ReiseberichtBitte nicht anklopfen: Letzte Erzählungen aus Laos

Reisebericht / Bitte nicht anklopfen: Letzte Erzählungen aus Laos
Wunder der Natur: der Wasserfall am Bolaven-Plateau Foto: Laila Bintner

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Wo Geister leben und was vom Reisen bleibt, sind Fragen, die bei meiner Reise durch Laos aufkommen. Ich verbringe einige Tage in ländlichen Gegenden im Süden des Landes, wo ich in dem Dorf eines indigenen Volkes übernachte und von dem Leben dort lerne. Es geht weiter in zwei Städte im Norden, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Meine Zeit im Laos endet schließlich in den Bergen und mit Gedanken darüber, was das Land für mich ausmacht. Weitere Eindrücke von unterwegs.

Knapp 700 Menschen leben hier in nur 30 Häusern
Knapp 700 Menschen leben hier in nur 30 Häusern Foto: Laila Bintner

„Ihr dürft auf keinen Fall an eine der Hütten klopfen“, warnt C.: „Damit würdet ihr böse Geister über das Dorf bringen.“ Er bleibt vor dem zweistöckigen hölzernen Haus auf Stelzen stehen, das er sich mit über zwanzig Familienmitgliedern teilt. Hier im Dorf, meint er, kommen auf die ungefähr 700 Einwohner nur 30 Häuser. Die Einwohner gehören zum indigenen Volk der Katu, das an einigen abgelegenen Orten in Laos und Vietnam lebt.

Die Katu haben eine eigene Sprache und Kultur. Sie praktizieren Animismus, einen Glauben, nach dem alles auf der Erde einen Geist hat – selbst unbelebte Dinge. Tieropfer gehören zu den wichtigsten animistischen Ritualen und sollen böse Geister vertreiben. Würde jemand an eine der Hütten im Dorf klopfen, müsste die dort lebende Familie einen Büffel opfern.

C. klärt uns über die Traditionen und Sitten der Katu auf. Er ist einer der wenigen Bewohner, der das Dorf für eine Weile verlassen hat. Er hat in Vietnam studiert, ist aber schon länger zurück und hat ein Gasthaus eröffnet, wo wir übernachtet haben.

Fantastisches Farbenspiel auf dem Bolaven-Plateau
Fantastisches Farbenspiel auf dem Bolaven-Plateau Foto: Laila Bintner

Jeden Morgen organisiert er eine Führung durch das Dorf und über die anliegende Kaffeeplantage. Ich nehme daran teil und lerne so viel über das Leben hier. Es gibt keine Schulbildung und die Ernte von Kaffee ist für die meisten Einwohner die einzige Einnahmequelle. Viele von ihnen denken, dass die Erde flach ist und Touristen nie arbeiten müssen. In westlichen Ländern würde Geld einfach hergestellt werden, das die Bewohner dann geschenkt bekommen. Davon könnten sie sich das Reisen leisten.

Ich werfe einen letzten Blick zurück. Der Dorfplatz liegt, bis auf einige Kühe und Hühner, leer in der trüben Mittagssonne. Ich habe das Gefühl, das Leben dort bloß gestreift zu haben. Für einen Abend und einen halben Tag habe ich das Leben der Menschen dort geteilt oder zumindest besucht. Jetzt werde ich weiterreisen, während das Leben für sie hier weitergehen wird. In einigen Stunden werden sie von der Arbeit auf den Feldern zurückkommen, zu Abend kochen, schlafen gehen. Neue Touristen werden gekommen sein. C. wird morgen eine weitere Führung leiten und den Reisenden das erzählen, was auch ich heute gelernt habe.

Vang Vieng ist nicht die beliebteste Station unserer Backpackerin
Vang Vieng ist nicht die beliebteste Station unserer Backpackerin Foto: Laila Bintner

Wo ich morgen sein werde, weiß ich noch nicht, aber ich werde weg sein. Die Eindrücke werden bleiben, aber was mache ich mit ihnen? Ich lerne und lebe so viel Verschiedenes hier. Manchmal frage ich mich, ob ich die Einzelteile je zu einem Ganzen zusammenfügen kann.

Die Übernachtung im Gasthaus von C. war die erste Station auf meiner dreitägigen Reise über das Bolaven-Plateau. Das ist eine Hochebene in Südlaos, die für ihre vielen Wasserfälle, Kaffeeplantagen und kleinen Dörfer bekannt ist. Eigentlich hatte ich nicht vor, diesen Teil von Laos zu erkunden, aber eine Bekannte hat mich überzeugt, spontan mit ihr und zwei Freunden loszufahren. Ich bereue das nicht, denn ich lerne an diesen wenigen Tagen eine Seite des Landes kennen, die sich authentisch anfühlt.

Nach drei Tagen kehre ich für einige Stunden in die Stadt Pakse zurück. Hier überbrücke ich die Zeit bis zu meinem Nachtbus, der mich nach Vang Vieng im Norden von Laos bringen wird. Die Nachtbusse in Laos haben einen schlechten Ruf in der Backpacker-Community. In ihnen ist kein Platz für Privatsphäre. Die kleinen Betten, die kaum größer als ein durchschnittliches Einzelbett sind, muss man sich mit einer Person teilen. Reist man alleine, wird man mit einer fremden Person zusammengelegt. Ich habe Glück und lerne vor der Fahrt eine Backpackerin kennen, mit der ich mir ein Bett teilen kann.

Auf den Straßen in Laos geht es mitunter eher gemächlich voran
Auf den Straßen in Laos geht es mitunter eher gemächlich voran Foto: Laila Bintner

Vang Vieng: ehemalige Partyhochburg

In den ersten Minuten weiß ich bereits: Ich werde Vang Vieng nicht mögen. Die umliegenden Karstfelsen verleihen der Stadt zwar eine atemberaubende Kulisse, aber die Atmosphäre hier ist merkwürdig. In den Zweitausendern hat sich Vang Vieng plötzlich von einem kleinen Dorf zu einer der Partyhochburgen Südostasiens gewandelt. Für billige Drogen und noch billigeren Alkohol kamen Tausende Touristen wöchentlich in das einstige Bauerndorf.

Die wildesten Tage sind jetzt schon lange vorbei, da die Regierung hart durchgegriffen hat. Nun versucht Vang Vieng statt Partytouristen eher Naturliebhaber und Abenteuerlustige anzuziehen. Hier werden die verschiedensten Outdoor-Sportarten angeboten: Von Wandern und Ziplining bis zu Höhlenexpeditionen und Heißluftballonfahrten ist alles dabei. Für mich fühlt sich Vang Vieng etwas wie ein Vergnügungspark für Touristen an. Ich bin froh, als ich die Stadt nach zwei Tagen verlasse.

Luang Prabang: ein Unesco-Welterbe

Schlendern durch Luang Praband 
Schlendern durch Luang Praband  Foto: Laila Bintner

Es geht weiter an einen hübscheren Ort: Luang Prabang. Die ehemalige Königsstadt ist von der Unesco als Welterbe anerkannt und zählt zu den wichtigsten touristischen Zielen des Landes. Hier gibt es einen Palast, zahlreiche Tempelanlagen und französische Kolonialarchitektur. Ich habe das Gefühl, Stunden durch die Straßen dieser Stadt schlendern zu können. Im Kontrast zu vielen anderen Städten in Südostasien geht es hier ruhig zu. Es gibt kaum Verkehr, und Menschenmassen trifft man nur auf dem Nachtmarkt an.

Überhaupt kommt mir die Atmosphäre in Laos entspannter vor als in Kambodscha oder Vietnam. Dort ist oft alles viel hektischer. In kambodschanischen Städten zum Beispiel versucht an jeder Ecke jemand lautstark, einem eine Tuk-Tuk-Tour oder Taxifahrt anzudrehen. Hier ist es hingegen an vielen Orten beruhigend still. Ich lasse meine Zeit in Laos im hohen Norden des Landes ausklingen. In einem kleinen Dorf miete ich mit Freunden Holzbungalows am Mekong. Dort liege ich in einer Hängematte und blicke auf den Fluss und die Berge hinaus. Kleine Hütten, grünes Wasser und die Idee von einem langsameren Leben. Ich denke, so werde ich Laos in Erinnerung behalten.

Zusammen die Seele baumeln lassen
Zusammen die Seele baumeln lassen Foto: Laila Bintner

Zur Person

Laila Bintner wurde im November 2002 geboren und ist in Lintgen aufgewachsen. Sie ist am Fieldgen zur Schule gegangen und hat während ihrer Schulzeit ein Praktikum beim Tageblatt absolviert. In Berlin hat sie allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft sowie Politikwissenschaft als Nebenfach studiert. Von April bis August ist sie auf eigene Faust durch Südostasien gereist und berichtet über ihre Erfahrungen.

Von ihrer Reise sind bisher folgende Artikel erschienen: 
– One-Way-Ticket ins große Abenteuer (18. Juli 2023)
– Spaziergänge durch Hanoi (24. Juli 2023)
– Vollmond in Nordvietnam: Weiterreisen in den Bergen Vietnams (31. Juli)
– Zwei Wochen, 1.600 Kilometer: Vietnam von oben nach unten (7. August)
– Kultur und Geschichte Kambodschas (16. August)
– Das Ende der Erde: Eine Woche auf einer einsamen Insel (22. August)
– Ein Ende und ein Anfang: Von Kambodscha nach Laos  (31. August)
Welten am Mekong: Unterwegs in Südlaos (12. September) 

plop
25. September 2023 - 9.13

Scheinen Bericht. Ech hu selwer, dat heescht meng Fra, Famill am Laos. Ech hun e puer Meint do um Land verbruecht. Ass alles net esou roseg wei Touristen matkreien. Dei gesin emmer nemmen dei schein Facade
Fir dann erem heem an den Luxus ze kommen.

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