FR.A.RT (15) Julie Wagener, 1990, Differdingen 

FR.A.RT (15) /  Julie Wagener, 1990, Differdingen 
 Foto: Anouk Flesch

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Julie Wagener (www.juliewagener.com) ist Malerin und Illustratorin. Nach ihrem Studium an der ESA Saint-Luc in Brüssel bezog sie 2015 ihr Atelier im 1535° Creative Hub in Differdingen, wo sie bis heute arbeitet. Neben der Ölmalerei macht sie Illustrationen für verschiedene Kunden. Mit der Zeit, sagt sie, würden die Auftraggeber ihr immer mehr vertrauen und sie könne ihre eigenen Ideen zunehmend durchsetzen. In ihren Werken finden sich oft Skelette, Hände und pupillenlose Augen wieder. Sie lässt sich gerne an den Werken des Belgiers Michaël Borremans inspirieren.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Julie Wagener: Reflektiert, makaber und detailfreudig.

Zu welcher Tageszeit sind Sie am kreativsten?

Ich bin immer sehr früh im Atelier und bleibe bis abends, aber der Zeitpunkt, zu dem ich am kreativsten bin, variiert. Ich gehöre aber sicherlich nicht zu den Künstler*innen, die nachts arbeiten.

 Foto: Anouk Flesch

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Arbeit in den Betrachtenden auslöst?

Ich sehe Illustration und Malerei als zwei ganz verschiedene Kategorien an. Das übergreifende Ziel meiner Werke ist es, den Menschen etwas Neues und Ungewohntes zu zeigen. Dadurch will ich neue Sensibilitäten aus ihnen hervorbringen, sie wachrütteln und neue Blickwinkel schaffen.

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Alle meine freien Arbeiten sind extrem persönlich. Für eine Zusammenarbeit müsste ich eine Person finden, die genau das gleiche Verständnis der Welt und der Gesellschaft hat, und darauf aufbauen. Rein visuell würde ich vielleicht den spanischen Illustrator und Wandmaler Aryz wählen.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

In meiner eigenen Erfahrung hat die Kombination von Frausein und meinem Alter mir manchmal Schwierigkeiten bereitet. Anfangs wurde ich oft nicht ernst genommen und musste mich beweisen. Vielleicht ist das bei jungen Männern anders. Mittlerweile ist es auch bei mir viel weniger der Fall.

Welchen Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Alles, was administrativ ist. Wir Künstler*innen malen nicht von morgens bis abends. Ich bin meine eigene Firma und muss viel planen. Zwar versuche ich, einen Teil zu delegieren, aber um vieles muss ich mich selbst kümmern.

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Momentan bewegt sich vieles. Ich denke, ich habe zu einem Zeitpunkt angefangen, wo jungen Künstler*innen mehr unter die Arme gegriffen wurde. Es ist wichtig, jungen Menschen das Vertrauen zu geben, dass sie in der Kulturszene arbeiten können. So erreicht man auch, dass junge und innovative Künstler*innen wieder aus dem Ausland nach Luxemburg zurückkehren. Wo meiner Meinung nach am meisten Verbesserungsbedarf besteht, ist weniger in der Szene selbst als die Wertschätzung der Szene von außen. Ich würde mir mehr Sensibilität wünschen und mehr Respekt für all jene, die in ihr arbeiten.

 Foto: Anouk Flesch

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich hoffe, meinen Beruf so weitermachen zu können, wie ich will. Ich will mich weiterentwickeln und an Neues herantrauen – ich will ja nicht zehn Jahre lang dasselbe machen.

Was würden Sie heute machen, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Ich habe nicht seit immer gewusst, dass ich Künstlerin werden würde, aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, was ich sonst machen würde. Irgendwann wollte ich einmal Tierärztin werden, aber das ist lange her.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Nora Wagner, die Installationen und Happenings macht. Wir sind nicht verwandt.

 Foto: Anouk Flesch

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.