SüdspidolGeorges Mischo: „Änderungsanträge sind bei solch einem Bauvorhaben völlig normal“

Südspidol / Georges Mischo: „Änderungsanträge sind bei solch einem Bauvorhaben völlig normal“
Georges Mischo: „Wir waren und sind vom Konzept des Südspidol überzeugt“ Editpress / Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vor zwei Wochen kündigte der CHEM-Verwaltungsrat dem Bauträger des „Südspidol“. Das Health Team Europe (HTE) unter der Führung des österreichischen Architekten Albert Wimmer reagierte am Donnerstag in einer Pressemitteilung, hielt sich darin aber entgegen anderslautender Ankündigungen sehr bedeckt. 

Von zahlreichen Änderungsanträgen des CHEM war in der Pressemitteilung von HTE die Rede. Sie schloss mit folgendem Satz: „Im Interesse der erfolgreichen Fortführung des Projektes verzichtet HTE auf weitere öffentliche Mitteilungen und steht dem Bauherrn für eine geordnete und konsensuelle Übergabe zur Verfügung.“ Während CHEM-Generaldirektor Dr. René Metz am Freitag nicht für ein Gespräch zur Verfügung stand, reagiert Verwaltungsratspräsident Georges Mischo im Interview mit dem Tageblatt.

Tageblatt: Die Pressemitteilung von HTE um den Architekten Albert Wimmer ist entgegen der Ankündigung von vergangener Woche doch erstaunlich konziliant. Kein Wort ist da z.B. von Regressforderung zu lesen. Bestätigt Sie das in Ihrer Entscheidung, HTE zu kündigen?

Georges Mischo: Ja, in der Tat hatten sie „Fact-Sheets“ angkündigt und wollten groß auftrumpfen. Wir haben uns zunächst einmal gewundert, dass es so lange gedauert hat. Jedenfalls ist diese Reaktion ganz seicht. Meiner Meinung nach haben sie einfach nicht genügend Argumente, um voll gegen uns zu gehen. Unsere Fragen zu den Punkten Terminplan, Kostenaufstellung und Präsenz vor Ort haben wir nie beantwortet bekommen. Und das, obwohl wir ihnen viele Chancen gaben. Das war der Grund der einseitigen Kündigung. Die wurde übrigens einstimmig vom Verwaltungsrat getroffen, was in den Presseberichten ein wenig untergegangen ist. Die Reaktion von HTE hört sich jedenfalls ganz vernünftig an. Jetzt müssen wir schauen, ob sie auf uns zukommen oder nicht. 

In der Pressemitteilung von HTE ist als Vorwurf zu lesen, dass das „initiale Vorhaben von zahlreichen Änderungsanträgen beeinträchtigt wurde“. Welche Änderungsanträge sind genau gemeint? 

Ja, das ist ein Argument von HTE. Änderungen in einem laufenden Prozess von einer Baustelle dieses Ausmaßes sind eine ganz normale Sache. Das „Südspidol“ ist vor einer Pandemie geplant worden. Selbst Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat mir in einem Gespräch gesagt, dass jetzt aber noch Zeit sei, etwas zu ändern mit Blick auf die Pandemie.      

Was heißt das genau für ein Projekt wie das „Südspidol“? Vielleicht dass eine Aufteilung auf verschiedene Standorte doch seine Vorteile hat, um z.B. eine Einheit exklusiv der Pandemie widmen zu können? 

Natürlich kann das eine Möglichkeit sein. Aber auch innerhalb eines Hauses kann man den Patientenstrom optimieren. Es war eines der großen Probleme während der Pandemie, die Patientenströme in eine rote und eine grüne Zone zu kanalisieren. So etwas gehört ganz bestimmt zu den großen Änderungsvorschlägen, die kommen.  

Projekt Südspidol nicht infrage gestellt

Es ist aber nicht so, dass die Pandemie oder vielleicht andere Gründe das Projekt eines großen Krankenhausneubaus für den Süden infrage stellen, oder? 

Nein, auf keinen Fall. Es wird ja auch noch das Militärspital daneben gebaut. Das soll im NATO-Krisenfall bereitstehen, z.B. bei Terrorattacken. Was ja glücklicherweise nicht an der Tagesordnung ist. Man baut auch kein Militärspital, um es dann leer stehen zu lassen. Also kann es eine Möglichkeit sein, es bei einer Pandemie zu nutzen.  

Das Konzept des Südspitals steht also und die Pläne des Architekten Wimmer werden weiterverfolgt?

Ja, der Verwaltungsrat war und ist noch immer vom Konzept des „Südspidol“ überzeugt. Und zwar an der vorgesehenen Stelle in Esch. Der Süden braucht ganz einfach ein großes, modernes Krankenhaus. Das ist völlig klar. 

So soll das Südspidol einmal aussehen
So soll das Südspidol einmal aussehen Foto: Editpress

Zurück zu den Änderungswünschen. Sie haben über die Pandemie gesprochen. Welche Änderungswünsche sind denn noch gemeint? 

Das weiß ich nicht. Ich bin technisch nicht so bewandert, um diese Frage beantworten zu können. Aber ich denke, das können ganz viele Sachen sein. Wie ein OP-Saal gedreht sein muss zum Beispiel. Wie gesagt, ich bin vom technischen Standpunkt nicht der richtige Mann, um das zu sagen. 

Gab es nach der einseitigen Kündigung Gespräche mit HTE? Oder direkter gefragt: Wurden in den letzten beiden Wochen Kompensationen oder ähnliches vereinbart?

Nein, wir haben am 2. September die Kündigung unterschrieben und verschickt. Dann haben wir die Parlamentskommission informiert und anschließend die Presse und die Öffentlichkeit. Und zwar, weil eine Reihe Informationen zirkulierten, die falsch waren. Es war die Rede von 30 Millionen Euro, die in den Sand gesetzt wurden. Das ist nicht der Fall. Also war es der Moment, um das klarzustellen. Die 14,4 Millionen Euro an HTE sind für das Modell und für die Arbeit bezahlt worden, die geleistet wurde. Wir haben alle Pläne und Ähnliches auf unseren Servern. Sie können von HTE weder verändert noch gelöscht werden. Und die 17 Millionen Euro für die Vorbereitungsarbeiten wie z.B. die Geländefreimachung oder die Umleitung der Dipbech sind ja auch geleistet worden und demnach nicht verloren. 

Kein Kontakt zu HTE

Es gab also keinen Kontakt, HTE hat sich nach der Kündigung nicht beim CHEM gemeldet? 

Nein. HTE hat sich weder offiziell noch informell bei uns gemeldet. 

Wie geht es jetzt konkret mit dem Projekt „Südspidol“ weiter?

Wir müssen nun schauen, dass wir uns trotzdem einmal mit HTE zusammensetzen, um zu definieren, wie es weitergeht. Das ist auch eine Sache der Juristen. Und wir müssen überlegen, wie wir mit der Kündigung umgehen und gleichzeitig schauen, wer das Projekt übernehmen kann. 

Es ist also nicht so, dass die Sache jetzt mit der Pressemitteilung von HTE vom Tisch ist. Es wird Verhandlungen geben, bei denen es auch um Geld geht?  

Ja, absolut, davon gehe ich aus. Aber wie gesagt, wir haben alle erbrachten Leistungen bezahlt. Also glaube ich nicht, dass noch viel Geld, wenn überhaupt, fließen wird. 

In mehreren Presseartikeln war die Rede davon, dass der vormalige CHEM-Direktor Hansjörg Reimer das Projekt nicht richtig im Griff hatte. Kann man diese Schlussfolgerung ziehen?

Ich bin keiner, der schmutzige Wäsche wäscht. Dr. Reimer ist nicht mehr unser Generaldirektor, also werde ich dort auch nicht nachkarten und irgendwelche Schuldzuweisungen machen. Als klar war, dass wir nicht mehr mit Dr. Reimer weitermachen würden, habe ich darauf gepocht, dass der nächste Generaldirektor ein Generaldirektor zu 100% wird und nicht nebenbei noch praktiziert.   

War die Disponibilität von Dr. Reimer also das Hauptproblem? 

Mag sein. Selbst als Präsident des Verwaltungsrats bin ich nicht derjenige, der jeden Tag die Arbeit des Generaldirektors kontrolliert. Das ist nicht meine Aufgabe. Aber ich habe darauf bestanden, dass der neue Generaldirektor ein Vollzeitamt ausübt. Mit der Führung des CHEM mit seinen 2.200 Angestellten und dem Bau eines „Südspidol“ hat ein Generaldirektor genug zu tun. Genauso richtig war die Entscheidung, eine Bautenkommission innerhalb des CHEM zu installieren und mit Sam Saberin einen Generalkoordinator für das „Südspidol“ einzustellen. Weder ein Verwaltungsrat noch eine Generaldirektion kann im Ingenieurswesen, der Juristerei oder der Architektur spezialisiert sein. Also braucht man Leute, die einen unterstützen. 

Zu spät reagiert?

In diesem Kontext passt der Vorwurf, der Verwaltungsrat und vor allem sein Präsident hätten zu spät reagiert – also bspw. den Generalkoordinator für das „Südspidol“ zu spät eingestellt, HTE zu spät gekündigt. Was sagen Sie dazu?  

Der frühere Generaldirektor hat nie einen Generalkoordinator gefordert. Der neue Generaldirektor schon. Und da hat der Verwaltungsrat sehr schnell reagiert (Generaldirektor Metz trat seinen Posten im Januar, Generalkoordinator Saberin seinen im Februar an, d.Red.). Zur Diskussion über zu früh oder zu spät muss ich sagen: Es handelt sich beim „Südspidol“ um ein Projekt von einer halben Milliarde Euro. Da sagt man nicht einfach so von heute auf morgen „Schluss jetzt“. Da sind juristische Fragen zu klären. Man kann nicht einfach den Vertrag nehmen und zerreißen. Denn sonst könnte es teuer werden. Und es geht auch nicht nur um die Finanzen. Wenn wir wirklich das „Südspidol“ wollen, und das will ja auch jeder im Verwaltungsrat, dann muss man schauen, dass man sauber herauskommt und dass es danach auch weitergeht.    

Wie geht es denn weiter?

Unsere Dienste arbeiten daran, einen Nachfolger zu finden. Wie lange das dauert, kann ich nicht sagen.   

Ist es denkbar, dass ein Luxemburger oder gar Escher Büro bzw. Architekt übernimmt? Das CHEM arbeitet ja z.B. sehr eng mit Jim Clemes zusammen. Oder braucht es da etwas Größeres, Internationales?

Natürlich haben wir Kontakt zu Jim Clemes. Der könnte das bei seinem Know-how, denke ich, machen, aber in puncto Personal nicht. Es ist ein enormes Projekt und wenn er oder ein anderes Luxemburger Büro das Projekt übernehmen würde, dann müssten sie personalmäßig sicher aufstocken.   

Laird Glenmore
20. September 2021 - 11.45

Der Mann hat keine Ahnung weiß der überhaupt worüber er Spricht oder setzen ihm die anderen Unqualifizierten Mitglieder des Schöffenrates nur weitere Flöhe in den Kopf. Ich dachte immer macht braucht eine gewisse Qualifikation für den Posten des Bürgermeisters, dem scheint wohl nicht so. @viviane / 18.9.2021 - 12:39 Ich hätte da mehrere Änderungsanträge für den Schöffenrat. Der muss dringend ausgetauscht werden. Das ist eine Aussage die voll und ganz unterstütze.

Sputnik
19. September 2021 - 16.45

Was qualifiziert den Herrn Mischo um solche verantwortungsvolle Posten zu besetzen? Ingenieur, Architekt oder sonst einen akademischen Titel? Im übrigen diese Frage stellt sich auch bei so eigenen Mitläufern. Habe ne leise Vermutung dass diese Truppe bei den nächsten Wahlen eine große Enttäuschung erleben wird, da von kommunaler Seite in punkto Sicherheit, Lärmbelästigung von Café‘s,usw,usw nichts aber gar nichts passiert ist. Ebenfalls erlässt diese kommunale Truppe ( terrssengenehmigungen) die unter die Gürtellinie gehen usw. Wetten dass die nächsten Wahlen diese christliche Partei in Esch der große Verlierer sein wird mit dieser Truppe?

Baerchen
18. September 2021 - 15.21

[gelöscht] ------------------------------------- Bitte äußern Sie Ihre Kritik sachlich, danke. - Beste Grüße aus der Redaktion

viviane
18. September 2021 - 12.39

Ich hätte da mehrere Änderungsanträge für den Schöffenrat. Der muss dringend ausgetauscht werden.

Bar
18. September 2021 - 7.08

Änderungsanträge sind bei solch einem Bauvorhaben völlig normal, das ist schon richtig und möglich, aber was der gute Mann nicht zu wissen scheint, ist dass solche immer neue Änderungen auch Kosten mit sich bringen, und so dass das ursprüngliche Budget eben dauern auch überschritten wird......

Drënner an Driwër
17. September 2021 - 23.10

Allmählich beginnt man geduldig zu lächeln und hört auf Fragen zu stellen weil man aufgehört hat den Antworten zu glauben. Denn nicht die Wahrheit tut weh, sondern die Lügen davor.

Undine
17. September 2021 - 21.20

Der glaubt ja auch, dass sprechende Schlangen normal sind.