„Crassier“ in DifferdingenDéi Lénk: „Die Umweltbehörde spielt russisches Roulette mit unserem Trinkwasser“

„Crassier“ in Differdingen / Déi Lénk: „Die Umweltbehörde spielt russisches Roulette mit unserem Trinkwasser“
Der „Crassier“ ist eine 150 Hektar große Mülldeponie zwischen den Gemeinden Sanem und Differdingen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Diskussionen um den „Crassier“ in Differdingen reißen nicht ab. Anfang des Jahres stimmten die Gemeinderäte aus Differdingen und Sanem für die Aufschüttung „Aleweier“ in der 150-Hektar-Müllhalde mit Bauschutt – dies, obwohl die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung noch nicht vorliegen. In Reaktion darauf haben „déi Lénk“ der beiden betroffenen Gemeinden am 23. Februar eine Pressekonferenz veranstaltet. Sie werfen der „Administration de l’environnement“ (AEV) „fahrlässiges“ Verhalten vor.

Die Vorwürfe der „Lénk“ zur beschlossenen Aufschüttung in der Mülldeponie „Crassier“ zwischen den Gemeinden Differdingen und Sanem wiegen schwer. In ihrem Pressedossier, das sie nach der Pressekonferenz am 23. Februar veröffentlichten, steht: „Die Kommunalpolitiker waren gezwungen, eine Genehmigung für ein Projekt mit absoluter künstlerischer Unschärfe zu erteilen und damit die Folgen einer verfehlten Abfallwirtschaftspolitik zu tragen.“ Doch um welches Projekt handelt es sich eigentlich?

480.000 m3 Abfall

Es geht um die „Aufschüttung Aleweier“ in der Mülldeponie zwischen Differdingen und Sanem. Letztere besteht aus mehreren einzelnen Zonen, in denen schon Abfall lagert. Im Juli 2017 wurde per ministeriellen Beschluss eine neue Aufschüttung – „remblai Aleweier“ genannt – autorisiert. Schon bei der Bezeichnung „Aufschüttung“ setzt nun die erste Kritik der „Lénk“ an: „Indem der Begriff ‚Aufschüttung’ anstatt ,Müllablagerung’ benutzt wurde, wird die zugehörige Genehmigung als ‚nicht erheblich’ beschrieben und ist somit kein Gegenstand einer öffentlichen Untersuchung, obwohl wir über ein Volumen von 480.000 m3 Inertabfall sprechen, der dort abgelagert werden soll.“ Inertabfälle sind Abfälle, die sich nicht auflösen, nicht brennbar sind und sich nicht biologisch abbauen.

Da der Begriff „Aufschüttung“ gebraucht würde, seien „déi Lénk“ zufolge den kommunalen Autoritäten die Hände gebunden und sie müssten dem Projekt gezwungenermaßen grünes Licht geben. Dies, obwohl es sich teilweise um „problematischen Müll“ handele, so Myriam Cecchetti, „Conseillère“ von „déi Lénk“ in der Gemeinde Sanem. Das Verhalten der „Administration de l’environnement“ (AEV) beschreibt sie angesichts dessen als „fahrlässig“.

Die Aufschüttung „Aleweier“, betrieben von Cloos S.A., soll inmitten einer „historischen Deponie“ und zwei weiterer Müllablagerungs-Zonen entstehen. Bei Letzteren handelt es sich um einer Deponie mit Inertabfällen und eine Deponie mit Abfällen aus der Stahlindustrie. In ihrem Dossier zählen „déi Lénk“ eine Reihe von Umweltrisiken und potenziellen Problemen auf – sie betreffen alle drei Areale.

 Bild: „déi Lénk“

Vorhaben ist „ein unvorhersehbares Risiko“

Was die teilweise Überlagerung der „historischen Deponie“ mit der Aufschüttung „Aleweier“ angeht, so „besteht die Gefahr, dass der Zugang zu den darunter liegenden Abfällen nicht mehr möglich ist“. Dies steht in dem Papier von „déi Lénk“. Ob dies tatsächlich ein Problem darstellen werde, solle durch die Umweltverträglichkeitsprüfung „Evaluation des incidences sur l’environnement“ (EIE) festgestellt und in einem Bericht festgehalten werden. Die EIE sei laut „déi Lénk“ aber erst noch dabei, sich zu etablieren – und das Risiko, dass die Abfälle der „historischen Deponie“ nach Überlagerung mit neuem Müll nicht mehr zu erreichen seien, stelle einer vorbereitenden Studie entsprechend „ein unvorhersehbares Risiko“ dar.

Bei der „Deponie mit Inertabfällen“ und der „Deponie mit Abfällen aus der Stahlindustrie“ handelt es sich – zumindest theoretisch – auch um „geplante“ Deponien, die ebenfalls von Cloos S.A. betrieben werden sollen. Sie werden genau wie die Aufschüttung „Aleweier“ die „historische Deponie überlagern, für die es keine Sanierungspläne gibt“. Die „Deponie mit Inertabfällen“ ersetzt dem Pressedossier zufolge die angrenzende Zone, die „Aufschüttung Gadderscheier“, die sich in der letzten Betriebsphase befindet. Diese Deponie sei hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit geprüft worden – die Ergebnisse der EIE würden der Umweltbehörde AEV seit Ende 2020 vorliegen, jedoch erst im Laufe dieses Jahres ausgewertet werden. Die Studien würden u.a. die Staubbelastung, den Lärm, das Grundwasser und die Fauna betreffen.

Bei der „Deponie mit Abfällen aus der Stahlindustrie“ sei die Umweltverträglichkeitsprüfung seit Oktober 2017 im Gange. Trotzdem werden laut „déi Lénk“ bereits Stahlabfälle von ArcelorMittal ohne Genehmigung zwischengelagert. Konkret handele es sich um die Ablagerung von Feuerfestmaterial, Bauschutt, Metallschrott und ähnlichem im nordwestlichen Teil der Deponie und von Weißschlacke im gesamten östlichen Teil der Deponie. Anfang 2020 habe die AEV bereits eine Angleichung an die bestehenden umwelttechnischen Richtlinien von ArcelorMittal gefordert. Diese Prozedur sei nach wie vor im Gange nach einem „Hin und Her zwischen der AEV und ArcelorMittel“ im Jahr 2020. Die „geplante“ Deponie für Stahlabfälle werde also de facto bereits als solche genutzt, schreiben „déi Lénk“. „Hier befindet man sich teilweise in der Illegalität“, sagt Myriam Cecchetti.

Parlamentarische Frage an Umweltministerin

„2018 haben wir als Gemeinderat, gemeinsam mit dem von Differdingen, eine ,Opposition formelle’ gegen den neuen Teil (die Deponie mit den Inertabfällen) angereicht“, berichten „déi Lénk“ in einer Stellungnahme vom 22. Januar 2021. In diesem Schreiben steht, dass die Sanemer Bürgermeisterin, Simone Asselborn-Bintz (LSAP), daraufhin gesagt habe, diese „Opposition“ solle in den zwei Kommunen beibehalten werden, aber die Aufschüttung „Aleweier“, der als Sockel drei verschiedene Deponiekörper dienen sollen, könne durchgeführt werden. Denn es gebe keine Möglichkeit, die Baugenehmigung abzulehnen.

Dies kritisieren nun „déi Lénk“ in ihrem Pressedossier: „Ohne zu wissen, wie sich ein mögliches Versickern in die Grundwasserschicht auswirkt, und ohne zu wissen, wie man es beheben kann, wenn es auftritt, spielt die AEV russisches Roulette mit unserem Trinkwasser.“ Sie plädieren dafür, dass die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung abgewartet werden und die entsprechenden Lösungen gefunden werden, bevor „irgendetwas an diesem hochgradig verschmutzten Standort unternommen wird“.
Jede andere Herangehensweise sei unverantwortlich gegenüber den Bürgern und zukünftigen Generationen, da Trinkwasser „eines der wertvollsten und sensibelsten Güter der Welt“ sei.

Das letzte Wort ist indes noch nicht gesprochen. Am 23. Februar stellte der Chamber-Abgeordnete David Wagner von „déi Lénk“ eine parlamentarische Frage an Umweltministerin Carole Dieschbourg bezüglich der Aufschüttung „Aleweier“ und der mit ihr verbundenen Umweltrisiken.

max
25. Februar 2021 - 14.12

majo dann, ech ka mech errenneren als Kanner se mer do emmer um Paaffewee spazéiere gaangen oder mam Velo gefuur, dat wor demools ee Naturschutz-Gebit, fiirr et mol haut esou ze nennen, demolls gouf et dat nach net, et war just eng protéigérert Gringzone, an elo sen do Deponien, dat wousst ech mol net, wunnen net méi an der Géigend, fannen dat awer schued, well dat léit teschend Suessem an Zolwer, an ass och net wéit vu Nidderkuer weg, déi Säit war jo och d'Schmelz, do war scho sou wéi sou Dreck gelaagert, awer déi aaner Säit a Richtung Zolwerknapp, an dem Soussemer Schass-Park war nemme Grengs ech hoffen dat déi Lenk esch do können duerchsetzen a vläicht nach gläichgesönnten Unhänger fannen max