PetingenBürgermeister Jean-Marie Halsdorf: „Was zählt, ist, was hinten rauskommt“

Petingen / Bürgermeister Jean-Marie Halsdorf: „Was zählt, ist, was hinten rauskommt“
Als Helmut-Kohl-Verfechter ist Jean-Marie Halsdorf der Ansicht, dass viele Wege zum Ziel führen können, wenn man einen Konsens findet Foto: Editpress/Tania Feller

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Seit Juni ist Jean-Marie Halsdorf (CSV) Bürgermeister von Petingen. Das Amt bekleidete er schon vor Jahren, doch in der Zwischenzeit hat sich viel geändert. Ein Gespräch mit dem ehemaligen Minister über u.a. die Petinger Hauptprobleme Parkplätze und Lärm, über Grünzonen, die Musikschule und warum der Bau von „Maisons relais“ und Kinderkrippen absolute Priorität hat.

Erfahrener Politiker

Jean-Marie Halsdorf wurde 1988 erstmals in den Petinger Gemeinderat gewählt, von 2000 bis 2004 hatte er schon einmal das Bürgermeisteramt inne. 1994 wurde er ebenfalls in die Chamber gewählt, von 2004 bis 2013 war er Innen- und Verteidigungsminister.

Tageblatt: Herr Halsdorf, ehe wir über Petingen reden: Warum wollten Sie nicht mehr für die Chamber kandidieren?

Jean-Marie Halsdorf: Es war eine gute Gelegenheit, das zu tun, was ich als Innenminister stets gepredigt habe, nämlich eine Trennung der Mandate. Ich muss auch jetzt im Nachhinein sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Eine Gemeinde ist quasi ein mittelgroßes Unternehmen. Das, was ich nun hier mache, kann man nicht ernsthaft tun, wenn man auch im Parlament sitzt. Da mögen einige böse sein, wenn ich das sage, aber es ist zu viel Arbeit. Die Chamber hat sich in den vergangenen Jahren geändert, es gibt dort viel mehr Arbeit für die Abgeordneten. In der Partei hat man natürlich nicht mit Freude reagiert und man wollte schon, dass ich noch einmal kandidiere.

Das Kapitel Nationalpolitik ist definitiv abgehakt?

Für mich ja.

In Petingen bevorzugen Sie eine Koalition mit der LSAP.

Ich wollte, dass wir hier mit der gleichen Koalition weitermachen wie bisher. Unsere beiden Parteien haben gut zusammengearbeitet und auch jetzt schreitet unsere Arbeit sehr gut voran. Es besteht gegenseitiges Vertrauen und das ist die beste Basis für gute Arbeit.

Die Zusammenarbeit zwischen CSV und LSAP sei in Petingen in den vergangenen Jahren gut gelaufen, sagt Halsdorf
Die Zusammenarbeit zwischen CSV und LSAP sei in Petingen in den vergangenen Jahren gut gelaufen, sagt Halsdorf Foto: Editpress/Tania Feller

Was unterscheidet Sie von Ihrem Vorgänger Pierre Mellina?

Jeder Mensch ist anders, aber die Basis unserer Entscheidungen und die Zielsetzungen sind genau die gleichen. Wir machen weiter mit einer vorsichtigen Finanzpolitik, was aber nicht einfach werden dürfte, da die Kosten ziemlich steigen, schon alleine die Löhne werden voraussichtlich um 18 Prozent steigen, die Syndikate werden teurer, beim TICE zum Beispiel müssen wir wahrscheinlich nächstes Jahr 800.000 Euro mehr bezahlen.

Also keine großen Unterschiede?

Das Motto bleibt das gleiche wie vorher, mit kleinen Verbesserungen: Die Lebensqualität in der Gemeinde wird großgeschrieben. Ich möchte, dass sich die Menschen hier wohlfühlen. Wir wollen zum Beispiel wesentlich mehr Grünflächen in der Gemeinde anlegen. Heute (am Montag, dem 23. Oktober, Anm. d. Red.) werde ich im Gemeinderat ankündigen, dass wir unseren Umweltservice vergrößern werden. Dieser Dienst wird komplett neu organisiert, unter anderem werden wir einen neuen Umweltspezialisten einstellen. Wir wollen eine neue Philosophie in dem Bereich. Bis dato haben wir viel zusammen mit anderen Gemeinden getan, nun wollen wir mehr Eigeninitiativen nehmen. Wir müssen innovativer werden. Ein Beispiel: das Thema Müllvermeidung.

Welche Pläne haben Sie für Petingen?

Einige: Zum Beispiel bei der Überarbeitung des PAG, der alle sechs Jahre kontrolliert werden muss, werden wir die Öffnung des Bauperimeters so klein wie möglich halten. Das Bauen müssen wir etwas bremsen, weil das ja auch mit sich bringt, dass man mehr Schulen, „Maisons relais“ und Kinderkrippen braucht. Bei den „Maisons relais“ fehlten 500 bis 600 Plätze – ein Mangel, den wir dabei sind, aufzuarbeiten. In zwei, drei Jahren wird das getan sein. Momentan ist eine neue „Maison relais“ in Petingen bereits im Bau: neben dem Hotel „Threeland“. In Rodange ist eine in Planung: Dort werden die Bauarbeiten voraussichtlich nächstes Jahr beginnen. Sie ist Teil eines Projekts von 72 Millionen Euro. Dort entsteht im Dorfzentrum neben der Schule „Neiwiss“ eine neue Schule mit „Maison relais“, Sporthalle und unterirdischem Parkhaus: Baubeginn soll 2024 sein.

Ich bin ein Mensch, der stets den Konsens sucht

Jean-Marie Halsdorf, Petinger Bürgermeister

Welche Projekte werden demnächst abgeschlossen?

Die Musikschule wird dieses Jahr fertig werden. Das Parkhaus unter der Schule mit rund 100 Stellplätzen ist bereits geöffnet, die Schule selbst wird im kommenden Januar öffnen, der Festsaal mit fast 300 Sitzplätzen wird zum Nationalfeiertag eröffnet. Das derzeitige Schulgebäude wird abgerissen und der Platz dem Pflegeheim für mögliche Vergrößerungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Ein anderes Projekt ist die Neugestaltung des Marktplatzes, der mehr begrünt werden soll. Zudem sollen zehn Parkplätze hinzugefügt werden, darunter sechs mit E-Ladesäulen.

Apropos Parkplätze: Außerhalb der Bürostunden und an den Wochenenden steht der Parkplatz beim Bahnhof in der Niederkorner Straße voll geparkt mit Lieferwagen. Was gedenkt die Gemeinde, dagegen zu tun?

Diesbezüglich haben wir einen Plan: Wir werden spezielle Parkplätze für Lieferwagen einrichten, in der rue Jos Moscardo in Rodange, ebenso in Lamadelaine in der rue du Vieux moulin. Auch planen wir ein Parkhaus mit einer, vielleicht zwei Etagen gegenüber dem Friedhof in Petingen. Dort würde dann das Untergeschoss Lieferwagen vorbehalten sein.

 
  Foto: Editpress/Tania Feller

Sie gaben eine vorsichtige Finanzplanung als eine Priorität an. Letztes Jahr hatte Petingen eine niedrige Schuld. Wird es dabei bleiben?

Momentan haben wir eine Pro-Kopf-Verschuldung von 90 Euro. Allerdings verteuerten sich einige Projekte. Die Musikschule wurde um die fünf Millionen teurer, als wir dachten. Ich glaube aber, dass wir über genügend Reserven verfügen, um das aufzufangen. Auch die Schule mit „Maison relais“ in Lamadelaine wird nun teurer.* Die Projekte, die jetzt abgeschlossen werden, können wir alle noch finanzieren, doch bei neuen müssen wir noch prüfen, wie groß unser Handlungsspielraum ist.

Wie sieht es mit dem Thema Wohnungsbau aus?

Es gibt das Projekt „Neiwiss 2“, wo sich junge Haushalte melden können, um ein Grundstück zu erwerben. Die Preise sind nach dem Einkommen gestaffelt, doch bis dato sind erst zwei von zwanzig verkauft. Es ist eben deutlich schwieriger geworden, sich Geld zu leihen. Wir werden das Projekt noch einmal neu ausschreiben. Falls das zu nichts führt, werden wir die Wohnungen vielleicht über Erbpacht vermieten oder aber die Gemeinde wird selber bauen.

Sie sagten eingangs, Sie möchten, dass sich die Menschen in der Gemeinde wohlfühlen. Was sind die häufigsten Beschwerden, die Bürger an die Gemeindeverwaltung herantragen?

Parkplatzprobleme und Lärm. Wir werden zwei weitere „Agents municipaux“ einstellen, insgesamt werden es dann acht sein. Wir geben uns diesbezüglich eine neue Strategie. Sie sind das Erscheinungsbild unserer Gemeinde und wenn sie sich dumm benehmen, schadet das der Gemeinde. Sie sollen einerseits konsequent sein, andererseits aber Fingerspitzengefühl beweisen. Wenn zum Beispiel jemand seinen Wagen beim Friedhof abstellt, um kurz Blumen auf ein Grab zu legen, soll diese Person keinen Strafzettel bekommen. Wir werden an einigen Orten Parkmeter installieren, bei denen man nach Angabe seines Nummernschildes ein Ticket für eine Stunde gratis Parken erhält. Im Gegensatz zum Parken mit einer Parkscheibe kann man so maximal nur eine Stunde parken. Damit wollen wir Dauerparker aus dem Zentrum bannen. Das Parkhaus unter der Musikschule ist momentan noch gratis, doch die geschlossenen Parkhäuser werden in Zukunft alle gebührenpflichtig sein. Ein anderes Problem ist das Parkhaus beim Bahnhof in Rodange: Es ist nur zu 20 bis 30 Prozent ausgelastet; wir werden unbedingt untersuchen, weshalb das der Fall ist. Die Lösung der Parkplatzproblematik ist definitiv eine der Prioritäten der aktuellen Mehrheit im Gemeinderat.

Welche Ideen gibt es für die Zukunft?

Eventuell ein Jugendhaus in Rodange, aber das ist momentan nur eine Idee. Da alles so teuer geworden ist, müssen wir Prioritäten setzen; alles können wir nicht finanzieren. Absolute Prioritäten sind „Maisons relais“ und Kinderkrippen. Mittel- bis langfristig soll hinter „A Rousen“ ein kleiner Park entstehen, eine grüne Lunge für unsere Gemeinde. Auch werden wir schauen, wo wir in den bestehenden Grünzonen eventuell Grillecken einrichten können.

Herr Halsdorf, wie würden Sie sich als Mensch beschreiben?

Ich bin ein Mensch, der stets den Konsens sucht. Ich bin ein Helmut-Kohl-Verfechter, der ja sagte: „Das, was zählt, ist, was hinten herauskommt.“ Ein Satz, der im Grunde alles sagt: Es gibt viele Wege, eine Lösung zu finden, die man im Konsens findet. Mir geht es um die Sache. Im Gemeinderat sind wir Politiker für die Gemeinde, nicht für eine Partei, wir arbeiten für das Wohl unserer Bürger, ich arbeite hier nicht für die CSV. Und wenn die Opposition gute Ideen hat, die wir verwenden können, werden wir das tun.


* Am Montag, 23. Oktober, stimmte der Petinger Gemeinderat für einen Zusatzkredit über 3,5 Millionen Euro für Schule und „Maison relais“ in Lamadelaine. Die Gesamtkosten belaufen sich nun auf 19,4 Millionen Euro. Laut dem zuständigen Schöffen André Martins Dias (CSV) sei die Preissteigerung in puncto Baumaterial noch nicht mit eingerechnet. Im Frühjahr müsse wohl noch einmal über einen Zusatzkredit abgestimmt werden.

Hagan
28. Oktober 2023 - 15.54

@ den tutebatty / Bei ihrem trockenem Sarkasmus schreiben sie doch bitte immer hinzu " dies ist ironisch gemeint".

Grober J-P.
28. Oktober 2023 - 10.13

"Es gibt das Projekt „Neiwiss 2“ Dann bitte mal den "Vorzugspreis" ansehen! Grundstückspreis + Bauen, ist was für Besserverdiener. "Grünflächen in der Gemeinde." Zuerst werden Grünflächen "abrasiert" und danach wieder angelegt! "Musikschule wurde um die fünf Millionen als wir dachten". usw.usw. Das ewige Problem in der Politik. Prix fermes et non révisables sind hier nicht drin. Man verdient sehr gut wenn man für die "öffentliche Hand" arbeiten darf.

den tutebatty
28. Oktober 2023 - 10.07

@Hagan Was wollen oder wollten Sie mir beweisen? Erklären Sie mir bitte Ihr " Sehen Sie, na also!" Dem was ich geschrieben habe, ist nichts hinzuzufügen, weil ironisch gemeint.

Hagan
27. Oktober 2023 - 15.12

@ den tutebatty / Sind Apotheker etwas Besonderes? Wissen die immer wovon sie sprechen? Wirklich immer? Sind Sie sich dessen sicher? Sehen Sie, na also!

den tutebatty
27. Oktober 2023 - 11.07

Als Apotheker, wird der Mann wohl wissen wovon er spricht!

plop
27. Oktober 2023 - 8.55

Dat as kloer. Wann do neischt mei rauskennt as ee schlecht drun.

Leila
27. Oktober 2023 - 8.19

Ja, wir sind alle unfehlbar! "Hinten" kann auch für "am Ende" stehen, also trotzdem korrekt gesagt, auch wenn es drollig klingt.

de Jang den Daafen
27. Oktober 2023 - 6.38

Ein Spruch von Kohl. Nicht unbedingt appetitlich.

Urbin
26. Oktober 2023 - 17.35

Wie, wo ,was zählt, ist, was h i n t e n rauskommt .... ????

Jamper
26. Oktober 2023 - 17.31

Den Halsdorf seet: "Was zählt, ist, was hinten rauskommt". Abee joo!