Porträt„Der Blick von außen“: Ian Tewes ist die neue Nummer zwei hinter Paulette Lenert

Porträt / „Der Blick von außen“: Ian Tewes ist die neue Nummer zwei hinter Paulette Lenert
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Ian Tewes heißt der Nachfolger der zur EU-Kommission abgewanderten Anne Calteux auf dem Posten des „Premier conseiller“ im Gesundheitsministerium. Doch wer ist die neue Nummer zwei hinter Paulette Lenert, der mithelfen soll, das Land aus einer Pandemie zu führen?

Auf Anne Calteux folgt Ian Tewes: Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat für Anfang Februar die neue Nummer zwei im Gesundheitsministerium ernannt – eine Schlüsselposition inmitten der Corona-Pandemie. Jemand, der das weniger dramatisch sieht, ist Ian Tewes selbst. „Ich bin einer unter ferner liefen“, merkt der neue „Premier conseiller“ Ian Tewes gegenüber dem Tageblatt direkt am Anfang des Gespräches an. „Ich denke nicht, dass wir mit mir alleine einen Krieg gewinnen würden.“ Tatsächlich aber übernimmt Ian Tewes als Nachfolger von Anne Calteux, die zur neuen Chefin der Vertretung der EU-Kommission in Luxemburg ernannt wurde, die Generalkoordination im Gesundheitsministerium. Wer also ist das neue Gesicht im Gesundheitsministerium?

Eine schöne Challenge, auf der Zielgeraden zuzusteigen

Gesundheitsministerin Paulette Lenert über ihre neue Nummer zwei Ian Tewes

Ian Tewes ist in Luxemburg geboren, verheiratet und Vater von drei Kindern. Derzeit wohnt der 53-Jährige in der Gemeinde Koerich. Wenig deutete ursprünglich darauf hin, dass Tewes irgendwann im Gesundheitsministerium arbeiten würde. „Ich habe nach meinem Schulabschluss hier in Luxemburg einen Abschluss in Informatik am damaligen ‚Institut universitaire international de Luxembourg‘ gemacht“, zählt Tewes seine ersten beruflichen Schritte auf. „Ich bin danach aber recht schnell im Bereich des Projektmanagements tätig geworden.“ Ein Karriereschritt, der Tewes zum Vielflieger machte. „Ich habe während fast zwölf Jahren im Flieger gewohnt“, sagt der Mann, der vorgibt, keine wirklichen Hobbys zu haben. Nur kochen würde er eigentlich ganz gerne. Kulinarische Inspiration könnte Tewes auf seinen zahlreichen Berufsreisen eigentlich zur Genüge gesammelt haben: Vor allem in Brüssel und London war der Projektmanager während mehrerer Jahre unterwegs.

Zurück nach Luxemburg hat es Ian Tewes erst wieder verschlagen, als die erste seiner drei Töchter ins schulfähige Alter kam. „Wir wollten unsere Tochter unbedingt in Luxemburg einschulen lassen“, sagt Tewes. Während seines Engagements als stellvertretender Direktor bei der Cetrel, einem Luxemburger Vorreiter in Sachen bargeldloses Bezahlen, besuchte der gelernte Informatiker Abendkurse und schloss 2010 seinen Masterstudiengang im Qualitäts- und Innovationsmanagement an der Universität Metz ab. „Das war eine wirklich coole Erfahrung“, erinnert sich Tewes gerne an die Zeit zurück. Der Studiengang habe aufgrund seiner beruflichen Erfahrungen in Projektmanagement und Unternehmensführung wie „die Faust aufs Auge“ gepasst. „Wenn ich den Studiengang schon mit 23 belegt hätte, hätte mir das persönlich viel weniger gebracht“, ist sich Tewes sicher.

Über die kommenden Projekte und Prioritätensetzung im Gesundheitsministerium will der hohe Beamte wenig sagen. „Das ist die Aufgabe der Gesundheitsministerin Paulette Lenert“, gibt sich Tewes betont zurückhaltend und vorsichtig. Nur dass einige Themen durch die Krise auf die Hinterbank gerückt sind, will Tewes zugeben. Ein Anruf bei der Gesundheitsministerin bringt jedoch schnell Klarheit über die kommenden Aufgaben des neuen „Premier conseiller“. „Die Prioritäten für die kommenden Jahre werden auf der Analyse des Krisenmanagements, der Digitalisierung und der mentalen Gesundheit liegen“, erklärt die LSAP-Ministerin auf Anfrage des Tageblatt. Es sei eine „schöne Challenge“ für Ian Tewes, auf der Zielgeraden vor den Wahlen noch zuzusteigen. „Der Blick von außen ist extrem wertvoll. Besonders dann, wenn wir einschätzen müssen, was überhaupt noch alles machbar ist.“ Neben den bereits genannten Aufgaben würden aber auch der „virage ambulatoire“, das Umweltkrankenhaus und das „Südspidol“ auf der To-do-Liste des Ministeriums stehen.

Schicksalhafte Begegnung

Die Wege von Paulette Lenert und Ian Tewes haben sich erstmals bei dem „Institut national d’administration publique“ (INAP) gekreuzt. Eine schicksalhafte Begegnung, wenn man die nächsten Karriereschritte von Ian Tewes nachverfolgt. Im April 2019 ernannte Paulette Lenert den erfahrenen Projektmanager nämlich zum „Premier conseiller“ im neu gegründeten Verbraucherschutzministerium. „Paulette Lenert wollte, dass ich beim Aufbau des Ministeriums helfe“, sagt Tewes. Gesagt, getan – wenngleich ein knappes Jahr später durch ein heimtückisches Virus der Job im Verbraucherschutzministerium zu einer kurzen Zwischenetappe wurde und den Aufgabenbereich von Ian Tewes neu definierte.

„Ich habe in der Corona-Krise im Rahmen des Large-Scale-Testings bei der Gesundheitsdirektion ausgeholfen“, sagt Ian Tewes. „Sein Profil als Manager größerer Projekte hat einfach gepasst“, erklärt Paulette Lenert die damalige Wahl von Tewes. Ein plötzlicher und unerwarteter Karrierewechsel, der jedoch schnell konkrete Züge annahm. „Als Anne Calteux das Gesundheitsministerium verließ, hat die Ministerin mich gefragt, ob ich den Posten im Gesundheitsministerium nicht übernehmen wollte“, erklärt Tewes seinen Wechsel in die Villa Louvigny nüchtern.

Gesundheitsministerin Paulette Lenert hatte den Abgang von Anne Calteux gegenüber dem Tageblatt als „Handicap“ bezeichnet. Ein Handicap, das Tewes’ Rekrutierung wieder wettmachen kann? „Sein Profil passt ganz gut zur ‚Santé‘, gerade weil der künftige Fokus auf der Digitalisierung liegen wird“, sagt Lenert. Als sachlich und unkompliziert beschreibt die Gesundheitsministerin den neuen Mitarbeiter. „Ein Teamplayer, der für die anstehende Modernisierung und den Weg aus der Krise enorm wichtig ist.“ Beim ansonsten ganz pragmatisch anmutenden Tewes blitzt im Hinblick auf ein mögliches Pandemieende ein kurzer Hoffnungsschimmer auf. „Ich bin kein Epidemiologe und kein Virologe“, sagt Tewes. Er vertraue auf die Spezialisten. Das Risiko einer neuen Variante sei natürlich immer gegeben und eine absolute Sicherheit gebe es bei dem Thema keine, aber: „Die Hoffnung ist da, dass die Krise bald überstanden ist.“