Kopf des TagesJulie Fahas unfreiwillige Rückkehr aus Neuseeland

Kopf des Tages / Julie Fahas unfreiwillige Rückkehr aus Neuseeland
Julie Faha im Tongariro National Park in Neuseeland Foto: Julie Faha

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Julie Faha und ihr abruptes Reiseende

Julie Faha, 20, aus Esch ist eine lebenslustige junge Frau. Ende August 2019 ist sie nach Neuseeland aufgebrochen, um nach bestandenem Abitur ein wenig Auslandserfahrung zu sammeln. Vergangene Woche hat sie die Reise abgebrochen. Nicht wirklich freiwillig.

„Am 24. März bin ich nach Auckland zum Flughafen gefahren. Mein Flieger war für 14 Uhr angesetzt. Am Terminal habe ich sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Vor dem Gebäude wartete eine größere Menschenmenge. Alle wurden kontrolliert. Nur wer ein gültiges Flugticket und seinen Ausweis dabei hatte, durfte hinein.“

Im Innern des Flughafens habe man eine angespannte Atmosphäre verspürt. Stress, so Julie: „Hunderte von Menschen mit Masken, Leute, die geweint oder sich aufgeregt haben. Weil ihr Flug gecancelt wurde.“

Julie hatte Glück. Ihr Flug lief wie geplant. „Gegen 21 Uhr bin ich in Hongkong gelandet. Dort war alles anders. Stille. Das Terminal war leer. Okay, es war natürlich auch schon Abend. Auf dem Weg zum nächsten Boarding Gate gab es einen Kontrollpunkt. Temperatur messen. Ansonsten nichts Ungewöhnliches.“

Trotzdem sei sie leicht nervös gewesen, erzählt Julie: „Das hat daran gelegen, dass uns in Auckland mitgeteilt wurde, dass der Flieger von Hongkong nach Frankfurt, den ich nehmen sollte, der letzte sein würde, der die Stadt verlassen dürfe. Das Warten, die Möglichkeit, vielleicht letzten Endes doch nicht abzuheben, in Hongkong festzusitzen, all das hat mich etwas beunruhigt. Vor allem, als plötzlich aus dem Nichts heraus der Abflug verschoben wurde.“

Am Ende hob der Flieger ab: „Die Reise verlief normal. Vor der Landung musste ich einen Covid-19-spezifischen Fragebogen ausfüllen. In Frankfurt hat mein Vater mich dann am 25. März abgeholt. Vom Außenministerium in Luxemburg hatte er einen Passierschein für zwei Personen bekommen.“

Irgendwie habe sie sich in einem falschen Film gewähnt: „Das lag auch daran, dass in Neuseeland die Tage bis zu meiner Abreise ganz normal über die Bühne gingen. Kein ‚Lockdown‘, keine Einschränkungen, von Panik hat man kaum was mitbekommen. Und dann kippt die Stimmung. Fast von einem Tag auf den anderen. Man soll weg, seine Sachen packen, zurück in die Heimat. Ohne sich von lieb gewonnenen Menschen verabschieden zu können. Ohne sich auch von Neuseeland selbst bei einem letzten geplanten Ausflug richtig verabschieden zu können.“

Alle ihre Pläne für die letzten Wochen seien ins Wasser gefallen, erzählt Julie: „Ich hing stundenlang am Telefon. Ich musste packen, ohne es wirklich zu wollen. Ich bin gestresst und traurig gewesen, weil das Ende meines Auslandsjahres so plötzlich gekommen ist und ganz anders, als ich es erwartet habe.“

Statt die letzten Momente zu genießen, sei sie mit den Gedanken ganz woanders gewesen: „Deshalb war meine Freude, nach Hause zu kommen, auch nicht sehr groß.“ Jetzt warte sie auf ein Ende des Ausnahmezustands. Julie Faha wirkt nicht wie ein Pessimist. (Marco Goetz)