StandpunktErneuerbare Energien: Lieber Träumer als ewiggestrig sein

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 Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

So sehr wir schätzen, dass sich der langjährige Energieminister Robert Goebbels bemüht, erneuerbare Energien zu loben, so sehr schockiert uns wiederum seine allgemein pessimistische Sicht auf die Energiewende. Im Namen der jüngeren Generationen möchten wir an dieser Stelle ein positiveres Plädoyer für eine Zukunft ohne fossile und atomare Energieträger halten.

Wie Herr Goebbels schreibt, stuft der Schweizer „Bericht zur nationalen Risikoanalyse“ von 2020 eine Strommangellage tatsächlich als größtes Risiko für das helvetische Alpenland ein. Diesem Risiko werden allerdings vor allem wirtschaftliche Konsequenzen zugeordnet. Außerdem betont der Bericht schließlich: „… dass sich die befürchteten, langanhaltenden Stromabschaltungen mithilfe eines mehrstufigen Eskalationsplans (Sparappelle, Nutzungseinschränkungen und Kontingente für Großverbraucher) weitgehend vermeiden lassen“ (BABS, 2020).

Das Ereignis im europäischen Stromnetz am 8. Januar 2021, bei dem es größere Schwankungen in der Netzfrequenz gab, wurde schnell genutzt, um den erneuerbaren Energien die Schuld in die Schuhe zu schieben. Der Verband europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E gab jedoch am 15. Januar 2021 an, dass detaillierte Untersuchungen nach deren Ursache im Gange seien und die Ergebnisse erst veröffentlicht werden, sobald diese Analysen abgeschlossen sind. Denn solche Schwankungen im Stromnetz sind keineswegs neu: Bereits Anfang 2018 kam es aufgrund von Streitigkeiten im Stromhandel zwischen Kosovo und Serbien zu großen Netzwerkschwankungen in ganz Europa. Große Stromnetzwerke, die sich über ganze Kontinente erstrecken, sind also vor allem auch aufgrund geopolitischer Streitigkeiten einem erhöhten Risiko ausgesetzt.

Dezentrale Produktion

Ein großes elektrisches Energiesystem, dass sich über mehrere Länder erstreckt, ist ein äußerst komplexes System und obwohl in unseren Breitengraden erwartet wird, dass die elektrische Versorgung niemals unterbrochen werden sollte, gibt es leider kein kollisionsfreies Stromsystem.

Gerade erneuerbare Energiequellen bringen wichtige Eigenschaften mit sich, welche die Risiken für ein sogenanntes „Blackout“ vermindern können. Erneuerbare Energiequellen können genauso wie konventionelle Energieträger über größere Distanzen genutzt werden (z.B. Offshore-Windanlagen), jedoch werden sie im Vergleich zu konventionellen Energiequellen vor allem dezentral produziert und müssen somit weniger große Distanzen zurücklegen. Erneuerbare Energiequellen wie Pumpanlagen (Beispiel Vianden) oder Biogasanlagen bringen außerdem die für die Frequenzhaltung so wichtigen Regelleistungen bereits mit sich, welche bei Bedarf abgerufen werden können, um die Frequenz zu stabilisieren. Moderne Windanlagen und Solaranlagen können durch intelligente Systeme gedrosselt werden, um die Frequenz zu halten. Die sich stetig weiterentwickelnden Speicherkapazitäten, ab- und anschaltbare Biogasanlagen und vor allem die intelligente Steuerung des Verbrauchs tragen allesamt zum Strommengenmanagement bei und können so den Strombedarf abdecken.(1)

Wenn jedoch ein Atomkraftwerk eine Notabschaltung hat, hat dies schwere Folgen für die Netzstabilität. Wind- und Sonne sind hingegen Variablen, welche vorhersehbar sind und an welche man die Systeme anpassen kann. Herr Goebbels schreibt davon, dass große Nationen wie etwa Frankreich weiterhin auf Nuklearenergie setzen, dabei ist es gerade Frankreich, das mit seiner zurzeit angespannten Stromproduktionssituation das europäische Verbundsystem belastet. Nur durch automatische Abschaltungen von Industriebetrieben in Frankreich konnte Schlimmeres am 8. Januar verhindert werden.

Richtung Klimaneutralität

Natürlich wird auch Luxemburg seine möglichen Potenziale an erneuerbaren Energien ausbauen müssen und trotzdem noch auf weitere erneuerbare Energie aus dem Ausland angewiesen sein. Trotzdem ist es lächerlich, zu behaupten, dass die Energiewende in Luxemburg nur mittels Atomkraft möglich sei, da Luxemburg selbst nie derartigen Strom herstellen wird. Die Abhängigkeit vom Ausland bliebe weiterhin bestehen und Luxemburg würde sich außerdem noch bei der Abfallentsorgung fein raushalten. Die Kosten für die Stromgewinnung aus Atomkraft explodieren, neue Atomanlagen rechnen sich nur mit sehr hohen Subventionen, sodass diese sich heute schon wirtschaftlich nicht mehr lohnen. Wegen der hohen Risiken und Kosten der Atomkraft, ihrer Abfälle, um die man sich noch Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende kümmern und bezahlen muss, trifft diese überholte Technologie auf wenig Verständnis und Akzeptanz in der Gesellschaft.

Mit dem Finger auf die „Schönheitsfehler“ der Erneuerbaren zu zeigen, ohne wirkliche Lösungen zu bringen, ist einfach. Da der Klimawandel und die Biodiversitätskrise nicht warten, braucht es also dringend politische Entscheidungen, um alle wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und industriellen Hebel in Richtung Klimaneutralität in Gang zu setzen.

Es ist jetzt wichtig, politischen Mut zu zeigen und die in Luxemburg machbaren Möglichkeiten auszuschöpfen, sich mit vertrauten Partnern im Ausland eine gute Zusammenarbeit aufzubauen und nicht in der Vergangenheit zu verweilen.

(1)Zu den gleichen Schlussfolgerungen ist auch das Forschungsprojekt „Kombikraftwerk 2“, welches vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik geleitet wurde, gekommen.

Jean Lichtfous
23. Februar 2021 - 14.00

Verwonnerlech, datt d'Schreiwer (Jessie Thill, Umweltphysikerin, Sprecherin „déi jonk gréng“, Georges Biever, Geopolitiker, Vorstandsmitglied „déi jonk gréng“) vun desem Text, et net fir néideg fannen, op Commentaire hei net ze äntwerten. ? ?

Jemp
22. Februar 2021 - 18.50

Was heisst hier "Träumer"? "Spinner" nennt man das. Das perfekte Beispiel lieferte die grüne Annalena Baerbock ( Mitglied des Bundestages und Bundesvorsitzende der Grünen hinter der Mosel) Sie will den Strom im Netz speichern, in den Drähten, sowie man eine gewisse Menge Wasser in den Wasserleitungen speichern kann. Der Blackout wird mit Sicherheit kommen, wenn solche Leute Entscheidungsträger sind. Da kann einem echt angst werden!

Grober J-P.
22. Februar 2021 - 9.33

@ Josy Barthel. Wollte nur wissen, wer dieses "Think Tank the Shift Project, Paris" finanziert.

Jean Lichtfous
21. Februar 2021 - 22.10

" Im Namen der jüngeren Generationen ..." dat klengt awer zimmlech iwwerhieflech, an ech froe mech wen Iech dat dann erlabt huet ?

Josy Barthel
21. Februar 2021 - 12.14

Grober J-P Fraunhofer Institut: https://www.fraunhofer.de/de/ueber-fraunhofer/profil-struktur/zahlen-und-fakten/grundfinanzierung.html

Josy Barthel
21. Februar 2021 - 12.13

Grober J-P

Grober J-P.
21. Februar 2021 - 10.17

Frage: Von wem wird diese angebliche "Denkfabrik" finanziert?

trotinette josy
20. Februar 2021 - 15.58

Géint de Robi kënt keen un, deen huet ëmmer recht.

Till Eule vor dem Spiegel
20. Februar 2021 - 13.50

Nun stelle ich mir die Frage , wie ehrlich grüne Politik ist . Einerseits verdammen die Grünen die fossilen Energien , andererseits propagieren , benutzen sie das digitale Netz , wissentlich das digitale Netz längst zu den Spitzenreitergruppe des CO2 Ausstoßes avanciert ist. Ich verweise auf die Studie der Think Tank the Shift Project, Paris das digitale Netz bis 2025 die Spitzenreiterfunktion des CO2 Ausstoßes um das Dreifache der fossilen Energien übernommen hat und die Ziele des Pariser Klimaabkommens von Paris in weite Ferne rücken. Etliche renommierte Publikationen zu diesem Thema kann man auch in der Süddeutschen, Manager,....nachlesen.Was nun die Atomkraft angeht, ist diese noch immer zukunftsweisend, auch wenn die Grünen dies ablehnen, wird sie für zukünftige Generationen notwendig sein,auch wenn in Punkto Sicherheit und Laufzeit strengere Auflagen nötig sind.Solange einseitig die Grünen die fossile Energie besteuern , die Bürger mit erhöhten Taxen ,Bestimmungen gängeln ,...... andererseits aber Militärprojekte wie Drohnen, Satellit, Militärflugzeuge ,Digitalisierung,......bejahen , bleibt die grüne Politik eine Politik voller Widersprüche .