3x3-BasketballChance trotz Corona-Pandemie: Wie die FLBB die Trendsportart fördern möchte

3x3-Basketball / Chance trotz Corona-Pandemie: Wie die FLBB die Trendsportart fördern möchte
Die 3x3-World-Tour der FIBA machte im vergangenen Jahr Station in der ungarischen Stadt Debrecen, wo man vor prominenter Kulisse spielte Foto: FIBA

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Es war in den vergangenen Jahren das Sorgenkind des nationalen Basketballverbandes, doch mit der Verjüngung des Verwaltungsrates der FLBB will man das Dossier des 3×3-Basketballs neu aufgreifen und die Trendsportart in den kommenden Jahren auch in Luxemburg populärer machen.

Er gilt als jung, dynamisch, bietet einen enormen Unterhaltungswert und ist die urbane Sportart, die laut einer IOC-Studie weltweit am häufigsten betrieben wird: der 3×3-Basketball. Eigentlich hätte Luxemburg die große internationale Premiere dieser Basketball-Disziplin im Frühling bei den Spielen der kleinen Staaten in Andorra erleben sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie und der Absage der JPEE 2021 hat man bei der FLBB jedoch nun noch etwas mehr Luft, sich um die Weiterentwicklung zu kümmern. Denn an Bekanntheitsgrad fehlt es dem 3×3 im Großherzogtum allemal noch. 

Ein Team um die im September neu in den FLBB-Verwaltungsrat gewählten Cathy Donckel, Iris Hoffelt, Nicolas Hentgen und Pit Rodenbourg, zusammen mit dem administrativen Direktor der FLBB, Chris Dentzer, hat sich der Förderung dieser Disziplin nun angenommen. Am vergangenen Samstag wurde eine Informationsveranstaltung organisiert, um den Klubs das anvisierte Projekt genauer zu erläutern. „Das Interesse ist bei den Vereinen auf jeden Fall da“, erklärt Chris Dentzer. Dabei wurde schnell deutlich, dass viele noch im alten „Streetball-Muster“ festhängen, das in der Vergangenheit das Sommerprogramm einiger Klubs füllte. Ein Vergleich, der naheliegt, denn schließlich hat das 3×3 seinen Ursprung im Streetball, doch gibt es feine Unterschiede, etwa was das Regelwerk oder auch das Material, wie etwa die Körbe, betrifft.

Geplant ist jedenfalls die Austragung einer 3×3-Meisterschaft in Luxemburg. Eigentlich wollte man diese zwischen April und September ausrichten. Doch die Corona-Pandemie, die den Luxemburger Sport noch immer zu weiten Teilen lahmlegt, dürfte den ursprünglichen Plänen einen Strich durch die Rechnung machen: „Deswegen steht zurzeit noch kein konkreter Terminplan“, betont Chris Dentzer, der erklärt, dass die Organisation solcher Turniere nur Sinn ergibt, wenn auch Zuschauer zugelassen sind: „Es ist ja ein Event, das von der Stimmung lebt, der Musik, die durchgehend gespielt wird, von den Zuschauern, den Essens- und Getränkeständen und auch Rahmenprogramm ist erwünscht.“ Keinesfalls will man, dass die Vereine, die bereit sind, ein Turnier auszurichten, auch noch auf den Kosten sitzen bleiben. 

Neue Zielgruppe

Genau in diesem Punkt gab es auch am Samstag die größten Sorgen, denn nicht alle Vereine sind derzeit in einer guten finanziellen Situation. „Den größten Redebedarf gab es in Sachen Material und Infrastruktur und wegen des dafür benötigten Budgets“, erklärt der administrative Direktor der FLBB. Wenn die 3×3-Events wie geplant im Freien stattfinden, dann muss auch für das richtige Spielfeld, die vorgeschriebenen Körbe und Basketbälle gesorgt sein. „Ich kann verstehen, wenn Vereine gerade in Covid-Zeiten noch zögern oder sich nicht trauen, so etwas auszurichten“, meint Dentzer. So spielt man bei der FLBB inzwischen auch mit dem Gedanken, diese Investition selbst zu tätigen und bei Bedarf an die Vereine zu vermieten. 

Ziel des Verbandes ist es, mit dem 3×3-Basketball eine neue Zielgruppe anzusprechen. „Wir sind uns bewusst, dass die Leute, die die Basketballmeisterschaft in der Halle bestreiten, nicht unbedingt auch an einer 3×3-Meisterschaft teilnehmen wollen. Auch wenn es da Ausnahmen gibt“, erklärt Chris Dentzer. So könnte sich das 3×3 an Leute wenden, die ihre Karriere im Hallenbasketball beendet haben oder welche, die bisher keinem Klub beigetreten sind, weil etwa die Zeit fehlt, sich aber regelmäßig mit Freunden treffen und dann im Hof auf einen Korb spielen. 

Doch auch für einige Spieler der unteren Basketball-Divisionen könnte das 3×3 noch in den kommenden Monaten interessant werden. Der Spielbetrieb in der nationalen Meisterschaft ist zurzeit nur für die höchste Liga bei den Damen und Herren erlaubt. Ob der Spielbetrieb in der laufenden Saison etwa in der Nationale 2 noch einmal aufgenommen werden kann, ist noch nicht absehbar. Da könnten 3×3-Turniere für die betroffenen Spieler im Frühling oder Sommer eine willkommene Abwechslung sein, um vor der neuen Saison im Herbst doch noch in den Genuss von Wettbewerbsbasketball zu kommen. Dass im 3×3 pro Team nur vier Spieler benötigt werden und ein Trainer während des Spiels sowieso nicht erlaubt ist, macht das Ganze besonders in Corona-Zeiten vielleicht eher machbar als Training mit einem gesamten Zwölfer-Kader.

Auch der Nachwuchs könnte vom 3×3 deutlich profitieren, wie Chris Dentzer betont: „Das 3×3 wird bereits angewandt, damit Kinder Basketball lernen. Es eignet sich sehr gut dafür, ihnen schnell das Konzept beizubringen. Auch während der Sommermonate wäre es eine Möglichkeit, die Kinder beim Sport zu halten.“

In Luxemburg wurden, wie hier auf Belval, im Sommer vor allem Streetballturniere ausgetragen
In Luxemburg wurden, wie hier auf Belval, im Sommer vor allem Streetballturniere ausgetragen Foto: Editpress-Archiv

Eine Basis aufbauen

Der internationale Basketballverband FIBA tüftelte bereits seit dem Jahr 2007 an einem einheitlichen Regelwerk für das 3×3. Seine internationale Wettkampfpremiere feierte es bei den Olympischen Jugendspielen 2010 in Singapur, wo es bis heute die einzige Basketballdisziplin im Programm ist. Von hier an ging es dann Schlag auf Schlag. 2011 wurde erstmals eine U18-WM ausgetragen, ein Jahr später folgten Weltmeisterschaften bei den Seniors und mit der „World Tour“ die erste professionelle Tour, in der die Teams Städte vertreten und es um ein erhebliches Preisgeld geht – 2020 insgesamt 2,8 Millionen US-Dollar. 2017 wurde 3×3-Basketball dann ins Programm der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio aufgenommen.

Auch bei den kleinen Verbänden pushte die FIBA in den vergangenen Jahren das 3×3, werden schließlich für eine Mannschaft eben nur vier Spieler benötigt – drei Feld- sowie ein Reservespieler. Ein Vorteil gerade für kleine Nationen, bei denen das Spielermaterial begrenzt ist. „Man merkt die große Hilfsbereitschaft der FIBA in dieser Sache“, betont auch Dentzer, der erklärt, dass der internationale Verband in dieser Sache sehr reaktiv ist und auf jede Frage schnell eine Antwort liefert. Dabei musste er sich selbst erst einmal an das komplizierte Punktesystem, in dem Spieler, die Städte-Teams und auch die Verbände benotet werden, einlesen. Doch auch hier hat die FIBA mit einem E-Learning-Programm vorgesorgt. Und hier fällt auf, dass in der im April 2020 eingefrorenen Rangliste ein kleines Basketball-Land wie die Niederlande vorne mitmischt.

Was das Beachvolleyball im Volleyball ist, soll das 3×3 im Basketball werden

Chris Dentzer, Administrativer Direktor der FLBB

Chris Dentzer ist sich jedenfalls der Aufgabe bewusst, die in den kommenden Wochen und Monaten auf das 3×3-Team des Verbandes zukommen wird: „Es steckt einiges an Organisation dahinter. Wir sind uns bewusst, dass viel auf uns zukommen wird, denn ein solch großes Event schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel.“ Demnach war es nur logisch, dass Dentzer und Co. den Weg zu den Vereinen gesucht haben: „Wir wollen erst einmal eine Basis aufbauen, damit wir, egal wie es dieses Jahr durch Corona noch aussehen wird, für die kommenden Jahre bereit sind.“ Dafür will man dann auch für die nötige Visibilität sorgen.

Ein positives Beispiel kommt da auch von einer anderen Mannschaftssportart, wie Chris Dentzer betont: „Was das Beachvolleyball im Volleyball ist, soll das 3×3 im Basketball werden.“ Gerade die Vereine der FLVB können im Sommer auf erfolgreiche Turniere vertrauen, vielleicht haben die Sommermonate im Sport in den kommenden Jahren dann mit dem 3×3 noch eine Attraktion mehr. 

Was ist 3x3-Basketball?

Gespielt wird nicht auf einem ganzen Feld, sondern auf einem Halbcourt mit einem einzigen Korb. Pro Team gibt es maximal vier Spieler – drei plus ein Auswechselspieler. Die Spieldauer beträgt zehn Minuten, erzielt eine Mannschaft vorher 21 Punkte, ist das Spiel beendet. Steht es nach zehn Minuten unentschieden, gibt es eine Verlängerung. Das Team, das hier zuerst zwei Punkte erzielt, gewinnt. Pro Korb gibt es einen Punkt, außerhalb des Halbkreises – 6,75 Meter von der Korbmitte entfernt – zwei. Die Angriffsdauer beträgt zwölf Sekunden, die „Shot-Clock“ wird nach einem Korberfolg ohne Pause direkt wieder neu gestartet. Das Spiel wird von einem oder zwei Schiedsrichtern geleitet.