Pläne der „Sécurité routière“Innerorts überall Tempo 30, neue Führerscheinprüfung und strengere Kontrollen

Pläne der „Sécurité routière“ / Innerorts überall Tempo 30, neue Führerscheinprüfung und strengere Kontrollen
Tempo 30 überall innerorts: „Statistiken zeigen, dass es bei der Geschwindigkeit weniger Tote und Verletze gibt“, sagt Paul Hammelmann, Präsident der „Sécurité routière“ Foto: revue/Philippe Reuter

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Was Sicherheit im Straßenverkehr anbelangt, gibt es Handlungsbedarf. Das sagt auch Paul Hammelmann, Präsident der Luxemburger „Sécurité routière“. Ein Blick auf die Bilanz der Verkehrsunfälle des vergangenen Jahres zeigt, dass es wieder einmal zu viele Unfälle, zu viele Tote und Verletzte gegeben hat. Dem müsse mit allen Mittel entgegengewirkt werden.

Es gäbe viele Stellschrauben, an denen gedreht werden kann. Die wichtigste sei der Mensch. Paul Hammelmann hat dabei durchaus eine Vorliebe für pädagogische, vorbeugende Maßnahmen. Auch die moderne Technik könne helfen, Unfälle zu vermeiden, beispielsweise mit automatischer Geschwindigkeits- oder Objekterkennung und dementsprechendem Verhalten des Fahrzeugs.

Der Präsident der „Sécurité routière“ erkennt aber auch die Notwendigkeit, repressiv vorzugehen, um die nötige Einsicht bei allen Verkehrsteilnehmern zu schaffen. Unterm Strich gehe es darum, Leid sowie körperlichen und materiellen Schaden zu vermeiden.

Warum nicht mehrmals nach Colmar-Berg?

Paul Hammelmann, Präsident der „Sécurité routière“
Paul Hammelmann, Präsident der „Sécurité routière“ Foto: Editpress/Tania Feller

Zu den pädagogischen Schritten gehört für ihn an erster Stelle die Tempo-30-Zone. „Die muss innerorts unbedingt überall eingeführt werden. Dann gibt es auch keinen Zweifel mehr daran, ob denn nun 30 oder 50 als Geschwindigkeit vorgegeben ist. Dann ist es klar. Außerdem zeigen die Statistiken, dass es bei Tempo 30 weniger Tote und Verletzte gibt.“ Tempo 30 würde zudem zur allgemeinen Verkehrsberuhigung und einem besseren Zusammen aller Verkehrsteilnehmer führen. Brüssel, Paris oder alle Städte in Spanien würden das belegen können. Dort gilt Tempo 30.

Zu den pädagogischen Maßnahmen gehört für Hammelmann auch, dass das Angebot des Fahrtrainingszentrums in Colmar-Berg ausgebaut wird. „Warum solche Kurse nicht wiederholen, um das Bewusstsein für sicheres Fahren zu schärfen? Beispielsweise, um Turbo-Kreisverkehre oder die Reaktionsfähigkeit zu testen?“ Wichtig ist für Hammelmann, dass in Colmar-Berg auch Autos zu sehen sind, die in schwere Unfälle verwickelt waren. „Früher hat man nur gelernt, Auto zu fahren, heute soll man auch lernen, was passieren kann, wenn man sich im Straßenverkehr daneben benimmt.“

Ausführlichere Polizeimeldungen

Apropos Abschreckung. Laut Hammelmann sollten die Polizeimitteilungen ausführlicher darüber informieren, wie es wann und wo zu einem Unfall gekommen ist. „Aus bisher nicht bekannten Gründen“, heißt es heute oft. „Wir verlangen seit langem mehr Details. Ganz einfach, damit ein Verkehrsunfall in der öffentlichen Wahrnehmung nicht herüberkommt wie ein Schicksalsschlag, sondern wie etwas, das durchaus hätte vermieden werden können. Die pädagogische Aufarbeitung des Unfalls passiert vielleicht vor Gericht, leider gibt es dann aber keine Aufmerksamkeit mehr dafür.“

Laut Hammelmann müsse auch mehr über ungebührendes Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmern geredet werden. Ein solches Thema könnte Eingang in den Schulunterricht finden. Nicht nur in den Grundschulen, sondern auch später, kurz vor der Führerscheinprüfung. „Leider haben wir dafür beim Bildungsministerium bislang keine Unterstützung gefunden.“

Im Fahrtrainingszentrum in Colmar-Berg lernen Verkehrsteilnehmer Geschwindigkeit und unvorhersehbare Gefahren besser einzuschätzen
Im Fahrtrainingszentrum in Colmar-Berg lernen Verkehrsteilnehmer Geschwindigkeit und unvorhersehbare Gefahren besser einzuschätzen Foto: Editpress/Alain Rischard

Trotzdem würde an einer anderen Form der Führerscheinprüfung gearbeitet. Praxisorientierter solle sie werden, vielleicht auch strenger, vor allem aber zielorientierter. Auch zukünftige Fahrlehrer sollen eine andere Ausbildung durchlaufen, um ihre Zulassung zu bekommen.

Anderes Thema: Streckenradare, die laut Statistik eine positive Wirkung zu haben scheinen. „Streckenradare sind auf jeden Fall objektiver als normale Radare. Sie haben eine klare Auswirkung auf das Fahrverhalten“, so Hammelmann.

Abschreckung

Dass die Schweiz in internationalen Vergleichen oft quasi ein Musterschüler sei, habe ganz einfach damit zu tun, dass die Wahrscheinlichkeit, erwischt und zur Kasse gebeten zu werden, um ein Vielfaches höher sei als in den meisten anderen Ländern. Ausnahme seien vielleicht die skandinavischen Länder.

Dass man wie im hohen Norden, aber auch in Deutschland die Bußgelder je nach Schwere des Vergehens oder dem Einkommen nach staffelt, sei eine Idee, über die man nachdenken solle. „Die dafür nötigen administrativen Prozeduren sind abzuwägen“, so Hammelmann.

Am Ende unseres Gespräches mit dem Präsidenten der „Sécurité routière“ ist eines klar. Jenen, die ihr Leben auf der Straße lassen, bringen strengere Gesetze nichts mehr. Aber sie sollen Beispiel sein. Ein abschreckendes. Deshalb muss darüber geredet werden.

Jemp
6. Juli 2023 - 14.04

@Kabeswelter: Nö, wieder daneben, das ist nicht geplant, das gibt es schon und nennt sich "Fußgängerzone".

Le fou du volant
5. Juli 2023 - 20.03

Ech war froh wei Ech konnt a Pensioun goen, Här Hammelmann. Sin dun, wann ech Mettes neischt ze din hat op d‘Nordschleife, do hun ech mei wei zu Colmar geleiert, wou ech och en vun denen raren Sportfahrlehrgäng mat gemach hun.

Kohlwelter Jérome
5. Juli 2023 - 19.51

@ Jemp "Ich verstehe nicht warum Herr Hammelmann nicht für eine Höchstgeschwindigkeit von genau 0 km/h plädiert, dann würden nämlich mit Sicherheit gar keine Verkehrsunfälle mehr passieren. " Das ist für die Innenstädte geplant.

Maurice
5. Juli 2023 - 19.50

@Emile Müller "Tempo 30 finde ich auch gut, so hat man mehr Zeit, die neusten News auf dem Handy zu lesen, bei Tempo 50 muss man ja sogar Schalten wenn man noch kein Automatikgetriebe hat, voll umständlich, da kann sogar der Kaffe und die Kippe umfallen, das kann doch nun wirklich keiner wollen…" Ich benutze nie das Handy beim Rasieren, das legt ich auf den Kaffee im Schoss, sonst fallen da Haare rein.

Engelhardt
5. Juli 2023 - 16.58

An waat soen dei gring dozou . Wou et dach erwisen ass das et bei Tempo 30 mei ofgasen gin wei bei Tempo 50.

Jupp
5. Juli 2023 - 15.04

Hurra, hurra der liebe Jung ist wieder da. Und wieder mit denselben übertriebenen Forderungen und Wunschträumen. Wer nicht mehr mit dem schlechten Beispiel vorgehen kann der gibt gute Ratschläge.

Jemp
5. Juli 2023 - 12.55

Ich verstehe nicht warum Herr Hammelmann nicht für eine Höchstgeschwindigkeit von genau 0 km/h plädiert, dann würden nämlich mit Sicherheit gar keine Verkehrsunfälle mehr passieren. Wenn man ihm jetzt den Gefallen macht und die maximale Geschwindigkeit auf 30 senkt, dann verlangt er nächstes Jahr sie auf 15 zu senken. Warum diese Salamitaktik, wenn doch längst jedem klar ist, dass man den privaten Autoverkehr sowieso verbieten will?

Poli Marcel
5. Juli 2023 - 11.49

Endlich! Aber dazu brauchen wir auch noch 1500 weitere Radars und nicht nur in 30er Zonen, auch Streckenradare zwischen den Ortschaften, die Rennfahrer zahlen ja freiwillig für diese Investition.

Nomi
5. Juli 2023 - 11.27

Waat dengt et d'Vitesse emmer mei' eroof ze setzen, wann se net kontrollei'ert get ? Den Problem leit nemmen bei der Kontroll, Den Mensch ass leider eso'u gestreckt dass wann ohni Kontroll hien sech Alles erlaaben well ! Een 2. Problem ass den Chaos an der signalisation verticale. Dei' misst mol ausgepurgt ginn, well dei' vum Mensch net mei' eescht genuch geholl gett, dofir dei' vill Iwerschreidungen !

Emile Müller
5. Juli 2023 - 9.53

Tempo 30 finde ich auch gut, so hat man mehr Zeit, die neusten News auf dem Handy zu lesen, bei Tempo 50 muss man ja sogar Schalten wenn man noch kein Automatikgetriebe hat, voll umständlich, da kann sogar der Kaffe und die Kippe umfallen, das kann doch nun wirklich keiner wollen... Auch die Aussage "Brüssel, Paris oder alle Städte in Spanien", sprich alle Grossstädte und wir wollen es für jedes kleine Dorf einführen... Blödsinn, aber ja, von der Landstrasse 90 km/h auf 30 km/h, was kann dort schon schief gehen...