Unterschätzt: Holz aus Luxemburg ist ein lokaler und klimafreundlicher Brennstoff

Unterschätzt: Holz aus Luxemburg ist ein lokaler und klimafreundlicher Brennstoff
Bei der Familie Wolff aus Blaschette dreht sich alles um Brennholz. Foto: Alain Rischard

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2,5 Kilogramm Buchenholz haben den gleichen Energiegehalt wie ein Liter Heizöl oder ein Kubikmeter Gas. Dieser Energieträger ist nicht nur klimaneutral, sondern auch noch lokal verfügbar. Zudem sind selbst die kältesten Tage des Jahres erträglicher, wenn ein Kaminfeuer in der Nähe lodert. Das Tageblatt hat sich den Familienbetrieb „Brennholz vum Wolef“ angeschaut und mit den Waldarbeitern gesprochen.

140 Jahre sind eine lange Zeit. So lange dauert es aber, bis eine Buche das Alter erreicht hat, um „gehaen ze ginn“, wie der Chef von „Brennholz vum Wolef“ aus Blaschette meint. So eine Buche bringe, wenn sie bis am Boden liegt, maximal sechs Kubikmeter Holz ein. „Alles zusammen, der Stamm und die Krone.“ 95 Prozent der Bäume, die er verarbeitet, sind Buchen, der Dauerbrenner in jedem Kaminofen.

Doch nicht jeder Baum gebe so viel her, meint sein Sohn. „Dies hängt auch von der Erde ab, in die der Baum seine Wurzeln geschlagen hat.“ In der Gegend um Blaschette, dort, wo die Bäume stehen, die von dem Familienbetrieb in Brennholz verwandelt werden, würden die Buchen gut gedeihen. „Im sandigen Boden wachsen sie schnell.“

Doch in diesem Geschäft hat „schnell“ eine ganz andere Bedeutung. Immerhin sind viele Buchen weit über 100 Jahre alt, wenn der Holzfäller anrückt. Die Frage, wie viel denn so ein Jahrhundertbaum aktuell auf dem Holzmarkt wert ist, war nicht einfach zu beantworten.

Zu viel Holz

„Die Preise sind nicht mehr so gut wie noch vor ein paar Jahren“, sagt der Senior-Chef. „Bei Stammholz schwanken die Preise um bis zu 100 Prozent pro Jahr“, ergänzt der Sohn. Es gebe einfach „zu viel gutes Holz“, dies führe zu schlechten Preisen.

Ein Problem sei, dass die gerade gewachsenen Stämme, die zum Verbrennen zu schade sind, nicht in der Region verarbeitet werden können. Das Holz der Möbel, die in Luxemburg verkauft werden, stammt nicht aus einheimischen Wäldern.

Selbst im nahen Ausland gibt es keine Sägerei, die Buchen in Bretter verarbeiten kann. So enden die wertvolleren Stämme meistens in China, ein Aufkäufer käme sogar demnächst ins Land. „Wenn wir hier doch bloß Fabriken hätten …“, seufzt der Gründer des Unternehmens.

Lesen Sie zum Thema auch unseren Kommentar.

Ein schöner Buchenstamm kann, wenn der Baum keine Fehler hat, bis zu 500 Euro einbringen. „Dann muss es aber Topqualität sein“, unterstreicht der Sohn. Solche außergewöhnlichen Bäume kämen ihm aber höchstens ein- bis zweimal im Jahr unter die Motorsäge. Sie sind dann meistens auch älter als das ideale Erntealter. „Bei 140 Jahren machen wir normalerweise Tabula rasa.“ 500 Euro für eine 160 Jahre alte Buche sind eigentlich nicht viel. Das neueste Smartphone kostet mehr.

Dabei wurde die Buche in einer Zeit geboren, in der Graham Bell das Telefon erfunden hatte. In Luxemburg wurden gerade die ersten größeren Hochöfen gebaut und Napoléon III. versuchte Otto von Bismarck, der damals noch preußischer Ministerpräsident war, das Großherzogtum Luxemburg abzukaufen. Zwei Weltkriege haben die Buchen überlebt. Die Waldarbeiter würden bei der Verarbeitung des Holzes oft auf Granatsplitter stoßen. „Die Splitter waren damals im Stamm stecken geblieben und sind mit der Zeit eingewachsen“, so der Sohn.

Im vergangenen Jahrhundert gab es jedoch nicht nur Kriege, sondern auch mehrere industrielle Revolutionen, die mit viel Umweltverschmutzung einhergingen. Auch damit wurden die Pflanzen fertig. „Die Bäume schützen sich selbst“, erklärt Wolff. Doch wie gut sie gedeihen, hänge vor allem vom Klima ab. „Buchen mögen keine längeren Trockenperioden.“ Wenn es länger nicht regnet, hängen die Blätter oder fallen ganz einfach ab.

Kranke Bäume

Er habe in den vergangenen Jahren eine Zunahme von kranken Bäumen beobachtet. 10 bis 15 Prozent der Buchen seien am Stammansatz faul. „Schon 80-jährige Buchen sind rotzfaul, die werden es nie bis 100 Jahre schaffen“, bedauert der Chef. Das Klima sei daran schuld. Eine Gefahr für die Brennholzversorgung sei der Gesundheitszustand der luxemburgischen Wälder dann aber auch nicht. „Es wächst jedes Jahr genug nach“, erklärt Wolff. Viele Buchen müssten in den kommenden Jahren geschlagen werden. Das Problem sei, dass es eher zu viel Holz gebe.

Das Holz, das in den Baumärkten sehr billig angeboten wird, zieht die Preise zusätzlich nach unten. „Dieses Holz stammt aus dem Ausland und besteht oft aus minderwertigen Hölzern wie Pappel, Birke oder Ahorn“, so der Experte. Zudem könnte es sein, dass es maschinell getrocknet wurde – ein Vorgang, der der Qualität schadet.

Auf dem Markt tummeln sich aber auch viele „unlautere Wettbewerber“, darunter „wilde Holzfäller“, die ihre Ware fast gratis anbieten. Doch Arbeit kostet Geld, der Job des Waldarbeiters ist zudem sehr arbeitsintensiv: „Jedes einzelne Stück Holz passiert mehrmals unsere Hände.“ Der erzielbare Preis reiche aber nicht aus, um einen Stundenlohn zu zahlen, der ein Auskommen ermöglichen würde.

Zusätzlich überschwemmt osteuropäisches Brennholz „zu Dumpingpreisen“ den Markt. Es gibt sogar Gerüchte, dass es aus der Sperrzone in Tschernobyl stammen könnte. „Wir lehnen immer ab, wenn wir ein solches Angebot bekommen, auch wenn es leicht verdientes Geld wäre“, betont der Unternehmensbesitzer. „Unser gesamtes Holz stammt aus der näheren Umgebung. Genauso wie unsere Kunden.“

Das war schon immer so und wird wohl auch noch längere Zeit so bleiben. „In Luxemburg stehen viele Hektar Buchenwald.“ Holz sei mehr als genug da. Die Nachfrage stimme auch. „Die Tendenz beim Verkauf zeigt nach oben. Es gibt immer mehr Leute, die sich einen Kamin anschaffen.“


Das Jahr des Waldarbeiters

Die Baumfällsaison beginnt im November, wenn die Bäume im Wintermodus sind, und endet im März, bevor „der Saft wieder aufsteigt“, die ersten Knospen platzen und der Baum wieder Grün trägt.

Es gibt zwei Arten von Bäumen, die unter die Motorsäge kommen: alter Bestand – Bäume über 140 Jahre, also im besten Alter zum Fällen – und neuer Bestand – die Bedränger, die andere Bäume am Wachstum hindern.

Das Fällen ist dann auch der gefährlichste Moment der Arbeit, meinte der Holzfäller. „Besonders wenn die Krone den Boden trifft, können Äste umherfliegen.“ Auf jeden Fall wird nicht mehr aus dem Wald entnommen, als nachwächst. „Wir machen keine Kahlschläge. Die Wälder, in denen wir arbeiten, tragen das FSC- oder das PEFC-Siegel.“

Sobald das Wetter es erlaube, beginne die Arbeit, so der Holzfäller. Nachdem die Bäume gefällt wurden und die Stämme den Holzplatz nahe Blascheid erreicht haben, werden sie zuerst sortiert. Die „guten Stämme“ werden maschinell gespalten oder – „wenn es weniger gutes Holz ist“ – per Hand „gerissen“. „Der Baum wird komplett einschließlich der Krone verarbeitet“, sagt der Gründer von „Brennholz vom Wolef“. „Aus den Holzspänen wird Energieholz und das Sägemehl dient lokalen Bauern als Einstreu.“

Der Rest wird, wenn er bis „gerissen“ ist, für zwei Jahre zum Trocknen weggestellt. Dabei ist es wichtig, dass das Holz vor Regen geschützt ist, „besonders die Buche verträgt keine Nässe“. Nach zwei Jahren ist das Holz dann bereit für den Verkauf: „Alles wird in der Region abgesetzt.“ Wenn dann ein Privatmann oder ein Pizzabäcker eine Bestellung aufgibt, wird das Holz auf die gewünschte Länge gesägt und ausgeliefert. Es liegt dann am Käufer, die Ladung sicher einzulagern.


Korde und Ster

Der jährliche Durchschnittsertrag von einem Hektar Wald liegt in der Regel bei fünf Kubikmetern Holz. Stammholz wird in Festmetern gehandelt, dies entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse, ohne Zwischenräume.

Die für den Verbraucher gebräuchlichste Maßeinheit für Brennholz in Luxemburg ist die „Kouert“ (Korde). Diese besteht aus zwei Kubikmetern geschichteten Holzstücken einschließlich der Zwischenräume (Raummeter).

Daneben gibt es aber auch noch das Ster, das einen Raummeter beinhaltet. Eine Korde sind also zwei Ster. Ein Festmeter Holz ergibt, sobald es gespalten ist, rund 1,4 Raummeter.

Die Länge des Endproduktes beträgt, je nach Kundenwunsch, 25 oder 30 Zentimeter. Das Holz für Pizzaöfen ist in der Regel länger.


„Lëtzebuerger Privatbësch“

Die „Brennholz vum Wolef Sàrl“ verarbeitet ausschließlich Bäume aus Wäldern in Privatbesitz. „Zum Teil stammen die Bäume aus unseren eigenen Wäldern“, aber auch aus denen, die von der „Groupement des sylviculteurs Asbl – Lëtzebuerger Privatbësch“, der Interessenvertretung der Privatwaldeigentümer, bewirtschaftet werden.

„Es gibt viele Wälder im Privatbesitz und nicht jeder hat die Möglichkeit, sich um seinen Wald zu kümmern“, sagt der Chef der „Brennholz vum Wolef Sàrl“. „Die Eigentümer kommen dann auf uns zurück, damit wir die Arbeit machen.“ Diese Wälder liegen in der waldreichen Gegend um Blascheid, wo das Unternehmen seinen Sitz hat. „Wir fahren nicht weit, der Transport verbraucht viel Diesel. Das wirkt sich auf den Preis aus“, meint einer der Söhne. „Unseren Vier-Mann-Betrieb gibt es offiziell seit 2004, seit fast vier Jahren sind wir eine Sàrl“, erklärt der Chef. „Wir verdienen zwar kein Geld, bezahlen aber unsere Steuern.“

„Brennholz vum Wolef“ beliefert nicht nur Privatleute, sondern auch die Gastronomie. „Im Gegensatz zu den Kaminbesitzern fragen die Pizzerien das ganze Jahr über nach Buchenholz.“

Trotzdem bleibt das Geschäft mit dem Brennholz nur ein Nebenerwerb für die Familie. „Vom Verkauf alleine kann man nicht leben – nicht in unserer Liga.“ Zu hoch seien die Kosten für den Fuhrpark, alleine die Anschaffung des Spaltautomaten war mit einem großen finanziellen Aufwand verbunden. Zu tief seien zudem die Preise für Brennholz. Es gibt einfach zu viele Buchen, die ihr Alter erreicht haben. „Zu viel gutes Holz schadet den Preisen.“

 

roger wohlfart
3. Februar 2019 - 17.51

Richtig! Unsere Wälder geschützt? Die sind grösstenteils in einem desolaten Zustand. Zu einem grossen Teil darauf zurückzuführen, dass die Forstgebiete ( für die 1 Förster zuständig ist ) quasi unüberschaubar sind und dass das Baumfällen maschinell geschieht , wobei Raupenfahrzeuge resp. Riesenlaster quer durch den Wald fahren ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei werden die Wege zerstört und alle paar Jahre wieder unsachgemäss mit Sand und Geröll erneuert. Bei einem heftigen Gewitterregen wird der Sand fortgespült und zurück bleiben die Steine. Nicht überall sieht es so aufgeräumt aus wie im " Bambösch ",dem Vorzeigewald Luxemburgs.

Josy Miersch Junior
2. Februar 2019 - 17.48

Unter 7 KW erlaubt, über 7 KW nur mit geprüftem Filter ! Alle andere Holzöfen und Heizungen (auch Pellets und Hackschnitzel Heizungen) sind per Gesetz in Luxemburg schon seit geraumer Zeit ganz verboten. Grillen kann man aber sogar über dieser Leistungsgrenze hinaus ! Burgbrennen und Sylvester Böller auch. Unter Napoléon war Luxemburg das Département des Forêts. Älteste Methode der Menschheit zu heizen und zu kochen. Nur weiter so, macht bis aufs Letzte unseren primären Reichtum kaputt ! Warum werden unsere Wälder überhaupt noch geschützt ?

anne
2. Februar 2019 - 11.04

Ei ech fannen et esou gemittlech beim Uewen ze sëtzen ,a soen dass ech net wöllt drop verzichten. Gin Sachen déi méih schiedlech sin wéih Holz daat mir verbrennen ,well ons Holz leid 2 Joer do ier et verbrannt ged.

C. Schneider
1. Februar 2019 - 18.08

Paschtéier liëwe geféierlech!

René Charles
1. Februar 2019 - 15.54

Exakt. Das Ablassen von Methangasen ohne Zweifel noch mehr. Absolut abzuraten! Nur: wie sag ich das m,einem Flocki?

C Schneider
1. Februar 2019 - 15.49

Einzig Bauhholz ist Klimafreundlich und setzt kein CO2 und Feinstaub frei. Leider aber ist Bauholz aus Luxemburg Fehlanzeige, bzw äusserst selten.

roger wohlfart
1. Februar 2019 - 15.32

Aufgepasst! Das Verbrennen einer Kerze ist ebenfalls umweltschädlich.

René Charles
1. Februar 2019 - 14.21

Genau. Eine Buche fault innerhalb von 40-50 Jahren und gibt dann in diesem Zeitraum das CO2 ab, welches es in einer Lebenszeit von 8/10 Jahrzehnten gesammelt hat. Wird dieselbe Buche innerhalb von 2-3 Monaten von mir und meinen 2 Nachbarn in unseren Kaminen zwecks Zusatzheizung verfeuert, haben wir logischerweise eine CO2 Explosion verusacht, im Vergleich. Tausende derartiger "Explosionen" finden zur Zeit überall in Wintergebieten statt. Hinzu kommen dann auch noch die romantischen Fahrten mit Lokomotiven, welche mit Holz oder Kohle befeuert werden. Jahraus-jahrein, dem Tourismus und der Nostalgie zuliebe.

Jacques Zeyen
1. Februar 2019 - 13.50

"Klimafreundlich"? Was zu beweisen wäre. Zitat: " Das Verbrennen großer Mengen von Holz oder Nutzpflanzen,die als Energieträger angebaut werden,werden fälschlicherweise als "erneuerbare" Energie bezeichnet.Es ist potenziell für das irdische System zerstörerischer als die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen. Sowohl fossile als auch Biotreibstoffe sind quantitativ nicht erneuerbar,wenn wir sie in dem Tempo verheizen wie wir es jetzt in unserer aufgeblähten,energiehungrigen Zivilisation tun. Und wieder werden wir mit der unausweichlichen Tatsache konfrontiert,dass zu viele von uns so leben,wie wir das tun." (James Lovelock- Die Gaia-Theorie) CO2 ist das Problem.Kohlenstoff und Sauerstoff sind lebenswichtig.Tun sie sich aber zusammen entsteht ein tödliches Giftgas das nicht nur geruchsfrei ist,aber sich auch nur langsam abbaut. Wie oben erwähnt kommt es auf das Quantum und die Geschwindigkeit der Verbrennung an. Wenn die Bevölkerung nicht schrumpft wird es auf die sauberen Energielieferanten ankommen.Solar-Wind-Wasserkraft sind nur zeitweilig verfügbar.Es bleibt die Atomkraft als bisher verläßlichste Energiequelle,solange bis die Fusion ihren Durchbruch feiert.Jede Verbrennung fossiler Stoffe wird tabu sein. Da gehört Holz eben leider auch dazu.

roger wohlfart
1. Februar 2019 - 9.57

Es gibt auch noch andere Brennholzlieferanten in Luxemburg, deren Brennholz in Qualität und Preis dem vom "Wolef aus Blaschent" in nichts nachstehen, so beispielsweise " den Holzmisch ", " Forum pour l'emploi Diekirch", und Weber aus Stegen.