Migration / Eritreische Geflüchtete im Würgegriff der Diktatur

Eritreer demonstrierten am 2. September in Tel Aviv im Vorfeld einer Veranstaltung, die von der eritreischen Botschaft geplant wurde
Die Eritreer bilden eine der größten Gruppen von Asylbewerbern hierzulande. Sie flüchteten vor einer Diktatur, die ihre Staatsbürger sogar noch in ihren Aufnahmeländern erpresst.
Der Applaus ist von weitem zu hören. Ein Brautpaar hat an einem bewölkten Sommersonntag den Park von Hesperingen betreten und lässt sich auf dem Rasen fotografieren. Die meisten Hochzeitgäste stammen aus Eritrea – allesamt sind sie größtenteils in Weiß gekleidet. Ein paar von ihnen beginnen zu singen, zu tanzen und zu ululieren, ein an Jauchzen und Trällern erinnernder Gesang, ein Ausdruck von Freude.
„Eine typische Hochzeit aus Eritrea“, sagt ein junger Mann, der mit ein paar Freunden abseits auf einer Parkbank sitzt. Für wenige Minuten haben sie sich von der Festgesellschaft entfernt. Mein Gesprächspartner kommt aus Asmara, der Hauptstadt des nordostafrikanischen Landes, die manchen Besuchern wegen ihrer Architektur als schönste Stadt des Kontinents gilt.
Eritrea gehörte einst zu Äthiopien, wurde 1993 unabhängig und ist seither eine Diktatur, die von manchen als „Nordkorea Afrikas“ bezeichnet wird. In Luxemburg stellen die Eritreer mittlerweile die zweitgrößte Gruppe von Asylbewerbern hinter den Syrern dar, die einen Antrag auf internationalen Schutz stellen: Bis 31. Juli waren es dieses Jahr 180, das sind 14,3 Prozent der Antragsteller. Im Jahr 2022 nahm Luxemburg 361 Eritreer auf. 349 stellten einen Antrag, von denen alle positiv beantwortet wurden.

In dem bitterarmen Land, einem der laut Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ärmsten der Welt, kommt es häufig zu Menschenrechtsverletzungen. Seit 1890 italienische Kolonie, danach ab 1941 unter britischer Verwaltung, von 1961 eine Provinz des äthiopischen Kaiserreichs und nach einem 30-jährigen Krieg seit 1993 von Äthiopien unabhängig, herrscht seither der frühere Anführer der Eritreischen Volksbefreiungsfront (EPLF), Isayas Afewerki, und die Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit (PDFJ), die aus der EPLF hervorging.
Nach Angaben von Amnesty International werden politisch Andersdenkende und Journalisten sowie hohe politische Gegner des Diktators Afewerki und Mitglieder religiöser Gruppen willkürlich verhaftet, gefoltert und verschwinden gelassen. Die Meinungs- und Religionsfreiheit ist massiv eingeschränkt, eine freie Presse gibt es nicht. Wer den Präsidenten kritisiert, wird ohne Anklage ins Gefängnis gesteckt. Im März schlugen die Vereinten Nationen einmal mehr wegen der Menschenrechtslage Alarm. Die Lage in dem abgeschotteten Land sei katastrophal, Aussicht auf Besserung bestehe nicht.
Kinder und Frauen in der Armee
„Ich wollte nur weg“, sagt Tesfu. Der 32-Jährige lebt seit einigen Jahren in Luxemburg. „Mir blieb nichts anderes übrig, denn sie wollten mich in die Armee einziehen – und die ist brutal und behandelt die Soldaten wie Sklaven.“ Die Wehrpflicht geht einher mit Zwangsarbeit und dem Einsatz von Kindersoldaten. Auch Frauen müssen zur Armee. Die Menschen in Eritrea werden auf unbestimmte Zeit zum Militärdienst eingezogen, der bis zum 65. Lebensjahr dauern kann und das Verlassen des Landes verbietet. Oder sie müssen im sogenannten Nationalen Dienst Zwangsarbeit leisten.
Selbst bei geringfügigen Verstößen gegen die Vorschriften sind die Soldaten und Soldatinnen körperlichen Bestrafungen ausgesetzt. Immer wieder gibt es Vorwürfe über sexualisierte Gewalt gegen Wehrdienstleistende. Tausende Minderjährige wurden dazu gezwungen, in den Krieg in der nordäthiopischen Provinz Tigray zu ziehen, wo Eritrea die Regierungstruppen des Nachbarlandes unterstützt, mit dem es 2018 Frieden geschlossen und zu dem es wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen hat. Der eritreischen Armee wird vorgeworfen, zahlreiche Gräueltaten begannen zu haben, von Hinrichtungen bis hin zu Vergewaltigungen.

Wie viele seiner Freunde und einige Verwandte ist auch Tesfu vor dem Militärdienst geflohen. „Wir waren zu dritt, als wir eine Gelegenheit nutzten, um uns abzusetzen“, erinnert er sich an seine Flucht im Jahr 2010. „Zuerst gelangten wir nach Äthiopien, dann nach Sudan und schließlich nach Uganda.“ Er erzählt, wie sie auf der Ladefläche eines Pickups bis an die äthiopische Grenze gebracht wurden und den Tekeze überquerten, der einen Teil der Grenze zwischen Eritrea und Äthiopien bildet. Tesfus Odyssee dauerte mehr als sieben Jahre, bis er 2018 schließlich nach Luxemburg kam.
In der Zwischenzeit verdiente Tesfu sein Geld als Friseur, etwa in Uganda. Schon in seiner Heimat übte er den Beruf aus. „Das Haareschneiden habe ich mir selbst beigebracht“, sagt er. „Ich sparte mir einiges zusammen, bis ich mir einen Flug nach Istanbul leisten konnte.“ Er habe unbedingt nach Europa fliehen wollen und wählte dafür den Weg über die Türkei. „Ich hatte viel von Leuten gehört, die durch Libyen geflohen waren und dann in den libyschen Lagern landeten, in der Hoffnung, auf eines der Boote zu kommen, das sie übers Mittelmeer bringen sollten.“ Auch sein Bruder wollte die zentrale Mittelmeerroute nehmen. Er kam dabei ums Leben. Während einige seiner Landesleute auf ihrer Flucht durch Libyen im Gefängnis landeten und misshandelt wurden und manche sogar starben, gelangte Tesfu über den Bosporus nach Griechenland, von dort aus mit einem falschen Pass nach Italien – und schließlich via Frankreich nach Luxemburg.
Wie Tesfu fliehen jeden Monat Tausende Menschen aus Eritrea – wenn es ihnen überhaupt gelingt, aus dem abgeriegelten Land zu entkommen. Denn es ohne Pass zu verlassen, was auf die meisten geflüchteten Eritreer zutrifft, ist ein gefährliches Unterfangen. Wen die Polizei erwischt, dem droht eine Haftstrafe. In den Gefängnissen gehören etwa Waterboarding und das Barfußgehen auf spitzen Gegenständen zu den gängigen Strafen. Das Regime von Diktator Afewerki, das kein gewähltes Parlament und keine unabhängige Justiz zulässt, hat das Land zu einem der repressivsten gemacht – und zu einem der Hauptherkunftsländer von Asylsuchenden weltweit.
Schwäbischer Eritreer mit Kultstatus
Nicht der Einzelne entscheidet über die Berufswahl oder Studienplätze, sondern der Staat. So musste etwa Solomon Tsehaye in seiner eritreischen Heimat Krankenpfleger werden, obwohl er Kunst studieren und einmal Filmemacher werden wollte. Bei dem Spielfilm „Tigisti“ von 2012 etwa, einer amerikanisch-eritreischen Koproduktion, war Solomon für den Schnitt verantwortlich. Sein künstlerisches Schaffen war der Regierung ein Dorn im Auge, was ihn dazu brachte, zu fliehen. Heute lebt er in Kaiserslautern und ist im Filmgeschäft tätig. Ebenfalls aus Eritrea stammt Tedros Teclebrhan, dessen Mutter mit dem damals sieben Monate alten Baby und seinen Brüdern aus dem Land floh. Tedros wuchs in einem Dorf bei Tübingen auf und hat längst als Comedian und Schauspieler „Teddy“ Teclebrhan Berühmtheit erlangt – der erste schwäbische Eritreer mit Kultstatus.
Während Solomon Tsehaye gezwungenermaßen Krankenpfleger wurde, wollte Eldana (Name von der Redaktion geändert) schon von klein auf Krankenschwester werden, musste jedoch, so wollte es das Regime, Landwirtschaft studieren. Ihren richtigen Namen will die 29-Jährige nicht publiziert sehen, auch nicht, als was sie in Luxemburg tätig ist. Denn sie kann bestätigen, was auch schon Tesfu sagte: In der großen Diaspora von Eritreern verkehrten auch Anhänger und sogar Agenten von Afewerkis Regimes. „Sie überwachen dich und spionieren dich aus“, sagt Tesfu. „Was sie herausbekommen, verwenden sie gegen dich oder deine Familie.“ Diese Befürchtung teilt Eldana: „Ich will meine Mutter nicht gefährden, die noch in Eritrea lebt.“ Das Regime soll Geld von den zu Hause gebliebenen Familien der Geflüchteten erpressen, können mehrere Eritreer bestätigen. Unter den Exileritreern herrsche nicht zuletzt deshalb ein großes Misstrauen.
Ich war insgesamt ein Jahr lang bei der ArmeeName von der Redaktion geändert
Bereits als Teenager habe sie auswandern wollen, sagt Eldena. „Denn bei uns haben die jungen Leute keine Perspektive.“ Sie kommt aus einer kleinen Stadt rund 40 Kilometer südlich von Amhara. „Es gibt dort keinen Internetzugang, außer in einem Internetcafé“, weiß sie. Wie viele anderen zwang man auch sie, zum Militär zu gehen. „Mir blieb keine Wahl“, sagt sie bei unserem Treffen in den Bonneweger Rotonden. „Ich war insgesamt ein Jahr lang bei der Armee.“
So floh auch Eldana aus ihrer Heimat. „Ich verbrachte fast fünf Monate in einem Lager in Äthiopien“, erzählte sie. Für umgerechnet 6.000 US-Dollar bekam sie ein Flugticket in der Türkei, wo sie nur einen Monat verbrachte. Im Gegensatz zu Tesfu wählte sie von dort aus den Seeweg: „Wir waren 15 Leute in einem Schlauchboot“, erzählt sie, „die griechische Polizei nahm uns fest.“ Mit dem Zug kam sie nach Athen und dort per Flugzeug nach Brüssel. In Luxemburg kam sie 2018 an. Hier wohnte sie in verschiedenen Unterkünften, unter anderem in Diekirch. Schließlich fand sie etwas über das „WG-Projekt“ der „Life asbl.“.
„Die Hauptsache war, dass ich mich in Sicherheit befand“, sagt die junge Frau. Sie lebt zurzeit mit zwei jungen alleinerziehenden Müttern in einem Haus in Luxemburg-Stadt. „Mein Ziel war es jedoch, nach England zu gehen“, sagt sie, „aber nun habe ich hier meinen Platz gefunden, einen sicheren Platz.“ Ihr Bruder lebt in London, ihren Vater hat sie im äthiopisch-eritreischen Krieg verloren.
Nach der Odyssee die Wohnungsnot
Mliete Gebremeskel erlebte einen Schock, als sie einen gerichtlichen Bescheid bekam, in dem es hieß, dass sie aus ihrer Wohnung in Bartringen ausziehen müsse. Die junge Frau lebt seit neun Jahren in Luxemburg. Sie war über die zentrale Mittelmeerroute über Libyen und Italien nach Europa gekommen. Bis vor kurzem konnte sie mit ihren vier Kindern in einer Wohnung der Gemeinde bleiben. Doch der Mietvertrag war zeitlich begrenzt. Während der Covid-Pandemie bekam sie Aufschub.
Bei der Organisation Naxi in Mamer für Frauen in Notsituationen nimmt Mliete an einer Ausbildung zur sozialen Integration teil. „Ich bügle und übe kleine Näharbeiten aus“, erklärt sie. Der Vater ihrer Kinder, auch er Eritreer, lebt in Mont-Saint-Martin. Inzwischen ist Mliete mithilfe der „Life asbl.“ bei der Wohnungssuche fündig geworden.
An der Situation für die Menschen in Eritrea hat sich auch nach dem Friedensschluss mit Äthiopien nicht viel geändert, Grund zu fliehen besteht noch immer. Nach unterschiedlichen Schätzungen leben zwischen 5,1 und 6,7 Millionen Menschen im Land, mehr als eine halbe Million im Ausland, am meisten in Deutschland, Skandinavien, Kanada, der Schweiz und in den USA, vorwiegend Gläubige der Eritreisch-Orthodoxen Kirche.
Schon vor viereinhalb Jahren, als Außenminister Jean Asselborn Äthiopien und Eritrea besuchte, hatte das Tageblatt darüber berichtet und ein Interview mit dem Ethnologen Magnus Treiber von der Ludwig-Maximilian-Universität München geführt, der den Staat als „eine Diktatur in maoistischem Format“ bezeichnete. Schließlich ist der ehemalige Befreiungskämpfer Isayas Afewerki in China an der Militärakademie Nanjing ausgebildet. Asselborn bezeichnete das einstündige Gespräch mit seinem Amtskollegen, dem Außenminister von Eritrea, als „schwierig“.

Die Not der Eritreer und die damit verbundene Flucht aus dem Land ist zu einem großen Geschäft mit verschiedenen Facetten geworden. Dazu gehört unter anderem der Organhandel. Dessen Drehscheibe ist vor allem Ägypten. Mehr als ein Gerücht sei, dass Geflüchtete aus Eritrea, die in eines der Nachbarländer geflohen seien, dort gekidnappt, auf die Sinai-Halbinsel verschleppt und erpresst wurden: „Wer nicht bezahlen konnte, dem wurde etwa eine Niere entnommen“, sagt Tesfu.
Verschiedene Nichtregierungsorganisationen können dies bestätigen. Die Organe wurden dann in Gefriertruhen nach Kairo gebracht. Durch die Erpressung von Angehörigen versuchen die Täter an das Geld zu kommen: „Die Schmuggler sind vor allem an den Mobiltelefonen der Flüchtlinge mit Telefonnummern von Eritreern im Ausland interessiert. Sobald diese Nummern angerufen werden, beginnt die Folter“, heißt es etwa in einem Bericht der Schweizer Flüchtlingshilfe. „Nach Informationen von Human Rights Watch belaufen sich die Lösegeldforderungen auf bis zu 40.000 US-Dollar. Eine Niere soll es derweil schon für hundert Dollar geben“, berichtete die deutsche Zeitung Das Parlament und verwies unter anderem auf eine Reportage des US-Fernsehsenders, der über den Organhandel in der Sinai-Wüste berichtete: Dort habe man Geflüchteten bei lebendigem Leibe Organe entnommen. Die meisten Opfer überlebten die brutalen „Operationen“ nicht.
Diaspora-Steuer
Derweil kassiert die eritreische Regierung von allen im Ausland lebenden Eritreern eine Art Diaspora-Steuer von zwei Prozent ihres Einkommens ein. Wer bezahlt, bekommt eine Bescheinigung , die wiederum notwendig ist, um etwa Pässe oder Geburtsurkunden zu bekommen, Eigentum in Eritrea zu kaufen oder erben zu dürfen. Das Regime kontrolliert die eritreische Gemeinschaft über ein Netzwerk diplomatischer Vertretungen und die Kultur- und Gemeindeverbände „mahbere-koms“. Durch Spendenkampagnen auf sogenannten Kulturfestivals in den verschiedenen Ländern der Diaspora nimmt die Young People’s Front for Democracy and Justice (Junge Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit, YPFDJ) als verlängerter Arm des Regimes ebenfalls Geld ein. Zwar verhängte der UN-Sicherheitsrat schon 2009 Sanktionen gegen Eritrea. Einige Staaten wie Kanada oder die Niederlande erklärten eritreische Diplomaten zu Personae non gratae. Die Sanktionen wurden jedoch im November 2018 nach der Annäherung Eritreas an Äthiopien beendet.

Unterstützer der Regierung suchten Medienberichten zufolge unter anderem Asylbewerberunterkünfte auf, um die Landsleute dort zur Zahlung der Diaspora-Steuer aufzufordern. Auch soll die Regierung Teile des Klerus der eritreischen-orthodoxen Kirchengemeinden in Europa infiltriert haben, fand Nicole Hirt heraus. Sie ist Research Fellow am GIGA-Institut für Afrika-Studien und forscht seit mehr als zwei Jahrzehnten in Eritrea und in eritreischen Diaspora-Gemeinden. Nimmt ein Geflüchteter den Dienst einer diplomatischen Vertretung in Anspruch, muss er zudem eine „Erklärung des Bedauerns“ unterschreiben, gegen die nationalen Verpflichtungen verstoßen zu haben – und sich bereit erklären, bei einer Rückkehr nach Eritrea jede Bestrafung zu akzeptieren.
Die Diaspora ist zutiefst gespalten: Die einen Eritreer haben die Sichtweise des Regimes verinnerlicht, andere haben sich in oppositionelle, reformorientierte Bewegungen organisiert. Vor allem nach dem Friedensabkommen von 2018 sagen immer mehr Eritreer „Yiakl“, was so viel wie „Genug“ bedeutet und auch der Name einer internationalen Kampagne in den sozialen Netzwerken ist. In den vergangenen Monaten ist es in mehreren Ländern zu Zusammenstößen zwischen den eritreischen Diaspora-Gruppen gekommen, so etwa bei Festivals im deutschen Gießen, im norwegischen Bergen, im schweizerischen Opfikon und in Israel anlässlich der Feiern von 30 Jahren Unabhängigkeit, aber auch in Australien, Kanada, Schweden und den USA. Bei den Krawallen wurden zahlreiche Menschen verletzt.
Einige Eritreer sind bereits in den 80er- und 90er-Jahren während des Unabhängigkeitskrieges geflüchtet und haben die Repression des Afewerki-Regimes nie am eigenen Leib erfahren – von ihnen sind viele auf seiner Seite. Doch mittlerweile haben die Gegner des Regimes die Angst verloren. Sie geben sich oft mit einer hellblauen Fahne mit Olivenzweigen zu erkennen, der historischen eritreischen Flagge. Auf der anderen Seite stehen Anhänger des Regimes wie etwa Awel Seid, einer der Chefpropagandisten. Der sogenannte Poet romantisiert den Krieg wie auch die russische Invasion in der Ukraine und äußert sich homophob. Gefürchtet wird ein Verein namens „Eri-Blood“, in den Augen der Regimegegner ein Schlägertrupp, dessen Mitglieder zumeist in der Sicherheitsbranche tätig sind.
Umstrittene Kulturfestivals
Jüngsten Erkenntnissen zufolge handelte es sich bei den Ausschreitungen gegen das nunmehr seit 2011 stattfindende „Kulturfestival“ in Gießen nicht oder zumindest nicht nur um eritreische Oppositionelle, sondern um gewaltbereite Gruppen unter Führung der aus der in den vergangenen Jahren heftig umkämpften äthiopischen Region Tigray stammenden „Brigade N’Hamedu“. Außerdem soll die Anmelderin der Gegendemonstration aus Äthiopien stammen. Dass Staatsbürger der beiden benachbarten Länder miteinander verwechselt wurden, gab es übrigens schon mehrmals: So sollen sich Asylbewerber aus Äthiopien als Eritreer ausgegeben haben, weil deren Chance auf Anerkennung als Geflüchtete respektive auf ein Bleiberecht bei so gut wie hundert Prozent liegt.
Ob bei den Ausschreitungen in Gießen oder – ebenso im Juli – in der Nähe von Stockholm, ebenso bei den jüngsten Krawallen Anfang des Monats, während in Eritrea jeder Protest im Keim erstickt wird, der eritreische Konflikt in der Diaspora eskaliert. Zum Glück sei es in Luxemburg noch nicht dazu gekommen, sagt Tesfu. Er ist ins Großherzogtum gekommen, um friedlich und frei zu leben. Während er eine vorübergehende Wohnung gefunden hat, sind seine Frau und seine vier Kinder noch in einer Asylbewerberunterkunft. Bald wollen sie zusammenwohnen. Dann erst hat seine Odyssee ein Ende.

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Danke fuer den aufklaerenden Bericht. Ich wohne nicht weit von einer Empfangsstruktur fuer Einwanderer, und habe mich immer gefragt, warum soviele junge, tja was soll ich sagen, leicht dunkelhaeutige junge Kerle dabei sind. Jetzt weiss ich es. Sie wollen nicht in eine Moerderarmee, die womoeglich ihre Famile umbringt, wie mein Vater 1942, und deshalb muss man ihnen Asyl bieten.