Streit um mögliches PlagiatJingna Zhang und Jeff Dieschburg holen sich juristischen Beistand

Streit um mögliches Plagiat / Jingna Zhang und Jeff Dieschburg holen sich juristischen Beistand
Rechts: das Originalfoto von Jingna Zhang, links: das Gemälde von Jeff Dieschburg. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht schon – um das zu sehen, muss man kein Experte sein … Foto: Twitter.com/zemotion

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Dem luxemburgischen Künstler Jeff Dieschburg wird vorgeworfen, ein Kunstwerk plagiiert zu haben, um es anschließend bei einem Wettbewerb einzureichen und zum Verkauf anzubieten. Der Fall schlägt hohe Wellen – weit über die Grenzen des Großherzogtums hinaus. Nun hat die Fotografin Jingna Zhang, an deren Schaffen er sich „inspiriert“ hat, einen Anwalt eingeschaltet.

Es ist nicht das erste oder einzige Mal, dass Jeff Dieschburg Plagiat vorgeworfen wird. Mehrere seiner Werke ähneln stark Fotografien der US-amerikanischen Künstlerin Bekka Björke – selbst bei Leonardo Da Vinci bzw. dessen „La belle ferronnière“ soll er abgekupfert haben. In einem spezifischen Fall riskiert das Ganze jedoch zu einer juristischen Affäre zu werden: Die in den USA lebende Fotografin Jingna Zhang wirft dem Luxemburger vor, mit seinem Werk „Turandot“ ein Foto eines Shootings mit dem Model Park Jihye für die Zeitschrift „Harper’s Bazaar Vietnam“ von November 2017 kopiert zu haben – ohne Erlaubnis und für kommerzielle Zwecke. „Nachahmungen für die persönliche Nutzung sind nicht das Problem“, schreibt die Künstlerin auf Instagram. „Das Problem entsteht, wenn jemand ein Kunstwerk plagiiert und es bei Wettbewerben einreicht oder verkauft.“ Und ferner: „Nur weil jemand seine Arbeit online veröffentlicht, bedeutet es nicht, dass sie von allen nach Gutdünken genutzt werden darf.“

Mit „Turandot“ hat Dieschburg den Förderpreis bei der elften Biennale für zeitgenössische Kunst in Strassen gewonnen. Es handelt sich um ein Diptychon, bei dem das Bild auf der linken Seite bis in die Haarspitzen dem Originalfoto von Zhang gleicht – nur gespiegelt und mit minimalen Änderungen wie einem hinzugefügten Schwert. Auf der rechten Seite ist ein Selbstporträt zu sehen. Beide Bilder sind mit einer Inschrift miteinander verbunden, die sich auf Puccinis Oper „Turandot“ bezieht. Bis vor kurzem war Dieschburgs Werk noch in den Ausstellungsräumen zu sehen und zu erwerben – zum Preis von 6.500 Euro. Er hat es jedoch aufgrund von Drohungen, die er in den sozialen Medien erhalten hat, entfernt.

Hass in den sozialen Medien

Der 24-jährige Luxemburger streitet den Vorwurf, dass er Zhangs Foto als Vorlage benutzt hat, nicht ab und weist darauf hin, dass das Nachahmen gang und gäbe in der Kunstgeschichte sei. Letztendlich handele es sich jedoch um ein „völlig anderes Kunstwerk“. Ferner behauptet er, dass man beim Eintritt in die Öffentlichkeit und beim Veröffentlichen von Fotos „bestimmte Rechte aufgibt“.

Die Jury der Kunstbiennale in Strassen hat bekannt gegeben, dass sie einen Experten zurate ziehen wird, der sich mit dem Vorfall beschäftigt. Dieschburg hat vor wenigen Tagen den Anwalt Gaston Vogel eingeschaltet. In einem Gespräch mit apart TV erzählte dieser von den Drohungen, die sein Mandant erhalten hat und diesen in eine Depression gestürzt haben. Außerdem zeigte er weitere Beispiele von Kunstwerken, die sich auf ein anderes beziehen – darunter welche von Preisträgern bei der Strassener Kunstbiennale. Das Nachahmen anderer Werke sei in der Kunstgeschichte weit verbreitet – „doch niemand spricht von diesen Fällen“, sagte Gaston Vogel. „Nun stürzen sich die Hyänen aus den sozialen Medien auf ihn (Dieschburg, Anm. d. Red.).“ Darüber hinaus zeigte er eine ganze Reihe anderer Bilder, die ebenfalls eindeutige Kopien von Zhangs Foto sind.

Auch von Bekka Björke hat sich Dieschburg „inspirieren“ lassen
Auch von Bekka Björke hat sich Dieschburg „inspirieren“ lassen Foto: Screenshot Twitter.com/bekka

Die in den USA lebende Künstlerin hat sich nun auch juristischen Beistand geholt und wird von Vincent Wellens von der luxemburgischen Kanzlei NautaDutilh vertreten. Im Gespräch mit Paperjam sagt dieser, dass er in einer ersten Phase vor allem den Dialog mit Jeff Dieschburg und seinem Anwalt suchen wird. Es wurde keine Anzeige erstattet, doch Zhang und Wellens möchten, dass der Förderpreis dem Luxemburger aberkannt wird – etwas, das auch eine vor wenigen Tagen freigeschaltete Petition fordert. Die Forderung nach einer finanziellen Entschädigung sei nicht ausgeschlossen.

Zhang bedankte sich in den sozialen Medien für die rege Unterstützung, die ihr weltweit zuteil gekommen ist, unter anderem aus Luxemburg. Die letzten Tage seien sehr anstrengend für sie gewesen und sie habe kaum schlafen können. Sie hoffe, das Großherzogtum eines Tages in einem anderen, positiveren Kontext entdecken zu können und dass eine Lösung für diese Situation gefunden werde.

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– Kommentar / „Oh the caucasity …“: Warum Jeff Dieschburgs Haltung problematisch ist

Miette
11. Juni 2022 - 22.03

Mögliches Plagiat? Ich will dem Künstler ja nicht auf die Pfötchen treten, sieht dem Original doch recht ähnlich?

Nicolas
11. Juni 2022 - 20.03

Elo huet deen feinen Jengi eng Depressioun gemaach. Wann en net gekneipt hätt , waat hien jo anscheinend oft gemaach huet , wär daat net passeiert.??