Kein BoykottChinas Präsident Xi empfängt Großherzog Henri und andere internationale Vertreter zu üppigem Bankett

Kein Boykott / Chinas Präsident Xi empfängt Großherzog Henri und andere internationale Vertreter zu üppigem Bankett
Großherzog Henri sprach am Sonntag mit dem chinesischen Präsidenten Xi Foto: China Xinhua News

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Der Luxemburger Großherzog Henri hat sich am Sonntag mit dem chinesischen Präsidenten Xi unterhalten. Premierminister Bettel sagte am Freitag, der Großherzog sei in seiner Funktion als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees dort. Laut der chinesischen staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua hatte das Gespräch durchaus politische Züge.

Großherzog Henri hat das Wochenende in China verbracht. Der offizielle Grund: die Olympischen Winterspiele in Peking. Der Großherzog ist nämlich Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Politische Spannungen sowie Kritik an Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland belasten allerdings das Sportereignis. Länder wie die USA, Großbritannien, Kanada und Australien boykottieren die Feiern, indem sie keine hohen Vertreter entsandt haben. Deutschland ist ähnlich nicht vertreten, spricht allerdings wie Japan nicht von Boykott.

Menschenrechte und China

Menschenrechtsaktivisten werfen China vor, mindestens eine Million Uiguren und andere Muslime in „Umerziehungslagern“ zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache zu zwingen und teilweise auch körperlich zu misshandeln. Die USA und andere Länder sprechen inzwischen von einem „Genozid“. China weist die Vorwürfe scharf zurück.

Xi Jinping, der am Samstag schon Russlands Präsidenten Wladimir Putin als prominentesten Besucher der Eröffnungsfeier empfangen hatte, führte jeweils einzeln politische Gespräche mit angereisten Staatsgästen wie etwa aus Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Ägypten und Serbien. Laut der chinesischen staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua soll auch ein solches Treffen mit Großherzog Henri stattgefunden haben.

Großherzog Henri drückte laut Xinhua die Bereitschaft Luxemburgs aus, die Zusammenarbeit mit China weiter zu vertiefen, um gemeinsam die weltweite Entwicklung zu fördern. Der Großherzog habe China auch dafür gedankt, dass es vielen Ländern, darunter auch Luxemburg, bei der Bekämpfung der Pandemie und der wirtschaftlichen Erholung geholfen habe. Großherzog Henri habe laut Xinhua außerdem erklärt, Luxemburg sei bereit, sich aktiv an der Zusammenarbeit der „Seidenstraße“-Initiative zu beteiligen.

Großherzog Henri (links in der Mitte) während eines Gesprächs mit dem chinesischen Präsidenten Xi
Großherzog Henri (links in der Mitte) während eines Gesprächs mit dem chinesischen Präsidenten Xi Foto: China Xinhua News

Xi sagte laut Xinhua, China schätze die Unterstützung des Großherzogs Henri von Luxemburg für Chinas Bewerbung und Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 2008 und die Olympischen Winterspiele 2022. Er habe der luxemburgischen Herrscherfamilie auch für die tatkräftige Unterstützung und aktive Förderung der Freundschaft zwischen China und Luxemburg gedankt.

Es sollten Anstrengungen unternommen werden, um das Potenzial der Zusammenarbeit in Bereichen wie neue Technologien und grüne Wirtschaft zu nutzen, die Luftfrachtdienste zu stärken und den kulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern zu fördern, so Xi.

„Seidenstraße“-Initiative

Chinas „Seidenstraße“-Initiative ist umstritten. Mit Investitionen in Straßen, Bahnstrecken, Häfen und andere Infrastrukturprojekte baut China neue Handelswege nach Europa, Afrika, Lateinamerika und in Asien. Dabei investiert China auch in Staaten, die sonst nur schwer internationale Hilfe bekommen würden. Kritiker warnen arme Länder vor einer Schuldenfalle, politischen Abhängigkeiten und mangelndem Umweltschutz. Oft kommen auch nur chinesische Unternehmen zum Zuge.

Politischer Boykott der Luxemburger Regierung?

Premierminister Xavier Bettel (DP) musste sich am Freitag während der Pressekonferenz zu den Lockerungen der Covid-Maßnahmen auch Fragen zu den Winterspielen in China stellen. Unter anderem, warum der Luxemburger Großherzog dort ist. „Im Rahmen der Olympischen Spiele ist auch die Generalversammlung des Olympischen Komitee – und der Großherzog ist ein Mitglied davon“, antwortete Bettel. Es sei wichtig, dass er auf dieser Versammlung sei. Der Großherzog sei sehr „engagiert“ und „umweltbewusst“ und auch die Menschenrechte seien ihm „nicht egal“. „Wenn er eine Besprechung hat, ist er auch bereit, dieses Thema anzusprechen, wenn er gefragt wird“, sagte Bettel.

Auf die Frage hin, ob die Entscheidung, keine Luxemburger Politiker zu den Winterspielen zu schicken, eine politische sei, antwortete Bettel: „Es gab keine gemeinsame Position zu einem politischen Boykott oder zu keinem Boykott – es ist eine Entscheidung der Luxemburger Regierung, bei diesen Winterspielen nicht dabei zu sein.“ Der Sportminister habe diese Entscheidung getroffen und „das ist auch zu respektieren“. Luxemburg sei als Regierung nicht vertreten und der Großherzog agiere dort in seiner Funktion als Mitglied des IOC.

Großherzog Henri sitzt ganz hinten rechts am großen Banketttisch
Großherzog Henri sitzt ganz hinten rechts am großen Banketttisch Foto: AFP

Üppiges Bankett bei Miniatur-Winterlandschaft

Nach der Eröffnungszeremonie in Peking gab Präsident Xi Jinping am Samstag ein Bankett für ausländische Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter internationaler Organisationen – der Luxemburger Adelige saß auch am Tisch. Auf der Gästeliste des Banketts standen laut chinesischen Staatsmedien unter anderem auch Russlands Präsident Wladimir Putin, Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman, der ägyptische Staatschef Abdel Fattah al-Sisi, Pakistans Regierungschef Imran Khan, Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi und der kasachische Staatschef Kassym-Schomart Tokajew. Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres sowie der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, und der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, nahmen teil.

Das Großherzogtum und das IOC

Zu den 102 Mitgliedern des IOC gehört seit 1998 auch Großherzog Henri. Nach seinem Vater Jean (IOC-Mitglied von 1946 bis 1998) und dem Gründer des luxemburgischen Olympischen Komitees, Maurice Pescatore (1910-1929), ist Henri das dritte IOC-Mitglied aus Luxemburg.

Bei dem Bankett wurden musikalische Darbietungen und eine Ausstellung von traditionellem Kunsthandwerk geboten, wie die Staatsmedien berichteten. Offizielle Fotos zeigen eine pompöse Banketttafel, in deren Mitte eine Miniatur-Winterlandschaft mit Nachbildungen der olympischen Spielstätten zu sehen ist. Bei der Veranstaltung für die Ehrengäste in Peking plädierte Xi Jinping für „wahren Multilateralismus“, womit in China meist ein Zurückdrängen der Vorherrschaft der Supermacht USA gemeint ist.

   
    Foto: AFP
Jenny P.
7. Februar 2022 - 21.20

@jojoschmi66 Ich bin ganz Ihrer Meinung. Und nicht nur sollten die Luxemburger Flaggen nicht im Hintergrund stehen, ich hoffe doch sehr, dass der/die Luxemburger Steuerzahler/in nicht die Kosten des Fluges nach und Aufenthalts in China von Henri bezahlen muss.

jojoschmi66
7. Februar 2022 - 18.26

Wenn Henri nicht als Staatschef sondern als IOC-Mitglied neben Xi posieren würde, dann müßten die luxemburgischen Fahnen im Hintergrund durch IOC-Fahnen ersetzt werden. So steht er halt da und repräsentiert die Luxemburger Nation.

Jop
7. Februar 2022 - 11.23

Komplett richtig, deenen politischen Nullekackerten ass d'Vollek ganz sch.... egal,deen Lannenharry a seng Braut sollen deen Baack haalen,wann ett em Menschenrechter geet. Oftrieden,Basta.

Dorj
7. Februar 2022 - 10.06

Ein wahrer Multilateralismus mit Zurückdrängen der US Vorherrschaft klingt vernünftig. Based Xi.

Grober J-P.
7. Februar 2022 - 9.44

"Auch denen ist's wohl, die ihren Lumpenbeschäftigungen oder wohl gar ihren Leidenschaften prächtige Titel geben und sie dem Menschengeschlechte als Riesenoperationen zu dessen Heil und Wohlfahrt anschreiben." Schrieb schon damals der Wofgang.

HTK
7. Februar 2022 - 8.08

" We did it "-war der Kommentar des dubiosen Bach. " Olympia ist nicht politisch."Auch so eine Floskel mit der man die größten Schweinereien in der Weltgemeinschaft legitimiert. Das IOC mit seinen Funktionären,zu denen auch unser Staatsoberhaupt gehört,verteilt ,gegen genug Bares versteht sich,dieses "Event" unter den größten Schurkenstaaten der Welt ohne sich auch nur zu fragen,was da wohl übel sein kann. Man unterstützt also die Misshandlungen aller Menschenrechte und spricht von Spielen für den Frieden. 5% der Milliarden die beim IOC landen werden an die Athleten ( Infrastrukturen etc.) verteilt.Der Rest ist Kasse für die Klasse. Während in Hongkong die Demonstranten spurlos von der Straße verschwinden und niedergeknüppelt werden,dinieren unsere Hochwohlgeboren und seine Akolythen Bach & Co mit dem Herrn des Regimes. Zur gleichen Zeit sind unsere zwei Athleten un einem Zimmer eingesperrt und dürfen nicht vor die Tür bis sie an der Reihe sind. The Games must go on.