Multi-SportAlle Augen auf München: 2. Auflage der European Championships mit 20 Luxemburger Sportlern

Multi-Sport / Alle Augen auf München: 2. Auflage der European Championships mit 20 Luxemburger Sportlern
Nach ihrer Bronzemedaille bei der WM 2021 in Houston zählen Ni Xia Lian und Sarah De Nutte im Damen-Doppel in München zum Favoritenkreis Archivbild: Manfred Schillings

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50 Jahre nach den Olympischen Spielen in München wird die bayrische Hauptstadt ab Donnerstag wieder Austragungsort eines großen Multisportevents sein: der European Championships, die nach ihrer Premiere vor vier Jahren in Glasgow und Berlin in die zweite Runde gehen werden. Aus Luxemburger Sicht werden 20 Sportler in München im Einsatz sein.

Idee und Konzept: Dass gleich mehrere Sportarten ihre Europameisterschaften in der Form eines Multisportevents austragen, geht auf eine Idee der beiden Marketing-Experten Marc Jörg und Paul Bristow zurück. Sie gründeten auch das European Championships Management. Der Schweizer Jörg war von 1996 bis 2000 etwa Marketingdirektor der UEFA und z.B. mitverantwortlich für die Weiterentwicklung der Champions League. Ziel der European Championships ist es, durch eine gemeinsame Organisation an einem gemeinsamen Ort attraktiver für Zuschauer und somit auch die Medien und eine Fernsehübertragung zu werden. Etwas, das für Europameisterschaften, vor allem von kleineren Sportarten, als Einzel-EM wesentlich schwieriger ist, diese finden somit auch kaum den Weg ins Hauptprogramm. Als Multisportevent sind die Europameisterschaften einfacher zu vermarkten und erhalten somit auch deutlich mehr Visibilität, wie die erste Auflage in Glasgow und Berlin zeigte. Nicht zu verwechseln sind die European Championships übrigens mit den European Games, die ihre Premiere 2015 in Baku feierten und nach Minsk 2019 im kommenden Jahr in Krakau in eine weitere Runde gehen werden. Diese werden von den Europäischen Olympischen Komitees und nicht von den einzelnen Dachverbänden organisiert.

Sportarten: In neun Sportarten wird in München um die Europameistertitel gekämpft: Beachvolleyball, Kanu-Rennsport, Klettern, Leichtathletik, Radsport, Rudern, Tischtennis, Triathlon und Turnen. Im Gegensatz zu der Premiere vor vier Jahren in Glasgow ist das Schwimmen 2022 kein Teil der Championships. Die Europameisterschaft findet jedoch zum gleichen Zeitpunkt wie die Wettkämpfe in der bayrischen Hauptstadt in Rom statt. Ein Grund für das Fehlen einer der populärsten Sportarten ist die Olympia-Schwimmhalle in München. In dieser stehen nur acht anstatt der verlangten zehn Bahnen zur Verfügung. Ein neues Schwimmbecken hätte laut den Organisatoren die Kosten gesprengt. Ein integraler Bestandteil ist dieses Mal jedoch eine andere der sogenannten Hauptsportarten, die auch für reichlich Zuschauerinteresse sorgen dürfte, nämlich die Leichtathletik. Vor vier Jahren war diese zwar ebenfalls im Programm der European Championships, fand jedoch nicht in Glasgow, sondern in Berlin statt. Neu im Programm sind in München derweil Beachvolleyball, Kanu-Rennsport, Klettern und Tischtennis, neben dem Schwimmen fehlt im Vergleich zur Premiere hingegen Golf.

Entscheidungen: An jedem der elf Wettkampftage werden Entscheidungen fallen, angefangen mit dem Mehrkampf im Kunstturnen der Frauen, die ihre neue Titelträgerin schon direkt zum Auftakt am Donnerstag küren. Insgesamt geht es in München um 177 Goldmedaillen, um die rund 4.700 Sportler kämpfen werden.

Der Austragungsort: Nachhaltigkeit soll ein wesentlicher Bestandteil der European Championships sein. Primär werden in München die Sportstätten genutzt, die vor 50 Jahren für die Olympischen Spiele 1972 errichtet wurden. Im Zentrum steht das Olympiastadion, in dem die Leichtathletik-Wettbewerbe stattfinden. Die Entscheidungen im Gehen und Marathon werden in der Münchner Innenstadt ausgetragen, im Olympiapark finden außerdem Triathlon, BMX-Freestyle und Mountainbike statt. Für die Bahnrad-EM wird in der Münchner Messe eine Bahn errichtet, die Straßenrad-EM führt die Athletinnen und Athleten vom Münchner Umland ins Zentrum. Die Kanu- und Ruder-Sportler werden auf der für Olympia 1972 errichteten Regattastrecke in Oberschleißheim zu Hause sein, während die Beachvolleyball- und Kletter-EM auf dem Königsplatz im Zentrum stattfinden. Die Tischtennis-Wettkämpfe werden in der Rudi-Sedlmayer-Halle ausgetragen, dort wo der Basketballverein Bayern München seine Heimspiele austrägt.

Fernsehübertragung: ARD und ZDF übertragen im Wechsel den Großteil der Wettkämpfe live im TV und im Stream. Die Übertragungen starten oft schon morgens und laufen bis zu 14 Stunden im von Olympischen Spielen bekannten Konferenzformat. Zudem zeigt Eurosport die Radsport-Wettbewerbe im TV und Stream und vom 16. bis 22. August eine tägliche (8.30 Uhr) Zusammenfassung der Leichtathletik-Wettkämpfe.

Zukunft: Eine dritte Auflage der European Championships soll vom 30. Juli bis zum 9. August 2026 über die Bühne gehen, wo sie stattfinden wird, steht zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht fest. Seit Mai läuft das Meldeverfahren für interessierte Städte. Die Verantwortlichen erhoffen sich erneut zwischen sieben und zehn Sportverbände, die in diesem Rahmen gemeinsam ihre Europameisterschaften organisieren werden. Der europäische Schwimmverband hat bereits Interesse verkündet, nach dem Fehlen 2022 wieder dabei sein zu wollen. Die Leichtathleten dürften 2026 jedoch fehlen, Birmingham und Budapest sind derzeit im Rennen für die Austragung der EM, die nicht mehr im Rahmen des Multisportevents stattfinden soll.

In Deutschland erhofft man sich derweil, dass das Interesse an einem weiteren Multisportevent nach den Wettkämpfen in München steigen wird. Von erfolgreichen European Championships in München erhofft sich DOSB-Chef Thomas Weikert Rückenwind für einen neuen Anlauf auf Olympische Spiele in Deutschland. Das Beispiel München kann auch dazu beitragen, Akzeptanz und Zustimmung für das Thema Olympia in unserem Land zu stärken, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds. Laut Weikert zeigt das Erbe der Sommerspiele 1972 mit dem Olympiapark auch beispielhaft, wie eine erneute Bewerbung gelingen könne.

Die Luxemburger Starter: Nicht weniger als 20 luxemburgische Sportler werden in den elf Wettkampftagen in München im Einsatz sein. Als erste Starterin wird die Kunstturnerin Céleste Mordenti direkt am Donnerstag, dem Eröffnungstag, antreten, wenn sie in die Mehrkampfqualifikation starten wird. Erstmals bei Europameisterschaften wird die FLGym auch mit einem kompletten Team bei den Junioren am Start sein, die Mannschaft um Quentin Brandenburger wird erst am Ende der zweiten Wettkampfwoche antreten.

Der Leichtathletikverband FLA ist mit seiner größten Delegation der rezenten Vergangenheit in München am Start. Los geht es hier mit den Wettbewerben am kommenden Montag, wenn mit Kugelstoßer Bob Bertemes, Sprinterin Patrizia van der Weken und Charel Grethen gleich drei Athleten ihre Qualifikation bzw. Vorläufe bestreiten werden. Hürdensprinterin Victoria Rausch ist derweil erst am letzten Samstag im Einsatz.

Im Radsport werden neben Christine Majerus bei den Damen Landesmeister Colin Heiderscheid sowie Cédric Pries jeweils das Straßenrennen in Angriff nehmen. Im Triathlon treten derweil Bob Haller sowie Nachwuchstalent Lucas Cambresy an. Jeanne Lehair ist nach ihrem Nationenwechsel bei der EM noch nicht für Luxemburg startberechtigt, sie tritt in München unter neutraler Flagge an. Doch auch für die gebürtige Französin sind die Championships von Bedeutung, denn die Punkte, die sie hier holt, kann sie hinsichtlich des Olympia-Rankings später mitnehmen. Die 26-Jährige wird voraussichtlich ab November auf internationalem Parkett offiziell für das Großherzogtum antreten dürfen.

Die größten Hoffnungen auf eine Medaille darf man sich beim Tischtennisverband machen, der mit dem Damen-Doppel Ni Xia Lian und Sarah De Nutte die Nummer eins der Europarangliste ins Rennen schicken wird. Nicht zuletzt nach der Bronzemedaille bei der WM im letzten Jahr in Houston dürfte man in das Duo schon hohe Erwartungen setzen. Es ist auch die FLTT, die quantitativ gesehen die stärkste luxemburgische Delegation in der bayrischen Hauptstadt am Start hat. Neben dem bestbekannten Duo sind auch noch Ariel Barbosa und Tessy Gonderinger sowie Eric Glod und Luka Mladenovic bei der EM im Einsatz. Dies in den Doppeln, den Mixed-Doppeln und im Einzelwettbewerb. 

Die Luxemburger Sportler

Kunsturnen (5): Céleste Mordenti, Quentin Brandenburger, Ronan Foley, Mathis Kayser, Joy Palermo
Leichtathletik (4): Victoria Rausch, Patrizia van der Weken, Bob Bertemes, Charel Grethen
Radsport (3): Christine Majerus, Colin Heiderscheid, Cédric Pries
Tischtennis (6): Ariel Barbosa, Sarah De Nutte, Tessy Gonderinger, Ni Xia Lian, Eric Glod, Luka Mladenovic
Triathlon (2): Lucas Cambresy, Bob Haller