Donnerstag6. November 2025

Demaart De Maart

Jahresrückblick 2024Das waren die großen Tageblatt-Interviews des Jahres

Jahresrückblick 2024 / Das waren die großen Tageblatt-Interviews des Jahres
 Foto: Pixabay

Wir blicken zurück auf die bedeutendsten Gespräche, die unser Jahr geprägt haben. Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft teilten ihre Gedanken, Erfolge und Herausforderungen. Diese Sammlung bietet Einblicke in die Themen, die Luxemburg und die Welt bewegt haben, und reflektiert die Vielfalt der Stimmen und Perspektiven, die unsere Zeit ausmachen.

„Pragmatismus in der DNS“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Mit der Klima- und Umweltpolitik der Vorgängerregierung will Serge Wilmes (CSV) nicht brechen, aber sie verstärkt auf den Prüfstand stellen. Der neue Ressortleiter setzt auf einen „permanenten Dialog“ mit den Bürgern. Ein nachlassendes Interesse an ökologischen Themen sieht er nicht.

Die Regierung wird die einzelnen Umweltprämien überprüfen, ob sie ihren Zweck erfüllt haben, ansonsten müssen sie etwa sozial besser gestaffelt werden

Serge Wilmes, Umweltminister


„On valorise ,Carmen‘ autant qu’on le questionne“

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Inspirée d’une nouvelle de Prosper Mérimée, „Carmen“ de Georges Bizet est l’un des opéras les plus joués au monde. Et pourtant, il reste encore à dire et à relire sur le féminicide qui en est l’épilogue. Alexandra Lacroix en fait le cœur de son opéra „The Carmen Case“ présenté ce soir et demain au Grand Théâtre.

Si on met la vie réelle sur scène, elle paraît fictionnelle. La réalité est souvent trop grosse pour être vraie. Parfois, il faut au contraire amenuiser les faits pour les rendre réalistes.

Alexandra Lacroix, metteuse en scène et librettiste


„Das Interesse an Liberalisierung scheint eher gering zu sein“

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Rentenreform, Gesundheitsversorgung, Ärztegesellschaften. Die ersten Sitzungen der Chamber-Kommission für Gesundheit und soziale Sicherheit lieferten viel Material für politische Diskussionen über die Pläne der neuen Regierung. Zeit für ein Gespräch mit der zuständigen CSV-Ministerin Martine Deprez.

Das ist ein gesellschaftliches System, das versucht, an der ersten Säule die Ungleichheiten aus dem aktiven Arbeitsleben ein bisschen abzufedern. Die Leute, die sich nicht selbst etwas aufbauen können, haben die Garantie, dass sie genug bekommen. Und die anderen müssen in die Verantwortung genommen werden und sich selbst ein bisschen versichern.

Martine Deprez , Ministerin für Gesundheit und soziale Sicherheit


„Sind stärker geworden“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Nach turbulenten Jahren blickt OGBL-Präsidentin Nora Back den Sozialwahlen gespannt entgegen. Vom Ampacet-Streik und den Tripartiten verspricht sich die Gewerkschafterin Aufwind für den 12. März.

Für mich sind die Gewerkschaften dazu da, die Interessen der arbeitenden Bevölkerung zu wahren. Dazu gehört, dass man sich auf der Straße wehrt, wenn am Verhandlungstisch keine Einigung erzielt wird. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass nur der OGBL dazu bereit ist.

Nora Back, OGBL-Präsidentin


„Was Sie sagen, ist nicht ganz richtig“

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Bettelverbot, Rentendebatte, Baugewerbe in der Krise: Das waren die dominanten Themen während der ersten Amtswochen der neuen Regierung um Luc Frieden. Im Tageblatt-Interview erklärt der Premierminister, dass ihn die öffentlichen Debatten heute mehr interessieren als früher, wieso Luxemburg bei den Renten einen eigenen Weg gehen muss und dass er trotz Widerständen mit der Umsetzung des Regierungsprogramms vorankommen will.

Was ich heute anders empfinde als vor 15 Jahren, ist, dass ich jede Debatte durchaus interessant finde. Ich finde es begrüßenswert, dass diskutiert wird. Jedoch sind die Kritiker nicht immer im Recht. Es gibt Argumente auf beiden Seiten.

Luc Frieden, Premierminister


„Wir haben mit Politik machen nichts am Hut“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Magistrat Thierry Hoscheit ist neuer Präsident des Obersten Gerichtshofs und des Verfassungsgerichts. Am 18. Januar wurde er feierlich in sein Amt eingeführt. Vereidigt wurde er im Oktober 2023. Ein Gespräch über seine neuen Aufgaben, Platzmangel, Rekrutierungsprobleme und künstliche Intelligenz, über die Justiz im Allgemeinen und über Vertrauen in den Rechtsstaat sowie die Diskussion ums Bettelverbot im Besonderen.

Wenn die Politik das Betteln verbieten möchte, dann soll sie ein Gesetz machen. Sie hat alle nötigen Instrumente in der Hand. Aber die Politik soll bitte aufhören, über eine Säule unseres Rechtsstaates herzufallen.

Magistrat Thierry Hoscheit, Präsident des Obersten Gerichtshofs


„Wir leben in einer Feindbildgesellschaft“

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Nach dem Wahldebakel im Oktober und dem Ende der Regierung finden „déi gréng“ als kritische Oppositionspartei gerade zu neuer Form. Ein Gespräch mit Sam Tanson über konservativen Zeitgeist, Feindbilder – und ihre Sorgen um die kommende Europawahl.

Die Europawahlen machen mir wirklich Sorgen. Nicht nur auf der Ebene von Luxemburg. Wir haben sechs Europaabgeordnete, der Impakt ist nicht der größte. Aber wenn ich die Tendenzen in der ganzen EU sehe, wenn ich sehe, wie einfach es rechtspopulistische Parteien gerade haben, sich mit ihrem Diskurs durchzusetzen … Und wie sehr das auch gefördert wird von traditionellen Mitte-rechts-Parteien, die den Weg bereiten und auf dieselben Themen springen.

Sam Tanson, Grünen-Politikerin


„Heute sind es Frankreich und Deutschland, die Europa blockieren“

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Seit etwa einem Jahr führt Sophie Binet die einflussreiche französische Gewerkschaft CGT. Vergangene Woche kam sie nach Luxemburg, um das Kooperationsabkommen mit dem OGBL zu erneuern. Ein Gespräch über gewerkschaftliche Zusammenarbeit und europäische Herausforderungen.

Das große Problem ist, dass das Patronat oder das große Kapital immer mehr Einfluss auf die Politik hat. Die Bereiche verschmelzen zusehends. Entweder bekommen Wirtschaftsvertreter wichtige politische Posten oder Politiker bekommen wichtige Posten in der Wirtschaft. Es ist, als gebe es eine Drehtür zwischen den beiden Bereichen.

Sophie Binet, CGT-Generalsekretärin


„Den Dialog institutionalisieren“

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Zu viele Auflagen, zu großer administrativer Aufwand und zu wenig Planungssicherheit sind den Landwirten ein Dorn im Auge. Außerdem fühlen sie sich von der Politik zu wenig angehört. Agrarministerin Martine Hansen trifft sich im März mit Vertretern des Sektors Bauern in Senningen zum „Landwirtschaftsdësch“, der zweimal im Jahr stattfinden soll. Das Tageblatt hat im Vorfeld mit der Ministerin über die Herausforderungen des Sektors gesprochen.

Nicht nur die Agrarpolitik macht Vorschriften, auch die Umweltpolitik. Das macht viele Bauern wütend. Wir haben unseren nationalen Strategieplan, auf den das Agrargesetz aufbaut. Wenn sich irgendetwas Neues im Umweltbereich ergibt, müssen wir den Strategieplan wieder anpassen. Was wiederum keine Planungssicherheit bedeutet. 

Martine Hansen, Agrarministerin


„Un acteur est un messager“

 Photo: Paulo Lobo

La comédienne Hana Sofia Lopes navigue avec aisance entre les langues et les genres: telenovela en portugais, série en allemand, théâtre contemporain en français, fiction en espagnol et, last but not least, tous les genres possibles en luxembourgeois. Elle a entre autres tourné avec son idole (musicale) Juliette Lewis sur „Dreamland“ (2019) et des stars alors en devenir comme Vicky Krieps et Sandra Hüller. C’est au service d’un film „Kanaval“ (une coproduction canadienne et luxembourgeoise, réalisée par Henri Pardo) qu’elle s’engage: l’histoire d’un enfant immigré qui trouve dans sa culture d’origine les ressources pour affronter la situation. Interview peu avant de monter dans l’avion pour un aller-retour de Lisbonne, où elle répète, à Luxembourg, où elle réside.

J’ai un passeport luxembourgeois, je parle parfaitement luxembourgeois. Je ne trouve pas ça vraiment justifié que je doive nécessairement interpréter un rôle qui a à voir avec la classe sociale qu’on attend de quelqu’un qui s’appelle Lopes. (…) Mais quand je vois le genre de rôle qu’on me propose parfois, je me demande pourquoi je ne peux pas jouer le rôle de l’avocate ou du médecin. Je me rends compte que ça n’a rien à voir avec moi, mais que c’est un problème beaucoup plus grand que moi.

Hana Sofia Lopes, comédienne


„Maschinen haben Handwerk nicht ersetzt“

Seit nunmehr 100 Jahren wird der Sektor des Handwerks von der „Chambre des métiers“ betreut und mitgestaltet. Heute Abend findet die offizielle Geburtstagsfeier statt. Das Tageblatt hat sich mit Direktor Tom Wirion über die Kammer, ihr Funktionieren und ihre Geschichte unterhalten.

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu
Die Alterspyramide sieht nicht gut aus: In den nächsten zehn Jahren werden sehr viele Mitarbeiter in Rente gehen. Die gilt es zu ersetzen.

Tom Wirion, Direktor der „Chambre des métiers“


„Bye Büroarbeit, ich fahre zum ESC!“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Gut einen Monat ist es her, dass Tali Golergant mit „Fighter“ den Luxembourg Song Contest für sich entscheiden konnte. Doch Ausruhen steht nicht auf dem Programm, denn der Eurovision Song Contest rückt immer näher. Das Tageblatt hat die junge Künstlerin bei einem Fotoshooting begleitet und sich mit ihr über kommende Projekte sowie die Welle an Hasskommentaren, die ihr nach ihrem Sieg entgegenschlug, unterhalten.

 Ich wusste, dass meine jüdische Abstammung und die Tatsache, dass ich halb Israeli bin, für Chaos sorgen würden. Der ‚Hate’ war hart für mich, aber zu erwarten. Sogar meine Freunde und meine Familie haben mir geraten, ich solle mich schon im Vorfeld darauf einstellen.

Tali Golergant, Sängerin


„Ein Weiter so wäre falsch“

Innenminister Léon Gloden verteidigt im Tageblatt-Interview die restriktive Migrationspolitik der Regierung – und seine Maßnahmen im Rahmen des Bettelverbots.

 Foto: Editpress/Julien Garroy
Zu behaupten, dass man jedes Mal, wenn man etwas für die Sicherheit unternimmt, gegen die Armen sei, ist eine falsche Konklusion

Léon Gloden, Innenminister


Vom Menschlichen bei der Meteorologie

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Mit Météo Boulaide hat sich Philippe Ernzer in die Herzen der Menschen in Luxemburg hinein prognostiziert. Vor allem, wenn Unwetter drohen, schaut das Land bei Ernzer vorbei. Umso mehr freut es uns beim Tageblatt, unsere Wetterseite nun täglich frisch von Météo Boulaide geliefert zu bekommen – Wetter aus Luxemburg für Luxemburg.

Die Nachbarn wussten recht bald, dass es an der Zeit ist, die Wäsche reinzuholen, wenn der kleine Philippe mit seinem komischen Gerät die Straße raufrennt

Philippe Ernzer, Wetterexperte


„Zweistaatenlösung realistischer als zuvor“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Außenminister Xavier Bettel weiß, dass die erste Voraussetzung im Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern ein Waffenstillstand ist. Im Tageblatt-Interview geht es außerdem um den Ukraine-Krieg sowie um den schwierigen Umgang mit autoritären Regierungen und rechtspopulistischen Bewegungen.

Politik ist kein Ego-Trip. Es ist mir egal, ob auf meiner Visitenkarte Premierminister oder Vizepremierminister steht.

Xavier Bettel, Außenminister


„Es tobt ein Krieg vor der Tür“

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Ministerin Yuriko Backes (DP) ist für vier Ressorts verantwortlich. „Ich werde keines vernachlässigen“, sagt sie im Tageblatt-Interview. Dabei stehen der 53-Jährigen mit der Umsetzung des Nationalen Mobilitätsplans, dem Krieg in der Ukraine und der Förderung der Gleichstellung große Herausforderungen bevor.

Ich werde bestimmt nicht alles über Bord werfen, was mein Vorgänger gemacht hat, nur weil dies anscheinend ‚zu grün‘ ist

Yuriko Backes , Verteidigungsministerin


„Une génération arrive à maturité“

 Photo: „Les Films Fauves“

La société de production „Les Films Fauves“ fête ses dix ans d’existence par une nouvelle sélection d’une de ses coproductions au festival de Cannes. Le producteur Gilles Chanial et le réalisateur Govinda Van Maele qui la pilotent œuvrent en parallèle et dans un même élan à l’émergence d’un cinéma luxembourgeois exigeant, capable de s’imposer sur la scène internationale.

Au Luxembourg, on a souvent l’impression que le cinéma est fait pour une certaine classe sociale. Si on regarde qui fait des films, moi inclus, on vient d’un background assez aisé. (…) Il y a un extrême manque de diversité. Et ce n’est pas à moi de raconter les histoires des autres classes sociales.

Govinda Van Maele, réalisateur


„Ich werde mich auf keinen Fall dafür entschuldigen“

 Foto: Armand Back

Seit gut drei Jahren ist Agnès Callamard Generalsekretärin von Amnesty International. In der Zeit mussten Amnesty und auch Callamard selbst einiges an Kritik einstecken. Dazu wird die Welt immer gefährlicher, die Arbeit für Verteidiger der Menschenrechte stets schwieriger. Wir trafen die französische Menschenrechtsexpertin am Rande einer Konferenz über automatisierte Waffensysteme in Wien.

Angesichts des Zustands der Welt ist das Letzte, was die Menschen brauchen, dass sich Menschenrechtsorganisationen selbst zensieren, weil das, was sie sagen, nicht gemocht wird

Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International


„Das ist die Negation der Union, das ist die Negation von Europa“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

20 Jahre war Jean Asselborn (LSAP) Außenminister Luxemburgs. Nach dem Regierungswechsel im vergangenen Herbst hängte der Steinforter seine politische Karriere an den Nagel. Auf eine Kandidatur bei
der Europawahl verzichtete er. Europa liegt ihm trotzdem weiter am Herzen. Auch wenn es manchmal wehtut.

Es ist genau das, worüber ich mich 2018 mit Matteo Salvini gestritten habe. Ich sage nur: ,Merde alors!‘

Jean Asselborn, Ex-Außenminister


Zeit für einen Wechsel

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Im März wurde der luxemburgische EU-Sozialkommissar und LSAP-Politiker Nicolas Schmit zum Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten für die Europawahlen und somit für den Posten des EU-Kommissionspräsidenten gekürt. Wir sprachen mit ihm über seine Chancen bei dieser Wahl, die großen Themen des Wahlkampfs und den befürchteten Rechtsruck bei den Europawahlen.

Die Ukraine allein zu lassen, ist für Europa eine absolute Katastrophe

Nicolas Schmit, Politiker


„Ich will wissen, wo der Schuh drückt“

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Die Überraschung war groß, als Eric Thill (DP) im Oktober 2023 zum Kulturminister ernannt wurde: Keiner hatte den 30-jährigen Bürgermeister von Schieren als potenziellen Kandidaten für den Posten auf dem Schirm. Mit dem Tageblatt hat er über die Vergangenheit, die Zukunft und seine Visionen für die luxemburgische Kulturpolitik gesprochen. 

Kultur ist politisch – und das ist auch gut so, denn eine der wichtigsten Aufgaben der Kultur ist es, Fakten und die Gesellschaft kritisch zu hinterfragen.

Eric Thill, Kulturminister


„Der Krieg hat die Spielregeln verändert“

 Foto: Editpress/Alain Rischard

Nadiya Bigun, Vize-Wirtschaftsministerin der Ukraine, war Ende Juni auf Arbeitsbesuch in Luxemburg. Sie war Teil der Delegation für die beginnenden EU-Beitrittsgespräche und Rednerin auf der Nexus2050-Konferenz. Am Rande fand sie die Zeit für ein Gespräch mit dem Tageblatt über Kriegswirtschaft: Wie funktioniert eine Volkswirtschaft zu Kriegszeiten? Wie reagiert ein Wirtschaftsministerium?

In der Vergangenheit gab es kaum Vertrauen in Staat und Regierung. Die Leute wollten keine Steuern zahlen. Heute wissen sie, warum sie es tun.

Nadiya Bigun, Vize-Wirtschaftsministerin der Ukraine


„Links von der Mitte“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Die LSAP wählt auf ihrem außerordentlichen Kongress in Roodt/Syr unter anderem ihre Parteispitze. Präsidentin bzw. Präsident bleiben aller Voraussicht nach Francine Closener und Dan Biancalana. Beide sprechen im Tageblatt-Interview über die rezenten Geschehnisse in der Partei und über die Sozialisten in der Opposition.

 Wir wollten von Anfang an nicht so sein wie etwa die CSV und nur meckern. Uns geht es zwar darum, den Finger in die Wunde zu legen und genau zu verfolgen, was diese autoritäre Regierung von Dilettanten macht. Auf der anderen Seite wollen wir Alternativen aufzeigen. 

Francine Closener,  Parteipräsidentin


Pride und Politik im Pitcher

 Foto: Jessica Oé

Sie gehören verschiedenen Parteien an, setzen sich in Europa aber beide für LGBTQIA+-Rechte ein: die EU-Abgeordneten Tilly Metz und Marc Angel. Das Tageblatt trifft sie bei einem Zwischenstopp in Esch auf ein Gespräch über Politik, Ehe und Prides.

Manchmal denke ich: ‚What the fuck? Warum willst du mir meine Rechte absprechen?‘

Tilly Metz , Europaabgeordnete „déi gréng“


„Es besteht Nachholbedarf“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Loïc Hoscheit ist seit zehn Monaten Direktor der nationalen Anti-Doping-Agentur und betreut einen Umbruch. Künftig wird die ALAD nicht mehr nur für Dopingkontrollen zuständig sein, sondern sich auch dem Thema Integrität im Sport widmen. Im Interview mit dem Tageblatt spricht Hoscheit nicht nur über die Zukunft, sondern auch über aktuelle Dossiers.

Ob es ein großes Integritätsproblem im luxemburgischen Sport gibt, wissen wir faktisch nicht. Es gibt keine Statistiken. Man darf aber nicht denken, dass es in Luxemburg fundamental anders ist als im Ausland, wo immer wieder Fälle ans Tageslicht kommen.

Loïc Hoscheit, ALAD-Direktor


„Mehr Kontrollen nur mit mehr Ressourcen“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Durch den Tod von fünf Hunden in einer Tierpension in Bascharage rückt auch die Arbeit der „Administration luxembourgeoise vétérinaire et alimentaire“ (ALVA) in den Mittelpunkt des Interesses der Öffentlichkeit. Was die ALVA auf die Kritiken antwortet, weshalb sie nicht verstärkt kontrollieren kann und wie ihr Arbeitsfeld umschnitten ist, das wollte das Tageblatt vom stellvertretenden Direktor Patrick Hau und von „Inspecteur-vétérinaire“ Jeanne Wirtz wissen.      

Es kommen Meldungen über Tierpensionen rein, wenn eine Irregularität festgestellt wurde, das hatten wir über das Jahr gesehen schon. Aber dass so eine große Anzahl an Hunden zum selben Zeitpunkt gestorben sind, hatten wir noch nie.

Jeanne Wirtz, „Inspecteur-vétérinaire“


„Kunst hat die Kraft, Ängste abzubauen“

 Foto: Editpress/Claude Lenert

Das Opernprojekt „pOpera“ der Fondation EME will Menschen verbinden – und das gelingt, wie der Teilnehmer Ahmed Kassem berichtet. Über das Treffen mit einem passionierten Musikfreund aus Syrien. 

Liebe und Hass sind die mächtigsten Gefühle, durch die Einheit entsteht: Menschen kommen entweder zusammen, weil sie dasselbe lieben oder hassen. Verbundenheit durch Liebe führt zu Sympathie, Mitgefühl. Einheit durch Hass provoziert Hass.

Ahmed Kassem, Musikfreund aus Syrien. 


„Invasoren können keine Helden sein“

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Natalia Anoshyna ist Botschafterin („Chargé d’affaires“) der Ukraine für Belgien und Luxemburg. Diesbezüglich war sie letzte Woche für politische Gespräche in Luxemburg. Am Rande davon hat sie sich mit dem Tageblatt über die Beziehungen beider Länder und über die aktuelle Lage in ihrer Heimat unterhalten.

Die Luxemburger kennen viele Geschichten ihrer Großeltern. Sie wissen, was Krieg bedeutet.

Natalia Anoshyna, Ukraine-Botschafterin


„Luxemburg trat immer als Vermittler auf “

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Hua Ning ist seit rund zwei Jahren Botschafter der Volksrepublik China in Luxemburg. An diesem Dienstag feiert die Volksrepublik ihren 75. Geburtstag. Ein guter Zeitpunkt für ein Gespräch demnach. Für ein Gespräch über alte Freundschaften, Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Und ein Gespräch mit einem freundlichen, aber gleichzeitig sehr bestimmten Diplomaten.

Wir können nicht versprechen, dass wir auf die mögliche Anwendung von Gewalt verzichten werden. Wir hoffen also, dass die internationale Gemeinschaft das voll und ganz versteht.

Hua Ning, Botschafter


Andrii will kein Kanonenfutter sein

 Foto: Leslie Schmit

Dem 27-Jährigen aus Kiew liegt sein Land am Herzen, trotzdem will er nicht in den Krieg ziehen. Die Mobilisierungsagenten seines Heimatlandes sahen das anders, fälschten seine Papiere und entführten ihn. Doch Andrii gelang die Flucht. Dem Tageblatt erzählt er seine Geschichte, seine Beweggründe – und warum er den Staat, der ihn in den Krieg zwingen wollte, weiter in seinem Existenzkampf gegen Russland unterstützen will. 

Ich gebe der Ukraine keine Schuld und möchte nicht, dass die Leute denken, ich würde mein Land hassen

Andrii , Kriegsdienst-Verweigerer


„Wie kann der 7. Oktober nie wieder passieren?“

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Der Terror-Überfall der Hamas auf Israel jährt sich zum ersten Mal. Das Datum des 7. Oktober zieht sich denn auch wie ein roter Faden durch unser Gespräch mit der israelischen Botschafterin für Luxemburg, Idit Rosenzweig-Abu. Sie spricht über komplizierte Beziehungen und den immer noch andauernden Nahost-Konflikt. 

Es braucht ein Prozess der Änderung etwa der Bildungssprache sowohl in Israel als auch in der Palästinensischen Autonomiebehörde, einer Erziehung zur Versöhnung

Idit Rosenzweig-Abu, Botschafterin


„Wurde ins kalte Wasser geworfen und musste schwimmen“

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Djuna Bernard wurde im März 2019, im Alter von 26 Jahren, zur Co-Parteipräsidentin von „déi gréng“ gewählt und führte die Partei durch stürmische Zeiten. Nun tritt sie ab und spricht im Interview über Lernprozesse und eine wiedergewonnene Freiheit.

Hätte ich Anfang 2019 gewusst, was alles auf mich und die Partei zukommen würde, hätte ich wohl abgelehnt

Djuna Bernard, „déi gréng“-Politikerin


„Betrug bleibt leider ein lukratives Geschäft“

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Im Kontext der Caritas-Berichterstattung hat das Tageblatt ein Gespräch zum Thema Finanzkriminalität und Geldwäsche bei der „Cellule de renseignement financier“ (CRF) angefragt. Zu der „Caritas-Angelegenheit“, mit der die CRF befasst ist, könne und dürfe er nichts sagen, so Direktor Max Braun. Für ein allgemeines Gespräch über Meldungen bezüglich verdächtiger Transaktionen stehe er aber gerne zur Verfügung. 

Sobald das Geld weg ist, ist es weg. Es ist jedes Mal ein Kampf gegen die Zeit.

Max Braun, CRF-Direktor


„Ich wollte nie Profisportlerin werden“

 Foto: Anouk Flesch

Mit Christine Majerus hat eine der größten Sportlerinnen Luxemburgs ihre professionelle Karriere beendet. Bei ihrem letzten Etappenrennen, der Simac Ladies Tour, fuhr die 37-Jährige auf Platz 18. Das Tageblatt blickte in einer mehrteiligen Serie auf die Karriere der Radsportlerin zurück. Im sechsten und letzten Teil spricht Majerus im Interview über ihre gesamte Karriere. 

Ich habe keine Lust mehr, all die Risiken auf mich zu nehmen

Christine Majerus, Radsportlerin


„Einen Präsidentenbetrug muss man sich als eine Kette von Handlungen vorstellen“

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Präsidentenbetrug. Dieser juristische Terminus ist in Luxemburg seit einigen Wochen in aller Munde, weil er der Hauptverdacht der Staatsanwaltschaft im Fall der verschwundenen Caritas-Millionen ist. Aber was genau steckt hinter diesem Begriff? Zwei Expertinnen klären auf. Silvia Allegrezza ist Professorin für Strafrecht und leitet den Masterstudiengang Europäisches Wirtschafts- und Finanzstrafrecht an der Universität Luxemburg. Ihr Schwerpunkt sind Verfahrensgarantien, Bankvorschriften und damit verbundene Straftaten. Grazia Bruzzese ist Doktorandin für Investmentfonds an der Uni.lu. Die Ermittlungen zum jüngsten Caritas-Skandal wollen die beiden nicht kommentieren – wohl aber über die allgemeinen Mechanismen hinter Betrugsmaschen wie dem Präsidentenbetrug aufklären. 

Wir reden über ein wachsendes Risiko, durch Technologie von Kriminellen infiltriert zu werden

Silvia Allegrezza, Expertin für Finanzkriminalität


„Wir bauen ein einzigartiges Netzwerk“

 Foto: Editpress/Alain Rischard

Der Luxemburger Satellitenbetreiber SES hat seit einigen Jahren mit einem schwierig gewordenen Umfeld zu kämpfen. Wie es dem Unternehmen derzeit geht, was das neue geopolitische Umfeld für es bedeutet und was die Projekte für eine neue starke Zukunft sind, erklärt Geschäftsführer Adel Al-Saleh im Gespräch mit dem Tageblatt.

Um in Zukunft ein erfolgreiches Unternehmen zu sein, müssen wir in der Lage sein, kontinuierlich jedes Jahr mehr als 600 Millionen Euro zu investieren

Adel Al-Saleh, SES-Geschäftsführer


„Über die Bühne die Debattenkultur wiederherstellen“

Max Gindorff, fotografiert als Teil des „Berliner Ensemble“
Max Gindorff, fotografiert als Teil des „Berliner Ensemble“ Foto: Julian Baumann

Ein Gespräch mit dem Luxemburger Schauspieler Max Gindorff über Selbst(-er)findung auf der Bühne, die Aktualität von Arthur Miller und den Stellenwert von Kultur.

Ich glaube vor allem, dass man die Leute in der Gesellschaft früh an Kunst bringen muss, damit sie merken, dass sie elementar ist für ein freies, selbstbestimmtes Leben. Dass die sich bewusst werden, dass das überall in ihrem Leben vorkommt und nicht selbstverständlich ist.

Max Gindorff , Schauspieler


Das soziale Gewissen der CSV

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Wie kaum ein anderer Politiker steht Fraktionspräsident Marc Spautz für das soziale Gewissen der Regierungspartei CSV. Auch deshalb spart er oft nicht mit Kritik. Ein Gespräch darüber, was die Politik in der Causa Caritas versäumt hat – und welche Herzensprojekte der 61-Jährige noch umsetzen möchte.

Dass der soziale Flügel nicht mehr so stark ist wie vor einigen Jahren, das vermisse ich manchmal sehr

Marc Spautz, Fraktionspräsident


„Aus Solidarität mit den Frauen weltweit“

  Foto: Bettina Flitner

In den Neunzigern half sie Betroffenen sexualisierter Kriegsgewalt in Bosnien, sie ist die Gründerin der internationalen Frauenrechtsorganisation „medica mondiale“: Die Gynäkologin Monika Hauser ist in Luxemburg zu Gast und spricht mit dem Tageblatt über ihren weltweiten Kampf gegen sexualisierte Gewalt.

Westeuropäische Länder können sich noch so hochentwickelt und progressiv geben: Wir stehen nach wie vor erst am Anfang der Dekonstruktion patriarchaler Gesellschaftsmodelle und der Machtungleichheiten zwischen den Geschlechtern. Aus dem Grund ist frauenspezifische Gewalt weiterhin allgegenwärtig.

Monika Hauser, Gründerin „medica mondiale“


Minderheit zwischen Stolz und Verleugnung

 Foto: Privat

Die Sinti und Roma haben nach wie vor sehr stark unter Ausgrenzung, Stereotypen und offener Diskriminierung zu leiden. Andererseits kämpfen ihre Repräsentanten wie etwa Christian Kling, Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Rheinland-Pfalz, dagegen an und stehen stellvertretend für ein neues Selbstbewusstsein der Minderheit, die in Luxemburg vor allem im Zuge der Diskussion um das Bettelverbot diskriminiert wurde.

Es gibt schon eine Solidarität zwischen den einzelnen Gruppen. Uns verbindet, historisch betrachtet, ein gemeinsames Schicksal. 

Christian Kling, Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma in Rheinland-Pfalz


„Wir haben die Stimmung im Land gedreht“

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Am 17. November vergangenen Jahres wurde die CSV-DP-Regierung vereidigt. Damit hat Luc Frieden ein erstes Jahr als Premier hinter sich. Ein Jahr mit Papstbesuch, einem Teilwechsel an der Spitze unserer Monarchie. In Contern wurde sogar ein Platz nach Frieden benannt. Die zwölf Monate wurden aber auch vom Caritas-Skandal und einigen gesellschaftlichen Spannungen geprägt. Nach zehn Jahren mit einem Premier Xavier Bettel und einer Dreierkoalition aus DP, LSAP und „déi gréng“ war es vor allem eines: eine Zeit des politischen Paradigmenwechsels. Luc Frieden empfängt die Tageblatt-Journalisten im Staatsministerium in jenem Saal, der normalerweise den Regierungsräten vorbehalten ist – und scheint endgültig im Amt angekommen. 

Wenn man eine Krise managt, ist die Kommunikation nach außen etwas, was man gerne mal vergisst

Premier Luc Frieden, zur Caritas-Affäre


Mit dem Geist von Rio nach Belém

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Nach zwei Wochen zähem Ringen bei der Weltklimakonferenz in Baku, der sogenannten COP29, an der in der zweiten Woche auch Serge Wilmes, Luxemburgs Minister für Umwelt, Klima und Biodiversität, teilnahm, mussten die Verhandlungen noch in die Verlängerung gehen, sodass schließlich ein Rahmen für die Finanzierung des Klimaschutzes und die Anpassung an die Klimafolgen in sogenannten Entwicklungsländern beschlossen wurde. Demnach soll der jährliche Beitrag vor allem der Industriestaaten bis 2035 auf mindestens 300 Milliarden US-Dollar erhöht werden. Das Ergebnis wurde scharf kritisiert. Wilmes zieht im Tageblatt-Interview Bilanz.

Klima hat keine Grenzen und der Klimawandel auch nicht. Das Problem ist vom Menschen gemacht und kann auch von den Menschen wieder gelöst werden. Denn die Auswirkungen betreffen uns alle.

Serge Wilmes, Umweltminister