Richtung22 gegen frEsch3. Kampfrunde oder Versöhnung?

Richtung22 gegen frEsch / 3. Kampfrunde oder Versöhnung?
Noch sind die Umzugskisten nicht gepackt: Richtung22 sucht Gespräch mit frEsch Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Kunstkollektiv Richtung22 gibt nicht auf: In einem Brief an den Verwaltungsrat von frEsch reagiert das Kollektiv auf die Vorwürfe und träumt vom gemeinsamen Neustart.

Die Debatte um den Verbleib des Kunstkollektivs Richtung22 im Escher Kulturzentrum Bâtiment4 (B4) reißt nicht ab: Nachdem sich der Verwaltungsrat von frEsch letzten Donnerstag zu den Gründen für die ausbleibende Vertragsverlängerung mit Richtung22 zu Wort meldete, wendet sich das Kollektiv jetzt in einem Brief an die Verantwortlichen. 

frEsch erklärte den Rauswurf von Richtung22 mit dem Vertragsende am 31. Mai. Eine Prüfung im März habe ergeben, dass das Kollektiv die Nutzungsbedingungen für das B4 nicht länger erfülle – die von Richtung22 erhoffte Vertragsverlängerung blieb aus. In seinem Brief hinterfragt das Kollektiv die sieben Kriterien, nach denen die künftigen Nutzer*innen des B4 auserkoren wurden. Zu jedem Punkt führt das Kollektiv aus, warum es einen Platz im B4 – und in Esch – verdient. Darunter fallen unter anderem die geforderten Beiträge zum Imagewechsel der Stadt sowie zu deren Kulturleben. 

In dem Kontext verweist Richtung22 auf sein Engagement in Esch seit 2021, Auftritte in der Escher Kulturfabrik im Rahmen der Luxembourg Pride 2023 und 2024, aber auch auf seine Pläne für die Zukunft in Esch, die dem Verwaltungsrat von frEsch vorliegen sollen. „Inwiefern passt David Guetta (Headliner der Francofolies 2024, Anm.d.R.) besser zum Image der Stadt, als Richtung22?“, fragt das Kollektiv ironisch.

Wir sind willig, einen Neustart zu wagen – und wir glauben an das Potenzial von Esch

Richtung22, Kunstkollektiv

Resümierte frEsch in der Pressemitteilung vergangene Verträge und die finanzielle Förderung von Richtung22, rückt das Kollektiv diese Informationen zudem in ein anderes Licht. frEsch hat Richtung22 im Zuge einer „Carte blanche“ 70.000 Euro für die einjährige Verlängerung seines Projekts „Héichkultur statt Héichuewen“ bewilligt – das Kollektiv erinnert an die Vertragslaufzeit. Dem Tageblatt liegt der Vertrag vor, der auf September 2023 datiert ist. Die Mindestlaufzeit beträgt ein Jahr. „frEsch versucht also, Richtung22 während einer laufenden Konvention aus dem B4 zu werfen“, moniert das Kollektiv. Die erste Hälfte der Fördergelder wurde im November letzten Jahres ausbezahlt; die zweite Zahlung erfolgte kurz nach der Mitteilung über die Vertragsauflösung in Bezug auf die Nutzung des B4. Zwar hat die Konvention keinen Einfluss auf die Nutzung des B4, doch stehen beide Entscheidungen von frEsch gewissermaßen im Widerspruch.

Richtung22 bestreitet derweil nicht, dass es vom Vertragsende im Mai wusste. Nur betont das Kollektiv, diesbezüglich seit November 2023 auf eine Rückmeldung von frEsch gewartet und sich deswegen nicht um eine Alternative bemüht zu haben. „Damals informierte frEsch uns über ein neues Abkommen mit ArcelorMittal, nach dem das B4 weiter benutzt werden kann“, so das Kollektiv. „Über den weiteren Verlauf der Dinge wollte frEsch zeitnah kommunizieren.“ Das B4 gehört dem Stahlproduzenten und wurde frEsch im Rahmen des Kulturjahres 2022 zur Verfügung gestellt. Zu einem Austausch zwischen frEsch und dem Kollektiv kam es seit November jedoch nicht mehr. Anzeichen, dass es nicht zur Vertragsverlängerung kommt, will Richtung22 nicht wahrgenommen haben.

Am Ende des Briefes plädiert Richtung22 für seinen Verbleib im B4: Dies sei besser für das B4, die Umsetzung des lokalen Kulturentwicklungsplans und den Escher Kultursektor. Wenige Zeilen zuvor, bietet es den Verantwortlichen von frEsch einen direkten Austausch an und verspricht andernfalls einen intensiven, öffentlichen Protest. Im letzten Satz gibt sich das Kollektiv dann aber versöhnlich: „Wir sind willig, einen Neustart zu wagen – und wir glauben an das Potenzial von Esch.“

„Pour la petite histoire“: Richtung22 gegen frEsch

Am 25. April berichtete das Tageblatt über den Protest von Richtung22: Das Kollektiv lehnte sich in den sozialen Netzwerken gegen die ASBL frEsch, finanziell getragen von der Gemeinde Esch, auf. Der Vertrag zur Nutzung der Räume im Bâtiment 4 läuft Ende Mai aus und wird nicht verlängert. Richtung22, das frEsch in der Vergangenheit mehrfach öffentlich angriff, kann die Entscheidung nicht nachvollziehen und vermutet politische Motive. frEsch bezog am 26. April Stellung, wies alle Vorwürfe von sich und sprach von Diffamierung. Im „Forum“-Artikel vom 27. April kritisierten Mitglieder der Escher LSAP-Fraktion die Funktionsweise und die finanzielle Führung von frEsch. In der Gemeinderatssitzung vom 17. Mai soll frEsch ebenfalls auf der Tagesordnung stehen.