LuxemburgArbeitslosenquote bleibt hoch, während die Zahl der Jobs ungewöhnlich langsam wächst

Luxemburg / Arbeitslosenquote bleibt hoch, während die Zahl der Jobs ungewöhnlich langsam wächst
Der Luxemburger Arbeitsmarkt spürt die langsamer drehende Wirtschaft: Die Arbeitslosenquote liegt mittlerweile bei 5,6 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 4,9 Prozent. Foto: Christian Muller

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Im Februar ist die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche hierzulande leicht zurückgegangen. Dennoch sind heute viel mehr Menschen auf der Suche nach einem Job als vor einem Jahr. Die Zahl der freien Stellen insgesamt wächst derweil ungewöhnlich langsam. Es zeigt sich deutlich, dass die Konjunktur ins Stocken geraten ist.

Ende Februar waren hierzulande insgesamt 18.166 Menschen als arbeitssuchend bei der Arbeitsagentur ADEM eingeschrieben. Das sind zwar rund 150 Personen weniger als vor einem Monat, doch über 2.500 mehr als vor einem Jahr.

Verglichen mit Juni 2022, dem besten Monat der letzten Jahre, ist es ein Plus von mehr als 4.500 Personen. Damals war die Zahl der Arbeitslosen auf den tiefsten Punkt seit Oktober 2011 gefallen. Zuvor, im April 2020, war die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Menschen, bedingt durch den Corona-Stillstand, auf 20.253 in die Höhe geschnellt.

Wie bereits in den Monaten zuvor wurden die stärksten Anstiege bei den am besten qualifizierten Arbeitssuchenden sowie bei jungen Menschen unter 30 Jahren verzeichnet, schreibt die ADEM am Mittwoch in einer Pressemeldung. Die Zahl der Arbeitssuchenden mit Hochschulabschluss ist seit Mitte 2022 von etwa 1.600 auf über 2.700 gestiegen.

Was die Berufe anbelangt, so wurden jetzt im Februar die größten Zuwächse an Arbeitssuchenden im Baugewerbe, im Finanz- und Immobiliensektor, in der Industrie, der Informatik und der Buchhaltung gemessen.

Luxemburgs Wirtschaft dreht derzeit langsamer als gewöhnlich. Laut einer ersten Schätzung geht Statec mittlerweile von einem Minus von 1,1 Prozent im Jahr 2023 aus. Nach sieben Quartalen mit positiven Wachstumsraten waren die Zahlen im letzten Quartal 2022 erstmals ins Minus gerutscht. Besonders schlecht sah es letztes Jahr im Baugewerbe und im Finanzsektor aus.

Zahl der Neuanmeldungen steigt

Die Zahl der monatlichen Neuanmeldungen ist im Februar weiter gestiegen. Insgesamt 3.307 Menschen (16,2 Prozent mehr als vor einem Jahr) hatten sich in dem Monat neu bei der ADEM gemeldet, schreibt die Arbeitsagentur. Der Anteil an Personen mit vorübergehendem Schutz (Flüchtlinge aus der Ukraine) fällt mit 83 Personen nur wenig ins Gewicht.

Die Zahl der gebietsansässigen Arbeitssuchenden, die volles Arbeitslosengeld beziehen, ist innerhalb eines Jahres um 2.179 Personen (oder 26,9 Prozent) auf 10.272 gestiegen. Die Zahl der Empfänger einer beschäftigungsfördernden Maßnahme war derweil 4,5 Prozent höher als vor einem Jahr (4.455 Stellen).
Die vom Statec berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote stieg damit im Februar leicht, auf 5,6 Prozent. Im April 2023 hatte sie noch bei nur fünf Prozent gelegen. Mitte 2022 hatte sie einen Rekord-Tiefststand von 4,7 Prozent verzeichnet. In den Monaten Mai/Juni 2020 hatte sie mit 7 Prozent einen „Corona-Höchststand“ erreicht.

Von den eigenen Traumzahlen aus der Vergangenheit ist Luxemburg demnach sehr weit entfernt: Bis vor 1990 zählte das Land weniger als zwei Prozent Arbeitssuchende. Danach begann ein langsamer Anstieg. 2005 wurde die Vier-Prozent-Marke überschritten. Nach der Finanz- und Schuldenkrise beschleunigte sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit. 2009 wurden fünf Prozent gemessen.

Auch dass die Zahl der unbesetzten Stellen, die Arbeitgeber der ADEM gemeldet haben, weiter deutlich unter dem Niveau vom Vorjahr liegt, zeugt von der schwachen Konjunktur. Insgesamt 3.149 neue offene Stellen wurden gemeldet. Das sind 7,1 Prozent weniger als im Februar 2023. Es sind aber bereits mehr als im Vormonat. Die Zahl der verfügbaren Stellen beläuft sich zum Monatsende auf nur noch 7.725. Der Rückgang im Jahresvergleich beträgt somit 31,4 Prozent. Im Dezember 2022 hatte das Arbeitsamt noch fast 11.000 Stellengesuche in seinen Listen.

Deutlich geringeres Jobwachstum

Besonders betroffen von dem Rückgang sind die Bereiche Buchhaltung, Unternehmensberatung, Sekretariat, Verkauf und Marketing, Informatik, Transport und Logistik, Baugewerbe wie auch das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie der Freizeitbereich. Zwischen September 2021 und März 2023 lag die Zahl der bei der ADEM gemeldeten offenen Stellen konstant über der Marke von 10.000 Jobs.

Auch die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg wächst längst nicht mehr so schnell wie üblich. Laut Statec zählte das Land im Februar (saisonbereinigt) 516.383 Stellen. Wohl weniger als erwartet. Seit Ende 2023 wären somit nur 350 neue Stellen entstanden. Innerhalb der letzten zwölf Monate sind somit nur rund 5.500 neue Stellen entstanden – deutlich weniger als die üblichen „mehr als 1.000“ pro Monat. Im Juni 2022 war hierzulande die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden, die von 400.000 Jobs im Februar 2015.

Mit einer schnellen Umkehr der Situation auf dem Arbeitsmarkt wird derzeit nicht gerechnet. Laut den Prognosen für 2024, wie sie das statistische Institut vor einer Woche der Commission Finance et Budget vorgestellt hatte, erwartet Statec zwar eine positive Wachstumsrate, doch einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote auf 5,9 Prozent. Auch die Jobwachstumsrate soll im laufenden Jahr auf 1,3 Prozent zurückgehen. Bis 2028 soll sie dann wieder auf 2,5 Prozent zulegen – und die Arbeitslosenquote auf 5,5 Prozent fallen.

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