BettemburgLangzeitbaustelle am Bahnhof: Chaos im Straßen- und Zugverkehr

Bettemburg / Langzeitbaustelle am Bahnhof: Chaos im Straßen- und Zugverkehr
Vorher, nachher: rechts die neue Brücke, links die alte Foto: Marc Lazzarini/Ponts&Chaussées

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Ab März wird eine Großbaustelle das Leben in Bettemburg prägen. Bis Mai 2025. Die Hammerel-Brücke wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Bei einer Informationsveranstaltung in der Südgemeinde gab es Details. Nicht wenige Fragen konnten noch nicht vollumfänglich beantwortet werden. 

Montagabend, kurz vor halb sieben: Kleinere und größere Gruppen von Menschen strömen in Richtung der Sporthalle in Bettemburg. Was sie trotz widriger Wetterverhältnisse anlockt, ist die Informationsveranstaltung zur Groß- und Langzeitbaustelle am Bahnhof, mitten im Zentrum der Stadt. „Wir haben einiges gehört, wissen aber eigentlich nichts“, sagt eine Dame. Ihre Begleiter stimmen zu. Währenddessen füllt sich der Parkplatz zusehends. Bürgermeister Laurent Zeimet ist auch bereits da. Er redet mit einem Gemeindearbeiter. Dessen Großvater, Emile Hammerel, habe die gleichnamige Brücke in Auftrag gegeben, erzählt der Mann. Die Brücke wird am Abend noch oft erwähnt. 

Rund 50 Jahre besteht diese Brücke schon und verbindet die zwei Teile der Stadt Bettemburg miteinander. Jetzt muss sie abgerissen werden – Altersschwäche – und durch einen Neubau ersetzt werden. Die Brücke ist eine wichtige Lebensader. Kompliziert wird das Ganze zudem, weil sie über den Bahnhof und über die Gleise führt. Das verheißt nichts Gutes für den Straßen- und Zugverkehr – und das über viele Monate lang.

Sehr zivilisiert

Um die 800 Menschen nehmen an der Infoveranstaltung am Montag teil. Eine Sache vorweg: Es geht äußerst zivilisiert, sachlich zu. Nach einem eher groben Überblick über die Arbeiten gibt es, kein Wunder, viele Fragen aus dem Publikum. Die Vertreter der Verwaltungen für Straßenbau und öffentlichen Transport, der CFL sowie der Schöffenrat der Gemeinde versuchen, so gut es geht, zu antworten.

Ja, die alte Hammerel-Brücke müsse abgerissen werden, heißt es. Nein, eine Sanierung sei keine ernst zu nehmende Alternative gewesen, weil teurer und noch einschneidender für Verkehr und tägliches Leben. Sicher sei, dass die alte Brücke jetzt Mitte März geschlossen werde. Nicht sicher scheint, ob die neue dann wirklich Mai 2025 eröffnet werden kann. Man werde alles daransetzen, hört man. Vielleicht sei früher schon etwas möglich – vielleicht mit Ampelreglung. Versprechen wolle und könne man aber nichts.

Sicher sei, dass der Bahnhof, und damit einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte des Landes, zwischen Juli und August komplett gesperrt werde. Möglich sei aber auch, dass es bereits vorher und nachher zu temporären Sperrungen kommen könne. Es seien nämlich für August und September noch weitere dringende Arbeiten am Zugnetz zwischen Bettemburg und Hauptstadt geplant.

„Die Arbeiten in Bettemburg haben jedenfalls absolute Priorität. Wenn nötig verschieben oder stoppen wir andere Baustellen“, so Laurent Wolter von der Straßenbauverwaltung. Nicht sicher scheint heute, ob die ganze Armada an Bussen, die zum Einsatz kommen soll, einen wirklich ebenbürtigen Ersatz darstellt. Nicht nur um den Passagiertransport zwischen Süden und Hauptstadt zu garantieren, aber beispielsweise auch, um Grenzgänger aus Frankreich zu ihrem Arbeitsplatz zu bringen. Was die Züge anbelangt, ist es so, dass bei Sperrungen Bettemburgs auch die TGV-Schnellzüge betroffen sein werden. Die sollen dann im Prinzip ab Thionville fahren, unter Umständen aber auch erst ab Metz.

Was die Situation im Straßenverkehr in Bettemburg angeht, dürfte sicher sein, dass diese während der Arbeiten nicht besser wird. Im Gegenteil, es werden einige Schikanen für Autofahrer hinzukommen. Dabei werde versucht, den Transitverkehr aus der Stadt herauszuhalten. Nicht sicher sei, ob das in der Praxis auch so funktioniert. „Vielleicht machen Autofahrer ja einen großen Bogen um Bettemburg, wenn sie merken, wie chaotisch alles wird“, so Laurent Wolter.

Sicher dürfte auch sein, dass die Großbaustelle Auswirkungen auf die „Maisons relais“ und den Schülertransport haben wird – innerorts und mit Schulen außerhalb. Dazu sollen Feuerwehrfahrzeuge anders aufgeteilt werden, damit sie möglichst schnell einsetzbar sind. Was zum Beispiel Krankenwagen anbelange, so könnten diese eine kleine Brücke nahe der Industriezone nutzen, heißt es. Ansonsten sei dieser Weg tabu.

Noch viel Informationsbedarf

Die Infoveranstaltung am vergangenen Montag macht deutlich, dass alle Planungen und Vorbereitungen nur lindernd wirken können. Ein gewisses Chaos wird im Straßen- und Zugverkehr nicht ausbleiben.

„Es ist keine alltägliche Baustelle“, so Bürgermeister Zeimet am Schluss der Veranstaltung. Es scheint auch klar, dass zum jetzigen Zeitpunkt nicht alle Fragen vollumfänglich beantwortet werden können. Nicht alles ist planbar und bei Arbeiten dieser Größenordnung bleiben Überraschungen nicht aus.

Zusätzliche Erklärungen müssen also in naher Zukunft und sozusagen die Baustelle begleitend immer wieder geliefert werden. Informationen soll es zum Beispiel auf der Webseite der Straßenbauverwaltung oder im nächsten „Beetebuerger Gemengebuet“ geben. Der Escher Architekt Jean-Luc Wagner erwähnte im Gespräch auch die Möglichkeit, sogenannte „Kümmerer“ einzusetzen. Menschen, die den Bürgern während der Arbeiten mit Informationen und Ratschlägen zur Seite stehen. 

Zeitplan im Überblick

Ab 15. März wird die Brücke im Zentrum von Bettemburg für jeden Verkehr geschlossen.
Voraussichtlich vom 13. Juli bis zum 12. August wird der Bahnhof für alle Züge gesperrt. Weitere Einschränkungen sind bereits vorher, vor allem aber auch noch bis September möglich.
Im Mai 2025 soll die Brücke wiedereröffnet werden. 

Einige Zahlen zur Brücke

Zählungen ergaben, dass täglich rund 13.000 Autos und 1.200 Lastwagen über die 13,16 Meter breite alte Brücke fahren. Die neue Konstruktion aus Metall wird rund 16 Meter breit und 148 Meter lang werden. Die Fahrbahnen für Autos betragen jeweils 3,70 Meter. Daneben teilen sich Fahrradfahrer und Fußgänger den Bürgersteig. Insgesamt wird die neue Brücke leichter sein und benötigt im Bereich über den Gleisen keine Träger mehr. Sie wird auch etwas höher sein, um diversen Sicherheitsauflagen zu entsprechen. Kostenpunkt: 18 Millionen Euro (ohne TVA).