Der Luxemburger Chris Philipps ist „gekommen, um Titel zu holen“

Der Luxemburger Chris Philipps ist „gekommen, um Titel zu holen“

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Es kann sein großer Moment werden: Heute (Mittwoch, 2. Mai) kann Chris Philipps als erster luxemburgischer Auslandsprofi seit 25 Jahren einen Titel gewinnen. Im polnischen Pokalfinale (heute 16 Uhr im Nationalstadion) trifft sein Verein Legia Warschau auf Titelverteidiger Arka Gdynia. Vor dem großen Duell vor fast 60.000 fanatischen Zuschauern hat sich das Tageblatt mit dem luxemburgischen Nationalspieler in seiner neuen Heimat unterhalten.

Tageblatt: Du stehst vor deinem ersten Pokalfinale. Wie hoch ist die Anspannung so kurz davor?
Chris Philipps: Man merkt, wie wichtig dieser Titel für den Verein ist, vor allem weil Legia den Pokal in der vergangenen Saison nicht gewonnen hat. Das Ziel ist der Gewinn des Doubles. Dass dies nicht einfach wird, haben die letzten Wochen gezeigt. Ich bin im Moment noch sehr ruhig und versuche mich nicht von der Aufregung anstecken zu lassen. Auch soziale Netzwerke meide ich im Moment, weil die Zuschauer einem doch sehr viel schreiben. Man sollte sich nicht verrückt machen und das lasse ich auch nicht zu. Aber in den Stunden vor dem Anpfiff wird die Anspannung ansteigen.

Es ist einfacher gesagt als getan, die Ruhe behalten. Was ist dein Rezept?
Mir hat es sehr geholfen, dass in den letzten Tagen meine Familie bei mir war. Ich konnte mich im Alltag ablenken und an andere Sachen als das Pokalfinale denken. Zudem hatten wir jetzt einige englische Wochen, in denen man ein Spiel nach dem anderen nimmt. Das macht die Sache einfacher, als wenn wir während zwei Wochen nur auf dieses Endspiel hinfiebern würden.

Ist Legia zum Siegen verdammt?
Jeder sieht nur einen Sieger und das sind wir – das ist immer gefährlich. Aber wir wissen, dass Arka Gdynia eine Pokalmannschaft ist und wir in der Meisterschaft bereits gegen sie verloren haben. In einem Endspiel hat man nur eine Chance, es gibt kein Rückspiel. Wenn wir unsere Bestleistung abrufen, werden wir dieses Spiel gewinnen, denn wir haben die bestbesetzte Mannschaft Polens. Druck, zu siegen, ist für mich auch etwas ganz Neues. Ich habe bisher für Luxemburg und für Metz gespielt, dort ist man selten in der Favoritenrolle. Aber hier muss man jedes Spiel gewinnen – ob in der Meisterschaft oder im Pokal.

Das Endspiel findet in Warschau vor fast 60.000 Zuschauern statt. Ist es ein Vorteil, direkt vor eurer Haustür antreten zu dürfen?
Ich habe mit Metz einmal in Marseille und in Paris gespielt, dort waren fast alle Zuschauer gegen uns. Diesmal wird das anders sein. Ich gehe davon aus, dass mehr Warschauer im Stadion sind als Menschen aus Gdynia. Ich bin auf die Stimmung gespannt und hoffe, dass die Fans uns zum Sieg drücken werden. In Polen ist es so: Entweder man liebt Legia oder man hasst uns. Aber da wir in Warschau spielen, wird wohl der Großteil der Zuschauer auf unserer Seite sein.

Vor vier Wochen wurde Trainer Romeo Jozak entlassen und durch seinen Assistenten Dean Klafuric ersetzt. Seitdem gab es vier Siege. Was hat sich verändert?
Bei einem Trainerwechsel erhofft sich der Verein immer eine Reaktion. Ich für meinen Teil glaube nicht, dass wir uns unter dem neuen Trainer mehr anstrengen als unter dem alten. Keiner hat gegen Romeo Jozak gespielt. Der Unterschied ist, dass Dean Klafuric mehr Wert auf die taktische Ausrichtung legt und für jedes Spiel und Gegner einen Plan vorlegt. Derzeit wird viel rotiert und das können wir uns auch erlauben, weil wir einen gut besetzten Kader haben. Ich bin im Prinzip kein großer Befürworter der Rotation, weil ich glaube, dass Automatismen wichtig sind, aber derzeit gibt der Erfolg ihm recht, weil die Einwechselspieler sofort Leistung bringen.

Zuletzt standest du immer in der Startelf. Gehst du davon aus, das Finale beginnen zu dürfen?
Wir haben eine Spielphilosophie, die mir entgegenkommt. Als Sechser versuche ich für das nötige Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive in einem sehr ballbesitzorientierten System zu sorgen. Außerdem gibt es einige Schlüsselpositionen wie den Innenverteidiger oder eben auch den zentralen Mittelfeldspieler, die nicht so oft ausgewechselt werden. Ich sehe derzeit keinen Grund, zu zweifeln, dass ich morgen (heute) von Beginn an auf dem Platz stehen werde, vor allem weil ich am vergangenen Freitag gegen Korona Kielce (3:1-Sieg) mein bestes Saisonspiel gezeigt habe und meine Formkurve nach meiner ausgestandenen Wadenverletzung nach oben zeigt.

Kannst du auch auf Unterstützung aus der Heimat zurückgreifen?
Mein Vater, meine Freundin und einige Freunde werden im Stadion sein. Leider musste meine Mutter am Montag abreisen, weil sie zu Hause in Luxemburg auch ein paar Verpflichtungen hat. Aber es war nicht einfach, Tickets für dieses Spiel zu bekommen. Jeder Spieler bekommt nur zwei Eintrittskarten und das Endspiel war sehr schnell ausverkauft.

25 Jahren sind es her, seit Guy Hellers mit Standard Liège (belgischer Pokalsieger) und Jeff Saibene mit Aarau (Schweizer Meister) als letzte Luxemburger Titel im Ausland geholt haben. Was löst das in dir aus?
Wenn es so kommen würde, dann wäre es eine große Ehre für mich. Es ist wichtig, dass es nun ein paar Luxemburger gibt, die um Titel mitspielen können. Ich gehe davon aus, dass Gerson Rodrigues bald auch mit Sheriff Tiraspol seine erste Meisterschaft feiern wird. Die andere Ausgangsposition war auch ein Grund für meinen Wechsel nach Warschau. Ich wollte etwas anderes erleben als Abstiegskampf.

Clemi
2. Mai 2018 - 10.57

Do kann ee jo nemme soen: Bonne chance!!!