FutsalChampions League: Differdingen will seine Außenseiterchance in Tschechien nutzen

Futsal / Champions League: Differdingen will seine Außenseiterchance in Tschechien nutzen
Heute Abend muss das Ding rein: César Dias (r.) und Co. wollen ihre Außenseiterchance nutzen Foto: Gerry Schmit

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Déifferdeng 03 steht als erste Luxemburger Mannschaft im 1/16-Finale der Champions League. Gegen den tschechischen Meister Chrudim ist D03 zwar Außenseiter – doch nach einem dreiwöchigen Trainingslager fühlt sich die Truppe von Trainer Bruno Amaral gerüstet für das ungleiche Duell. 

Die aktuelle Nummer 12 der Vereinswelt (laut dem UEFA-Klubkoeffizienten) geht gegen Differdingen (43.) mit weitaus besseren Karten ins Match. Die langjährige Erfahrung auf europäischer Bühne, eine Reihe von gestandenen und eingespielten Nationalspielern im Kader sowie die Tatsache, dass die Mannschaft keine Corona-Zwangspause einlegen musste: drei Vorteile, die eigentlich klar für die Tschechen von Chrudim sprechen. Doch genau dort will D03 für sein Märchen 2.0 ansetzen. Urlaubstage inklusive.

So eine Chance hat man vielleicht nur einmal im Leben. Nicht viele Leute können von sich behaupten, im 1/16-Finale der Champions League zu stehen.

Davide Chalmandrier, Kapitän

Kapitän Davide Chalmandrier lebt seit drei Wochen genau in dieser Parallelwelt. Auf Kosten des Jahresurlaubs. „Das werde ich sicher nicht bereuen. So eine Chance hat man vielleicht nur einmal im Leben. Nicht viele Leute können von sich behaupten, im 1/16-Finale der Champions League zu stehen.“ Doch der einzige Luxemburger im Kader hat auf diesem Niveau gleichzeitig die wenigste Erfahrung. Der Großteil seiner Teamkollegen wurde in den beiden vergangenen Saisons aus europäischen Topligen rekrutiert – um eben genau von dieser erstmaligen Qualifikation für eine Endphase der „Königsklasse“ träumen zu dürfen. „In diesem Kader spiele ich nicht die erste Rolle“, gab der Erzieher ohne Umschweife zu. „Aber das war ja auch der Plan, warum wir diese Verstärkungen in den vergangenen Jahren getätigt haben.“ 

Nicht zu nervös

Trainer Bruno Amaral hatte gestern Nachmittag seine letzte Trainingseinheit vor dem wichtigen Termin organisiert. Bis auf einen winterlichen Spaziergang war es der einzige Ausgang, der dem Team in dem vom Lockdown gezeichneten Staat gestattet war: „Niemand außer uns ist im Hotel. Aber wir verlassen die Zimmer nur für das gemeinsame Essen“, erklärte der 33-jährige Chalmandrier. Besondere Anspannung sei am Tag vor dem Spiel – trotz der ungewohnten Situation – aber keine zu spüren, wie er hinzufügte: „Es ist ähnlich wie im November gegen London. Wir sind uns bewusst, dass wir noch einmal Geschichte schreiben können. Wir brauchen aber nicht nervös zu sein, denn wir sind nicht die Favoriten. Wir haben nichts zu verlieren.“ 

Drei Wochen Trainingslager in Portugal – inklusive dreier Testspiele – ersetzen nämlich weder Praxis noch langjährige Erfahrung. Chrudim hat 2021 bereits zwei offizielle Siege eingefahren. „Sie sind demnach in hervorragender Form“, sagte Teammanager Filipe Costa. „Der Gegner hat einen Kader, der seit zwei, drei Jahren unverändert ist. Vor zwei Jahren kassierten sie eine sehr knappe Niederlage gegen Barcelona (1:2). Das allein zeigt, mit welchem Kaliber wir es zu tun haben – obwohl sie vom Namen her wohl nicht das attraktivste Los der Auslosungsgruppe waren. Es bleibt bei uns eine Chance, die wir ergreifen müssen.“

Mit Schnelligkeit zum Erfolg

Als im Dezember die Namen der potenziellen Gegner bekannt wurden, standen zwei Optionen offen: „Die Namen Barcelona oder Benfica hätten wohl für mehr Furore gesorgt, allerdings wären wir da von vornherein auch chancenlos gewesen. Da hätte es keinen Unterschied gemacht, ob wir uns eine oder drei Wochen im Trainingslager vorbereitet hätten. Chrudim hat für uns also weniger einen kommerziellen Einfluss, stattdessen haben wir prozentual gesehen mehr Chancen, etwas zu erreichen.“

Aussagen, die der Mannschaftskapitän bestätigte: „Der Trainer spricht von einer 40:60-Chance. Wir werden alles geben und wissen, dass wir ebenfalls die nötigen Qualitäten haben.“ Aus diesem Grund wird der Verein sich auch nicht der Spielweise der Tschechen anpassen, sondern den Fokus auf die eigenen Stärken legen. Die taktisch starken Differdinger wollen den athletischen Gegner über ihre Schnelligkeit vor Probleme stellen. Zudem ist D03 eine Mannschaft, die besonders viele Tore nach Standards erzielt. „Aber zuerst ist wichtig, hier gut zu verteidigen, sonst wird es sehr schwer“, warnte Chalmandrier. „Sie sind nämlich ein gutes Kollektiv, haben aber auch individuell herausragende Leute.“ Er sprach u.a. zwei Lokalmatadoren, die Drozd-Zwillingsbrüder, an. 

Déifferdeng 03 hat bei der Qualifikation gegen Helvecia London, Nummer 31 der UEFA-Koeffizientenliste, bereits eine beeindruckende Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte gezeigt. Nach dem 6:0 in Cosnes-et-Romain hofft die ganze nationale Futsal-Gemeinde heute, dass es auch gegen FK Era-Pack Chrudim für die Riesensensation reichen wird. Immerhin winkt ein sensationeller Platz im Achtelfinale für den Verein um Präsident Fabrizio Bei – „und dafür werden wir alles rausholen“, wie Chalmandrier abschließend ankündigte. Gegen so ein Fußballmärchen hat in dieser tristen Zeit wohl niemand etwas einzuwenden. Los geht’s um 19.00 Uhr, der Link zu einem Livestream wird auf den Facebook-Seiten beider Vereine veröffentlicht werden.

Nach der Sonne in Portugal erwartete D03 in Tschechien eine kräftige Schneeschauer: Davide Chalmandrier (l.) und Filipe Costa (r.) profitierten gestern Nachmittag von einer kurzen Runde 
Nach der Sonne in Portugal erwartete D03 in Tschechien eine kräftige Schneeschauer: Davide Chalmandrier (l.) und Filipe Costa (r.) profitierten gestern Nachmittag von einer kurzen Runde  Foto: privat

Das Programm

Futsal Champions League:
1/16-Finale morgen (19.00 Uhr) in Chrudim (CZE): FK Era-Pack Chrudim – Déifferdeng 03

Der D03-Kader

Tor: Nuno Silva, Filipe Cardoso, Tiago Cavalheiro, Guilherme dos Santos
Feldspieler: Rafael Bocum, Davide Chalmandrier, Porfirio Afonso, Ruben Reis, Paulo Silva, Ruben Oliveira, Ernad Masic, Wilson Tavares, Frederico Torres, Daniel Garrido, Jorge Fernandes, César Dias, Edi Monteiro