Luxemburger WortLCGB fordert Sozialplan mit „Existenzgarantie“ – Stellenabbau nicht nur wegen Corona-Krise 

Luxemburger Wort / LCGB fordert Sozialplan mit „Existenzgarantie“ – Stellenabbau nicht nur wegen Corona-Krise 
Die Druckerei des Saint-Paul-Verlags in Gasperich.  Foto: Editpress/Fabrizzio Pizzolante

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Rund 80 ihrer 330 Mitarbeiter will die Unternehmensgruppe Saint-Paul entlassen. Nach zwei Verhandlungsrunden fordert die Gewerkschaft LCGB nun öffentlich einen Sozialplan „mit Existenzgarantie“ für die Betroffenen. Außerdem wirft sie dem Arbeitgeber vor, mit verdeckten Karten zu spielen: Die Corona-Krise sei nämlich nicht der alleinige Grund für den Stellenabbau. 

Das Verlagshaus Saint-Paul, das Mutterhaus von Luxemburger Wort, Contacto und Télécran, entlässt 80 seiner 330 Mitarbeiter. Das kündigte die Unternehmensgruppe am 17. September an. Seitdem laufen die Verhandlungen zwischen der Belegschaftsdelegation und dem Patronat. In einem öffentlichen Schreiben fordert die Gewerkschaft LCGB nun, dass ein Sozialplan ausgearbeitet wird, „der seinen Namen verdient und gleichzeitig garantiert, dass kein Arbeitnehmer anschließend arbeitslos wird“. 

Im aktuell bei der Saint-Paul-Gruppe geltenden Kollektivvertrag gebe es eine Beschäftigungsgarantie für die gesamte Vertragslaufzeit (gültig bis zum 31. Dezember 2021). Diese Garantie möchte die Gewerkschaft nun im Sozialplan in eine „Existenzgarantie“ umgewandelt sehen. So bräuchte es eine Verdoppelung der gesetzlichen Kündigungsfrist mit einem garantierten Minimum von sechs Monaten, um den Beschäftigten eine Neuorientierung zu ermöglichen, sowie eine Verlängerung der Kündigungsfrist bis zum Eintritt in den Ruhestand für Beschäftigte ab 55 Jahren und einen echten Weiterbildungs- und Neuorientierungsplan. Es würden weiterhin Gespräche mit dem Arbeitsministerium beantragt, „um alle gesetzlichen Maßnahmen zur Sicherung der Existenzen auszuschöpfen“.

Die Corona-Krise sei nämlich nicht, wie behauptet, der alleinige Grund für den Stellenabbau bei der Verlagsgruppe, schreibt der LCGB. Vielmehr vermutet die Gewerkschaft die Übernahme durch Mediahuis als Mitgrund für die Entwicklung. Der Sozialplan sehe nämlich die Auslagerung mehrerer Abteilungen vor. Paul Peckels betonte allerdings gegenüber dem Tageblatt vor zwei Wochen, die Entlassungen seien eine Entscheidung aus dem Verlag selbst und dem Umsatzeinbruch aus der sanitären Krise geschuldet. Zu dem heutigen Schreiben der Gewerkschaft und dem Stand der Verhandlungen wollte sich Peckels nicht äußern. Die Verhandlungen seien intern und vertraulich.

Am 24. April hat Mediahuis den Kauf von Saint-Paul Luxembourg abgeschlossen. Mediahuis besitzt mehrere Tageszeitungen, Radiosender und andere Medien in den Benelux-Ländern. Im vergangenen Jahr erwarb der Medienkonzern Independent News & Media aus Irland – auch dort folgten Umstrukturierungen und Entlassungen. Beim Kauf von Saint-Paul Luxembourg wurde bei der Übernahme allerdings gesagt, dass kein Stellenabbau vorgesehen sei. Der Chef des Medienkonzerns, Gert Ysebaert, behauptete Anfang Mai in einem Interview mit dem Luxemburger Wort, dass durch den Kauf von Saint-Paul Luxembourg „keine Arbeitsplätze gefährdet“ seien. Trotzdem blickte er vorsichtig in die Zukunft: „Die Frage wird jedoch sein, wie sich die derzeitige Krise auf das Geschäft von SPL auswirken wird und wie das Unternehmen darauf reagieren muss.“

In ihrem Schreiben am Montagvormittag wendet sich die Gewerkschaft auch an den ehemaligen langjährigen Inhaber des Verlags, das Erzbistum Luxemburg. Dieses habe eine soziale Verantwortung gegenüber dem Personal der Unternehmensgruppe. Das Erzbistum solle diese durch eine „substantielle Investition in den Weiterbildungs- und Neuorientierungsplan des Sozialplans wahrnehmen“. Man hätte nämlich bei der Übernahme durch Mediahuis versäumt, existenzielle Schutzklauseln für das Personal zu vereinbaren. Die Gewerkschaft schlägt vor, das Bistum könne über die Vermögensverwaltungsgesellschaft Lafayette S.A. eine eigentlich für den Bau einer Betriebsküche vorgesehene Summe investieren.