Culture Forest FestivalKlein, aber fein und lokal: Das alternative Festival in Esch

Culture Forest Festival / Klein, aber fein und lokal: Das alternative Festival in Esch
Mix aus Musik- und Foodfestival: das Culture Forest Festival in Esch Foto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

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„Dëse Food- a Musekfestival huet eng Nues“, bilanzierte 2021 begeistert ein anerkannter Escher Künstler beim Abschlusstrunk der ersten Auflage des Culture Forest Festival. Obwohl er nichts mit der Organisation zu tun hatte, sondern diese in den Händen des Escher „Syndicat d’initiative“ unter Projektleiter Michael Agostini lag, sollte er recht behalten. Das kleine Event mit exklusiv luxemburgischem Line-up im Stadtwäldchen Clair-Chêne steht am kommenden Samstag auf dem Programm.

Das Gesamtkonzept wurde bis heute beibehalten, sodass trotz des wachsenden Erfolgs die Devise weiterhin „Klein, aber fein und vor allem lokal“ lautet. „Unsere Musikzusammenstellung unterscheidet sich grundlegend von jener anderer Veranstaltungen. Wir wollen nicht unbedingt das Publikum der Francofolies oder des LOA ansprechen, sondern etwas für jedermann beziehungsweise etwas für andere Zielgruppen anbieten. Unsere Ansprüche sind genügsam, wir heißen Familien und Kinder willkommen und dementsprechend sind unsere Preise angepasst; für die Kleinen bis zu zwölf Jahren ist der Eintritt gar gratis“, erläutert Projektleiter Michael Agostini.

Treten am Samstag beim Festival auf: Chaild (l.) und MAZ
Treten am Samstag beim Festival auf: Chaild (l.) und MAZ Foto: Editpress/Alain Rischard

Und am Rande möchte er dann auch beweisen, dass ein Musikevent mit rein lokalen Künstlern abendfüllend sein kann und zahlreiche Zuhörer der unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen und Alterskategorien anziehen kann. Bis jetzt hat sich das Konzept problemlos in die gängige Offerte eingegliedert. Das Culture Forest Festival bleibt, trotz seines vielleicht etwas hochtrabenden Namens, als bodenständige kulturelle Veranstaltung ausgelegt und zielt darauf, jedem Besucher eine faszinierende Erfahrung anzubieten: lokale Musik, eine kulinarische Weltreise in einer hübschen Naturkulisse. Im Gegensatz zu anderen Festivals sind die Anwohner durch die dichte Bewaldung mehr oder weniger vor dem Schall geschützt und auch die Vorbereitungen verursachen kaum Unannehmlichkeiten im Viertel. 

Eine magische Location

Zur Geschichte und Entwicklung des Culture Forest Festival kann Michael Agostini als geistiger Vater der Veranstaltung so manches erzählen: In der Tat gab es bis 2021 kein Foodfestival in Esch, was bei einer Umfrage von den Eschern bedauert wurde. Also schritt Agostini als Mitglied des Verwaltungsrats des „Syndicat d’initiative“ zur Tat. Das neue Event sollte vom Gewohnten abweichen, von Nachhaltigkeit geprägt sein und zur Belebung des Stadtzentrums beitragen. Erst war vorgesehen, den Brillplatz und die obere Alzettestraße zusätzlich zu begrünen, gemütlich herzurichten und dem Foodfestival durch musikalische Darbietungen einen zusätzlichen Kick zu verleihen.

Doch dann kam Corona, Massenansammlungen wurden verboten, die Zuschauerzahlen begrenzt. Es galt also, an einen Ort auszuweichen, der Zugangskontrollen mit beschränktem Einlass erlaubte. Und so fiel die Wahl auf den „Clair-Chêne-Bësch“. Der kleine Stadtwald entpuppte sich im Nachhinein als wahrer Glücksfall. „Hier konnten alle Corona-Auflagen minutiös überwacht und eingehalten werden. Außerdem erwies sich das Wäldchen mit dem weitläufigen Pétanque-Gelände des im Viertel ansässigen Klubs auch nach der Pandemie noch als idealer Austragungsort. Ich werde mich immer an das überraschte ,Wow’ der Besucherinnen und Besucher erinnern, wenn sie über den schmalen Waldweg oben an der Lichtung ankamen“, fügt Agostini hinzu: „In der Tat vermittelt die Intimität des Ortes außer Romantik pur auch noch ein angenehmes Wohlbefinden und ein dezentes Gefühl der Sicherheit.“

Das Eingangsportal des Festivals am Clair-Chêne-Wald
Das Eingangsportal des Festivals am Clair-Chêne-Wald Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Man befindet sich in einem dicht besiedelten, aber gemächlichen Stadtteil und ist so weitab von jeglicher Hektik und Betriebsamkeit. Was zur entspannten Atmosphäre beiträgt. Und die „Magie“ beginnt bereits am Waldrand, wenn der Besucher durch ein vom CIGL aus Holz gefertigtes hohes Portal mit eingelassenem Logo geht. Entlang des Pfades und im Gebüsch verteilen mittelgroße Tierfiguren aus Pappe sanftes Licht. Die echt anmutenden Gestalten aus dem Tierreich wurden im Cooperations-Atelier in Wiltz von Menschen mit psychosozialer Behinderung entworfen und sind wiederverwertbar. 

Es sind aber auch die vielen freiwilligen Helfer, die das Festival mit seiner Maximalkapazität von 1.000 bis 1.500 Besucher zu etwas Besonderem machen. Allerdings ist der Erfolg einer solchen Veranstaltung weder ausschließlich durch die Qualität des Essens noch auf das Ambiente zurückzuführen. Selbstverständlich geht es um Musik. Und in dieser Hinsicht gingen die Zuschauer der ersten drei Auflagen stets zufrieden nach Hause. Den Grundstein für den Durchbruch legten zum Auftakt die Lokalmatadoren von Zero Point Five. Genauso unvergessen bleibt der herausragende Auftritt von Serge Tonnar oder aber der von De Läb.

Attraktives Line-up

Das Line-up dieses Jahres steht seinen Vorgängern in nichts nach: Maz Universe, Chaild, Josh Island, Oke, Joel Marques und Mallows treten auf. „Die Künstler kennen und mögen das Culture Forest Festival und viele wollten eh mal dabei sein. So hatten wir keine Schwierigkeiten, ein attraktives Line-up aufzustellen. Einige Künstler meldeten sich sogar auf eigene Faust“, freut sich Michael Agostini. Das Culture Forest Festival hat einen hervorragenden Ruf, außerdem besetzt es eine Nische. Der Initiator glaubt auch, dass die Teilnahme von Luxemburg an europaweiten Musikwettbewerben wie dem ESC neue Impulse bringen kann. Die Schar noch unbekannter Talente wächst an, alle suchen ihren Platz in der Musikszene und dabei wird das Culture Forest Festival ob seiner Qualität und Besonderheit wohl kaum vergessen werden, besonders was die Luxemburger Neuankömmlinge betrifft. Spontan konnten die Organisatoren in diesem Jahr den Drittplatzierten des Luxembourg Song Contest, Joel Marques, für einen Auftritt gewinnen. Dazu kommen u.a. Maz uns Chaild, die ebenfalls beim Vorausscheid für Malmö dabei waren. 

Michael Agostini zeigt sich kurz vor Beginn des Festes sehr zufrieden. Er ist voll des Lobes für seine kleine, aber sehr engagierte Freiwilligenmannschaft des „Syndicat d’initiative“ und dankbar allen Gemeindediensten, die keine Mühe scheuen, zum Erfolg des Culture Forest beizutragen. 

Culture Forest Festival

Samstag, 18. Mai, rue Clair-Chêne, Esch/Alzette
Cashless-Veranstaltung, Türen: 17.00 Uhr
Line-up: Maz Universe, Chaild, Josh Island, Oke, Joel Marques, Mallows
https://www.culture-forest.com/

Auftakt unter Corona-Regeln: 2021 fand das erste Culture Forest Festival statt
Auftakt unter Corona-Regeln: 2021 fand das erste Culture Forest Festival statt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante