EditorialAuch Jüngere versagen im Umgang mit dem Internet – Gesetzgeber gefordert

Editorial / Auch Jüngere versagen im Umgang mit dem Internet – Gesetzgeber gefordert
Das Internet: unendliche Weiten, unendliche Gefahren Foto: AFP

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Wenn ein 57-Jähriger mit jüngeren Leuten über sein Misstrauen im Umgang mit Web-Seiten redet, erntet er nicht selten mitleidsvolle Blicke. Dabei sind selbst die sogenannten „digital natives“ nicht immer sattelfest, wenn es um das World Wide Web geht. Auch sie geraten in Fallen, verkennen mitunter die Konsequenzen eines Klicks.

Dabei müssen diese Fallen nicht unbedingt einen betrügerischen Hintergrund haben. Es reicht, dass Web-Seiten irreführend sind, verwirrend und leicht dazu führen können, etwas Falsches zu tun. Etwas, was der Nutzer nicht beabsichtigt, beziehungsweise wobei ihm nicht klar ersichtlich ist, was die Konsequenzen sein könnten.

Ein Beispiel: F., ein junges Mädchen aus dem Osten des Landes, wollte sich bei einer Universität in Deutschland über ein Fernstudium informieren. Wohl bemerkt: informieren. Sie wollte per Mail oder per Post alles erfahren über Praktiken, Möglichkeiten und vor allem den Kostenfaktor eins solchen Studiums. Die junge Frau habe, wie sie plausibel schildert, niemals einen Vertrag abschließen wollen. Scheinbar hat sie genau das aber trotzdem getan. Blauäugig? Getäuscht? Unterm Strich bleibt, dass sie nun ein Problem hat, nämlich eine Art Vertrag, der über Internet drei Jahre läuft und sie insgesamt 14.000 Euro kosten kann. Klingt nach Wahnsinn, ist aber eine Realität – eine bittere.

In ihrer Not wendet F. sich an das Europäische Verbraucherzentrum. Dort habe man sich ihrer schnell angenommen und sie kompetent beraten, sagt die junge Frau. Sie wirkt verzweifelt. Sie habe jüngst einen Auto-Leasing-Vertrag unterschrieben, sagt sie. Auf Papier, mit ihrer Unterschrift und der ihres Vaters. Mehrere persönliche Kontakte mit dem Verkäufer seien dem vorausgegangen.

Was F. nicht vollumfänglich begriffen zu haben scheint, ist, dass das Internet anders ist. Schneller, was viele als Vorteil empfinden. Unbarmherziger aber auch, wenn es darum geht, aus einer ungewollten Nummer herauszukommen.

F. ist nur ein Beispiel unter vielen. Sie alle zeigen, dass es oft an Reife fehlt, und dass Handlungsbedarf besteht. Vor allem, wenn es darum geht, Klarheit zu schaffen. Klarheit, um zu verhindern, dass jemand unbeabsichtigt das Falsche anklickt. Ja, die Anbieter können erwidern, dass durchaus alles klar und sauber ist, dass jemand, der etwas anklickt, im Bilde gewesen sein müsse. Genau das ist aber oft nicht der Fall.

Deshalb muss die Bringschuld beim Anbieter liegen, nicht beim Verbraucher. Online-Angebote müssen „Idioten“-sicher sein. Der Gesetzgeber muss handeln, den Schutz des Konsumenten an oberste Stelle rücken und ihn verteidigen. Jedenfalls mehr, als das heute der Fall ist.

Das Web braucht eindeutig einen besseren Verbraucherschutz. Allerdings sollte man Gesetzen nicht alles aufbürden. Präventive Maßnahmen und vollumfängliche Aufklärung müssen dazu beitragen, die Wege im weltweiten Netz auszuleuchten und auf Gefahren aufmerksam zu machen. Eigenverantwortung, besonders die Pflicht, sich zu informieren, sollte auch nicht unterschätzt werden.

Im Zweifelsfalle sollte man die Finger vom Netz lassen. Ob mit 57 oder 23 Jahren. An den Anbietern liegt es, für mehr Vertrauen zu sorgen.

Victor
11. Juli 2023 - 12.08

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