VerkehrBrücke gesperrt und Fährbetrieb beschränkt: Was auf Grenzgänger an der Obermosel zukommt

Verkehr / Brücke gesperrt und Fährbetrieb beschränkt: Was auf Grenzgänger an der Obermosel zukommt
Berufspendler, die die Moselbrücke bei Wormeldingen täglich überqueren, müssen ab Mittwoch besonders viel Geduld aufbringen  Archivfoto: Falk Straub

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Die Verkehrssituation an der Obermosel verschärft sich wohl ab Mittwoch, weil die Sanierung der Moselbrücke bei Wormeldingen beginnt. Zugleich fährt die Fähre in Oberbillig krankheitsbedingt nur eingeschränkt. Dafür bahnt sich aber eine Lösung an, schreibt der Trierische Volksfreund.

Staus gehören für Berufspendler an der Obermosel zum Alltag. Besonders betroffen sind die Orte Temmels und Wellen, wo sich der Grenzverkehr von der Mosel-Brücke nach Grevenmacher aus teils kilometerweit Richtung Oberbillig zurückstaut. Weil ab Mittwoch, 1. März, schon morgens im Berufsverkehr die nächste Brücke moselaufwärts nicht mehr in Richtung Luxemburg befahrbar ist, verschärft sich ab diesem Tag die Verkehrssituation an dieser Stelle weiter. Denn ein großer Teil der rund 7.000 Fahrzeuge, die täglich bei Wincheringen die Mosel überqueren, wird wohl oder übel auf die Brücke in Wellen ausweichen.

Zum luxemburgischen Kirchberg, dem Standort vieler Arbeitsplätze, bedeutet das zwar nur sieben Kilometer Umweg. Doch in Wellen sind schon ohne die zusätzlichen Fahrzeuge täglich 18.000 Autos unterwegs. Vor allem morgens müssen die Berufspendler schon ohne den Verkehr aus Wincheringen mehr Zeit einplanen. Die zusätzlichen Autos könnten die ohnehin angespannte Situation noch weiter verschärfen, lautet die Befürchtung.

Fähre für Pendler: Deswegen fährt die Sankta Maria II nur bis 13 Uhr

Vor allem morgens müssten die Betroffenen mehr Zeit einplanen. Denn während der Sanierung der Brücke bei Wincheringen bleibt sie laut der luxemburgischen Straßenbaubehörde als Einbahnstraße in Richtung Deutschland befahrbar. Die Sperrung gilt nur in Richtung Luxemburg. Insofern könnten Berufspendler zumindest auf dem Heimweg den gewohnten Weg fahren. Auch diese Einbahnstraßenregelung führte schon zu Kritik. Die luxemburgische Straßenbauverwaltung verwies jedoch darauf, dass diese Lösung, im Gegensatz zu wechselnden Verkehrsführungen morgens und abends oder zu einer Ampelschaltung, am sichersten sei.

Die Arbeiten an der Brücke dauern voraussichtlich bis zum 15. November. Daran, dass bis dahin in Wellen und Grevenmacher noch mehr Verkehr zu erwarten ist, zweifelt niemand. Hinzu kommt, dass zurzeit eine weitere Alternative nur eingeschränkt verfügbar ist. Die elektrobetriebene Moselfähre Sankta Maria II schippert nur zu eingeschränkten Zeiten über den Fluss. Statt von 6.30 Uhr bis 20 Uhr fährt sie seit mehreren Monaten an den Wochentagen nur von 6.30 Uhr bis 13 Uhr. Ein Zeitfenster, das für den durchschnittlichen Berufspendler definitiv zu klein ist.

Doch warum lässt die Ortsgemeinde Oberbillig die Fähre während der Bauphase nicht häufiger fahren? Würde sie die Fährzeiten ausweiten, könnte sie schließlich sogar mehr Geld in die Gemeindekasse spülen. Ähnlich hat es Oberbillig beim Neubau der Grenzbrücke zwischen Wellen und Grevenmacher im Sommer 2013 gehandhabt, als diese vier Monate lang wegfiel. Damals hat die Gemeinde den Betrieb ausgeweitet, indem neben den Fährleuten zusätzliche Kassierer eingestellt wurden. Warum klappt das dieses Mal nicht?

Der Oberbilliger Ortsbürgermeister Andreas Beiling erklärt auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds: „Personal zum Kassieren zu finden, ist nicht mein Problem. Mein Problem ist derjenige, der die Fähre führen darf.“ Einer der Fährmänner, die für die Ortsgemeinde arbeiten, sei schon längere Zeit erkrankt. Deshalb kann die Sankta Maria II laut dem Ortschef nicht im Zwei-Schichten-Betrieb fahren. „Ich habe ja eigentlich einen dritten Fährmann“, führt Beiling aus. Die Stelle könne er deshalb nur befristet ausschreiben. Und angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt mit akutem Fachkräftemangel wolle zurzeit niemand befristet arbeiten.

Zweite Moselbrücke und zweite Fähre

Im Rahmen der Moselkanalisierung wurde die Moselbrücke zwischen Wincheringen und Wormeldingen 1964 eröffnet. Sie kostete damals umgerechnet rund 850.000 Euro. Eine erste Brücke stammte aus dem Jahre 1890. Sie wurde 1944 im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die neue Brücke wurde etwa 100 Meter flussaufwärts vom alten Standort entfernt gebaut.

Die Elektrofähre Sankta Maria II hat 2017 ihre Vorgängerin, die Dieselfähre Sankta Maria, abgelöst. Sie gilt weltweit als erste solargetriebene Fähre auf einem Binnengewässer. Die Kosten für die Anschaffung von 1,7 Millionen Euro haben sich die deutsche Ortsgemeinde Oberbillig und die luxemburgische Gemeinde Mertert/Wasserbillig geteilt. 600.000 Euro hat die EU aus einem Fördertopf für interregionale Zusammenarbeit beigetragen. Den Betrieb stemmt Oberbillig alleine.

Eine Alternative?

Beiling hegt aber Hoffnung, dass er den langfristigen Ausfall seines Fährmanns, der voraussichtlich im Sommer wieder zur Verfügung steht, kompensieren kann. Einerseits sei noch ein Bewerbergespräch geplant, das bisher trotz der Befristung des Jobs nicht abgesagt worden sei, sagt der Ortschef. Andererseits hat Beiling für die Zeit der Brückensperrung ein alternatives Schichtmodell vor Augen.

Er rechnet vor: Wenn er sieben Tage pro Woche mit jeweils zwei Schichten abdecken wolle, müsse er 14 Schichten besetzen. Mit zwei Fährmännern sei es nur möglich, zehn davon auszufüllen. Allerdings habe er noch zwei Aushilfen, die jeweils eine weitere Schicht abdecken könnten. So wäre es möglich, den Fährbetrieb für insgesamt zwölf Schichten in der Woche ganztags aufrechtzuerhalten. Beiling will die Öffentlichkeit informieren, wenn ihm dieser Kniff gelingen sollte. Denn dann könnte die Sankta Maria II womöglich schon ab der zweiten Arbeitswoche in Wincheringen, die am 6. März beginnt, montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr fahren.

Mit diesen Fährzeiten wäre die Elektrofähre Sankta Maria II (siehe Infokasten) eine echte Alternative zur Grenzbrücke zwischen Wellen und Grevenmacher. Denn die Pendler kämen auch abends wieder per Fähre zurück nach Deutschland zu ihren Familien.

trotinette josi
1. März 2023 - 9.39

Nichts Neues. Luxemburg ist eh eine einzige Baustelle.