „Ich glaube, wenn das sowieso eingehalten wird, dann sind diese Werte mehr oder weniger gut. Ich sehe es nicht als etwas anderes. Es ist kein Allheilmittel, mit dem wir das Virus in den Griff bekommen.“

Nomi
25. Januar 2021 - 10.50

We'ini kreien dei' Leit aus dem Ministaer e besgen Intelligenz fir ennert d'Kappschu'el ?

Luki.S.
24. Januar 2021 - 15.29

An een Co2-Detektor fir ennert meng Mask? Wéini soll ech do léften? Den Raumvolume ass vill méi klëng. Sin ech ze domm fir et ze verstoen oder hun ech schons zevill Sauerstofftsmangel?

Nomi
24. Januar 2021 - 13.30

@ Grober : Mindestens huet den Minister Meisch oder sein Stellvertrieder sein Kroop ennert d'Kommande gesaat ! Wann so'u eng Verschwendung vun Stei'ergeld keng Demissio'un waert ass ?

Grober J-P.
24. Januar 2021 - 10.10

1350000 € für was denn? Wer hatte die geistreiche Idee? Sehr fragwürdig dieser "Einkauf"!

de Prolet
24. Januar 2021 - 10.08

Brauchen wir denn immer technische Hilfsmittel aller Art um uns an etwas zu erinnern, was wir tun sollen. Allmählich werden wir so denkfaul, dass wir uns von solchen Geräten abhängig machen und wenn sie, aus irgendeinem Grund ausfallen, sind wir verloren. Es dürfte doch natürlich sein, dass man , von sich aus, ein Zimmer in dem man sich längere Zeit aufhält, von Zeit zu Zeit, durchlüftet. Spätestens dann, wenn die Luft im Raum beginnt stickig zu werden.

Zorba
23. Januar 2021 - 21.39

Um als erste der Welt und der Milchstrasse auf einfachsten und schnellsten Weg einem Corona den endgültigen Garaus zu machen , genügt ein Gesetz das den Zwang zum Tragen von Taucherhelmen und Anzügen .vorschreibt. Masken, Händewaschen ,Abstandhalten und Anschaffung von teuren nichtsnützenden Gadgets wird so überflüssig wie ein Kropf und Nachdenken !

Roberto
23. Januar 2021 - 18.27

Ich sehe. Die Geräte geben zu oft Alarm, deshalb wird die Dosis so langer höher geschaltet bis der Apparat nicht mehr nervt. Haben die sie nicht mehr alle? Macht einfach das Fenster auf, wenn 1000ppM erreicht ist und fertig! Wurden die Rauchdetektoren auch so behandelt, damit die Lehrer rauchen können?

Nomi
23. Januar 2021 - 17.24

Eng Bauzegkeet, oder wann d'Leit net mei' wessen wann se sollen loeften !

Claude Ingenius
23. Januar 2021 - 15.58

Der Fachmann staunt der Laie aber wundert sich. Bei den teuren Geräten ist sicherlich eine Montage, Empfehlung und Bedienanleitung beigelegt.