Jeunesse EschFrisches Blut im „schweren Trikot“: So soll sich der griechische Einfluss auswirken

Jeunesse Esch / Frisches Blut im „schweren Trikot“: So soll sich der griechische Einfluss auswirken
Panagiotis Katsaitis ist der neue Vizepräsident der Jeunesse Esch. Er wird als Bindeglied zwischen Luxemburg und Griechenland eingesetzt. Foto: Marcel Nickels

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Die griechische Vereinsleitung ist also angekommen, ihre vier bis fünf internationalen Neuzugänge, die folgen sollen, noch nicht. Die nächsten Ankündigungen dürften aber nur noch ein paar Tage auf sich warten lassen: Priorität in den Plänen des neuen Präsidenten der Jeunesse Esch, Manthos Poulinakis, hat die Verstärkung der Kader. Danach sollen die Fans zurück an die „Grenz“ geführt werden, wie CEO Panagiotis Katsaitis am Montagmorgen versicherte.

Panagiotis Katsaitis verdient sein Brot seit 30 Jahren im Fußballgeschäft, „aber weder als Profi noch als Manager“. Es überraschte ihn nicht, dass seine Ankunft in einem fremden Land mit genereller Skepsis betrachtet worden ist. Auch aufgrund der Internet-Berichte über die letzten Stationen quer durch Europa gab es bekanntlich nicht nur positive Resonanz (siehe Kasten). Dass Jean Cazzaro bei der gestrigen Pressekonferenz nicht mit dabei war, sei kein Zeichen für eine feindliche Übernahme, im Gegenteil: „Er ist ein Gentleman, der uns dieses Projekt innerhalb von zwei Monaten schmackhaft gemacht hat. Er hat absolut kein Problem mit dem Führungswechsel.“ Die rechte Hand des neuen Jeunesse-Präsidenten hatte gestern nur ein Anliegen: In französischer Sprache zu versichern, dass das Duo seine Koffer langfristig in der Minettemetropole absetzen will.

Zumindest auf dem Papier: Sein „Chef“, Geschäftsmann Manthos Poulinakis, saß bei der Pressekonferenz bereits im Flugzeug – der Kretaner wird auch in Zukunft „nicht täglich“ in Esch anzutreffen sein. Die Fäden zwischen dem Vorstandsoberhaupt und dem Verein zieht Katsattis, der deutlich mehr ins Tagesgeschäft einbezogen sein wird und bereits seinen Umzug in den Süden Luxemburgs plant. Eine logistische Nähe herzustellen, sich als Ansprechpartner zu etablieren sowie die dringende Rekrutierung von vier bis fünf Profis: Das sind die Baustellen, die noch vor dem Saisonauftakt am 23. August angegangen werden sollen. 

„Nicht des Geldes wegen“

Ob der Blick bei diesen Verpflichtungen in Richtung griechische Heimat geht, wollte Katsaitis weder dementieren noch bestätigen: „Der Fußball ist seit vielen Jahren international geworden. Wichtig ist nicht, was auf dem Pass steht, sondern dass der Spieler bereit ist, dieses ’schwere‘ Trikot der Escher Jeunesse zu tragen. Ich habe in den letzten 30 Jahren die Erfahrung gemacht, dass alle, die den Unterschied in einem Klub machen, nicht wegen des Geldes zum Verein gewechselt sind.“ In den Gesprächen mit dem neuen Coach Marcus Weiss seien fünf Schwachstellen ausgemacht worden, die jetzt kurzfristig „mit zusätzlichem Talent und einem andern Stil“ ausgebessert werden. Um welchen Stil es sich handelt, bleibt abzuwarten.

Wohl wissend, dass dieser internationale Touch nicht unbedingt nach dem Geschmack eines puristischen Fans sein dürfte, versprach der neue Vizepräsident im gleichen Atemzug, was lokale Fußballfans hören wollen: „In einigen Jahren sollen 30 Prozent der Spieler aus unserer eigenen Akademie stammen.“ Auch soll ein Drittel des Kaders Bestandteil der FLF-Nationalmannschaft sein. Große Ziele, die bereits jetzt angegangen werden müssen: „Ich werde mich heute mit den Verantwortlichen der Jugendkategorien treffen, damit wir sehen, in welchen Bereichen es Verbesserungsbedarf gibt. Sie sollen die bestmöglichen Arbeitsbedingungen haben.“ 

Wir sind hier, damit die nötigen Ausgaben gemacht werden können und der Verein wieder zu den Topteams der Liga aufschließen kann

Panagiotis Katsattis, Vizepräsident und CEO der Jeunesse Esch

Um allein diese zwei Projekte umzusetzen, ist ein finanzielles Budget notwendig, das es in dieser Form nicht mehr auf der „Grenz“ gab. Hier kommt die Erfahrung des Investors und Obsthändlers ins Spiel. „Unsere Sponsoren, oder die unserer Kontakte, werden das Geld zur Verfügung stellen“, versicherte sein Landsmann. Über Zahlen wollte der Kretaner allerdings keine Worte verlieren. „Das ist ohnehin schwer zu sagen, da wir noch keine konkreten Transfers vor Augen haben. Aber wir sind hier, damit die nötigen Ausgaben gemacht werden können und der Verein wieder zu den Topteams der Liga aufschließen kann.“ 

Den Fans mehr bieten

Mit dem fußballerischen Erfolg soll auch die Anhängerschaft der vergangenen Zeiten zurückkommen. Katsaitis wurde nicht müde, an die 28 Meistertitel zu erinnern, und bezeichnete die Fans als Fundament des Jeunesse-Gehäuses. „Wir möchten ihnen zeigen, dass wir gekommen sind, um das Beste aus dieser Mannschaft zu machen.“ Gemeinsam mit Bürgermeister Georges Mischo will der neue Mann im Vorstand in naher Zukunft für bessere Rahmenbedingungen im Stadion sorgen. Langfristig steht auch der Bau eines Jeunesse-Museums (mitsamt Fanshop und Büroräumen) auf der To-do-Liste.

Inwiefern Strippenzieher Noël Tosi – der Ex-Trainer hatte Jeunesse und Griechenland zusammengeführt – in Zukunft in das Tagesgeschäft eingebunden wird, sei nicht entschieden. Das dürfte sich aus dem Erfolg auf dem Rasen ergeben, wie Katsaitis meinte. Angesprochen auf die sportlichen Ziele versicherte der Kretaner, dass das Duo nicht unbedingt in Eile sei, ein dritter Stern auf dem Trikot dennoch irgendwann aufgestickt werden sollte. „Dafür müssen wir das Team aber erst einmal organisieren.“ 

Über vergangene Zeiten

Bei den Recherchen über die beiden Männer an der Spitze des Jeunesse-Vorstands stößt man im Internet auf mehrere Spuren im Ausland. Das wollte Vizepräsident Panagiotis Katsaitis aber nicht so stehen lassen: „Ich weiß nicht, woher diese Informationen über Investitionen in Belgien kommen, aber das stimmt so nicht. Damit haben wir nichts zu tun.“ Anders als möglicherweise im Web zu erfahren sei auch das Ende in Rieti zustande gekommen: Dort habe man dem ehemaligen Besitzer den Verein „zurückgegeben“, nachdem dieser wieder Interesse bekundet hatte. „Sie sind danach abgestiegen und konnten dennoch zwei Jahre von den Reserven leben, die wir dort in sechs Monaten eingeholt hatten.“ Er wollte ebenfalls die Gerüchte um unbezahlte Löhne beim OFI Kreta aus der Welt schaffen: „Wir mussten nicht nur eine, sondern drei Mannschaften von den Vorgängern übernehmen und haben während zwei Jahren neben der Profis ebenfalls 40 andere Spieler bezahlt.“ 

Manthos Poulinakis ist gestern bereits wieder in die Heimat aufgebrochen
Manthos Poulinakis ist gestern bereits wieder in die Heimat aufgebrochen Foto: Marcel Nickels

Jeunesse Fan
22. Juli 2020 - 20.36

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