BasketballEhepaar Booker/Boros: Familienduell an der Seitenlinie

Basketball / Ehepaar Booker/Boros: Familienduell an der Seitenlinie
Beim Duell der Eheleute auf der Trainerbank durfte am Ende Conterns Coach Gabor Boros die Halle in Differdingen als Sieger verlassen und ist jetzt wieder „Fan Nummer eins“ seiner Frau Tara Booker Foto: Fernand Konnen

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Im ersten Pokalspiel der Saison qualifizierte sich Contern am Dienstag für die nächste Runde. In einem packenden, zum Teil auch furiosen Spiel setzte sich der Erstligist mit 89:80 durch. Kordall zeigte einen mutigen Auftritt. Das Spiel hatte aber auch eine einzigartige Nebenstory.

Im nationalen Basketball war die Pokalpartie zwischen den Kordall Steelers und dem AB Contern ein absolutes Novum. Tara Booker, Coach der Kordall Steelers, und Conterns Trainer Gabor Boros sind nämlich verheiratet. Diese Konstellation, dass sich auf den Trainerposten in einem nationalen Wettbewerb ein Ehepaar gegenübersteht, ist womöglich auch weit über die Grenzen Luxemburgs hinaus noch nie oder nur selten dagewesen.  

Auf der Trainerbank wurde es ab dem zweiten Viertel lauter
Auf der Trainerbank wurde es ab dem zweiten Viertel lauter Foto: Fernand Konnen

Booker und Boros lernten sich Ende 2013 beim Telstar Hesperingen kennen. „Ich war die einzige Non-JICL-Spielerin zu dieser Zeit und war froh, dass ich mit Gabor jemanden hatte, mit dem ich mich unterhalten konnte“, erklärt die US-Amerikanerin die Anfangsphase ihrer Beziehung. Es folgte ein kurzer Abstecher nach Australien und Portugal, bevor sie 2015 nach Luxemburg zurückkehrte und die Telstar-Damenmannschaft als Trainerin übernahm, Boros konnte sich in der Zeit als Spieler-Coach bei den Herren etablieren. Sie hatten ihre Fernbeziehung aufrechterhalten, die Hochzeitsglocken läuteten im Juni 2018. Ein paar Jahre später wechselte Booker zur Résidence Walferdingen, während Boros mit dem Telstar erstmalig in der Vereinsgeschichte den Aufstieg in das Oberhaus schaffte. Kurz nach einem überraschenden Vizemeistertitel mit der Résidence nahm sich Booker eine Auszeit, Töchterchen Éva Rose kam im Dezember 2021 zur Welt. Ein Pokalhalbfinale mit Underdog Hesperingen hatte derweil die Aufmerksamkeit mehrerer Teams für Boros geweckt, der zu dieser Saison in Contern anheuerte. Seine Frau entschied sich nach dem Babyjahr gegen eine Rückkehr in den Damenbereich und für den nicht alltäglichen Schritt zur Herrenseite und dem Nationale-2-Klub Kordall Steelers. Die Pokalauslosung im August brachte das Paar dann zum Schmunzeln. 

Ab jetzt wieder „Fan Numer eins“

Im Vorfeld der Begegnung machten beide klar, dass sie dieses Spiel „wie jedes andere coachen“ und „nur auf Sieg gespielt wird“. Obwohl man sich in den gemeinsamen Jahren regelmäßig über Basketball austauschte, wird Professionalität im Hause Booker-Boros großgeschrieben, aber auch Fairness. Booker stellte ihrem Mann Filmmaterial von den Kordall-Spielen zur Verfügung. Die Partie sollte auf dem Parkett entschieden werden und nicht dadurch, wer den besseren Zugang zu der Videoanalyse hat. „Wir sind beide sehr konkurrenzfähig, aber dabei immer fair“, sagt Boros. Somit war der Tisch gedeckt für einen richtigen Pokalfight zwischen zwei ambitionierten und talentierten Mannschaften, mit einem Schuss „Familienduell“ an der Seitenlinie. 

Tyler Cartaino (in Blau) und Contern besaßen am Ende ein bisschen mehr Coolness und Routine
Tyler Cartaino (in Blau) und Contern besaßen am Ende ein bisschen mehr Coolness und Routine Foto: Fernand Konnen

Gehandicapt durch den Ausfall von Kapitän Wolzfeld musste Contern Schwerstarbeit leisten, um den Zehn-Punkte-Bonus des Nationale-2-Teams auszugleichen. Denn es war der Kordall, der zuerst den Spielrhythmus fand und seinen Vorsprung ausbauen konnte. Eine aufmerksame Defensive ermöglichte den Gästen einen 17:4-Lauf, aber es dauerte bis zur 11. Spielminute, ehe die Conterner zum ersten Mal die Führung übernahmen (32:34). Die Karten waren nun neu gemischt. Auf der Trainerbank wurde es laut. Boros war nicht froh mit dem Conterner Transitionsspiel und Booker sah zu viele Turnovers (11) auf ihrer Seite. Der ABC hatte zur Pause die Nase knapp vorne (52:55).
Die Halbzeitansprache von Booker hatte besser gefruchtet. Contern legte nur zwölf Punkte im dritten Viertel drauf und die Partie war wieder ausgeglichen (67:67). Auch im letzten Durchgang blieb es eine verbissene Angelegenheit. Kordall konnte sich mit den Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns nicht anfreunden und ein bisschen mehr Coolness und Routine waren letztlich ausschlaggebend für den Conterner Sieg.

Ein erleichterter Boros sagte nach dem Spiel: „Am Ende werden alle einen Neun-Punkte-Sieg sehen, aber es war bis zum Schluss ein sehr enges Spiel. Wir waren vielleicht ein bisschen mehr fokussiert. Es hat Spaß gemacht, gegen meine Frau zu spielen, es war deutlich, dass wir beide gewinnen wollten. Ab jetzt bin ich wieder ihr Fan Nummer eins.“

Statistik

„T“-Bestnote: Clay Guillozet (AB Contern)
Viertel: 32:26, 20:29, 15:12, 13:22
Kordall (+10): Johnson 19, Spencer 19, Schmit 13, Bedirhanoglu 9, Muric 8, Borbon 2, Tani 0, Kemmer 0, Muepu 0
Contern: Guillozet 30, Cartaino 15, Ndiaye 13, Moes 13, Arendt 10, Hittelet 8, Eicke 0, Besch 0
Schiedsrichter: Melchior/Monkounas
Zuschauer: 100 zahlende