WahlkampfEine Agentur aus Österreich soll der LSAP zum Sieg verhelfen

Wahlkampf / Eine Agentur aus Österreich soll der LSAP zum Sieg verhelfen
Stehen zusammen: die beiden SPD-Ministerpräsidentinnen Anke Rehlinger (links) und Malu Dreyer (rechts) und die LSAP-Spitzenkandidatin Paulette Lenert (Mitte) Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Mit Hilfe einer österreichischen Agentur haben Anke Rehlinger und ihre SPD im Saarland die absolute Mehrheit gewonnen. Ein Ergebnis, an das Paulette Lenert und die LSAP anknüpfen wollen. Ein Blick hinter die Kulissen des Wahlkampfs – auf der Suche nach grenzüberschreitenden Erfolgsrezepten.

Der erste Eindruck will so gar nicht zum Namen passen. In Remich an der Mosel liegt die Bar Medusa, im ersten Stock eines Bauwerks, das wie ein weißer Schiffsbug auf der Uferpromenade gestrandet zu sein scheint. Unten kann man Flussfahrten buchen, oben gibt es Drinks mit Moselpanorama. An die zornige Frauenfigur aus der griechischen Mythologie, die mit ihrem Blick Männer zu Stein erstarren ließ, erinnern hier höchstens die Kletterpflanzen, die sich wie das Schlangenhaar der Medusa um die Streben im Innern der Bar wickeln.

Es ist Wahlkampf in Luxemburg und die LSAP hat an diesem Montagabend in der Bar Medusa zu einem besonderen Event geladen. Spitzenkandidatin Paulette Lenert empfängt Anke Rehlinger und Malu Dreyer, die beiden amtierenden SPD-Ministerpräsidentinnen aus dem Saarland und aus Rheinland-Pfalz. Wahlkampfunterstützung in der Großregion, von Parteifreundin zu Parteifreundin. Ben Streff, neben Lenert LSAP-Spitzenkandidat im Wahlbezirk Osten, moderiert den Abend an, begrüßt die Politikerinnen. „Drei starke Persönlichkeiten machen den Unterschied“, sagt Streff. „Es ist nicht egal, von wem ein Land regiert wird.“

Regieren will auch Paulette Lenert. Weshalb es an diesem Abend auch darum geht, was die LSAP und ihre Spitzenkandidatin von den erfolgreichen deutschen Kolleginnen lernen kann. Sie sprechen über den Wandel der Arbeitswelt, soziale Ungleichheit und Gefahren für die Demokratie. In einer Sache sind sich Lenert, Rehlinger und Dreyer besonders einig: Die Sozialdemokraten, die Sozialisten, sie werden dringender gebraucht denn je.

Hinter SPD-Erfolgen steht Agentur aus Salzburg

Aber es gibt noch einen weniger offensichtlichen Punkt, der diese drei Frauen eint. Sie alle lassen sich in ihrer politischen Kommunikation von einer österreichischen Agentur unterstützen: Platzl Zwei aus Salzburg. Laut Webseite macht die Agentur „Kommunikation mit Liebe“ für Politik und für Menschen und Unternehmen. Zu ihren Kunden zählen neben der österreichischen SPÖ auch die deutschen SPD-Landesverbände Niedersachsen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland. Und nun auch die LSAP.

Platzl Zwei selbst möchte sich nicht äußern, weder zum aktuellen Wahlkampf in Luxemburg noch zu vergangenen. Man sucht keine Aufmerksamkeit, die soll ganz bei den Kunden liegen. In der politischen Kommunikation, zumal im Wahlkampf, wird jedes Wort mit Bedacht gewählt.

Um mehr über das Wirken der Agentur zu erfahren, muss man mit jemandem sprechen, der schon mit ihnen zusammengearbeitet hat. Auftritt: Christian Petry. Der Generalsekretär der Saar-SPD empfängt in der Geschäftsstelle seiner Partei in Saarbrücken, unweit des Schlosses. Petry kommt gerade aus Berlin, er ist Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Generalsekretär leitete er sowohl die technische als auch die politische Wahlkampfkommission der Saar-SPD im Landtagswahlkampf 2022.

Leitete den erfolgreichen Wahlkampf der Saar-SPD: Generalsekretär Christian Petry
Leitete den erfolgreichen Wahlkampf der Saar-SPD: Generalsekretär Christian Petry Foto: Editpress/Julian Dörr

Mit Platzl Zwei arbeitet man im Saarland schon seit 2018 zusammen. „Wir haben festgestellt, dass wir mit dieser Agentur den Nerv der Bevölkerung treffen“, sagt Petry. Bei der Bundestagswahl 2021 holte die SPD in allen 52 saarländischen Gemeinden die Mehrheit, gewann alle vier Wahlkreise. „Was wir 20 Jahre nicht mehr hatten“, sagt Petry.

Was macht diese österreichische Agentur so besonders? „Sie hat den Blick von außen und ein sehr gutes Gespür für die Themen der Zeit, angepasst an die Region“, sagt Petry. Der Landtagswahlkampf 2022 war ein Spitzenkandidatinnenwahlkampf. Zugeschnitten auf die Person Anke Rehlinger. Man habe sich Gedanken gemacht: Was hat sie für Eigenschaften? Wie kann man die nach vorne bringen? „Das hat die Agentur perfekt rübergebracht“, sagt Petry. In der gemeinsamen Themenarbeit mit Platzl Zwei hat sich die Saar-SPD außerdem auf ein Kernthema der Sozialdemokratie fokussiert. „Obwohl die Umfragewerte aus der Bevölkerung andere Themen vorgaben, wie Nachhaltigkeit oder Energie, haben wir uns unter anderem für das Thema Arbeit entschieden, die Stärkung und Transformation der Industriegesellschaft“, sagt Petry. Es zahlte sich aus. Kurz vor der Wahl lag das Thema Arbeit auf dem ersten Platz.

Ein Erfolg, den man auch in Luxemburg beobachtete. Im Wahlkampf tauschte man sich aus, LSAP-Politiker traten als Gastredner auf. Klassische Wahlkampfunterstützung. In der triumphalen Wahlnacht feierte die LSAP-Delegation dann zusammen mit der Saar-SPD in der Saarbrücker Garage. „Wenn ich mich richtig erinnere, haben sie da zum ersten Mal ganz konkret nach dieser Agentur gefragt“, sagt Petry.

Wahlkampfmanager und Spitzenkandidat: Ben Streff
Wahlkampfmanager und Spitzenkandidat: Ben Streff Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Einer der Luxemburger an diesem Abend war Ben Streff. Am Montagabend, ziemlich genau anderthalb Jahre später, sitzt er auf der Terrasse der Medusa in Remich. Streff ist ein schwer zu erreichender Mann dieser Tage. Einerseits kandidiert er selbst als Spitzenkandidat im Wahlbezirk Osten neben Paulette Lenert. Andererseits leitet er als Wahlkampfmanager der LSAP die gesamte Kampagne – für die nationale Spitzenkandidatin Lenert.

Man habe Platzl Zwei erst im August vergangenen Jahres kontaktiert, so Streff. Dem voraus ging ein Neuaufbau in der Parteizentrale, in der Streff seit April 2022 arbeitet. „Ein neues Team, ganz frisch, auch die Agentur: ganz neu“, sagt er. Trotz der knappen Zeit habe es sofort gepasst, auch weil die Agentur nur „rote Parteien“ übernehme. „Die meisten sagen: Rechts würden wir nicht machen, aber ansonsten sind wir offen“, sagt Streff. „Aber hier merkt man, dass wirklich Liebe drinsteckt.“

Liebe, das war die zentrale Botschaft im saarländischen Wahlkampf. Genauer: Saarlandliebe. „Ich habe bewusst den Begriff mal bei einer Pressekonferenz ein Dreivierteljahr vorher verwendet“, erinnert sich Petry. „Aber nicht als Saarlandliebe, sondern ich habe Anke Rehlinger der Presse vorgestellt mit: Hier kommt eine Frau, die liebt das Saarland.“ Später verwendete Rehlinger diese Formulierung auch in ihren Reden. Mit der Agentur entwickelte die SPD daraus schließlich: „echte #SaarlandLiebe“.

Von Saarlandliebe zu Luxemburgliebe?

In Luxemburg hat man gelernt vom saarländischen Erfolgswahlkampf von Platzl Zwei. „Paulette Lenert als Spitzenkandidatin, das hätte sich auch ohne Platzl ergeben“, sagt Streff. „Aber ansonsten fließt natürlich die ganze Erfahrung von Platzl aus über 50 Wahlkämpfen mit ein.“ Saarlandliebe oder Ankeliebe seien gute Beispiele, wie man es machen könnte, so Streff. Aber nicht alles lässt sich so einfach auf Luxemburg übertragen. „Da liegt vielleicht ein Unterschied, dass sie ja wirklich ‚Ministerpräsidentin‘ plakatiert haben. Das wäre hier zu offensiv“, sagt Streff.

Personalisierung, ja, aber nicht um jeden Preis. Die Balance muss stimmen. Das sieht auch Christian Petry so: „Man darf einen Wahlkampf nicht so sehr personalisieren, dass es nur noch um die Person alleine geht. Damit würde man aus meiner Sicht Schwächen auf der anderen Seite offenbaren: Haben die nur eine? Was ist mit dem Rest?“ Auch die Saar-SPD hat vor der Wahl ihr Erscheinungsbild verändert, das Team paritätisch besetzt und deutlich verjüngt.

Von Saarlandliebe also zu Luxemburgliebe? In Remich denkt Wahlkampfmanager Streff über die Besonderheiten des Großherzogtums nach. „In anderen Ländern wird in der Politik mehr mit Emotionen gespielt. Hier in Luxemburg ist das noch weniger der Fall.“ Statt Liebe gibt es bei der LSAP also „Zesummen“. Ein klassisches sozialdemokratisch-sozialistisches Konzept. „Zesummen“ war auch schon das Motto bei der vergangenen Wahl, doch „dieses Mal wird es mehr gelebt“, sagt Streff. Und es gibt einen neuen Slogan: „Gerechtegkeet mécht den Ënnerscheed“. Es ist der Versuch, die perfekte Balance zu finden, zwischen Personalisierung und Inhalten. „Damit spielen wir ja auch“, sagt Streff. „Paulettes Art macht den Unterschied. Da setzen wir einerseits auf ihre Person, aber auch auf den politischen Unterschied.“

In der Medusa hat Anke Rehlinger das Mikrofon ergriffen. Auf dem rot verkleideten Stehtisch vor ihr prangt in großen weißen Buchstaben: „#Zesummen“. „Uns als Saarländer gefällt das Motto sehr gut“, sagt Rehlinger. Zusammenstehen, in der Parteienfamilie, in der Großregion. „Wir könnten uns als gemeinsamer Wirtschaftsraum noch viel stärker präsentieren.“ Gemeinsam auch um Fachkräfte werben. Ein paar Tage zuvor hatte Paulette Lenert auf die Frage geantwortet, was sie an Anke Rehlinger besonders schätze: „Allein schon die Stärke dieser Frau.“ Sie habe ein großes Herz für die Menschen und einen spürbaren Optimismus für die Region. „Von den Werten und ihrer politischen Ausrichtung her ist sie sicherlich eine große Inspiration für mich.“

In Remich stehen die drei Frauen an diesem Abend dicht nebeneinander. In ihren Rücken glitzert die Mosel in der Abendsonne. „Wenn wir zusammenstehen, entsteht Energie“, sagt Lenert. Die Medusa hat heute noch eine andere Bedeutung. Die feministische Bewegung hat ihre Geschichte umgeschrieben. Vom Männeropfer zu einer mächtigen Ikone weiblicher Stärke. In dieser Hinsicht passt der Name doch ziemlich gut.

Emile Müller
28. September 2023 - 8.08

Vom ewigen Ja-Sager und Juniorpartner hoffentlich hin zur absoluten Mehrheit.... Jetzt ist es um die L(SA)P geschehen, bitte rufen Sie einen Arzt, wir müssen jemanden einweisen.... Naja für die Dëckkäpp bei RTL wird es wohl reichen... Die Witz dort sind auch so kurz und knapp wie das Programm und die Inhalte dieser Partei.

plop
25. September 2023 - 16.09

Dann brauche mer jo eigentlech net mei wielen ze goen. Dat do nennen ech e Bock geschoss an dreit net zur Populariteit vun der LSAP bei.

Roude Robbie
22. September 2023 - 16.42

@max.l/ Ech hat richteg verstaan dass der net de Bettel geméngt hutt. Mee autoritär ass net gléich onsëcher a schwach. D'accord, en Deel vun de Leit (ech och) sin onzefridde mat Gambia. Mee kéng Angscht a leet äre Kapp a Rou d' Paulette Lenert gëtt net des Kéier Premierministesch. Är Frô kann ech net beäntwerten do muss der se selwer froen.

de Jang den Daafen
22. September 2023 - 15.39

Eher eine schlechte Agentur! Und wieder ein ausländischer Betrieb und das dann auch noch ausgerechnet beim einheimischen Wahlkampf. Die LSAP Plakaten sind alles anders als überzeugend und ästhetisch.

Nomi
22. September 2023 - 13.52

nach eng Frô: viirwat brauchen së dann eng Agentur aus Éistréich!? Well se mengen zu Letzeburg wir keen kappabel daat ze machen ! D'LSAP ass dofir genau so'u onkappabel !

max.l
22. September 2023 - 12.25

@ Roude Robbie nee, ëch verwiësselen nët Ëppes, a mengen och nët de Xavier dobäi, ët ass ganz kloer d'Madam, an dat ass a mengen Aaën ganz negativ, well wann Een autoritär ass, dat beweist dat Een onsëcher ass, an da wiirkt Een eben autoritaire a schwach ëch ka mër doviir och nët viirstellen dat d'Madam Premier géif gin.. d'LSAP mengt zwar së géingen héich Haus wannen, domat sën ëch mër awer nët esou sëcher.. wann iwwerhaapt.. well d'Läit sën onzefridden mat Gambia.. wielen se d'LSAP, an och nach vläicht DP.. dann hu mër ee Gambia 3 nach eng Frô: viirwat brauchen së dann eng Agentur aus Éistréich!?

Romain
22. September 2023 - 11.12

So sieht Verzweiflung aus

oswaldcl
22. September 2023 - 10.51

Eine Werbeagentur soll zum Sieg verhelfen ? Es geht also scheinbar bei Wahlen nur mehr darum, wer die Wähler am besten manipulieren und täuschen kann.

liah1elin2
22. September 2023 - 10.22

@fraulein smilla Möge zutreffen was Sie schreiben. Und ich hoffe es ist wie "Fräulein Smillas Gefühl für Schnee" welches Sie nicht täuschen lässt?

Roude Robbie
22. September 2023 - 10.13

@max.l / "...esou wéi: hoppla jetzt komm ich" . Dir verwiesselt eppes a méngt domat sécher de Bettel. Betreffend "negativ gesin - sie weist Autoritéit". Dat ass och wichteg, de Bettel huet kéng Autoritéit a folschlech och kéng bewisen. D'Resultater si kloer an déitlech. Jidverdree wurschtelt a séngem Eck.

Grober J-P.
22. September 2023 - 10.11

"zwischen Personalisierung und Inhalten." Tja, von Inhalten bisher nichts Konktretes, wie macht man was ....? Kommt mir vor wie Werbung für Gummibärchen ........ und die .............Himbeere?

Danielle
22. September 2023 - 9.48

LSAP wir och dei Partei dei ech weilt wielen awer net mam Paulette Lenert als Premier. Awer gett schweier wen wielen den 8.10.? ADR , CSV an dei Greng op keen Fall. Dann alt erem DP…. En weissen Ziedel gin ech awer net of….

max.l
22. September 2023 - 8.57

„Man darf einen Wahlkampf nicht so sehr personalisieren, dass es nur noch um die Person alleine geht" an dat ass leider de Fall bei dem Paulette Lenert.. positiv gesin -Sie ass Selbstbewusst negativ gesin - Sie weist Autoritéit an ët feelt de Feeling -wéi brengen ëch mëch riwwer esou wéi : hoppla jetzt komm Ich an dat gefällt nët esou richteg

geimic
22. September 2023 - 8.31

Sieg ? Ech hoffe net ...

fraulein smilla
22. September 2023 - 7.58

Frau Lenert wird spaeter mal sagen koennen " Ech waer de naechste letzebuerger Premier "