LuxemburgCampingbranche: Betreiber kommen zunächst mit blauem Auge davon

Luxemburg / Campingbranche: Betreiber kommen zunächst mit blauem Auge davon
Für viele Urlauber ist die Maskenpflicht in Luxemburg ungewohnt: Besonders Niederländer tun sich schwer damit Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Schließen mussten die Campingplätze in Luxemburg zwar nie. Dennoch gehören sie zu den großen Verlierern der Pandemie. Wegen der Reisebeschränkungen konnten zunächst keine Gäste empfangen werden. Inzwischen machen die Quarantänebestimmungen in den Herkunftsländern der Branche zu schaffen. Dennoch geben sich die Betreiber optimistisch.

Aktuell bringen nicht nur die Temperaturen das Großherzogtum ganz schön ins Schwitzen. Wegen der jüngsten Infektionszahlen wurde Luxemburg vom Ausland zuletzt als Risikogebiet eingestuft. Entsprechend sensibel reagieren manche Einwohner auf Meldungen von illegalen Feiern am Rande der Hauptstadt oder Touristen, die sich in der Öffentlichkeit nicht an die Regel der sozialen Distanzierung halten.

Der Tourismusminister wirbt für Verständnis: „In den Herkunftsländern gelten ganz andere Regeln“, unterstreicht Lex Delles. Genau aus diesem Grund sei es wichtig, sämtliche Besucher zu informieren. Die Verantwortung dafür tragen sämtliche Akteure der Branche, etwa die regionalen Tourismusbüros, die verschiedenen Verbände und Attraktionen, aber auch die Betreiber von Hotels und Campingplätzen selbst.

Delles spricht in diesem Zusammenhang gleich von mehreren Initiativen, die Reisende auf den verschiedensten Ebenen quasi abfangen und aufklären sollten. So wurden etwa am Flughafen Flugblätter mit den nötigsten Informationen verteilt, während die Camprilux – der Verband der Luxemburger Campingplatzbetreiber – Broschüren in vier Sprachen aufsetzen ließ. An den touristischen Hotspots sind Studenten mit Flyern unterwegs, am Stausee wurden sogar die Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma in Aufklärung geschult. Und im Gastronomiebereich soll das Label „Safe to Serve“ nicht nur die Mitarbeiter sensibilisieren, sondern auch die Gäste davon überzeugen, dass man wieder bedenkenlos ausgehen kann.

Die Marschroute steht fest: Bei den Besuchern aus dem Ausland setzen die Luxemburger Behörden auf Prävention und Aufklärung. Dabei dürfte das Augenmerk besonders den Gästen aus Belgien und den Niederlanden gelten, wo Masken bis zuletzt kaum eine Rolle gespielt haben. Die Vermutung, dass ein scheinbar argloser Umgang der Touristen mit den geltenden Sicherheitsbestimmungen zu den hohen Infektionszahlen beigetragen hat, will Delles aber nicht kommentieren.

Die entsprechende Frage beantwortet der Politiker mit dem Hinweis, dass es einen guten Grund für Regeln gibt und die hygienischen Bestimmungen auch eingehalten werden müssten. „Nur wenn alle die Barriere-Gesten einhalten, können wir die Pandemie in den Griff bekommen“, unterstreicht Delles.

Das Problem mit den Masken

Bestimmungen, die von einer überwältigenden Mehrheit der Besucher akzeptiert werden, wie Linda Gedink weiß. „Allgemein passen sich die Touristen an“, betont die Generalsekretärin der Camprilux. Diskussionen blieben zwar nicht aus, hielten sich aber größtenteils in Grenzen: „Wenn überhaupt, dann geht es um die Einstellung gegenüber Masken“, so Gedink. Tatsächlich werden in Luxemburg vor allem die Besucher aus den Niederlanden mit einem Paradigmenwechsel konfrontiert. Die holländischen Behörden gehen nämlich von der Annahme aus, dass Masken im Kampf gegen das Virus kaum etwas ausrichten.

„In dem Fall aber klären wir unsere Gäste auf. Es ist halt Gesetz und dann haben sie sich auch daran zu halten“, stellt Gedink fest. Besucher, die sich nicht an die Maskenpflicht halten, bringen nicht nur ihre Mitmenschen in Gefahr, sondern die gesamte Branche. So müssen die Betreiber der Campingplätze mit ernsten Folgen rechnen, sollten sich die Gäste nicht an die Regeln halten. Im Ernstfall steht sogar die Handelsermächtigung auf dem Spiel.

An die Betreiber ergeht der Aufruf von Camprilux, die Einhaltung der Bestimmungen streng zu kontrollieren. „Damit sollte man nicht spaßen“, unterstreicht Linda Gedink. „Wenn die Gäste das nicht akzeptieren, sollen sie ihren Urlaub woanders verbringen. Dieses Jahr gelten nun mal andere Regeln. Daran müssen wir uns alle halten.“ Gleichzeitig springt Camprilux ihren Mitgliedern mit Ratschlägen zur Seite, wie sie ihren Betrieb optimal auf die neuen Bedingungen einstellen können. Einen entsprechenden Leitfaden können die Campingplatzbetreiber jederzeit auf der Webseite des Landesverbandes abrufen.

„Der Schaden war angerichtet“

Auf dem Spiel steht nämlich nichts weniger als das Überleben des Campingtourismus in Luxemburg. Von fast 950.000 Übernachtungen entfallen laut Camprilux fast 96 Prozent auf den Zeitraum zwischen April und Oktober. Allein auf Juli und August entfallen etwas mehr als die Hälfte der Buchungen, wobei dieser Zeitraum bis zu 80 Prozent des Jahresumsatzes ausmacht. Für viele Betriebe war es demnach unabdingbar, dass sie während genau dieser Monate öffnen konnten.

Vor diesem Hintergrund kam die zweite Infektionswelle den Betreibern Mitte Juli höchst ungelegen. Vor allem die Ankündigungen aus Deutschland und Belgien, Rückkehrer aus Luxemburg mit einer Quarantäne zu belegen, dürfte vielen das Sommergeschäft nach einem zunächst vielversprechenden Auftakt nachträglich vermiest haben. Laut Gedink hat es zu jener Zeit nur so von Absagen gehagelt.

„Dabei konnten wir die meisten Urlauber aus Belgien noch davon überzeugen, dass es in Luxemburg nicht gefährlicher ist als in ihrer Heimat. Wenn man aber nach drei Tagen Urlaub zwei Wochen lang in Quarantäne muss, bleibt man lieber zu Hause“, so die Betreiberin des „Camping Auf Kengert“. Ähnlich erging es den Campingplätzen in Luxemburg auch mit den Besuchern aus dem Vereinigten Königreich, von denen die meisten ihren Urlaub aufgrund der Quarantänebestimmungen ebenfalls storniert haben.

Tourismus bleibt ein heikles Thema in Corona-Zeiten. Das zuständige Ministerium setzt auf Aufklärung. Dennoch scheinen Masken an vielen touristischen Hotspots eher Fehlanzeige zu sein. 
Tourismus bleibt ein heikles Thema in Corona-Zeiten. Das zuständige Ministerium setzt auf Aufklärung. Dennoch scheinen Masken an vielen touristischen Hotspots eher Fehlanzeige zu sein.  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

„Dieses Jahr ist alles anders“, sagt Linda Gedink seufzend. Es sei ein ständiges Auf und Ab: „Wir sind ständig dabei, unsere Gäste am Telefon aufzuklären, Reservierungen zu ändern oder Gutscheine auszustellen.“ Und wenn es schon nicht läuft, kommt noch Pech hinzu: Gleich zweimal wurde Luxemburg in den vergangenen Monaten von niederländischen Medien fälschlicherweise zu jenen Ländern gezählt, die für Reisende geschlossen seien. „Das Telefon stand nicht mehr still“, erinnert sich die Camprilux-Generalsekretärin. „Die Zeitungsgruppe hat die Berichte im Netz zwar verbessert, doch der Schaden war angerichtet.“

So mutet es fast wie ein Wunder an, dass das „Camping Auf Kengert“ und andere Betreiber dieses Jahr noch mit einem blauen Auge davonkommen. „Unsere Kosten sind für dieses Jahr gedeckt“, bestätigt Gedink. Ähnliches sei auch von anderen Campingplätzen zu hören. Aufgrund des schönen Wetters seien viele Betreiber noch in der Lage gewesen, die Saison zu retten. Bange wird der Generalsekretärin von Camprilux aber beim Blick auf das kommende Jahr.

Wegen der Pandemie hätten viele Urlauber auf eine Rückzahlung ihrer Gebühren verzichtet und sich einen Gutschein ausstellen lassen, meint Gedink. Irgendwann aber müssen diese Übernachtungen eingelöst werden. „Spätestens dann fehlt das Geld in den Kassen“, befürchtet sie – und richtet deswegen einen Aufruf an die Behörden, sich jetzt schon Gedanken über mögliche Unterstützungen zu machen.