BasketballInterview – Lisa Jablonowski vor ihrer ersten Profistation bei Costa Masnaga

Basketball / Interview – Lisa Jablonowski vor ihrer ersten Profistation bei Costa Masnaga
Lisa Jablonowski wird in Italien gleich eine der Schlüsselspielerinnen sein Foto: Tageblatt-Archiv

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Die 22-jährige Lisa Jablonowski kennt keine Umwege in ihrer Karriere. Mit Steinsel gewann sie die Meisterschaft 2016, ehe es sie zu einer renommierten Universität in Amerika zog. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Luxemburg, bedingt durch die aktuelle Pandemie, hat sie sofort einen Profivertrag in einer der besten europäischen Ligen in der Tasche.

Tageblatt: Ihr erster Profivertrag hat nicht lange auf sich warten gelassen. Wie kam es zum Kontakt mit Costa Masnaga? 

Lisa Jablonowski: Ich wollte nach den Uni-Jahren weiter im Ausland spielen. Über meinen Agenten bekam ich verschiedene Angebote aus verschiedenen Ländern und Ligen. Es war ein Gesamtpaket, das mir zugesagt hat, dies in einer der besten Basketball-Ligen Europas. Ich wollte unbedingt in einer ersten, eventuell einer zweiten Liga spielen. Italien ist außerdem ein schönes Land. Die Philosophie des Teams hat mir zugesagt. Ich habe mich in dieser Situation gut gefühlt.

Corona hat den Norden Italiens geprägt. Das hat Sie trotzdem nicht von Ihrer Wahl abgehalten?

Nein, denn Corona ist überall präsent. Italien hat sicherlich eine der härtesten Corona-Zeiten durchlaufen. Meine Einschätzung ist, dass es dort nicht schlimmer ist als sonst wo. Die Situation ändert sich von Tag zu Tag. Gestern kamen neue Einreisebestimmungen für Italien. Als EU-Bürgerin brauche ich nur ein Formular mit mir zu führen, auf dem ich angebe, dass ich symptomfrei bin. Meine amerikanischen Mitspielerinnen sind schon eher von den Maßnahmen betroffen, denn sie müssen in eine zweiwöchige Quarantäne.

Wie schätzen Sie das Niveau Ihres neuen Teams bzw. der Liga ein?

Meine Mannschaft ist eher im Mittelfeld angesiedelt, aber mit höheren Ambitionen für die Zukunft. In Italien gibt es zwei, drei Teams, die in der Euro League, also auf dem allerhöchsten Niveau, mitspielen. Da gehören wir nicht dazu, aber der Verein strebt an, später auch europäisch zu spielen. Für mich persönlich ändert sich viel. Die Erwartungen an mich werden größer. Ich werde neben zwei amerikanischen Spielerinnen eine der Schlüsselspielerinnen sein. Im Team befindet sich noch die eine oder andere italienische Profispielerin, ansonsten sind es junge Nachwuchsspielerinnen.

Die Erwartungen an mich werden größer. Ich werde neben zwei amerikanischen Spielerinnen eine der Schlüsselspielerinnen sein.

Sie werden also einen gewissen Druck verspüren?

Ein gesunder Druck ist immer positiv, um Leistung zu bringen. Das ist durchaus normal, ich bin eine Profispielerin in einer jungen Mannschaft. Ein Teil meiner Aufgabe wird sein, die jungen Mitspielerinnen an ein höheres Niveau heranzuführen. Ich glaube, wir besitzen allgemein eine gute Truppe, was auch den Druck etwas von mir nimmt.

Hatten Sie sich diesen Parcours so ausgerechnet, als Sie in Hesperingen spielten?

Ich hatte mir das überhaupt nicht so vorgestellt. Basketball war mit viel Spaß verbunden, beim Telstar war es reines Hobby. Es war eine tolle Freizeitbeschäftigung. Die Idee war, zu sehen, was sich daraus ergeben kann. Als ich die Entscheidung für den Weg ins College getroffen hatte, war definitiv klar, dass Basketball ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben werden würde. Noch letztes Jahr dachte ich, dass ich so genug mit Basketball erlebt habe. Am Ende meiner College-Zeit war das Kribbeln aber noch vorhanden, sodass an ein Aufhören nicht zu denken war. Allerdings wusste ich nicht, was möglich wäre. Die italienische Liga ist daher mehr als perfekt für mich.

Was haben Ihnen die vier Jahre in den USA gebracht und in welchen Bereichen haben Sie sich weiterentwickelt? 

Ich habe mich in allen Bereichen verbessert, ob in der Defensive oder Offensive. Aber auch menschlich. Ich musste verschiedene Rolle übernehmen und ich musste mich in den vier Jahren immer wieder anpassen. Ich bin mittlerweile gut aufgestellt, um Verantwortung zu übernehmen. Die Defense war schon immer meine Stärke, aber in Amerika habe ich gelernt, das Spiel viel besser zu lesen. In der Offense lernt man in den USA immer hinzu. Körperlich habe ich mich auch weiterentwickelt, wir haben viel Krafttraining gehabt. Ich kann jetzt meinen Körper besser einsetzen. Meine Spielweise ist sicherlich physischer als zuvor.

Was zählen Sie zu den Highlights Ihrer College-Jahre?

Einer meiner absoluten Lieblingsmomente war, als wir im NCAA-Turnier gegen South Carolina, die im Vorjahr die National Championship gewonnen hatten, auswärts vor 17.000 Zuschauern gespielt haben. Auch wenn wir ganz knapp verloren haben, war das so ein intensives Erlebnis. Die Atmosphäre und die gegnerischen Anhänger, die uns ausbuhten, gaben uns noch einen besonderen Kick.

Wie konnten Sie sich jetzt in Luxemburg auf die nächste Etappe vorbereiten?

Zu Beginn gab es ja schon Einschränkungen. Alles war auf Training mit dem eigenen Körper, mit dem Rudergerät oder durch Laufen beschränkt. Das Basketball-Spezifische war in den ersten acht Wochen unmöglich. Das Angebot der FLBB, dreimal die Woche zu trainieren, war schon hilfreich, wenn auch nur individueller Natur, mit Würfen und Dribblings. Ich habe diese Gelegenheit immer in Anspruch genommen. Jetzt wird es interessanter in Italien, immerhin habe ich vier Monate nicht mehr richtig Basketball gespielt.

Ist die Nationalmannschaft jetzt auch wieder aktuell?

Die Nationalmannschaft ist sicherlich ein Thema. Eigentlich sollte ich dieses Jahr mit nach Zypern fahren, aber auch dieses Turnier ist ausgefallen. Es ist klar, dass ich jetzt zu einer Führungsspielerin werde. Man muss sehen, wer noch mit von der Partie ist und wie die Kampagnen aussehen werden. Komischerweise werde ich jetzt schon zu einer der älteren Spielerinnen. Ich muss sehen, wie das Programm für mich passt.

Wie sieht der Auftakt in Italien aus?

Ab Donnerstag (heute) bin ich bei meinem neuen Team. Wir beginnen sofort mit einem Trainingscamp und zwei ganz intensiven Wochen mit einigen Freundschaftsspielen. Ich kenne noch nicht genau den Plan der Liga, denke aber, dass die Meisterschaft wohl Ende September beginnen wird.

Steckbrief

Lisa Jablonowski
Geboren am 15. September 1997 in Luxemburg, Luxemburgerin
Position: Forward
Größe: 1,90 m
Bisherige Vereine: Telstar Hesperingen, Amicale Steinsel, Virginia Cavaliers, ab heute Costa Masnaga